In der 11. Staffel von „Golos“ (de.: The Voice) hat das Familienduo Daniil und Julia Brant aus Saratow die Herzen der angesehenen und strengen Jurymitglieder mit dem berührenden Song „The Prayer“ in den Blind Auditions gewonnen. Daniil ist ein professioneller Moderator. Obwohl er in eine kreative Familie hineingeboren wurde und er seit seiner Kindheit musikalisch begabt ist, hat er ein Hochschulstudium in Wirtschaftswissenschaften absolviert.
Der Sänger erzählte dem Portal RusDeutsch in einem Interview, was es bedeutet, an einer angesagten Musik-TV-Show teilzunehmen, wie er es schafft, Arbeit und Kreativität zu verbinden und welche Eigenschaften seiner deutschen Vorfahren er seinem Sohn mit auf den Weg gibt.
Soweit ich weiß, ist Ihr Duett ganz spontan entstanden. Sie sind einfach mit zur Show gekommen, um Ihre Partnerin zu unterstützen. Wie entstand eigentlich die Idee, an dieser Show teilzunehmen? Was hat Sie daran gereizt?
Die Idee entstand schon vor langer Zeit, denn meine Frau Julia hat sich sechs Jahre in Folge für dieses Projekt beworben, aber sie konnte nie die Jury von sich überzeugen. Erst in diesem Jahr habe ich, wie Sie richtig bemerkten, beschlossen, Julia vor Ort zu unterstützen.
Ursprünglich wollten wir als Einzelkünstler zu den Blind Auditions kommen. Aber während des Castings fragte uns der leitende Produzent anhand unseres Nachnamens, der nicht üblich war, ob wir verwandt seien. Wir bejahten. Daraufhin sagte er: „Ihr werdet als Duo auftreten“. In all den 11 Jahren, die das Projekt besteht, hat es so etwas noch nie gegeben. Geschwister sind zusammen aufgetreten, aber Ehepartner standen meines Wissens noch nie zusammen auf der Bühne, weder in dieser Show in Russland noch in den ausländischen Pendants.
Was diese Show für uns bedeutet? Ich denke, dass jeder Sänger, jeder Vokalist und jeder, der in diesem Bereich tätig ist, eine noch offene Gestalt hat und dann nimmt man an „Golos“ teil, weil dies das am meisten betitelte und das wichtigste Gesangsprojekt des Landes ist. Und natürlich will ein Sänger tief im Inneren unbedingt daran teilnehmen. Nur um zu sehen, wo er momentan steht und wie man sagt, um sich zu zeigen und andere Leute zu beobachten. Seit Projekten wie „Fabrika swjosd“ war es immer ein Traum, bei einer solchen Show dabei zu sein. Als Teenager habe ich mir immer vorgestellt, „wie ich dort oben wohl aussehen würde“, indem man vor einem Spiegel saß, mit einem Kamm in der Hand statt einem Mikrofon. Es war schon immer ein Traum, sich auf der Bühne auszuprobieren. Und dieser Traum ging sowas von in Erfüllung, denn alle Juroren drehten sich um. Es war einer der kreativsten Momente unseres Lebens.
Wie gut hat die Realität der Dreharbeiten zu „Golos“ Ihre Erwartungen erfüllt? Welche Eindrücke sind geblieben? Was für Erfahrungen habt Ihr gemacht?
Die Eindrücke von der Produktion dieser Show und der Teilnahme daran haben unsere Erwartungen übertroffen, denn es handelt sich um eine riesiges Apparat, im guten Sinne des Wortes, an dem eine große Anzahl von Menschen arbeitet. Es waren 100-150 Leute am Set, darunter Redakteure, Musikredakteure, Regisseure, Produzenten, Tontechniker, Bühnenpersonal und Administratoren. Es ist ein riesiges Team, das dieses Produkt ins Leben ruft. Alles ist sehr klar organisiert und die Leute, die dich dort antreffen und dich bei jedem Schritt begleiten, sind sehr aufmerksam. Das hat unsere Erwartungen übertroffen, denn wir wissen, wie Dreharbeiten manchmal ablaufen und dass die Einstellung gegenüber aufstrebenden Künstlern nicht immer warmherzig ist. Und wir waren keine Medienkünstler, sondern einfache Kandidaten, die gerade das Casting durchlaufen hatten.
