Am 3. Dezember wurden die Räume der Ausstellung „Einheit in Vielfalt“ zu einem Treffpunkt für Künstler, Kunsthistoriker, Galeristen und Kunstliebhaber. Anregende Geschichten über ihre künstlerischen Werdegänge, tiefgründige Analysen der ausgestellten Gemälde, wertvolle Kontakte und engagierte Diskussionen über zukünftige Projekte – so lebhaft war die Atmosphäre der Finissage.
Die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Einheit in Vielfalt“ fand am 15. Oktober im Deutsch-Russischen Haus in Moskau statt. Das Kunstereignis wurde anlässlich den 15-jährigen Jubiläender Arbeitsrichtung „Avantgarde“ des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur und derKünstlervereinigung der Russlanddeutschen durchgeführt.
Die Gäste verdanken die Idee zur Abschlussveranstaltung Marta Adt, dem Mitglied der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, die in der Liste der besten zeitgenössischen Künstler Russlands von Art Index aufgeführt ist, dem Akademiemitglied der Petrowskaja Akademie der Wissenschaften und Künste, der Preisträgerin internationaler Kunstwettbewerbe und Ausstellungen sowie der Preisträgerin des Anna-German-Preises (Nominierung im Bereich der Kunst) im gesamtrussischen Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche – 2025“.
Als Künstlerin und Botschafterin des gesamtrussischen Projekts „Kunst – ins Leben und ins Zuhause“ unterschätzt Marta die Bedeutung des konstruktiven Dialogs zwischen Künstler, Kritiker und Sammler nicht: „Für einen professionellen Künstler ist es wichtig, die Meinung eines Kunstkritikers zu hören und eine andere, bisher unbekannte Perspektive auf sein Werk zu entdecken.“ Die Künstlerin gibt zu, dass der Austausch mit Experten ihr hilft, ihre Kunst in die Richtung weiterzuentwickeln, die am meisten gefragt sein wird.
„Ein Künstler muss ja nicht für sich selbst, sondern für alle schaffen.“
Die allgemeine Meinung der Vertreter der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen wurde in der Eröffnungsrede von Ludmila Zymalewa (Simmel), Grafikerin und Aquarellmalerin, Mitglied des Berufsverbandes der Künstler Russlands und des Künstlerverbandes der Russlanddeutschen, Mitglied des Literaturclubs „Keller Nr. 1“, Initiatorin und Koordinatorin des gesamtrussischen Projekts „Kunst – ins Leben und ins Zuhause“ sowie Urheberin der Idee zur Ausstellung „Einheit in Vielfalt“ zum Ausdruck gebracht.
Ludmila betonte, dass es für zeitgenössische Künstler wichtig sei, nicht nur talentierte Gemälde zu schaffen, sondern auch mit Kennern, Kollegen und einem kunstinteressierten Publikum zu kommunizieren:
„Wir müssen nicht unbedingt häufiger oder lauter sprechen, sondern vielmehr Plattformen nutzen, auf denen unsere Stimmen in der unglaublichen Informationsflut der Großstadt besser Gehör finden.“
Ira Golub (Mandelkorn), Kuratorin von „Einheit in Vielfalt“, verglich die Ausstellungseröffnung mit ihrem gelungenen Abschluss: „Die Finissage ist nicht wie die Vernissage, bei der die Gäste voller Vorfreude den Raum betreten. Jetzt haben die Besucher die Möglichkeit, sich in entspannter Atmosphäre auszutauschen und über zukünftige gemeinsame Projekte nachzudenken.“
„Eine gelungene Veranstaltung ist organisch und stimmig und bringt so mehr tragfähige Ideen hervor."
Ein erneuter Besuch in einem Kunstraum erweist sich oft als nutzreicher als der erste, da er eine genauere Betrachtung einzelner Werke ermöglicht und den Gesamteindruck der Ausstellung schärft. Grigorij Pewtsow, Dichter, Literatur- und Kunstkritiker, Übersetzer und Mitglied des Moskauer Schriftstellerverbandes, besuchte die Ausstellung „Einheit in Vielfalt“ zweimal.
Er äußerte seine Meinung zum zweiten Besuch so: „Wenn ich ein Werk längere Zeit betrachte, bildet sich der Haupteindruck recht schnell. Doch jetzt, da ich diese Gemälde zum zweiten Mal gesehen habe, fällt es mir leichter, mir eine Meinung zu bilden. Sie ist jetzt deutlicher geworden, und ich kann sie als Kunstkritiker besser in Worte fassen“.
