Einheit in Vielfalt: Exquisite Vernissage im DRHM


Am 15. Oktober fand im Saal „Berlin“ des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Einheit in Vielfalt“ statt. Die Ausstellung ist anlässlich des 15-jährigen Jubiläums der Richtung „Avantgarde“ des Internationalen Verbandes der deutscher Kultur und der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen organisiert worden.

Im Jahr 2025 feiert die Künstlervereinigung der Russlanddeutschen (TORN) ihr 15-jähriges Bestehen. In dieser Zeit haben die Mitglieder der Bewegung eine ganze Reihe von Projekten verwirklicht: Meisterkurse, Kreativtreffen, Pleinairs, Kunstlabore, Konzerte, Theateraufführungen, Festivals und Ausstellungen. Einen großen Beitrag zur Gründung der Vereinigung leistete die verdiente Künstlerin der Russischen Föderation, Mitglied des Russischen Künstlerverbandes und Preisträgerin des Allrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2018“ Nina Lochtatschjowa (Lützow). Über viele Jahre hinweg stand sie an der Spitze dieser Bewegung. Im Laufe seines Bestehens hat TORN seinen Horizont erweitert – neben der Kunst kamen Literatur, Theater, Choreografie, Musik und Medien hinzu.

Die Verbundenheit mit verschiedenen Techniken, Stilen und Genres hinderte die Künstler aus den Reihen der Russlanddeutschen nicht daran, zu erklären:

Für uns ist es wichtig, im gleichen Schwarm zu fliegen...

Dieses Bestreben fand seinen Ausdruck in der Ausstellung, die im Saal „Berlin” des DRHM präsentiert wurde. Die Ausstellung mit dem vielsagenden Titel „Einheit in der Vielfalt” zeigt die Palette der Individualitäten und kreativen Methoden zeitgenössischer Künstler – Mitglieder der TORN, unabhängig von Stil, Genre oder gewähltem Thema.

Viele haben schon von der Universalität der Kunst gehört. Der Raum der Halle „Berlin“ ist die lebendige Verkörperung dieser Idee. Die Vielseitigkeit und Synthese der Künste, die TORN und die Avantgarde vertreten, werden auch in der Gestaltung des Saals betont. Gruppen von Gemälden wechseln sich ab mit bis zum Boden reichenden Leinwänden, auf denen Gedichte der Russlanddeutschen zu lesen sind. Es handelt sich um Zitate aus der Anthologie der Literatur der Russlanddeutschen "Der misstrauischen Sonne entgegen“ – Werke von Alexander Beck, Waldemar Weber, Dominik Golman, Robert Weber, Wiktor Klein, Wendelin Mangold, Boris Peters und Wiktor Shnitke. Auf einem Teil dieser Tafeln sind in größerem Format Werke der an der Ausstellung beteiligten Künstler zu sehen. Vor dieser Kulisse werden während der gesamten Jubiläumssaison 2025–2026 Veranstaltungen im DRHM stattfinden.

Die ideelle Inspiratorin der Ausstellung war die Grafikerin und Aquarellmalerin Ljudmila Symaljowa (Simmel), Mitglied des Berufsverbands der Künstler Russlands.

Die Besucher können uns in unseren ausgewählten Werken so authentisch wie möglich erleben. Die Verschmelzung von Kulturen bringt immer etwas Neues und Schönes hervor, wovon sich der Betrachter hoffentlich bei einem Besuch der Ausstellung überzeugen kann.

Bei der Gestaltung des Ausstellungsraums legte die Kuratorin Ira Golub (Mandelkorn) besonderen Wert darauf, dass alle Werke in der Ausstellung ein einheitliches Bild ergeben. Denn die Gemälde jedes Künstlers müssen miteinander korrelieren, und alle Werke zusammen müssen einen einheitlichen Raum bilden.

Die Gäste des neu eröffneten Kunstraums können die Werke von Natalja Bakanowa (Weibert), Ira Golub (Mandelkorn), Ljudmila Symaljowa (Simmel), Alexandra Isajewa, Andrej Knoblok, Dmitrij Krell, Irina Marts, Marianna Rebinder, Lilia Slawinskajha (Fillo), Pawel Stein, Mark Schub, Roman Jashin (Hartmann) genießen. Die Ausstellung zeigt auch Gemälde von Marta Adt, die Preisträgerin des Allrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2025” in der Anna-German-Nominierung im Bereich der Kunst wurde.

