In Moskau wurden die herausragenden Deutschen Russlands ausgezeichnet

Am 28. November fand die feierliche Preisverleihung des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2020“ statt. In diesem Jahr feierte der Wettbewerb sein zehnjähriges Bestehen und fand erstmals online in einer Live-Übertragung aus dem Deutsch-Russischen Haus in Moskau statt.

Die Preisträger des Wettbewerbs, welcher jährlich vom Internationalen Verband der deutschen Kultur und der Föderalen national-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen veranstaltet wird, sind Russlanddeutsche, die sich vorbildlich in den Bereichen Kunst, Wissenschaft, Pädagogik und Sport sowie für die Annäherung von Menschen, Generationen und ganzen Ländern einsetzen.

In den zehn Jahren seines Bestehens nahmen insgesamt 117 Personen teil; 66 Russlanddeutsche aus 20 Regionen Russlands wurden Preisträger. Im Jahr 2020 nahm eine Rekordzahl von 26.831 Menschen an der offenen Abstimmung zur Unterstützung der Nominierten teil.

Aufgrund der aktuellen Situation mit der Coronavirus-Pandemie fand die Jubiläumszeremonie erstmals in einem für diese Veranstaltung ungewöhnlichem Online-Format statt. Dies minderte jedoch in keiner Weise ihre Bedeutung, sondern ermöglichte es im Gegenteil, ein noch größeres Publikum zu erreichen. Durch die Verbindung zur Online-Übertragung auf der offiziellen Website des Wettbewerbs konnte jeder auf der ganzen Welt die Preisverleihung in Echtzeit verfolgen.

„Alles begann im Jahr 2010. Die Idee des Wettbewerbs erschien zusammen mit dem passenden Titel ‚Russlands herausragende Deutsche‘“, erzählt Olga Martens, die erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. „Seit zehn Jahren ist der Wettbewerb zu einem wichtigen Ereignis im Leben der Russlanddeutschen geworden.

Mit diesem Wettbewerb gewinnen wir den guten Namen unseres Volkes zurück. Mit diesem Wettbewerb ehren wir würdige Vertreter unseres Volkes, die einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung unseres Landes geleistet haben. Mit diesem Wettbewerb bilden wir vor allem für junge Menschen eine positive Identität, denn sie haben jemanden, zu dem sie aufschauen können.

Die Zeremonie des Wettbewerbs selbst wurde zu einer Großveranstaltung im Großen Palast des Museumsreservats „Zarizyno“ in Moskau. Das Jahr 2020 hat seine eigenen Korrekturen vorgenommen. Wir können uns nicht persönlich treffen und somit kommunizieren wir über einen Bildschirm, aber das schmälert nicht die Bedeutung unseres Treffens. Ich bedanke mich bei allen, die an der Vorbereitung des Wettbewerbs und der Abstimmung teilnahmen. Vor allem bei dem Team des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. Ich hoffe sehr, dass wir uns im Jahr 2021 treffen, uns umarmen, uns gegenseitig Gesundheit wünschen und das 30-jährige Bestehen des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur feiern können“.

Der diesjährige Ehrentitel wurde verliehen an: Albert Lihanow, Akademiker des russischen Schriftstellerverbandes und Schriftsteller (Nominierung im Bereich der Wissenschaft, benannt nach B. Rauschenbach); Elena Tschaikowskaja, Eiskunstlauftrainerin (Nominierung im Bereich des Sports, benannt nach R. Pflugfelder); Jakow Penner, Gründer des unterhaltenden Volksorchesters für Kinder des Dorfes Kubanka (Nominierung im Bereich der Kunst, benannt nach A. German); Georgij Klassen, Vorsitzender des Interregionalen Koordinierungsrates der Deutschen in Westsibirien (Nominierung im Bereich des Zivilen Engagements, benannt nach A. Karl); Jelisaweta Steffen, Deutschlehrerin (Nominierung im Bereich der Bildung, benannt nach V. Klein); und Viktor Schmidt, Wirtschaftswissenschaftler (Sondernominierung „Für den Beitrag zur Erhaltung der historischen und kulturellen Erinnerung der Russlanddeutschen“).

