Lesenswert: „Russlanddeutsches Dialektbuch“ von Nina Berend


Mit der Neuerscheinung „Russlanddeutsches Dialektbuch“ (Mai 2011) liefert der Projekte-Verlag eine umfassende Arbeit von Nina Berend zur Geschichte der russlanddeutschen Dialekte. Die Autorin, die bereits in ihrer Familie Gelegenheit hatte, verschiedene Varianten des Russlanddeutschen kennenzulernen, bietet einen Überblick über die Herkunft, Entstehung und Vielfalt einer ehemals blühenden Sprachlandschaft weit außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets: vom Zarenreich bis in die heutige Zeit.

Mit der Neuerscheinung „Russlanddeutsches Dialektbuch“ (Mai 2011) liefert der Projekte-Verlag eine umfassende Arbeit von Nina Berend zur Geschichte der russlanddeutschen Dialekte. Die Autorin, die bereits in ihrer Familie Gelegenheit hatte, verschiedene Varianten des Russlanddeutschen kennenzulernen, bietet einen Überblick über die Herkunft, Entstehung und Vielfalt einer ehemals blühenden Sprachlandschaft weit außerhalb des geschlossenen deutschen Sprachgebiets: vom Zarenreich bis in die heutige Zeit.

Nach Aufrufen der Zarin Katharina II und ihrer Nachfolger haben sich viele Menschen „aus deutschen Landen“ – aus Hessen und Baden, aus der Pfalz und Württemberg, aus Bayern, aus Mittel- und Norddeutschland – im 18. und später im 19. Jahrhundert auf den Weg nach Russland gemacht. Mitnehmen konnten sie nicht viel – außer ihren Heimatmundarten. Diese haben sie nicht nur in den ersten Jahrzehnten bewahrt, sondern für viele Generationen und Jahrhunderte danach.

Vom Zarenreich bis Putin folgt die Autorin dem Schicksal der russlanddeutschen Dialekte. Sie reist in die entlegensten Winkel der ehemaligen Sowjetunion, in die kleinen und großen Sprachinseln, besucht Wolhyniendeutsche und Mennoniten im Norden, Schwaben in Kasachstan, Bayern und Pfälzer im Altai-Gebiet. Überall entdeckt sie quicklebendige Mundarten, eine reiche, vielfältige, für die Außenwelt noch weitgehend verschlossene Dialektlandschaft, deren besonderer Reiz das Neben- und Miteinander des Ursprünglichen, Mitgebrachten und des in den russischen Weiten Neuentwickelten und Hinzugekommenen ausmacht.

Einen allgemeinen und gleichzeitig detaillierten Einblick in die heute weitgehend verschwundenen deutschen Sprachinselgebiete Russlands und deren Mundarten gibt das gut illustrierte Buch von Nina Berend.

Prof. Dr. Nina Berend wurde 1951 in Udalnoe, einem kleinen Dorf im Altai-Gebiet geboren, in dem damals nur Russlanddeutsche verschiedener Herkunft lebten. Ihre Mutter stammte aus dem pfälzischen Mariental in der Wolgadeutschen Republik, ihr Vater war wolhyniendeutscher Herkunft. So hatte sie schon in ihrer Familie Gelegenheit, verschiedene Varianten des Russlanddeutschen kennenzulernen. Sie studierte in Omsk Germanistik und Pädagogik und hatte dort die Gelegenheit, bei dem bekannten russlanddeutschen Germanisten und Sprachinselforscher Professor Hugo Hugowitsch Jedig erste Spracherhebungen und Dialektforschungen der deutschen Sprachinselmundarten durchzuführen. Bereits in ihrer Diplomarbeit hat sie sich mit russlanddeutschen Dialekten im Gebiet Omsk beschäftigt. Im Jahr 1981 promovierte sie an der Universität Lwow (Ukraine) mit einer Dissertation über die nordbayrischen Mundarten im Altai-Gebiet. Danach war sie Dozentin für Deutsch am Staatlichen Pädagogischen Gorki-Institut in Omsk und erforschte auf zahlreichen Forschungsreisen die verschiedenen deutschen Sprachinseln der ganzen Sowjetunion. Im Jahre 1989 siedelte sie in die Bundesrepublik um. Hier setzte sie ihre Mundartforschungen fort. In den folgenden Jahren entstanden mehrere Publikationen zum Russlanddeutschen in Russland/der ehemaligen Sowjetunion und zu russlanddeutschen Aussiedlern in Deutschland. Im Jahr 1998 folgt die Habilitation an der Universität Heidelberg. Seit 1990 ist Nina Berend als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Deutsche Sprache in Mannheim tätig.

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