Dank dieser aufmerksamen und herzlichen Atmosphäre genossen wir jede Minute, die wir am Set verbrachten. Ich muss sagen, dass die Dreharbeiten ziemlich lange dauerten. Der Tag begann um 9 Uhr morgens. Erst kamen die Proben und dann ging man in die Maske. Es gibt so viele verschiedene Teams. Und erst um 22-23 Uhr kommt man erschöpft nach Hause, aber mit dem großen Wunsch, wieder dorthin zurückzukehren.
Es ist eine großartige Erfahrung, weil man auf der anderen Seite steht und sieht, wie föderale Projekte im Fernseher gemacht werden. Die Erfahrung der Teilnahme bezieht sich sowohl auf die Stimme als auch auf die Entwicklung, denn wir mussten öfters völlig unterschiedliche Rollen annehmen und uns von einer ganz anderen Seite zeigen, sowohl äußerlich als auch stimmlich. Die Arbeit mit dem Juror Anton Beljaew war einzigartig, weil er 95 Prozent der Zeit mit uns verbrachte. Das war sehr schön. Er war in den gesamten Prozess involviert, von der Erstellung des Images über die Auswahl der Frisur, des Make-ups und der Kostüme bis hin zur Auswahl des Repertoires.
Habt Ihr nach der Teilnahme an der Show Pläne, weiterhin als Duo zu singen und gemeinsam auf der Bühne aufzutreten?
Natürlich! Wir haben vor, ein Soloprogramm zu machen. Wir arbeiten gerade daran und haben bereits mit den Musikern für das erste Solo geprobt, das im besten Fall im Sommer stattfinden wird, aber Details können wir noch nicht verraten. Wir würden uns freuen, weiterhin im Rahmen unseres Duos auftreten zu können.
Ihre Liebesgeschichte begann, als Sie als Teenager bei einer faszinierenden Lehrerin Gesang lernen wollten. Jetzt haben Sie gemeinsam eine Musikschule gegründet. Erzählen Sie uns ein wenig davon. Wie schwierig ist es, ein Familienunternehmen zu führen?
Unsere Geschichte begann in der Tat vor langer Zeit. Ich war damals 15 Jahre alt. Wir kamen zufällig aus derselben Stadt und unsere Eltern kannten sich, als ich noch zwei Jahre alt war. Wir lernten uns also dann kennen, als ich gerade laufen gelernt hatte (lacht). Ich ging zu Julia, um zu lernen, aber das war nur ein Vorwand. Eigentlich wollte ich sie nur noch besser kennen lernen. Und dann, viele Jahre später, als wir von Saratow nach Moskau zogen, unterrichtete Julia weiter, und eine ihrer Schülerinnen, Sofija Fjodorowa, erreichte das Superfinale der Show „Golos. Deti“ (de.: The Voice Kids) und belegte dort den zweiten Platz. Das war vor fünf Jahren. Seitdem hat uns die Teilnahme von Sofia und Julia als Lehrerin an diesem Projekt dank „Mundpropaganda“ die ersten Kunden beschert. Daraufhin war die Idee geboren. Zunächst eröffneten wir eine Gesangsabteilung aber es hat nur Julia unterrichtet. Im Laufe der Jahre haben wir uns jedoch weiterentwickelt und jetzt haben wir eine Musikschule mit sieben Lehrern in verschiedenen Disziplinen: von der Theorie bis hin zu Solfeggio, Musikliteratur und allen möglichen Musikinstrumenten. Außerdem haben wir drei Gesangslehrer.
Ob es schwierig ist, ein Familienunternehmen zu führen? Natürlich gibt es, wie in jedem Unternehmen auch, Momente, in denen jeder seinen eigenen Standpunkt hat. Aber wir versuchen, uns nicht die Köpfe einzuschlagen (denn kreative Menschen sind bekanntlich ziemlich emotional und ungestüm!), also teilen wir unsere Verantwortlichkeiten klar auf, wobei Julia sich mehr um das Kreative kümmert und ich mehr um die administrativen Angelegenheiten: die Organisation des Lernprozesses, die Erstellung des Stundenplans, die Auswahl der Lehrer, die Einladung neuer Kinder in unsere Schule sowie die Veranstaltungen, die in unserer Schule stattfinden.