Vertreter der staatlichen Strukturen Russlands und Deutschlands begrüßten die Teilnehmer und Organisatoren per Video.

„Es ist mir eine große Freude, Sie heute anlässlich dieser Preisverleihung als Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten ganz herzlich begrüßen zu dürfen“, sagte Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten.

Bereits seit 10 Jahren wird dieser Wettbewerb vom Internationalen Verband der deutschen Kultur ausgerichtet. Ich bin sehr froh darüber, dass der Wettbewerb seit vielen Jahren durch die Förderung der deutschen Bundesregierung stattfinden kann.

Der Beauftragte betonte auch die besondere Bedeutung der Durchführung des Wettbewerbs in dieser schwierigen Zeit und stellte fest, dass digitale Veranstaltungen neue Möglichkeiten bieten, einschließlich der Unterstützung bei der Gewinnung eines neuen Publikums.

Der deutsche Botschafter in Russland, Géza Andreas von Geyr, sprach über den Beitrag der ethnischen Deutschen zu verschiedenen Lebensbereichen in der russischen Gesellschaft und die Bildung eines positiven Bildes der deutschen ethnischen Minderheit. Der Leiter der diplomatischen Vertretung äußerte sich auch positiv über die Aktivitäten des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Deutsch-Russischen Jahres.

„Die deutsche Minderheit spielt seit über drei Jahrhunderten eine wichtige Rolle als engagierter, gestaltender Teil der russischen Gesellschaft wie in der Kultur, Bildung, Wissenschaft, Wirtschaft und auch in der Forschung und Politik. Eigentlich in allen Lebensbereichen.

Sie, verehrte Preisträger, zeigen, wie gut die deutsche Minderheit sowohl in der russischen Mehrheitsgesellschaft integriert ist als auch wie gut sie sich ihrer deutschen kulturellen Identität bewusst ist.

Dieser kulturell-gesellschaftliche Brückenschlag ihres Engagements ist unschätzbar wichtig. Es ist ein sehr menschlicher Brückenschlag.

Die Förderung von intensiven Beziehungen und Verbindungen zwischen unseren Ländern und den Menschen in Russland und Deutschland ist auch Thema des Deutschlandjahres, das im September begonnen hat. Ich freue mich sehr, dass der Internationaler Verband der deutschen Kultur sich mit vielen eigenen Projekten auch am Deutschlandjahr beteiligt. Auch die Russlanddeutschen sind Teil des Deutschlandjahres“.

„Der Wettbewerb war nicht nur für Russlanddeutsche, sondern auch für die gesamte multiethnische russische Gesellschaft ein wichtiges Ereignis“, sagte Igor Barinow, Leiter der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten und Co-Präsident der Zwischenstaatlichen Deutsch-Russischen Kommission für die Probleme der Russlanddeutschen.

Heute zeichnen wir die Preisträger aus, die in verschiedenen Teilen unseres riesigen Landes leben und deren Leistungen ein würdiges Beispiel und einen Orientierungspunkt für die junge Generation und jeden von uns darstellen.

Ich bin sicher, dass der Gesamtrussische Wettbewerb ‚Russlands herausragende Deutsche‘ die Stärkung der Solidarität und der guten Nachbarschaft zwischen den Völkern Russlands, die Erhaltung der einzigartigen historischen Traditionen, das Traditionsbewusstsein der Generationen, die Erreichung des interethnischen Friedens und der Harmonie sowie die Erweiterung der deutsch-russischen Zusammenarbeit fördert“.

Dieser Wettbewerb verherrlichte die wichtigen Namen der Töchter und Söhne unseres Vaterlandes. Erfolgreiche Schauspieler, Fußballspieler, Ingenieure, Wissenschaftler und Ärzte, und natürlich, wenn wir über Russlands herausragende Deutsche sprechen, sind wir uns sehr wohl bewusst, dass die Beziehung zwischen russischer und deutscher Kultur innerhalb der russischen Geschichte ein Teil unseres Lebens ist.

