Ein Mahnmal für die Opfer der Trudarmee in Workuta errichtet

Zwei Kreuze, dazwischen Gitter, eine Kipplore, ein Stein, auseinander laufende Bahngleise — so sieht das Mahnmal aus, das in der Polarstadt Workuta für die Opfer der Arbeitsarmee errichtet und am 19. April 2012 feierlich eingeweiht wurde. Die symbolische Komposition des Mahnmals stammt aus der Hand des Ehrenarchitekten der Stadt, Vitalij Troschin, und steht für das tragische Schicksal  der Häftlinge des Workutlag. Viele Menschen fanden sich an diesem Tag vor dem Mahnmal ein, um der Toten zu gedenken, sie zu ehren und gemeinsam an die schreckliche Vergangenheit zu erinnern.

Zwei Kreuze, dazwischen Gitter, eine Kipplore, ein Stein, auseinanderlaufende Bahngleise — so sieht das Mahnmal aus, das in der Polarstadt Workuta für die Opfer der Arbeitsarmee errichtet und am 19. April 2012 feierlich eingeweiht wurde. Die symbolische Komposition des Mahnmals stammt aus der Hand des Ehrenarchitekten der Stadt, Vitalij Troschin, und steht für das tragische Schicksal der Häftlinge des Workutlag. Viele Menschen fanden sich an diesem Tag vor dem Mahnmal ein, um der Toten zu gedenken, sie zu ehren und gemeinsam an die schreckliche Vergangenheit zu erinnern.


Die Stadt Workuta hat eine ungewöhnliche und doch für viele Städte der sowjetischen Periode typische Geschichte. Zwar die „Perle des Nordens" genannt, gehörte sie zu den Städten, in denen fast jeder „einsaß", entweder in der ersten, der zweiten oder dritten Generation. Die meisten Gefangenen waren in den Bergwerken in und um Workuta beschäftigt. Bei dem Bau der Schmalspurbahn mussten sie Baumaterialien, Ausrüstung, Werkzeug, Bahnschwellen und Eisengleise 72 Kilometer weit durch die Tundra schleppen. Diese Schmalspurbahn war die erste, die hinter dem Polarkreis erbaut wurde, der Boden hier ist blutdurchtränkt, unter fast jeder Bahnschwelle liegen Häftlinge „begraben". Diese Bahn verband das Bergwerk Workuta mit der Siedlung Ust-Workuta und damit mit dem „großen Land“, mit der Zivilisation.
Von hier gingen mit Kohle beladene Lastkähne über die Wasserwege nach Zentralrussland, und hierher wurden Lebensmittel, Verbrauchswaren und technische Güter gebracht. Auch wurden auf diesem Weg Tausende von Gefangenen nach Workutlag getrieben. Zur gleichen Zeit gab es in der Gegend um Workuta 120 Lager. Dem Stand vom 1. Januar 1945 nach, arbeiteten in Zechen und Betrieben des großen Industriewerks „Workutaugol“ (deutsch: Workuta-Kohle) etwa 38 989 Gefangene.

Es waren aber nicht nur gewöhnliche Sträflinge. Ein großer Teil von ihnen waren politische Gefangene, unter ihnen viele Wissenschaftler, Denker und Künstler, bedeutende Persönlichkeiten aus fast allen Wirtschafts- und Kulturbereichen. Eine sonderbar schreckliche Komik bestand darin, dass die intellektuellen Gefangenen in den Lagern „Idioten“ genannt wurden.

Vor 70 Jahren, unter dem Deckmantel einer Mobilisierung der Arbeitkräfte für die Front, wurden die in der Sowjetunion lebenden Deutschen, zuerst alle Männer im militärdienstfähigen Alter, und später auch die Frauen, in die sogenannte Trudarmee (deutsch: Arbeitsarmee) „einberufen". In einem Augenblick wurden alle Verdienste der Russlanddeutschen, die seit Jahrhunderten in Russland lebten, für nichtig erklärt. Ihre kollektive Schuld bestand allein darin, dass sie das Unglück traf, historisch mit dem Staat verbunden zu sein, der den Krieg gegen die Sowjetunion anzettelte.
Man tötete sie allein deshalb nicht, weil sie als Arbeitskraft benötigt wurden und so viel wie möglich Kohle für das Land befördern mussten. Doch sie starben massenweise vor aufreibender Arbeit und wegen den unmenschlichen Lebensbedingungen.

So werden sie beispielsweise in einer Denkschrift des NKWD beschrieben:
„In die Trudarmee Mobilisierte haben gänzlich keine Unterwäsche, sie bekommen keine Arbeitsbekleidung, ihre Kleider sind so abgenutzt, dass sie nicht mehr ausgebessert werden können. Viele Deutsche, auch die Jungen unter ihnen, tragen solche Kleidung, durch die man ihre nackten Körper sehen kann. Bettwäsche gibt es nicht, man schläft auf dreckigen Lumpen. In derselben Kleidung arbeitet, isst und schläft man.“

Das errichtete Mahnmal soll an diese schreckliche Zeit erinnern, zur Herstellung der historischen Gerechtigkeit beitragen und junge Generationen zur Wahrheit ermutigen, betonte in seiner feierlichen Ansprache der Regierungschef der Republik Komi, Wjatscheslaw Gaiser.

Das Mahnmal wurde auf Initiative der Republik Komi und mit Unterstützung der Föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen errichtet, und zum großen Teil von den Firmen „Workutaugol" und „Workutaner Mechanische Werke" finanziert. Auch die Russlanddeutschen selbst leisteten ihren Beitrag dazu.

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