Die Rückkehr der Zarin: Warum ein Bild von Katharina der Großen begeistert

Es entstand vor über 200 Jahren und war bisher nur auf der Mittelmeerinsel Malta zu bestaunen: Das sogenannte Porträt mit dem Georgsband von Katharina der Großen wird in einer Einzelausstellung in Moskau gezeigt.

Bei der jüngsten Vernissage im Moskauer Zarizyno-Museum sind alle Blicke auf eine einzige Leinwand gerichtet. Das Interesse gilt einem Porträt von Katharina der Großen des Malers Dmitri Lewizki. Das Kunstwerk wird zum ersten Mal einer breiten russischen Öffentlichkeit gezeigt.

Möglich wurde die Solo-Ausstellung dank der Unterstützung des maltesischen Botschafters in Russland, Pierre Clive Agius, in dessen Heimat sich das Bild dauerhaft befindet. Anlässlich des 290. Geburtstages der russischen Herrscherin haben es die Malteser grundlegend restauriert. „Das ist ein Projekt, an das wir uns mit großer Liebe gemacht haben“, erklärt der Botschafter tief bewegt. „Nach dem Ende des Projektes hatte ich das Gefühl, Katharina persönlich zu kennen.“ Das Bild ist noch bis zum 12. Januar kommenden Jahres in Zarizyno zu sehen. Danach kehrt es nach Malta zurück.

Doch wie kam das Porträt eigentlich nach Malta? Anlässlich einer Reise durch die Krim hatten die Malteser der Zarin 1787 einen Palmenzweig und einen Strauß künstlicher Blumen zum Geschenk gemacht. Daraufhin wurde dem Porträtmaler Dmitri Lewizki der Auftrag erteilt, umgehend ein eigenes Geschenk der Herrscherin vorzubereiten.

In dem Ausstellungssaal wird Mitte September auch der diesjährige Große Katharinenball stattfinden – die wichtigste Kulturveranstaltung der Russlanddeutschen des Jahres. „Für jeden Ball braucht man eine Hauptfigur“, kommentiert Jelisaweta Fokina, Direktorin des Museums, die bevorstehende Veranstaltung. Ihrer Meinung nach wird das Porträt zu einem eigenen Höhepunkt der Festlichkeiten. „In diesem Jahr werden die Gäste des Katharinenballs einfach noch einen zusätzlichen Eindruck bekommen.“

Und wirklich: In den Gesprächen auf der Vernissage ist schon hier und da Vorfreude auf das Fest im September herauszuhören. „Sie waren noch nicht da? Das ist in dem Saal, in dem auch das Porträt hängt. Ich kann es nur empfehlen“, erzählt ein in Schwarz gekleideter Herr seinem Tischnachbarn und schickt diesem gleich den Link des Balles auf das Smartphone. Im Hintergrund sind Lachen und das Klirren von Weingläsern zu hören. Ein paar Meter weiter werden eifrig die Feinheiten der Pinseltechnik des Künstlers diskutiert. „Ohne das Bild auch nur aus der Nähe gesehen zu haben, ist mir gleich dieser Reichtum an Farben aufgefallen“, teilt der Historiker Denis Dawydow seine Eindrücke mit.

Interessant sind auch das Georgsband und andere Details des Kunstwerkes. So zum Beispiel der Orden des heiligen Georg, den die Zarin im Jahre 1769 selbst gestiftet hat. Die Farben des Ordensbandes des auch heute noch verliehenen Ehrenabzeichens haben sich seitdem nicht verändert. Der dominierende Rotton ist eine Referenz an die Symbolik des Malteserordens. Außerdem hält die Zarin ein von einer Olivenranke umwundenes Schwert in den Händen. „Dein Schwert ist von Lorbeer umwunden, die Klinge ist nicht blank, so wurde der Krieg verhindert“, lautet die Aufschrift auf der Waffe. Zitat und Darstellung betonen Katharinas Rolle als Friedensbringerin – und nicht als Eroberin.

„Wir Malteser verstehen, dass die Zarin auch unsere Botschafterin ist. Die Ankunft ihres Bildes in Russland unterstreicht unsere gemeinsame kulturelle Nähe und zeigt, dass wir gemeinsam auch ambitionierte Projekte stemmen können“, erläutert Carmelo Abela, Außenminister von Malta. „Deshalb ist die Leerstelle, die das Bild gerade auf Malta hinterlassen hat, eigentlich ein Symbol der Freundschaft unserer Völker!“

Der Politiker unterstrich zudem mit einem Zitat von Katharina der Großen, dass Meinungsverschiedenheiten in dem einen oder anderen Gebiet die bilateralen Beziehungen nicht behindern würden. „Ich wünsche den Frieden nicht, weil mir die Ressourcen zum Krieg fehlen, sondern weil ich Blutvergießen hasse.“

*Dieser Artikel erschien zuerst in der Moskauer Deutschen Zeitung Nr. 503 (16).

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