„Dies ist eine sehr wichtige und ungewöhnlich fruchtbare Komponente. Sie wurde kein einziges Mal von den zwei tragischen Kriegen überschattet, welche die schwerste Geschichte des zwanzigsten Jahrhunderts prägten. Und heute sind wir froh, dass dieser Wettbewerb ein sehr wichtiger Teil des Lebens der Russlanddeutschen geworden ist“, sagte Michail Schwydkoj, Sonderbeauftragter des Präsidenten der Russischen Föderation für internationale kulturelle Zusammenarbeit, in einer Videobotschaft.

Auch wurden Videobotschaften von den Preisträgern des Gesamtrussischen Wettbewerbs aufgenommen.

Albert Lihanow, der Preisträger der Nominierung im Bereich der Wissenschaft, die nach B. Rauschenbach benannt ist, sprach über seine aufmerksame Einstellung zu den deutschen Wurzeln.

„In unserem Haus befinden sich zwei Porträts, die 1860 von dem polnischen Künstler italienischer Herkunft Michał Elwiro Andriolli gemalt wurden. Diese Porträts zeigen meine Urgroßmutter und ihre Zwillingsschwester.

Meine Urgroßmutter hieß Elena Gebert und ihre Schwester Augusta. Beide hatten eine deutsche Herkunft und wurden in Kasan geboren. Meine Urgroßmutter lebte 40 Jahre und in dieser Zeit brachte sie fünf Kinder zur Welt. Einer von ihnen ist mein Großvater Nikolai. Somit habe ich ein Achtel deutsches Blut.

Aber diese Porträts, die im Besitz unserer Familie sind, lassen uns immer an die Geschichte zweier deutscher Frauen denken, die nie in Deutschland waren. Mein erstes Buch schrieb ich auf der Grundlage dieses Porträts“.

Der Schriftsteller sagte, dass eines seiner Bücher „Täuschung in Russisch“, das zu Sowjetzeiten in Deutschland veröffentlicht wurde, von dem deutschen Schriftsteller und Übersetzer Hans Baumann übersetzt wurde.

„Dies ist ein Mann, der gegen uns gekämpft hat, gefangen genommen wurde, seine volle Zeit abgesessen hat und als anderer Mensch zurückgekehrt ist. Wir freundeten uns an und trafen uns in Stuttgart und München. Leider ist er nicht mehr unter uns und ich möchte diese Gelegenheit nutzen und mich vor diesem Mann verneigen. Er ist einer der wichtigsten Menschen der deutschen Literatur und Kultur“.

Die deutschen Vorfahren von Elena Tschaikowskaja, einer weiteren Preisträgerin der Nominierung im Bereich des Sports, die nach Rudolf Rauschenbach benannt ist, kamen auf Einladung von Peter dem Großen nach Russland.

„Wenn über deutsche Wurzeln gesprochen wird, dann haben immer zwei Seiten in mir gekämpft. Die Russische ist von meinem Vater. Von ihr kommt die Freiheit, der Durchbruch, die Kunst und die Musik. Absolute Methodik, Systematik und Genauigkeit stammt wahrscheinlich von der deutschen Herkunft meiner Mutter. Ich bin sehr glücklich darüber. Ich glaube, es war diese Seite meiner Verwandtschaft, die mich organisiert und zu einigen ernsthaften Ergebnissen geführt hat.

Für mich ist diese Auszeichnung ein sehr wichtiger Moment in meinem Leben. Denn all die Jahre war meine deutsche Herkunft verborgen und ich bin sehr froh darüber, dass diese Auszeichnung mich erreicht hat.

Ich bin gerührt und ich verstehe die Verantwortung, nachdem sie mir überreicht wurde. Natürlich gratuliere ich allen PreisträgerInnen dieses Wettbewerbs, die, wie ich glaube, die gleichen Gefühle haben wie ich: das Gefühl des Stolzes, der Dankbarkeit, der Verantwortung und des Jubels, denn dies ist eine ernsthafte Auszeichnung und eine ernsthafte Würdigung meiner Person, die einige wichtige Ergebnisse erzielt hat“.

