Veranstaltungen zum Trauer- und Gedenktag der Russlanddeutschen


Jedes Jahr am 28. August gedenken die Russlanddeutschen der Opfer der Deportation und Trudarmee. An diesem Tag versammeln sich Menschen vor den Mahnmalen für die Opfer politischer Repressionen, in den Begegnungszentren und anderen Treffpunkten der Russlanddeutschen, um die Verstorbenen mit einer Schweigeminute zu ehren und gemeinsam an die Ereignisse jener Zeit zu erinnern. Allerorts werden an diesem Tag die Zeitzeugen eingeladen, deren Berichte über das Erlebte der wichtigste Bestandteil der Erinnerungskultur sind und eine einzigartige Möglichkeit bieten, das Wissen und die Erinnerung an jüngere Generationen weiterzugeben. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über ausgewählte Veranstaltungen zum Trauer- und Gedenktag der Russlanddeutschen.

Jedes Jahr am 28. August gedenken die Russlanddeutschen der Opfer der Deportation und Trudarmee. An diesem Tag versammeln sich Menschen vor den Mahnmalen für die Opfer politischer Repressionen, in den Begegnungszentren und anderen Treffpunkten der Russlanddeutschen, um die Verstorbenen mit einer Schweigeminute zu ehren und gemeinsam an die Ereignisse jener Zeit zu erinnern. Allerorts werden an diesem Tag die Zeitzeugen eingeladen, deren Berichte über das Erlebte der wichtigste Bestandteil der Erinnerungskultur sind und eine einzigartige Möglichkeit bieten, das Wissen und die Erinnerung an jüngere Generationen weiterzugeben. Im Folgenden finden Sie einen Überblick über ausgewählte Veranstaltungen anlässlich des Trauer- und Gedenktages der Russlanddeutschen.

Gedenk- und Trauertag im Deutsch-Russischen Haus in Moskau:

Im Deutsch-Russischen Haus in Moskau fand am 28.08.2013 eine Gedenkveranstaltung anlässlich des Gedenk- und Trauertages der Russlanddeutschen statt. Initiiert wurde sie von der Föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen (FNKA) und dem Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK).

Nach der Kranzniederlegung und einer Schweigeminute am Solovets Stein auf dem Lubjanskaja-Platz begaben sich die Teilnehmer in das Deutsch-Russische Haus in Moskau, um die Fotoausstellung „Am anderen Ufer: Russlanddeutsche – aus der Vergangenheit in die Zukunft“ zu besichtigen.

Die Gäste wurden von Faina Glasunowa, der Vize-Präsidentin der FNKA der Russlanddeutschen, begrüßt. Sie dankte allen Anwesenden für ihr Kommen und ihre Verantwortungsbekundung gegenüber der älteren Generation. Im Namen der russlanddeutschen Organisationen in Russland erklärte sie: „Wir behalten die Tragödie unseres Volkes in Erinnerung! Wir trauern um diejenigen, die unter unmenschlichen Bedingungen der Deportation, Trudarmee (Arbeitsarmee), angesichts unerträglicher körperlicher und seelischer Leiden nicht überleben konnten. Wir werden auch weiterhin alles dafür tun, um die Folgen der Repressalien gegen Russlanddeutsche zu überwinden und uns für die Rehabilitierung unseres Volkes einsetzen.“

Glasunowa wies darauf hin, dass sowohl die FNKA wie auch der IVDK die vollständige Rehabilitierung der Russlanddeutschen als eine ihrer wichtigsten Aufgaben betrachten. Sie berichtete über die Maßnahmen und Schritte, die hierfür unternommen werden.

Anschließend sprachen Torsten Brezina, der Direktor des Deutsch-Russischen Hauses in Moskau, sowie Pawel Schreiber, der Vorsitzende der nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen in Moskau, zu den Anwesenden.

In einer gemütlichen Runde bei Tee und Kaffee konnten die Gäste Vieles über die persönlichen Schicksale der Russlanddeutschen aus erster Hand erfahren.

Die Autoren der Fotoausstellung Natalja Paegle und Vadim Osipow erzählten über die Hintergründe des Ausstellungsprojekts „Am anderen Ufer: Russlanddeutsche – aus der Vergangenheit in die Zukunft“ und präsentierten ein Video mit Zeitzeugenberichten, welches ebenfalls im Rahmen des Projekts entstand. Außerdem konnten die Gäste die Fotoalben zu der Ausstellung mitnehmen.

Gedenk- und Trauertag in den Regionen:

In Slawgorod (Region Altai) besuchten die Mitglieder des Jugendklubs das Ehepaar Nachtigal, um aus erster Hand über die Eregnisse vor 72 Jahren zu erfahren.


In Nikolajewka (Region Altai) trafen sich die Mitglieder des Kinder- und Jugendklubs beim Begegnungszentrum der Russlanddeutschen „Veilchen“, um der Opfer zu gedenken, mit Gedichten und historischen Vorträgen an die Geschichte zu erinnern und dem Zeitzeugenbericht von Elisabeth Bauer zuzuhören, die heute in Deutschland lebt.