Im Laufe des Abends konnten die Gäste des DRHM neben der Hauptausstellung auch eine Auswahl von Werken russischer deutscher Künstler aus der Anthologie „Tausend Bilder unter Sonne und Mond“ bewundern.

Im Ausstellungsraum trafen nicht nur Malerei und Literatur aufeinander. Die dritte Kunstform war die Musik: Die Vernissage wurde von den klangvollen Akkorden eines Klaviers begleitet. Anastasia Wlaskina-Heinz bescherte den Besuchern Live-Musik.

Am 15. Oktober trafen sich Künstler, Bildhauer, Musiker und Kunstliebhaber im Saal „Berlin“. Die Gespräche, die wir mit einigen der Gäste führen konnten, unterstrichen, wie facettenreich und gleichzeitig ganzheitlich die Welt der Kunst sein kann.

Von Theaterkulissen zum Dreifuß: der Künstler Andrej Borissowitsch Knoblock

Andrej Borissowitsch Knoblock und seine Frau Elena Sergejewna beehrten die Vernissage mit ihrer Anwesenheit. Andrej Borissowitsch ist ein herausragender Bühnenbildner, verdienter Künstler der Russischen Föderation und Autor zahlreicher Einzelausstellungen. 25 Jahre lang arbeitete er als Chefdesigner am Tatarischen Staatlichen Akademischen Opern- und Balletttheater namens Musa Jalil in Kasan. Er entwarf und schuf das Bühnenbild für mehr als 30 Aufführungen.

Als er sich entschied, sein Leben mit der Theaterkunst zu verbinden, trat Andrej Borissowitsch in vielerlei Hinsicht in die Fußstapfen seines Vaters – des bekannten Theaterkünstlers und talentierten Grafikers, Stalin-Preisträgers Boris Georgjewitsch Knoblock.

„Alles, was mich von klein auf umgab, hat mich zur bildenden Kunst hingezogen“, erzählt der Künstler über seine Berufswahl.

Andrej Borissowitsch bewahrt die Erinnerungen an seinen Vater sorgfältig auf und gibt zu, dass er als Kind stundenlang seiner Arbeit zuschauen konnte.

Die Fortsetzung seiner erfolgreichen Theaterkarriere war das Eintauchen in die Staffeleimalerei. Der Künstler hatte bereits zuvor in diesem Genre gearbeitet, aber nun hatte er die Möglichkeit, aktiv Ausstellungen zu veranstalten. Natürlich spiegelte sich seine langjährige Theatererfahrung in seinen Gemälden wider: Andrej Borissowitschs Werke sind in Mischtechnik ausgeführt. Die Grundlage seines Malstils bildet die Aquarellmalerei, deren Techniken er auch beim Malen mit Ölfarben verwendet.

Seit den 90er Jahren arbeitet der Künstler eng mit dem Deutsch-Russischen Haus in Moskau zusammen. Hier finden häufig seine Einzelausstellungen statt. Im Jahr 2013 nahm Andrej Borissowitsch an der Ausstellung „Farbenfrohe Welten” teil, die in Stuttgart im Haus der Deutschen aus Rußland stattfand. Der Künstler ließ sich auch die Pleinairs nicht entgehen, die im Wolga-Gebiet für Vertreter des Kreativverbands der Russlanddeutschen organisiert wurden. Andrej Borissowitsch merkt an, dass diese Treffen immer mit einem Austausch kreativer Erfahrungen und professioneller Ratschläge einhergehen.

Auf die Frage, welche Themen ihm besonders am Herzen liegen, beginnt Andrej Borissowitsch mit einer Erwähnung von Pferden:

Ich liebe es, Pferde darzustellen. Darin bin ich meinem Vater sehr ähnlich. Er leistete seinen Militärdienst in der Kavallerie. Der Eintritt in die Kavallerie war seine eigene Entscheidung.

Besondere Freude bereitet dem Künstler die Arbeit an märchenhaften Motiven. Der Feuervogel und die Helden des tatarischen Epos sind oft zentrale Figuren seiner Gemälde. Die Besucher der Ausstellung „Einheit in der Vielfalt“ haben die einmalige Gelegenheit, die Lieblingshelden von Andrej Borissowitsch persönlich zu sehen.