Jakow Penner, Preisträger der Nominierung im Bereich der Kunst, die nach Anna German benannt ist, bedankte sich besonders bei den Anhängern des Volksorchesters für ihre Unterstützung.

„Meine Auszeichnung ist eine großartige Arbeit des gesamten Orchesters, das ich leite.

Und natürlich einen großen Dank an unsere Anhänger in Russland und Deutschland für die Unterstützung, die sie mir bei der Abstimmung gegeben haben.

Ich hoffe, die Pandemie ist bald vorbei und dass das Orchester sie wieder mit seinen Werken in den gewohnten Konzertstätten erfreuen wird“.

Jakow Penner beendete seine Ansprache mit den Worten des Helden des berühmten sowjetischen Films „Erfahrene Hasen des Geschwaders“: „Alles kommt und geht, aber die Musik bleibt ewig“.

Die besondere Auszeichnung des Wettbewerbs „Name des Volkes“ wird im Gedenken an herausragende Persönlichkeiten aus dem Kreis der Russlanddeutschen verliehen, die heute nicht mehr unter uns weilen.

In diesem Jahr wurde der Ehrentitel an Andrej Lipgart, den sowjetischen Konstrukteur und den Verdienten Wissenschaftler und Techniker der RSFSR sowie an Leon Schmidt, den Vorsitzenden der deutschen Gesellschaft „Wiedergeburt“ in Orsk verliehen.

Traditionell wird die Auszeichnung an die Verwandten der Preisträger verliehen.

„Dank dieses Wettbewerbs kennt die breite Öffentlichkeit der Russlanddeutschen die Namen ihrer Führungspersonen“, sagt Leon Schmidts Frau Lilija Maier. „So eine Führungsperson war ohne Zweifel Leon Schmidt“.

Wo auch immer er arbeitete. Er arbeitete sich vom einfachen Assistenten zum Chefingenieur einer Erdölraffinerie (Orsknefteorgsintes) hoch. Was auch immer er tat, der Erfolg war gesichert.

„Ich danke den Organisatoren des Wettbewerbs für die Auszeichnung. Dafür, dass der Name unseres Vaters Leon Schmidt unter solch würdigen Namen Russlanddeutscher erklingt. Ich glaube, dass seine Arbeit, in die er seine Kraft und Seele investierte, dank seiner MitstreiterInnen gedeihen und sich entwickeln wird“, sagte die Tochter des Preisträgers, Tatjana Batschurina-Schmidt.

Alle Preisträger wurden mit exklusiven persönlichen Ziertellern mit galvanischer Vergoldung ausgezeichnet, die in der Werkstatt für dekorative und angewandte Kunst „LiK“ in Slatoust unter der Leitung der Verdienten Künstlerin der Russischen Föderation Nina Lochtatschjowa geschaffen wurden, und erhielten Geschenke von Partnern des Wettbewerbs: eine einzigartige Sammlung von Märchen des berühmten deutschen Chirurgen und Militärarztes Richard von Volkmann des Verlags „Alavastr“ sowie Wein der Marke „ARISTOV“ von der Firma „Kuban-wino“.

Im Rahmen der Zeremonie fanden Live-Übertragungen von Deutsch-Russischen Häusern sowie Kultur- und Geschäftszentren in Nowosibirsk, Omsk, Tomsk, Barnaul und Kaliningrad statt.

Nicht nur die diesjährigen Gewinner, sondern auch die Preisträger der vergangenen Jahre, wie die Olympiasiegerin im Basketball Irina Minch, die Verdiente Lehrerin der Russischen Föderation Elisaweta Graf und der Chirurg der höchsten Kategorie Wladimir Beitinger, äußerten ihre herzlichen Grüße und Dankbarkeit.

Die Gastgeberin der Zeremonie, Swetlana Belskaja, teilte ihre Eindrücke mit:

„Die Eindrücke der Zeremonie sind unbeschreiblich. Zuerst schien es mir, dass es nicht so eindrucksvoll sein würde. Es ist einfach was ganz Anderes, wenn wir uns dem Publikum zuwenden und die Emotionen der Preisträger sehen, die sich bedanken, wenn ihnen die Zierteller überreicht werden.

