Tage der deutschen Kultur in Wolsk: Zentrum der deutschen Kultur „Heimat“ feiert 28 Jahre


In diesem Jahr feiert das Zentrum der deutschen Kultur in Wolsk sein 28-jähriges Bestehen. Am 12. November fand im Zentrum das traditionelle Projekt „Tage der deutschen Kultur in Wolsk“ statt, bei dem ebenfalls dieser wichtige Jahrestag gefeiert wurde. Die Leiterin des Zentrums, Inga Schilnikowskaja, erzählte von der Gründung und der langjährigen Arbeit des Zentrums.

Mehr als 450 Russlanddeutsche oder ihre Nachkommen leben in der Stadt Wolsk in dem Gebiet Saratow. Um ihnen zu helfen, ihre Identität, Kultur und Muttersprache zu bewahren, wurde im September 1994 das Zentrum der deutschen Kultur gegründet, das auch von Menschen anderer Nationalitäten, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren, gerne besucht wird.

Margarita Nowikowa gründete das Zentrum der deutschen Kultur und leitete es 24 Jahre lang. Das Zentrum betrieb einen Sprachkurs, das Kinderatelier „Basteln“, den Tanzkurs „Schneeglöckchen“ und einen Seniorenklub. Das Zentrum der deutschen Kultur „Freundschaft“ unterstützte mit Enthusiasmus die Arbeit. Jedes Jahr fanden im Kulturzentrum interessante ethnokulturelle Festivals und städtische Veranstaltungen statt.

Die Mitglieder des Ensembles „Schneeglöckchen“ traten häufig im Rahmen der städtischen Feierlichkeiten zum Tag Russlands, zum Tag der Stadt und zum traditionellen Tag der Ucha (russische Fischsuppe) auf. Sie fuhren auch zu großen Festivals im Gebiet und nahmen an Galakonzerten in Saratow und Engels teil.

Das Ensemble, welches das Kulturzentrum in den nationalen Gehöften repräsentierte, führte nicht nur deutsche Tänze auf, sondern machte die Gäste auch mit der nationalen Küche der Russlanddeutschen sowie mit deutschsprachiger Literatur bekannt und organisierte Ausstellungen zur angewandten Kunst der Wolgadeutschen.

Margarita Iwanowna selbst suchte nach Nachkommen von Wolgadeutschen und zog sie in das Leben des Kulturzentrums ein. Bereits nach drei Jahren ihrer produktiven und beharrlichen Arbeit besuchten mehr als 60 Personen das Kulturzentrum. Diese Zahl war nicht konstant, da die Kinder heranwuchsen und für ihre Ausbildung in andere Städte und Länder abwanderten und einige zogen in ihre Heimat nach Deutschland, aber dennoch blieb das Zentrum bestehen.

Die Leiter der Kurse und später auch die der Klubs besuchten Kurse in verschiedenen Städten Russlands, um ihre Fähigkeiten zu verbessern.

Als die Leiterin des Kulturzentrums verstarb, standen die Aktivisten vor einer schwierigen Frage: War es möglich, ihre Arbeit auf demselben Niveau fortzusetzen? Man sagt, dass niemand unersetzlich ist, aber es gibt nur sehr wenige Menschen, die kompetent und talentiert sind und ihre Arbeit lieben. Etwa ein Jahr lang nach dem Tod von Margarita Iwanowna hat das Kulturzentrum seine Arbeit nicht mehr ausgeführt. Doch als der Frühling kam, wurden die Aktivisten erneut gebeten, an den Feierlichkeiten teilzunehmen. Und dann übernahm Inga Schilnikowskaja, die Tochter von Margarita Iwanowna, den Staffelstab als Leiterin des Kulturzentrums. Das Zentrum wurde wieder aktiv und begann wie gewohnt zu arbeiten.

„Ich hatte den Wunsch, alles gut zu machen, und noch besser; so wie meine Mutter es wollte“, sagt Inga Schilnikowskaja. Gegenwärtig gibt es im Zentrum einen Klub der Freunde der deutschen Sprache, dessen Treffen von Walentina Kildijarowa, einer ehemaligen Freundin und Kollegin im Deutschunterricht von Margarita Iwanowna, geleitet werden. Inga Schilnikowskaja leitet einen Tanzklub und erstellt Choreografien schon in der siebten Gruppe des Ensembles „Schneeglöckchen“. Das Zentrum verfügt auch über eine Gesangsgruppe zum Ensemble „Schneeglöckchen“, die von Ljudmila Jewdokimowa geleitet wird. In diesem Jahr nahm das Ensemble des Zentrums der deutschen Kultur in Wolsk am Edwin-Fritzler-Festival teil und gewann Preise für seine Tanz- und Gesangsdarbietungen.

Die am Zentrum teilnehmenden Kinder fahren in den Ferien im Sprachlager, und die Senioren haben die Möglichkeit, im Rahmen von „Familientreffen“ Ferienhäuser zu besuchen.

Die Besucher der Treffen im Zentrum der deutschen Kultur nehmen an Diktaten teil, nehmen Videogrüße zu den von den Russlanddeutschen gefeierten Feiertagen auf und beteiligen sich am „Tag der Muttersprache“ und an dem Telethon „Weihnachten beschert die Erde“.

Das Zentrum der deutschen Kultur in Wolsk hat ebenfalls zwei eigene Projekte durchgeführt: „Linkes Ufer – rechtes Ufer. Dialog der Kulturen“ und „Familientraditionen“; und es hat zwei Almanache über das Leben der Russlanddeutschen in der Heimatstadt und dem Stadtkreis herausgegeben. Die Autoren dieser Veröffentlichungen waren Inga Schilnikowskaja und Sofja Markuschina, Dozentin des Lehrstuhls für Geschichte am Institut für Vorsorge in Wolsk.

Jedes Jahr veranstaltet das Zentrum das Fest „Tage der deutschen Kultur in Wolsk“. In diesem Jahr feiert das Zentrum der deutschen Kultur sein 28-jähriges Bestehen. An der Veranstaltung nahmen traditionell Mitglieder des Zentrums der deutschen Kultur „Heimat“, Einwohner der Stadt, Vertreter der armenischen und tatarischen Diaspora, Gesangsgruppen aus Wolsk und Besucher des Zentrums der deutschen Kultur „Freundschaft“ in Balakowo (Leiterin Darja Schmidt) teil.

Im Dezember planen die Teilnehmenden des Zentrums eine Reise nach Balakowo mit einem Konzertprogramm, um ihren Freunden zum Jahrestag ihres Zentrums zu gratulieren. Und im Frühjahr will das Zentrum in Wolsk am linken Wolgaufer im Kirchdorf Sorkino (ehemals Zürich) das Projekt „Familientraditionen“ durchführen, bei dem ein Konzertprogramm für die Bewohner des Dorfes aufgeführt und eine familiäre Veranstaltung organisiert wird. „Wir sagen: Bis zum nächsten Mal!“, so Inga Schilnikowskaja.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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