Vom 1. bis 5. November findet in Wolgograd das 10. Jubiläumsseminar zur Geschichte und Gegenwart der Russlanddeutschen statt, dessen Thema die Erforschung der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in den Konzepten des modernen Museumsraums sein wird.
Das Projekt wird Wissenschaftler und Forscher aus verschiedenen Regionen zusammenbringen, die sich mit Geschichte und Kultur beschäftigen. Während sich die Teilnehmer mit wichtigen wissenschaftlichen und methodischen Fragen beschäftigen, laden wir Sie zu einer historischen Reise ein, ohne dass Sie Ihr Zuhause verlassen müssen.
Jedes Jahr leisten die wissenschaftliche Forschungsgemeinschaft und öffentliche Organisationen grundlegende Arbeit zur Erhaltung der Kultur, Geschichte und Traditionen der Russlanddeutschen und zur Bildung einer ethnischen Identität bei der heranwachsenden Generation. Dabei spielt die Museumsarbeit eine große Rolle. In diesem Jahr ist das kulturhistorische Seminar dem 260. Jahrestag der Gründung von Alte Sarepta gewidmet – einer deutschen Siedlung, die 1765 an der unteren Wolga gegründet wurde. Mit der Erhaltung und Erforschung des historisch-kulturellen Erbes von Sarepta befasst sich das 1989 in Wolgograd gegründete historisch-ethnografische und architektonische Museum-Reservat „Alte Sarepta“. Heute ist „Alte Sarepta“ ein einzigartiger Komplex, der 26 Gebäude umfasst, von denen 23 Denkmäler von föderaler Bedeutung aus dem 18. bis 19. Jahrhundert sind. Im Museum gibt es Ausstellungen und Führungen, die den Besuchern die Geschichte, Besonderheiten und Errungenschaften von Sarepta näherbringen. Zweifellos ist ein Besuch in der Alten Sarepta ein eindrucksvolles und bedeutendes Ereignis für jeden, der sich für Geschichte interessiert. Aber was tun, wenn die Möglichkeiten, echte Museen in verschiedenen Regionen zu besuchen, begrenzt sind?
Neben den traditionellen Methoden des Wissenserwerbs gibt es zunehmend interaktive und technologisch ausgefeilte Instrumente, die ein Eintauchen in das kulturelle und historische Umfeld ermöglichen. Eines dieser Instrumente ist das virtuelle Museum der Russlanddeutschen. Das virtuelle Museum ist ein einzigartiges Projekt des Portals RusDeutsch, das zu einem zentralen digitalen Aufbewahrungsort für Exponate aus den Sammlungen von Museen in Russland und im Ausland geworden ist, die mit der Geschichte, Kultur und dem Alltag der Russlanddeutschen in Verbindung stehen.
Im Abschnitt „Museen“ finden Sie Informationen nicht nur über Museen aus 28 Regionen Russlands, sondern auch über Museen aus acht Ländern der Welt, in deren Sammlungen Objekte zur Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen aufbewahrt werden. So können Sie beispielsweise, ohne Ihr Zuhause zu verlassen, die Exponate des Heimatmuseums von Marks besichtigen, die über die Beschäftigungen, Gewerbe, Handwerke und verschiedenen Aspekte des Alltagslebens in Jekaterinenschadt – der ersten deutschen Handwerkssiedlung an der Wolga – berichten. Im Abschnitt „Kulturerbe“ kann man sich ausführlich über die Feste, Traditionen und Bräuche der Russlanddeutschen informieren: zum Beispiel, welche Bedeutung der Maibaum hatte oder was ein Polterabend ist. Viel Aufmerksamkeit wird hier auch den Besonderheiten der deutschen Küche gewidmet. Das virtuelle Museum enthüllt die Geheimnisse der Zubereitung traditioneller deutscher Waffeln und erklärt, warum Gerichte aus Sauerkraut, gekochtem und geschmortem Kohl eine besondere Rolle im Speiseplan unserer Vorfahren spielten. Nicht umsonst lautet ein deutsches Sprichwort „Leb wohl, iß Kohl“. Die Rubriken und Abschnitte der Museumswebsite werden ständig erweitert. So sind seit 2024 im Abschnitt „Archiv“ gescannte Karten ethnografischer Expeditionen mit Beschreibungen verfügbar. Die Expeditionen sind eine der wichtigsten Quellen für ethnografisches Wissen über die Russlanddeutschen. Die Teilnehmer der Expeditionen halten die gewonnenen Informationen auf Karten fest, die Aufschluss über Kultur und Dialekte geben. Auf der Website des virtuellen Museums ist die einzigartige virtuelle Ausstellung „Deutsche in der russischen Geschichte“ zu sehen, die mehr als drei Jahrhunderte Geschichte eines Volkes umfasst, das einen bedeutenden Beitrag zur Entstehung und Entwicklung der russischen Gesellschaft geleistet hat. In der Ausstellung können seltene Exponate besichtigt werden – Kopien von Dokumenten, Karten, Stichen und Fotografien aus Museen und Archiven Russlands und Deutschlands, die als Museumsdenkmäler in Originalgröße präsentiert werden. Alle Ausstellungsstände sind mit Audiobegleitung ausgestattet, sodass die historischen Materialien auch im Audiomodus studiert werden können. Im virtuellen Museum finden Sie auch Lernspiele, die das Wissen über herausragende Deutsche in Russland festigen, Sie mit charakteristischen Elementen des künstlerischen Schaffens der Russlanddeutschen – den Sprüchen – vertraut machen und Ihnen das Lesen der gotischen Schrift beibringen. Das virtuelle Museum wurde und wird weiterhin von anerkannten Wissenschaftlern und Experten auf dem Gebiet der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen entwickelt. Alle Materialien sind in russischer und deutscher Sprache verfügbar. Somit stellt das virtuelle Museum der Russlandeutschen eine aktuelle und zugängliche Form der Bewahrung und Weiterentwicklung des historischen und ethnokulturellen Erbes der Russlanddeutschen dar. Es ermöglicht Menschen aus verschiedenen Teilen des Landes, einzigartige Materialien zu studieren, und bereichert die Arbeit von öffentlichen Organisationen der Russlanddeutschen sowie von ethnokulturellen und Sprachclubs. Noch mehr über aktuelle Trends in der Entwicklung des Museumsraums und interessante Praktiken zur Bewahrung der Kultur und Geschichte des Volkes erfahren wir in Kürze im Rahmen des kulturhistorischen Seminars in Wolgograd. Bleiben Sie auf dem Laufenden.
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der Deutscher Kultur im Rahmen des Förderprogramms der Russlanddeutschen realisiert.