Ich dachte, dass die Emotionen dieses Mal nicht so stark sein werden. Falsch gedacht! Denn selbst das Videoformat lässt uns diese Emotionen sehen. Wir lassen uns von den Preisträgern energisch aufladen, die alle grüßen und mit uns kommunizieren, und wir spüren ihre Anwesenheit hier bei der Zeremonie auf die gleiche Weise, wie es „in echt“ wäre.

Aber trotzdem möchten wir, dass es nächstes Jahr offline stattfindet. Ich bin sehr stolz darauf, Russlanddeutsche zu sein. Dies wusste ich schon seit der Kindheit und habe immer mit Stolz darüber gesprochen. In der Schule wählte ich sofort die deutsche Sprache. Außerdem habe ich eine pädagogische Ausbildung – ich bin Deutschlehrerin. Meine Kinder besuchen auch eine für die deutsche Sprache spezialisierte Schule. Ich unterstütze alle deutschen Traditionen, da es für mich von besonderer Bedeutung ist“.

Besondere Gäste der Zeremonie waren der Komponist Kirill Richter, der Gewinner der Show „The Voice Kids“ Rutger Garecht, die Sängerin und Fernsehmoderatorin Irina Ortman, die Theater- und Filmschauspielerin Juliana Grebe und das Ensemble High Time.

„Die Idee des Wettbewerbs finde ich gut, da ich selbst ein Russlanddeutscher väterlicherseits bin“, so Rutger Garecht. „Deshalb kriegt dieses Projekt meine volle Unterstützung. Was deutsche Eigenschaften betrifft, bin ich bis zu einem gewissen Grad ein Perfektionist“.

Bei der Zeremonie sang der junge Sänger aus Orenburg das Lied „Samoljot“ zur Musik des Komponisten Roman Artjuhow.

Alle Lieder, die ich singe, handeln von mir. Ich singe gerne aus dem Herzen und dazu noch die Wahrheit. Ich singe über mein Leben.

Der Pianist und Komponist Kirill Richter stellte seine Komposition „In Memoriam“ vor. „Die Familie meiner Großmutter kam nach Russland. Heute ist es das Gebiet Belgorod“, erzählt der Musiker die Geschichte seiner Familie.

Während des Großen Vaterländischen Krieges unterzog sich meine Großmutter schweren Torturen, aber sie schaffte es, zu überleben. Ihr Vater wurde verfolgt und kam in das Zwangsarbeitslager in Samara. Ihre Mutter starb während des Krieges.

Meine Großmutter brachte zwei wunderbare Töchter zur Welt: meine Mutter und meine Tante. Ihr Vater war in finanzielle Angelegenheiten involviert und war auch Musiker – er spielte Klarinette. Er war der einzige Musiker in unserer Verwandtschaft, den ich kannte. Im vergangenen Jahr haben wir in der Schweiz sechs Aufführungen meines Werkes ‚Russisches Requiem‘ aufgeführt, das meinem Urgroßvater und allen Opfern des Gulags gewidmet ist. Es war ein sehr großes Ereignis für mich“.

„In Memoriam ist eine eher traurige Komposition. Sie ist all denen gewidmet, die wir einst liebten und die nicht mehr unter uns weilen und ich bitte immer darum, an diese Menschen zu denken“.

Juliana Grebe, Schauspielerin des Moskauer Theaters von Oleg Tabakow, führte ein Werk des Dichters, Übersetzers und Memoirenschreibers Afanassi Fet auf.

„Eine Russlanddeutsche zu sein, ist ein untrennbarer Teil von mir. Ich kenne die Geschichte meiner Familie, meine Wurzeln, und im Laufe meines Lebens lerne ich immer mehr darüber und beschäftige mich mit den Archiven.

Je älter man wird, desto mehr nimmt man die charakteristischen deutschen Merkmale wahr. Es ist die Penibilität sowie die Liebe zur Ordnung und Einfachheit.