„Das Prinzip, nach dem eine Kunstausstellung zusammengestellt wird, ist immer interessant“, so Kirill Alekseew, russischer Kunsthistoriker, Ausstellungskurator, Doktorand und Experte für die Bildung von Unternehmenssammlungen in der Russischen Föderation. „Die Ausstellung spiegelt sowohl die Kuratoren als auch die kunstinteressierten Besucher wider.“
„‚Einheit in Vielfalt‘ bietet den Besuchern eine faszinierende Gemäldesammlung – einen umfassenden Querschnitt, der ein Gefühl für Zeit, Stimmung und vor allem Gemeinschaft vermittelt.“
Die Ausstellung mit dem aussagekräftigen Titel „Einheit in Vielfalt“ präsentierte den Gästen eine Palette individueller Persönlichkeiten und kreativer Methoden zeitgenössischer Künstler, Mitglieder der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, unabhängig von Stil, Genre oder gewähltem Thema.
In einen stillen Dialog traten in einem Kunstraum die Werke von Natalia Bakanowa (Weibert), Ira Golub (Mandelkorn), Ludmila Zymalewa (Simmel), Alexandra Issaewa, Andrej Knoblok, Dmitrij Krel, Irina Martz, Marianne Rehbinder, Lilia Slawinskaja (Fillo), Pawel Stein, Mark Schub, Roman Jaschin (Hartmann) und Marta Adt ein.
„Blühende Vielfalt“ – so ist nach der Meinung von Aleksej Pischulin, Künstler, Schriftsteller, Dokumentarfilmer und Chefredakteur der Zeitschrift „Mir Museja“ („Die Welt des Museums“) die Formel für das Zusammenleben von Künstlern verschiedener Generationen, die unterschiedliche Ansichten und Stile vermitteln.
Grigorij Pewtsow hob die bemerkenswerte Kohärenz dieser unterschiedlichen Werke hervor:
„Die Art und Weise, wie die Werke gehängt sind, ist gut durchdacht: Alles ist ausgewogen. Wir sehen Übergänge in den Farbschemata und stoßen auf keine unerwarteten Kompositionsbrüche.“
„Die präzise Übereinstimmung erzeugt einen Eindruck musikalischer Bewegung. Der Betrachter wird sanft von einer künstlerischen Welt in die andere geführt.“
Die Wirkung musikalischer Bewegung wurde durch Andrej Doroschenko und Alexandra Issaewa bereichert. Alexandra, Fotografin, Mitglied des Berufsverbandes der Künstler sowie der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen, Studentin am Zentrum für Weltmusikkultur des Staatliche Moskauer P.-I.-Tschaikowski-Konservatoriums und der Schule für Blockflöte, eröffnete die Finissage mit einer Komposition auf der Hulusi-Flöte und versetzte die Gäste des Kunstraums in eine besinnliche Stimmung.
„Heute hörten sie eine Improvisation auf einem klassischen chinesischen Instrument aus der Provinz Yunnan“, erklärte Alexandra. „Ich liebe China und respektiere seine Kultur ebenso sehr wie Hermann Hesse in seinen Werken. Ich lerne gerade, mehrere chinesische Instrumente zu spielen. Zum Beispiel die Guqin [Anm. d. Red.: eine Griffbrettzither, die in der klassischen chinesischen Musik gespielt wird] und die Dizi [Anm. d. Red.: eine traditionelle chinesische Bambus-Querflöte mit sechs Grifflöchern]. An Winterabenden ist es besonders schön, sich an warme chinesische Melodien zu erinnern.“
Der Pianist, Komponist, Historiker und Dichter Andrej Doroschenko trug zur gemütlichen Atmosphäre der Finissage bei. Im Laufe des Abends bildete sich ein kleiner Kreis um das Klavier. Andrej interpretierte Meisterwerke der Weltklassiker und harmonische Werke aus eigener Komposition. Die vollen Klänge des Klaviers bildeten den meditativen Rahmen, der für ein tiefgründiges Gespräch über Schönheit so wichtig ist.
Jedes Werk ist ein Tor zur einzigartigen Welt der schöpferischen Seele, in der kulturelles Gedächtnis und persönliche Erfahrung miteinander verwoben sind. Die russlanddeutschenKünstler schätzen dieses Gefühl der schöpferischen Einheit – sie sprechen oft den melancholischen Satz aus:
„Es ist uns wichtig, im selben Schwarm zu fliegen…“
Erstmals ausgesprochen wurde dieser Satz von Nina Lochtatchjowa (Lützow), Verdiente Künstlerin der Russischen Föderation, Mitglied des Künstlerverbandes Russlands und Preisträgerin des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2018“. Als erste Vorsitzende der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen und gleichzeitig Koordinatorin seiner künstlerischen Richtung – wo die Entwicklung der Vereinigung ihren Anfang nahm – leistete Nina Lochtatchjowa einen bedeutenden Beitrag zu seiner Entstehung. Die Finissage im Saal „Berlin“ bot den Vertretern der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen eine weitere Gelegenheit, zusammenzukommen und „im selben Schwarm zu fliegen“.
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Förderprogramms der Russlanddeutschen realisiert.









