„Eine vielseitige Künstlervereinigung...“: 30 Jahre des Bestehens des Tanztheaters „Lallen“


Traditionsgemäß gibt das Tanztheater „Lallen“ am 30. Mai ein Konzert, das in diesem Jahr anlässlich des 30-jährigen Bestehens der beliebten Kindertanzgruppe aus Perm stattfindet. Der Jahrestag des Theaters wird im Dezember gefeiert. Aus diesem Anlass sprach das Portal RusDeutsch mit dem Gründer und unabsetzbaren Leiter des Theaters, Arnold Rajnik.

„Kinderlallen“ auf Deutsch

„Es ist eine vielseitige Künstlervereinigung, der es zu verdanken ist, dass mehr als tausend Kinder von den Versuchungen der Straße abgehalten werden konnten“, sagt der Choreograf, Dichter, Regisseur, Pädagoge und Vorsitzende der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, Arnold Rajnik.

Alles begann vor 30 Jahren. Der Choreograf, der von der Idee fasziniert war, eine auf der deutschen Kultur basierende Tanzgruppe zu gründen, besuchte eine Schule mit einem umfangreichen Angebot an Deutschunterricht und wurde dort mit offenen Armen empfangen.

Etwa 70 begeisterte Dritt- und Viertklässler wurden für das Ensemble ausgewählt. Vorher hat Arnold Rajnik zu Hause zufällig in den Mondkalender geschaut, auf dem stand: „Wer an diesem Sonntag eine neue Tätigkeit beginnt, ist zum Erfolg verdammt“. Somit erschienen sieben Personen zur ersten Probe, die von Montag auf Sonntag verlegt wurde. Mit dieser „großartigen Sieben“ begann am 6. Dezember 1992 das strahlende und aufregende Leben des Kindertanztheaters „Lallen“.

Nach Ansicht des Leiters ist es am wichtigsten, die Weltanschauung der Kinder, mit der sie in diese Welt kommen, nicht zu zerstören und jedem von ihnen zu erlauben, seinen eigenen Weg zu gehen. „Ich gebe meinen Schülern immer die Chance, Fehler zu machen, denn man lernt am besten durch Fehler. Niemand lernt aus den Erfahrungen eines anderen“, sagt Arnold Rajnik in einem Interview mit „Rifey-TV“.

Es werden die Traditionen gepflegt und es besteht eine deutliche Kontinuität zwischen den Generationen. Die inzwischen erwachsenen Kinder kehren als Mentoren zu „Lallen“ zurück oder bringen ihre Kinder mit, damit sie auf derselben Bühne wie sie selbst tanzen.

Deutsche Eigenschaften

„Meine Mutter ist Deutsche und mein Vater ist Tatare. Deshalb weiß ich auch nicht, welcher Nationalität ich angehöre“, sagt Arnold Rajnik über sich selbst.

„Mein ‚Deutschsein‘ spiegelt sich zu 100 Prozent in zwei Dingen wider. Das Erste ist die Arbeit. Das war für die Deutschen schon immer eine Religion. Und für mich auch. Ich beurteile an der Arbeit, wie bewusst ein Mensch in dieser Welt ist, wie sehr er sich selbst gefunden hat und sich selbst verwirklichen kann. Das Zweite ist die Gründlichkeit und Perfektion bei jeder Arbeit, die verrichtet wird.

Das war schon immer so bei den Deutschen. Das ist eine Eigenschaft, die ich sehr schätze und die ich mein ganzes Leben lang in mir kultiviert habe. Ich hoffe, es ist mir gelungen.“

Ich bin nicht für die Verwaltung geschaffen

Es ist kein Geheimnis, dass die künstlerische Leitung nicht nur kreative Arbeit, sondern auch Verwaltungsaufgaben beinhaltet. Wie schafft man es, diese Eigenschaften zu kombinieren? „Sie sind gleich stark in mir vertreten“, sagt Arnold Rajnik. „Aber ich bin nicht für die Verwaltung geschaffen. Das liegt mir nicht. Und ich habe lange darauf gewartet, dass jemand kommt, der alle Verwaltungsaufgaben übernimmt und mir nur meine Kreativität lässt. Dies geschah vor zehn Jahren. Tatjana Schtscherbinina, eine meiner ersten Schülerinnen, hat sich damals für diese Stelle beworben. Und ich bin froh, dass sie all die Jahre mit mir zusammenarbeitet, mir hilft und die gesamte Verwaltungsarbeit übernimmt.“

Größter Erfolg

Nach Ansicht des Choreografen ist der größte Erfolg von „Lallen“ nicht die Anzahl der Aufführungen, sondern die Anzahl der Kinder, in deren Welt er eine Rolle spielt.

„Sie haben mich mit ihrer Wahrnehmung und Weltanschauung unendlich bereichert.

Denn ein Kind kommt mit seiner eigenen Individualität in diese Welt, und wenn man als Erwachsener auf diese achtgibt, wird man bereichert.

Aber meistens ignorieren wir die Welt der Kinder und halten uns für klüger und erfahrener. Dem ist nicht so. Als Pädagoge ist es für mich auch wichtig, wie sehr ich den Kindern geholfen habe, sich in diesem Leben zurechtzufinden. Bei jeder Probe sah ich ihre aufmerksamen Augen und dachte, dass meine langatmigen Reden über die verschiedenen Sujets für sie vielleicht genauso wichtig waren wie die Choreografie, die Musik und der Tanz, den wir an diesem Tag lernten. Unsere gegenseitige Bereicherung ist der größte Erfolg meiner Arbeit. Darin sehe ich die Hauptrolle meines Theaters.“

Glückwünsche an das Ensemble und seinen Gründer übermittelten Heinrich Martens, Präsident der Föderalen National-Kulturellen Autonomie, und Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. Folgend ein Ausschnitt der Beglückwünschung:

„Das dreißigjährige Bestehen des Theaters ist ein ehrwürdiges Jubiläum für eine Künstlergruppe, die Kinder und Erwachsene mit der Liebe zum Tanz vereint und mehr als eine Generation talentierter Künstler in ihren vier Wänden hervorgebracht hat.

Das große Verdienst des Tanztheaters ‚Lallen‘ sowie des Gründers und unabsetzbaren Intendanten Arnold Rajnik ist die Popularisierung der Tanzkultur und die Erziehung der jungen Generation.

Das Repertoire des Theaters umfasst etwa 300 Tänze und Aufführungen, die zu einem wahren Ereignis im kulturellen und gesellschaftlichen Leben von Perm geworden sind. Der anhaltende Erfolg der Aufführungen ist ein würdiger Tribut für die tägliche harte Arbeit, das vielseitige, großzügige Talent und die grenzenlose Liebe zum Tanz.“

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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