Am 18. Oktober hat im Deutsch-Russischen Haus in Moskau ein Konzert der Musik der deutschen Komponisten stattgefunden. Die Werke der großen Weltklassiker – Bach, Schubert, Rachmaninow und Brahms – wurden von den Preisträgern gesamtrussischer und internationaler Wettbewerbe aufgeführt.
Larissa Tshernowa, die Moderatorin des Konzerts, Ehrenkünstlerin der Stadt Moskau, geehrte Mitarbeiterin der Moskauer Musikgesellschaft und Leiterin der Kreativvereinigung „Mir kak iskusstwo“ (deutsch: „Die Welt als Kunst“), hat in einem Interview mit dem Portal RusDeutsch über das Programm des Musikabends, den Einfluss der deutschen Musik auf die Weltkultur und wie eng ihr eigener kreativer Weg mit Deutschland verbunden ist, gesprochen.
Bach als Innovator
Laut Larissa Tshernowa ist die deutsche Kultur grundlegend für die gesamte Weltkultur. „Das Hauptverdienst von Johann Sebastian Bach besteht darin, dass er alle vor ihm gesammelten Erfahrungen der deutschen Musikkultur angereichert und ein einheitliches System geschaffen hat – die temperierte Stimmung, die inzwischen universell geworden ist.
Es sei betont, dass Bach nach seinem Tod viele Jahre lang zu Unrecht in Vergessenheit geriet. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts wurde sein Schaffen dank Mendelssohn wiederentdeckt. Und in der Folge haben sich viele Komponisten mit den Themen von Bachs Werken auseinandergesetzt und sie adaptiert.
Wie zum Beispiel der italienische Komponist Ferruccio Busoni. Heute haben wir in das Programm unseres Konzerts das Chorvorspiel in f-Moll von I.S. Bach – F. Busoni aufgenommen. Auf unserem Programm steht heute auch Chaconne von Bach. Dieses ungewöhnlich schöne Werk wird in einer Bearbeitung für Klavier, Violine und Cello gespielt.“
Mit 10 Jahren im Rostocker Orchester gespielt
„Ich habe Musik fast von der Wiege an studiert“, erinnert sich Larissa. „Das war zu Sowjetzeiten üblich. Mama war von Beruf Architektin, konnte aber nicht arbeiten, weil Papa Militär war. Sie organisierte Abende, auf denen sie für die Gäste selbst sang. Meine Schwester und ich machten seit unserer Kindheit Musik. Ich war in der dritten Klasse, als unsere Familie in die DDR zog.
Mein Vater sorgte dafür, dass wir die Möglichkeit hatten, unsere musikalische Ausbildung fortzusetzen, und meine Schwester und ich gingen auf eine Musikschule in Rostock. Aber wir wurden dort nicht aufgenommen, weil sich herausstellte, dass man in Kindermusikschulen noch nicht so spielt. Und so begann ich im Alter von 10 Jahren mit dem Studium am Rostocker Konservatorium. Meine Schwester und ich spielten auch im Stadtorchester der Stadt.
Es handelte sich um eine „erwachsene“ Gruppe, in der sowohl professionelle Musiker als auch Menschen anderer Berufe spielten. Es war ein völlig anderes Musikrepertoire, dank dem wir viel neue Musik lernten, die in jenen Jahren in der Sowjetunion verboten war. Dieses Orchester trat an allen Stadt- und Staatsfeiertagen sowie bei Empfängen auf. Wir waren sogar auf dem Arbeiterkollektivfest in Frankfurt an der Oder. Es war sehr interessant. Wenn man mit primären Quellen in Kontakt kommt, fühlt es sich anders an, als wenn man nur in Büchern darüber liest.“
Deutsche Musik – das ABC für jeden Musiker
Larissa Tshernowa hat ihr ganzes Leben die deutsche Musik besonders geliebt und hat diese Liebe bis heute bewahrt. „Das ist unsere Schule.
Ich glaube, dass jeder Beruf eine Schule haben sollte. Dann können Sie etwas Kreatives nach Ihrem Wunsch erfinden, aber Sie müssen das ABC von A bis Z kennen.
Und deutsche Musik ist das A und O für die Bekanntschaft mit der Sprache, Form und Harmonie. Und das ist jedem Musiker heilig, unabhängig von seinem Repertoire“, glaubt sie.
Das Konzert wurde von dem Internationalen Verband der Deutschen Kultur, der Moskauer Musikgesellschaft und der Kreativvereinigung „Mir kak iskusstwo“ organisiert.