In der Nacht vom 9. auf den 10. Februar fand das wichtigste Filmereignis des Jahres statt – die Preisverleihung der Oscar-Preisträger der Academy of Motion Picture Arts and Sciences (AMPAS). Der berühmte US-amerikanische Filmemacher David Fincher dreht jetzt den Film „Mank“ über das Schicksal des Oscar-Preisträgers und deutsch-amerikanischen Drehbuchautors Herman Jacob Mankiewicz mit Gary Oldman in der Hauptrolle, der dieses Jahr herausgebracht wird. Am Hollywood-Filmprojekt nahm die russlanddeutsche Schauspielerin Monika Gossmann teil. Die Schauspielerin und Regisseurin teilte ihre Eindrücke von ihrer neuen Arbeit mit den Lesern des Portals „RusDeutsch“.
Sie spielen eine der Rollen in David Finchers neuem Film „Mank“. Wie sind Sie zu diesem Projekt gekommen?
Es war ein Standardprozess. Ich habe einfach an dem normalen Casting teilgenommen. Mein amerikanischer Agent hat meine Schauspielproben verschickt und schließlich haben wir uns persönlich mit David Fincher über Skype unterhalten. Er hat mich für die Rolle einer Deutschen, Fräulein Frida, gecastet.
Erzählen Sie uns etwas über Ihre Rolle.
Die Handlung des Films basiert auf realen Ereignissen und erzählt vom Hollywood-Drehbuchautor Herman Mankiewicz, der das Drehbuch für den Film „Citizen Kane“ geschrieben hat. Er war ein deutscher Jude und rettete während des Krieges hunderten Deutschen das Leben, indem er sie nach Amerika übersiedelte. Meine Heldin ist eine von ihnen. Sie wurde Freundin und Krankenschwester des Helden, kümmert sich um ihn und ist eine emotionale und körperliche Unterstützung.
Was sind Ihre Eindrücke von der Arbeit mit David Fincher und Gary Oldman?
David Fincher ist ein absolutes Genie, er kann fünf oder sechs Dinge gleichzeitig machen, seine Aufmerksamkeit auf ganz verschiedene Sachen richten und ein allgemeines Gefühl erzeugen, in dem jeder zu 100 Prozent Leistung bringt. Dies ist der Hauptunterschied zu anderen Regisseuren: Er fühlt das Spiel jedes Schauspielers, kennt alle Zeilen im Drehbuch und kann subtil etwas vorschlagen. Es kann passieren, dass er viele Einstellungen macht, eine Szene bis zu 80 Mal wiederholt, bis er genau das gewünschte Ergebnis erreicht. Wenn Sie ein Theaterschauspieler sind, dann genießen Sie diesen Prozess, weil Sie die Möglichkeit haben, sich anzupassen, um maximale Ergebnisse zu erzielen.
Ich war sehr erfreut Gary Oldman kennenzulernen und mit ihm zu arbeiten. Er ist ein sehr ruhiger Mensch, ohne Anzeichen von Starallüren gegenüber seinen Kollegen. Und er versucht immer, eine gute Arbeitsatmosphäre für alle zu schaffen.
Welche Erfahrungen haben Sie als Regisseurin für sich gesammelt? Was ist Ihnen am stärksten in Erinnerung geblieben?
Ich habe von Fincher gelernt, das gewünschte Ergebnis zu erzielen und keine Kompromisse einzugehen, was häufig unter dem Einfluss bestimmter Umstände erforderlich ist. Ich würde lieber einen Tag, zwei, drei oder mehr für die Arbeit aufbringen, aber bekomme trotzdem, was ich will. Das Zusammenspiel von Regisseur und Schauspieler ist eine subtile Sache. Nicht jeder Regisseur fühlt den Schauspieler und umgekehrt.
Bei der Arbeit mit David Fincher hatte ich das Gefühl, dass die Zusammenarbeit erfolgreich war. Wenn Sie eine Szene mehrmals wiederholen, können Sie sich von allen möglichen Klammern lösen, und profitieren von dieser Freiheit.
Was bedeutet Ihrer Meinung nach das amerikanische Filmemachen für die europäischen Schauspieler?
Ich denke, dass es unmöglich ist, den Unterschied zwischen Europa und Amerika festzustellen. Es hängt alles vom Regisseur und der Persönlichkeit ab, egal wo Sie filmen, in Amerika, Europa, Russland oder Deutschland. Es scheint mir, dass bei Fincher alles für maximale Arbeit mit gegenseitigem Respekt für einander und für das Ergebnis eingerichtet ist. Das kann man nicht überall finden.
Welche Ihre Lieblingsfilme würden Sie unseren Lesern empfehlen?
Ich würde sechs meiner Lieblingsfilme empfehlen. Dies sind „Der Pate“ (Originaltitel „The Godfather“) von Francis Ford Coppola, „Fight Club“ und „Seven“ von David Fincher, die französische Tragikomödie „1+1“ („Ziemlich beste Freunde“, Originaltitel „Intouchables“) von Olivier Nakache und Éric Toledano, „Amadeus“ von Miloš Forman und natürlich „Ein Mann und eine Frau“ (Originaltitel: „Un homme et une femme“) von Claude Lelouch.
Zur Person:
Monika Gossmann ist eine russlanddeutsche Theater- und Filmschauspielerin, Choreografin und Regisseurin, geboren in Alma-Ata (Kasachstan). Ihre Vorfahren wohnten an der Wolga in der Ukraine. Mit 6 Jahren zog sie mit ihren Eltern nach Deutschland.
2007 absolvierte sie ein Studium Kunsttheater in Moskau. Dort spielte sie auf der Bühne und arbeitete auch als Schauspielerin und Regisseurin in Theatern in Deutschland. Sie spielte in den Filmen „Küstenwache“, „George“, „Optimist“ und vielen anderen. Sie war an der Synchronisation des deutsch- russischen Films „Der Pinguin unserer Zeit“ (Produzent Alexei Guskow) beteiligt und spielte auch eine der Rollen in der historischen Serie „Ekaterina“.
Monika Gossmann ist Professorin für Schauspiel an der University of Florida (UF) und der New York University.
2019 wurde sie Autorin und Regisseurin des Stücks „Humboldt. Was die Welt im Innersten zusammenhält“, gewidmet dem 250. Jahrestag des großen deutschen Wissenschaftlers Alexander von Humboldt. Das deutsch-russische Theaterprojekt wurde vom Internationalen Verband der deutschen Kultur mit Unterstützung der deutschen Botschaft in Russland und in Zusammenarbeit mit der Stiftung „Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland“ und dem Humboldt-Kulturforum Schloss Goldkronach e.V. vorbereitet.