Das hilft uns, einen gemeinsamen Nenner zu finden und im Gleichgewicht zu bleiben, ohne die Familie zu beeinträchtigen.
In Ihrer Musikschule lehren Sie die Fähigkeit, auf Bühnen aufzutreten. Was gibt das den Kindern? Wie hilft es ihnen, sich zu öffnen? Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass die Kinder diese Fähigkeiten erlernen?
Ich unterrichte an unserer Schule seit einem Jahr Rhetorik und die Fähigkeiten, auf Bühnen aufzutreten. Ich glaube, dass diese Fähigkeiten jungen Künstlern helfen, sich zu öffnen, und zwar nicht nur auf der Bühne, sondern auch im Leben.
Kommunikationsfähigkeiten helfen auch, unnötiges Muffensausen abzubauen. Aufregung vor einem Konzert ist keine schlechte Sache. Aber man sollte immer zwischen Aufregung und Muffensausen unterscheiden.
In meinem Unterricht beziehe ich Elemente der Schauspielerei, der szenischen Bewegung und der Sprechbildung ein. All das zusammen hilft meinen Schülern, das Publikum bei unseren abschließenden Konzerten zu erobern und sich entspannter und sicherer zu fühlen. Denn übermäßige Aufregung überträgt sich immer auf das Publikum.
Sie kommen aus einer kreativen Familie. Ihr Vater ist Leiter eines Kindertheaters, Regisseur, Moderator und trägt den Titel „Verdienter Künstler Russlands, und Ihre Mutter war Sängerin und Schauspielerin. Schon als Kind haben Sie Ihre kreativen und musikalischen Fähigkeiten unter Beweis gestellt, aber trotzdem haben Sie sich für eine wirtschaftliche Ausbildung entschieden und das Sozioökonomische Institut in Saratow absolviert. Warum eine solche Kehrtwende?
Ich wurde in der Tat in eine sehr kreative Familie hineingeboren. Aber als Kind war ich sehr bescheiden und habe mich nicht zu erkennen gegeben.
Erst mit 15 Jahren habe ich angefangen zu singen, das heißt, als ich Julia traf. Natürlich wollten meine Eltern immer, dass ich eine klassische Ausbildung als Jurist oder Wirtschaftswissenschaftler mache. Sodass ich eine Basis habe, die mir in meinem Leben helfen sollte.
Damals gab es in unserer Stadt keine Kunsthochschulen, außer dem Konservatorium. Deshalb müsste ich dafür nach Moskau ziehen. Aber damals dachte ich noch nicht daran, mich in einem solch ernsthaften Format mit der Kunst zu beschäftigen. Wenn ich jetzt zurückblicke, denke ich natürlich, dass ich gerne auf die GITIS oder die Schtschukin-Theaterhochschule gegangen wäre. Aber man sollte nie etwas bereuen. Ein Wirtschaftsstudium hat sich auch als wichtig für mein Leben erwiesen.
Sie haben Ihr Berufsleben in einem internationalen Pharmaunternehmen begonnen und waren in der Verkaufsschulung tätig. Glauben Sie, dass es möglich ist, Ihre Arbeit und die Kreativität zu verbinden?
Ja, in der Tat, bis letztes Jahr habe ich fast 10 Jahre lang in einem internationalen Pharmaunternehmen gearbeitet. Was die Frage betrifft, ob es möglich ist, meine Arbeit und die Kreativität zu verbinden:
Ich glaube, dass die Arbeit ohne die Kreativität keine Entwicklung und keine Perspektiven hat. Denn die Kreativität ist es, die sie einzigartig macht, und selbst bei der Arbeit in einem strengen Schweizer Unternehmen habe ich individuelle Ansätze gefunden, habe Facetten entdeckt, die vorher noch nicht berührt worden waren.