„Die Erkenntnis des Endes der Welt“: Lilia Petrowna Slawinskaja (Fillo)

Ein echtes Geschenk für die Gäste der Vernissage war die persönliche Begegnung mit Lilia Petrowna Slawinskaja (Fillo). Das Leben der Künstlerin und Galeristin beeindruckt durch seine Vielseitigkeit: Lilia Petrowna ist eine bekannte Moskauer Künstlerin, Art Director, Besitzerin der Galerie „Les Oreades – Oreaden“, Reisende an den Küsten der Arktis, Antarktis und darüber hinaus.

Nach dem Abschluss der K. E. Tsiolkovsky Pädagogischen Universität in Kaluga und dem Studium an der Moskauer Staatlichen Pädagogischen Universität mit dem Abschluss als Lehrer für Malerei und Zeichnen, freundschaftliche Beziehungen zu herausragenden Malern und Grafikern Russlands – das sind die Grundlagen für seine sichere Beherrschung der französischen und deutschen Ziolkowski, Abschluss der Moskauer Pädagogischen Staatlichen Universität mit dem Fachgebiet Malerei und Zeichnen, freundschaftlicher Umgang mit herausragenden Malern und Grafikern Russlands – so sieht der gewundene Weg von Lilia Petrowna in die elitäre Welt der Kunstgalerien aus. Seit 1978 organisiert die Künstlerin allrussische und internationale Ausstellungen in der Schweiz, Deutschland, Italien, Polen, Österreich, den USA und Frankreich.

1989 gründete Lilia Petrowna zusammen mit dem bekannten französischen Musiker und Sammler Edmond Rosenfeld die erste private russisch-französische Galerie „Les Oreades – Oreaden“ in Russland. Bis 2019 befand sie sich in den Sälen des Zentralen Künstlerhauses am Krymskij Wal.

In meinem Leben gibt es einen ewigen Widerspruch. Einerseits bin ich Autorin von 120 Gemälden, andererseits bin ich eine erfahrene Galeristin, zu deren Aufgaben die Suche und Förderung von Talenten gehört.

Nach eigenen Angaben von Lilia Petrowna sind ihre Schützlinge oft eifersüchtig, dass sie ihnen nicht ihre ganze Zeit widmen kann. Expeditionen unter den rauen Bedingungen der Arktis und Antarktis wurden für die aktive Künstlerin zu einer echten Erholung.

Für mich sind Expeditionen eine Gelegenheit, mich voll und ganz meiner Arbeit zu widmen.

Die Arbeit am Projekt „Drei Pole der Kälte – Arktis, Antarktis, Tibet“ dauert nun schon seit über 20 Jahren an. Lilia Petrownas Bilder zum Thema Arktis und Antarktis sind in vielen wissenschaftlichen Einrichtungen zu finden. So schmücken beispielsweise seit 2016 großformatige Bilder und Fotografien, die auf der Franz-Joseph-Land-Insel entstanden sind, den Arktischen Saal des Instituts für Geowissenschaften der Staatlichen Universität St. Petersburg – dem Veranstaltungsort für Foren zur Arktis.

Die Künstlerin verwendet Materialien, die für das Pleinair-Malen unter schwierigen klimatischen Bedingungen geeignet sind: Bleistift, Wachs- und Trockenpastell, Aquarell, Tusche.

Die Gewohnheit, in der Kälte zu arbeiten, habe ich durch meine 10-jährige Erfahrung im Kajakfahren entwickelt.

Sie ist fasziniert von der Schönheit der unberührten Landschaften der hohen Breitengrade, dem Leben der Wale, Vögel und Pinguine auf den Inseln und dem Festland.

Die im DRHM ausgestellten Gemälde könnten für die Besucher der Ausstellung eine kleine Überraschung sein: Anstelle der Weiten des Nordens präsentieren sich den Betrachtern sonnendurchflutete, intime Landschaften. Das hohe Ufer der Wolga ist mit zweistöckigen Holzhäusern übersät. Über den niedrigen Dächern ragt die Zeltkuppel der örtlichen Kirche empor. An den beiden Ufern des berühmtesten Flusses Russlands liegt die Stadt Tutajew.