Die Geschichte der Russlanddeutschen ist seit vielen Jahrhunderten mit der Geschichte und Kultur des russischen Volkes verbunden. Die Kombination aus Russisch und Deutsch verleiht besondere Charakterzüge.

Mein Nachname stammt von meinem Großvater, der Wolgadeutscher aus dem Dorf Zürich war. Die Stadt Engels, in der wir leben, verfügt über ein Archiv und wir sammeln alle möglichen Materialien zu unserem Stammbaum“.

Irina Ortman, Finalistin des Projekts „Fabrika swjosd-3“, sang bei der Zeremonie das berührende und lyrische Lied „Skutschat“ ihres Vaters Viktor Ortman.

„Der Name der Auszeichnung ‚Russlands herausragende Deutsche‘ klingt ehrenvoll und hochachtungsvoll. Ich fühle mich geehrt, ein Teil davon zu sein. Ich bin sehr stolz darauf, dass ich zu den Russlanddeutschen gehöre, obwohl ich als Kind schwierige Phasen durchmachte.

Ich musste mich der Grausamkeit gegenüber unserer Nationalität stellen. Kinder in der Schule versuchten, mich zu verletzen und nannten mich sogar eine ‚Faschistin‘. Ich weinte und wandte mich an meine Großmutter.

Sie gehört zu den verfolgten Wolgadeutschen. Mein Vater ist Arier und meine Mutter halb Deutsche. Gott sei Dank haben sich die Zeiten geändert. Als ich meinen ersten Reisepass erhielt, bat ich darum, in das Feld ‚Nationalität‘ ‚Deutsch‘ zu schreiben. Schade ist nur, dass die Pässe jetzt ein anderes Format haben.

Meine Großmutter lebt jetzt in Bremen. Wir haben eine sehr große Familie mit vielen Kindern. Meine Großeltern haben sechs Kinder, 25 Enkelkinder und 31 Urenkel.

Ich lernte Deutsch, als ich noch als Kind in Kasachstan lebte. In der Familie sprachen wir jedoch hauptsächlich Russisch. Meine Großeltern sprachen nur dann Deutsch, als sie sich gestritten haben, damit wir nichts verstehen“.

Ortman ist ein sehr schöner Familienname. Viele dachten sogar, dass es ein Pseudonym ist, und dies glauben einige immer noch. Mein Großvater ist vor 20 Jahren gestorben und ich habe ihm folgendes vor seinem Tod versprochen: ‚Großvater, ich werde deinen Namen verherrlichen, und du wirst stolz auf mich sein‘“.

Zu Ehren des zehnjährigen Jubiläums des Wettbewerbs wartete auf die Zuschauer der Zeremonie „Russlands herausragende Deutsche – 2020“ ein besonderes Geschenk: eine exklusive Show junger Designer, die sich mit dem kulturellen Code der russischen Volksgruppen beschäftigen und ein modernes Bild der Nationaltracht präsentieren.

Die Modenschau ethnischer Kleidung entstand in Zusammenarbeit mit dem DialogLab, dem führenden Vertreter des Genres des physischen Theaters in Moskau.

Die farbenfrohe choreografische Aufführung war voller ethnischer und ritueller Elemente sowie visueller Effekte und der Saal, in dem die Zeremonie stattfand, war mit Sprüchen Russlanddeutscher des Urals geschmückt.

Das Projekt „Modenschau ethnischer Kleidung – Präsentation moderner Interpretationen der Nationaltrachten der Völker Russlands“ wird von der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten (FADN) unterstützt.

Sie können die Atmosphäre des festlichen Abends auch jetzt noch verspüren und die unvergesslichen Momente wiederholen, indem Sie sich die Preisverleihung der Preisträger des Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2020“ in der Aufzeichnung ansehen. Die Regisseurin der Zeremonie ist Albina Jarullina.


Der Gesamtrussische Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ findet mit der Unterstützung der Föderalen Agentur für Nationalitätenangelegenheiten (FADN) statt und wird finanziert durch das Unterstützungsprogramm für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation.