Workshop zur deutschen Volkstracht in Marx


Vom 14. bis 16. August fand in Marx, im Gebiet Saratow, die letzte Etappe des Workshops der lokalen National-Kulturellen Autonomie statt. Diese Veranstaltung umfasste eine Vielzahl von Aktivitäten, darunter Seminare, die Produktion und den Dreh von Videos mit methodischen Empfehlungen, die Erstellung einer Broschüre über die Kollektion sowie eine Modenschau mit rekonstruierten Kostümen.

Der Workshop in Marx widmete sich dem Zuschneiden, Verzieren und Nähen eines der komplexesten Elemente der traditionellen Frauentracht – der Haube. Quellen und authentische Objekte aus den Sammlungen des Museums für Heimatkunde des Gebietes Saratow und des Russischen Museums für Völkerkunde belegen, dass die Hauben in der deutschen Tracht in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts weitgehend verloren gingen. Sie wurden durch Schals und Tücher ersetzt, während in städtischen Trachten verschiedene Hüte und Kopftücher Einzug hielten.

Die Vorbereitung des Seminars war ein aufwendiger Prozess. Die Referentin des Projekts, Ethnografin und Expertin für wolgadeutsche Trachten Elena Arndt wählte Muster verschiedener Hauben sowie historische Stickereien, Farben und Sticktechniken aus, die sowohl für deutsche Regionen als auch für Russlanddeutsche charakteristisch sind. Gemeinsam mit der zweiten Referentin Jekaterina Iwanowa entwickelte sie einen universellen Schnitt, der sowohl für junge Mädchen als auch für reife Frauen geeignet ist. Die Referentin für Stickerei Irina Leuschina passte die vorgeschlagenen Entwürfe an moderne Materialien und das Wissensniveau der Teilnehmenden an und entwarf eine Vielzahl von Stickmustern – von einfachen bis hin zu filigranen Varianten.

Es gab viele Zweifel: Wird es möglich sein, in nur zwei oder drei Tagen, angesichts des umfangreichen theoretischen Teils, eine Haube vollständig anzufertigen? Werden die wenig vorbereiteten Teilnehmenden in der Lage sein, alle Arbeitsschritte zügig und qualitativ hochwertig auszuführen? Dies war die erste Erfahrung mit einem solchen Workshop, und sowohl die Referenten als auch die Teilnehmenden waren besorgt über das Ergebnis.

„Die Durchführung eines solchen Workshops ist eine große Verantwortung. Die Kopfbedeckung stellt oft den schwächsten Teil moderner Kostüme dar. In der Regel kommen fabrikmäßig hergestellte Hüte oder Panamahüte zum Einsatz, die nicht harmonisch mit den anderen Teilen des Kostüms kombiniert werden können, oder es werden völlig exotische Kappen und Hüte in unvorstellbaren Formen und Größen gewählt. Wie findet man da die goldene Mitte?“ teilt Elena Arndt ihre Eindrücke.

„Seit ich acht Jahre alt bin, arbeite ich mit Stickrahmen und Nadel. Zunächst hatte ich Bedenken hinsichtlich der Fähigkeiten der Teilnehmenden und ob ich ihnen alles innerhalb des straffen Zeitrahmens vermitteln könnte. Jekaterina Iwanowa, die für das präzise Zusammensetzen und Anbringen der Haube verantwortlich war, hat ihr Bestes gegeben, um die notwendigen Arbeitsschritte zu optimieren – ohne unnötige Abläufe“, kommentierte Irina Leuschina.

In kürzester Zeit verwandelten sich die Referentinnen in enge Freundinnen, unterstützt von einer herzlichen Atmosphäre, die von gegenseitiger Hilfsbereitschaft, echtem Interesse und einem klaren Fokus auf das Ergebnis geprägt war. Alte Lieder, die plötzlich in den Köpfen der Teilnehmenden erklangen, trugen zur besonderen Stimmung bei. Die anfänglichen Ängste und Unsicherheiten schmolzen rasch dahin. Die Fäden entwirrten sich mühelos und fanden ihren Weg durch das Nadelöhr; die Nadeln blieben unversehrt, die Perlen gingen nicht mehr verloren. Die Finger gehorchten den Wünschen der Kreativen, und die Nähte legten sich sanft auf den Stoff, sodass ein fantasievolles Ornament aus Rosen, Tulpen und Blättern entstand. Der Enthusiasmus war so groß, dass die Fenster des Hotels nach den Workshops bis drei Uhr morgens erleuchtet blieben.

Zwei Tage später fand tatsächlich die Modenschau mit den neu handgestickten Hauben statt! Diese waren nicht nur schön und stilvoll, sondern auch historisch korrekt – sie trugen Traditionen aus fernen deutschen Regionen in siech sowie die Wärme und das Können der Nachkommen der Wolgadeutschen.

Vera Schpis aus Samara war eine der ersten, die ihre Haube vollendete; eine außergewöhnlich schöne scharlachrote Blume zierte den Rücken und das Bändchen ihrer Haube. Anna Wlasowa aus Krasny Jar versprach fest, ähnliche Kopfbedeckungen für die Jugendtanzgruppe ihres Zentrums der deutschen Kultur anzufertigen. Tatjana Krasawina und Anastasia Talanowa träumen bereits von einem Workshop für Jugendorganisationen in Saratow und Engels. Die Kreativität ergriff alle Anwesenden: Nicht nur die Teilnehmenden, sondern auch die Referenten fertigten eigene Hauben an. Die abschließende Modenschau wurde zu einem beeindruckenden Spektakel, das selbst die Organisatoren – insbesondere Rinata Geidt – verblüffte. Es stellte sich sogar die Frage: Wann findet der nächste Workshop statt? Die Teilnehmenden äußerten den Wunsch, nicht nur zu erfahren, wie und was man näht, sondern auch aktiv am Prozess teilzunehmen.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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