Lilia Walerjewna, Tochter der Künstlerin Lilia Slawinskaja, beschrieb diese Orte anschaulich: „Die Wolga, die durch die Stadt fließt, ist wie eine Grenze zwischen zwei Welten: dem modernen rechten Ufer und dem linken Ufer, das an der Schwelle zwischen dem 19. und 20. Jahrhundert „hängen geblieben” ist. Ursprünglich spielte die Romanow-Seite – so wird das linke Ufer genannt – die Hauptrolle. Aber jetzt scheint es, als würde die Zeit dort mit einer ganz anderen Geschwindigkeit vergehen. Dazu tragen natürlich die Grünanlagen und die Erhaltung des architektonischen Stils bei. Die Romanow-Seite ist sehr malerisch: Das hohe Ufer der Wolga ist von sieben Schluchten durchzogen, auf deren Gipfeln jeweils eine Kirche steht.“

In Tutajew ging Lilia Petrownas Traum in Erfüllung: Mit privaten Mitteln gründete sie ein Haus der Kreativität, in dem die Traditionen der Berufsschule weitergegeben werden konnten. Seit 2006 empfängt das Haus der Kreativität „Romanowo an der Wolga“ kreative Intellektuelle: Künstler, Filmschaffende sowie Schüler und Studenten.

Die Leitung des Hauses der Kreativität übergab die Künstlerin ihrer Tochter und deren Ehemann. Lilia Walerijewna erzählte, dass dieser Ort zu einem Zufluchtsort für diejenigen geworden ist, die das Alte lieben und Schutz vor der Hektik der modernen Welt suchen.

Die Gerüchte über unser kreatives Gästehaus verbreiten sich, wie man so schön sagt, von Mund zu Mund.

Wir streben keine Werbung oder Promotion an, da wir die intime Atmosphäre dieses Ortes bewahren möchten.

Gemälde, geschaffen vom kreativen Unterbewusstsein: Marta Adt

Ein prominenter Gast der Vernissage war Marta Adt – eine zeitgenössische Künstlerin und Preisträgerin des allrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2025”. Abstraktion, abstrakter Figuralismus – in diesen Genres entfaltet Marta ihr kreatives Potenzial.

Die Künstlerin ist Botschafterin des allrussischen Projekts „Kunst – im Leben und zu Hause“. Hier zeigt Marta nicht nur ihre Werke, sondern hilft auch gerne anderen Künstlern, ihre Talente zu entfalten.

Es gibt zwei Arten von Künstlern. Die ersten „zeichnen“ Landschaften, Stillleben und Porträts nach der Natur. Die zweiten schaffen ihre eigene Realität. Ich zähle mich natürlich zur zweiten Kategorie.

Ich lade den Betrachter ein, in die von meinem Unterbewusstsein geschaffenen Gemälde einzutauchen. Ich lade ihn in meine innere Welt ein, damit er, wenn er sie betritt, etwas für sich selbst entdeckt.“

Auf die Fragen der Besucher, was auf dem Gemälde dargestellt ist, antwortet Marta mit einer Gegenfrage: „Was sehen Sie?“ Die Künstlerin liebt es, die Reaktionen des Publikums auf ihre energiegeladenen Werke zu beobachten. „Ich möchte, dass die Betrachter die Universalität der Kunst verstehen, die darin liegt, wie sie wirkt.

Farbe, Form und die in der Leinwand enthaltene Energie beeinflussen den Menschen. Er gerät sozusagen in meine Aura, und es findet ein Energieaustausch statt.

Ich habe festgestellt, dass ein Bild umso mehr Energie ausstrahlt, je länger ich daran arbeite. Das wissen die Liebhaber meiner Kunst.

Jedes Werk ist eine Tür zu einer einzigartigen Welt der kreativen Seele, in der kulturelles Gedächtnis und persönliche Erfahrungen miteinander verwoben sind. So wurde die Ausstellung „Einheit in der Vielfalt“ zu einer Plattform für Kommunikation, Erfahrungsaustausch und die Entstehung neuer kreativer Initiativen und gemeinsamer Projekte.

Die Atmosphäre der Vernissage haben wir im Album des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau im VKontakte-Album festgehalten.


Das Projekt wird mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutscher Kultur im Rahmen des Förderprogramms „Avantgarde der Russlanddeutschen“ realisiert.

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