Im deutschen Nationalrayon Halbstadt (Region Altai) fand eine Gedenkversanstaltung am Mahnmal für die Opfer politischer Repressionen statt, welches vor fünf Jahren errichtet wurde. An der Gedenkveranstaltung, welche mit Unterstützung des Bundessinnenministeriums und des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) organisisert wurde, nahmen Vertreter der Rayon- und Dorfverwaltung teil. Nach der feierlichen Kundgebung am Mahnmal wurden alle Teilnehmer in das örtliche Kulturhaus eingeladen. Hier zeigten die Mitarbeiter des Kreismuseums für die Geschichte des deutschen Nationalrayons ein historisch-literarische Vorstellung über die Deportation der Sowjetdeutschen und deren Leidensweg in den Nachfolgejahren. Die Zentralbibliothek des deutschen Nationalrayons organisierte die Ausstellung „Aus der Vergangenheit in die Zukunft“ mit wertvollen Dokumenten, Zeitungsartikeln und Büchern aus der Deportationszeit. Die Auftritte der Tanzgruppe „Jugendzeit“ und des Chors „Sibirskije Napewy“ (dt.: Sibirische Singweisen) rundeten das feierliche Programm ab. Anschließend wurden alle Anwesenden zum Tee geladen.

In Syktywkar fand am 28. August vor der Kapelle zu Ehren der Opfer politischer Repressionen eine Gedenkveranstaltung mit Kranzniederlegung statt. Die Gedenkveranstaltung wurde auf die Initiative der nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen der Republik Komi organisiert. An der Gedenkkundgebung nahmen Vertreter des Ministeriums für Nationalitätenpolitik der Republik Komi, der Stadtverwaltung, Mitglieder der Kulturautonomie der Russlanddeutschen und anderer Autonomien, der Stiftung „Pokajanije“ (dt.: Reue) und die Einwohner von Syktywkar teil. Mit Ansprachen wandten sich unter anderem Oleg Strahler, der Vorsitzende der Kulturautonomie der Russlanddeutschen der Republik Komi und Michail Rogatschew, Vorstandsvorsitzender der Stiftung „Pokajanije“ an die Anwesenden. Rogatschew berichtete über die Vorbereitung eines Gedächtnisbuchs für die Deutschen, die in der Republik Komi unter der Komandatur lebten. Er rief alle und jeden auf, sich an der Arbeit an diesem Buch zu beteiligen. An diesem Tag wurde in der Siedlung Scheschart eine Gedenktafel für die deutschen Trudarmisten feierlich eingeweiht, welche hier die Sperrholzfabrik erbauten und später in dieser auch arbeiteten.


Die Mitglieder des Begegnungszentrums „Wiedergeburt“ in Tscheljabinsk legten am 28. August Kränze und Blumen am Denkmal für die Opfer von Repressionen nieder. Das Denkmal befindet sich auf dem Gelände der katholischen Kirche, wohin die Überreste namenloser Trudarmisten neu bestattet wurden. Im Begegnungszentrum fand anschließend eine Gedenkveranstaltung mit Lesungen, Zeitzeugenberichten und russlanddeutschen Liedern, die den Deportierten und Trudarmisten oft zu überleben halfen, statt.

In Moskalenki (Gebiet Omsk) fand am 28. August die Gedenkveranstaltung unter dem Titel „Ein Volk auf dem Weg. Ein Volk in der Not.“ statt. Am 25. September 1941 brachte der Transport Nr. 895 die Deportierten nach Moskalenki, damals Olgino. Sie wurden in den benachbarten Orten untergebracht und mussten hier eine elende Existenz fristen. 1942 wurden alle arbeitsfähigen Frauen und Männer in die so genannte Trudarmee mobilisiert. Im Kreis Moskalenko waren es 2642 Menschen. Olga Fafenrot von der Kreisbibliothek in Moskalenki präsentierte den Teilnehmern der Gedenkveranstaltung das Buch „...In Arbeitskolonnen für die gesamte Zeit des Krieges. Zeitzeugen und Forscher über die Deutschen in der Arbeitsarmee“, welches 2012 im Verlag „IVDK Medien“ erschien. In diesem Buch wurden unter anderem die Erinnerungen der Zeitzeugen veröffentlicht. Zwei von ihnen – Elisabeth Ermisch und Emma Fadejewa – kommen aus Moskalenki.


Früher zum Thema:
28.08.2013

„Unser Ziel ist die vollständige Rehabilitierung der Russlanddeutschen“
Ansprache von Heinrich Martens, Präsident der Föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen, zum 72. Trauer- und Gedenktag


Am 28. August 1941 wurde der Erlass des Obersten Sowjets der UdSSR „Über die Übersiedlung der Deutschen, die in den Wolgarayons wohnen“ herausgegeben. Die Wolgarepublik wurde aufgelöst und die Sowjetdeutschen unrechtmäßig der kollektiven Kollaboration mit dem nationalsozialistischen Deutschland beschuldigt. Deportation und Arbeitslager folgten. Erst nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion erhielt die deutsche Minderheit in Russland nur teilweise eine Rehabilitierung. Der 28. August ist der gemeinsame Trauer- und Gedenktag aller Russlanddeutschen, an dem sie der unzähligen Opfer gedenken. In seiner Ansprache anlässlich des 72. Jahrestags der Deportation spricht Heinrich Martens, der Präsident der Föderalen nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen, über die Notwendigkeit einer vollständigen rechtlichen und moralischen Rehabilitierung der Russlanddeutschen.

Weiterlesen...

Rubriken: IVDK