Zum Beispiel das Verkaufen durch Individualität, ohne es trocken zu vermitteln. Diese Fähigkeiten habe ich von meinem Vater geerbt und ich habe immer versucht, sie umzusetzen. Und alle Projekte, die ich in diesem Unternehmen umgesetzt habe, hatten immer einen kreativen Hintergrund. Das hat dazu geführt, dass die Menschen unsere Produkte mit anderen Augen sehen und sich an die Marke erinnern. Auf diese Weise ist es unserem Unternehmen gelungen, die konventionell arbeitenden Konkurrenten zu schlagen.
Seit mehr als 10 Jahren sind Sie Moderator verschiedener Veranstaltungen. Sie moderieren Hochzeiten, Jubiläen und Firmenfeiern. Sie wurden zweimal von den „Top 100 Awards“ zu einem der besten Moderatoren in der Russischen Föderation ernannt. Was ist für Sie an dieser Arbeit interessant? Inwieweit ist es möglich, in diesem Rahmen ein kreativer Mensch zu bleiben?
Was die Moderation von Veranstaltungen angeht, so denke ich, dass die Gene ihren Tribut gefordert haben.
Im Alter von 14 Jahren habe ich angefangen, mit meinem Vater zusammenzuarbeiten, der damals viele Veranstaltungen in unserer Stadt moderiert hat. Ich arbeitete als DJ für ihn, weil ich etwas Taschengeld brauchte, und so beschloss ich, mich zu engagieren. Und ohne es selbst zu merken, eignete ich mir im Laufe einiger Jahre die Fähigkeiten an, Veranstaltungen zu moderieren.
Als wir dann nach Moskau zogen, fing ich an, kleine Partys in Nachtclubs zu veranstalten. Inzwischen sind mehr als zehn Jahre vergangen, und ich habe bereits viel Erfahrung mit Veranstaltungen, sowohl im geschäftlichen Bereich, z. B. bei verschiedenen Konferenzen und Geschäftstreffen, als auch im privaten Bereich, z. B. bei Jubiläen und Hochzeiten. Meiner Meinung nach muss man in diesem Bereich kreativ bleiben, damit man sich in erster Linie selbst motivieren kann. Denn der Kunde spürt die Stimmung, in der man ist. Es ist eine Art Energieaustausch. Deshalb ist es sehr wichtig, als Moderator kreativ zu bleiben.
Noch einmal zurück zum Thema Ihrer Familie. Wie verbringen Sie Ihre Freizeit? Welche Art von Musik hören Sie? Stimmen Ihre musikalischen Vorlieben mit denen von Julia überein?
Natürlich versuche ich, meine freie Zeit mit meiner Frau und unserem Sohn Philipp zu verbringen. Wir reisen viel und in den letzten Jahren haben wir etwa sieben Länder bereist. Unsere musikalischen Vorlieben stimmen zu 100 Prozent überein. Wir sind Musikliebhaber und wir haben keine speziellen Vorlieben für Musik. Wir mögen vor allem gute und qualitative Musik. Welches Genre und welche Richtung das ist, ist nicht immer entscheidend.
Sie haben deutsche Wurzeln. Haben Sie auch deutsche Charakterzüge? Wenn ja, welche wären das?
Ich bin das vierte Kind in meiner Familie. Mein älterer Bruder aus der ersten Ehe meines Vaters ist über 50 Jahre alt und mein Vater ist 75. Mein Großvater hat meinen Vater bekommen, als er etwa 50 Jahre alt war. Dementsprechend habe ich meinen Großvater väterlicherseits leider nie gesehen. Schließlich wurde er in der vorrevolutionären Zeit geboren. Ich weiß also nur, was mein Vater mir erzählt hat.
Sie waren sehr pünktliche Menschen, diszipliniert, mit einem großen Herzen und einem guten Sinn für Humor. Ich glaube, ich habe von meinen deutschen Vorfahren Eigenschaften wie Disziplin und Ordnung geerbt.
Ich versuche, diese Eigenschaften auch an meinen Sohn weiterzugeben. Es ist ein gewisses angeborenes Gen, das von Generation zu Generation weitergegeben wird.
Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge