Arbeitstreffen für Leiter und Aktivisten ethnokultureller Klubs in Krasnojarsk


Vom 21. bis 24. August 2024 hat in der sibirischen Stadt Krasnojarsk ein Arbeitstreffen für Leiter und Aktivisten der ethnokulturellen Klubs stattgefunden. Dieses lang erwartete Projekt ist für Leiter und Aktivisten der öffentlichen Organisationen der Deutschen Ostsibiriens und Fernen Ostens zu einer Tradition geworden. An dem Treffen nahmen die Leiterinnen und Leiter ethnokultureller Klubs sowie Aktivistinnen und Aktivisten und Leiter der Organisationen der Russlanddeutschen aus Städten einer riesigen Region teil: Wladiwostok, Tschita, Irkutsk, Ust-Ilimsk, Abakan, Tschernogorsk, Sajanogorsk, Krasnojarsk, Minussinsk, Kansk, den Dörfern Georgijewka und Jenisseisk. Um ihre beruflichen Erfahrungen und Kenntnisse zu teilen, kamen die Referentinnen und Referenten der Deutsch-Russischen Häuser der Städte Tomsk und Kaliningrad sowie der öffentlichen Organisationen der Russlanddeutschen in Omsk, Saratow und Krasnojarsk.

Das Projekt „Arbeitstreffen für Leiter und Aktivisten der ethnokulturellen Klubs“ findet zum zweiten Mal statt. Die Ziele und Zwecke der Veranstaltung blieben dieselben: Verbesserung der Kompetenzen und Fähigkeiten der Leiter der ethnokulturellen Klubs durch die unmittelbare Einbeziehung der ethnokulturellen Komponente in ihre beruflichen Aktivitäten. Um dieses Ziel zu erreichen, wurden Blöcke zur ethnokulturellen Arbeit für Klubleiter durchgeführt. Die Aktivisten und Teamleiter diskutierten neue Formen und Technologien in den Aktivitäten von Klubs, dachten über Fragen der Kommunikation in der deutschen Sprache in den Aktivitäten kreativer und ethnokultureller Gruppen nach sowie analysierten die Beteiligung von Vertreterinnen und Vertretern ethnokultureller Klubs an regionalen, überregionalen und föderalen Projekten. Im Laufe des Projekts wurden Gruppen in sozialen Netzwerken erstellt, damit die Teilnehmer und Referenten weiterhin Themen diskutieren, Meinungen austauschen, zukünftige Treffen planen, ihre Erfolge und Leistungen teilen und den Kontakt zu Organisationen der Russlanddeutschen in verschiedenen Regionen des Landes pflegen können.

Und wieder öffnete das Haus der Völkerfreundschaft der Region Krasnojarsk „Rodina“ (zu Deutsch: „Heimat“) für die Projektteilnehmer gastfreundlich seine Türen. Die Leiterin des Hauses, Soja Grudina, begrüßte die Teilnehmer und Referenten herzlich und machte sie mit den Möglichkeiten der Einrichtung zur Durchführung ethnokultureller Veranstaltungen vertraut.

Der Vorsitzende des Interregionalen Koordinierungsrates der Deutschen Ostsibiriens und des Fernen Ostens, Walerij Brungardt, nahm an der Veranstaltung auch teil und wünschte den Teilnehmern ein erfolgreiches Projekt.

Vier Tage lang wurden für die Teilnehmer des Treffens die Workshops für Tanz, Gesang, Theater, Kunst und Handwerk organisiert, indem sie sich in Gruppen nach den Bereichen ethnokultureller Klubs aufteilten. Dann trafen sie sich gemeinsam bei Workshops für die deutsche Sprache, Kalenderfeiertage und die Volkstracht der Russlanddeutschen.

Die Referenten und Organisatoren des Projekts bereiteten ein abwechslungsreiches, reichhaltiges Programm vor, das das Berufsgepäck der Klubleiterinnen und Klubleiter erweiterte, damit sie sich erfolgreich auf verschiedene Feiertage der Russlanddeutschen und andere ethnokulturelle Veranstaltungen in Zentren der deutschen Kultur sowie Familienveranstaltungen vorbereiten können.

Nina Tjudelekowa, Referentin aus Tomsk, Leiterin der Abteilung für Kultur und Freizeitaktivitäten am Deutsch-Russischen Haus Tomsk, leitete Workshops für Tanzkunst der Russlanddeutschen. Die Teilnehmer und Moderatoren von Tanzklubs lernten die Volkstänze der Deutschen Sibiriens kennen. Alle Teilnehmer der Workshops erhielten eine Reihe musikalischer und visueller Begleitungsmaterialien für die Inszenierung von Tanzprogrammen an traditionellen Feiertagen der Russlanddeutschen.

Irina Moltschanowa, Referentin aus dem deutschen Nationalrayon des Gebietes Omsk, organisierte Workshops für Gesang und Lieder der Russlanddeutschen. Die Sänger, die am Projekt teilnahmen, lernten die kreative Tätigkeit der Referentin, die Prinzipien der Gesangsarbeit in Amateurgruppen und ethnokulturellen Gesangsklubs, die phonetische Arbeit im Gesang, die Aufführung von Volksliedern in Polyphonie und die Zusammenstellung eines Repertoires für Weihnachten und andere Feiertage kennen. Die Projektteilnehmer erhielten Weihnachtsskripte, Begleitvideos, Playbacks, Noten und Liedtexte.

Für die theatralische Richtung des Projekts war Viktor Pretzer verantwortlich, eine bekannte russlanddeutsche Theaterfigur, Volkskünstler und Regisseur (Diplom der Russischen Anatoli-Lunatscharski-Akademie für Theaterkunst, GITIS, 1989), Theaterlehrer, Dramatiker und Journalist, Kunsttherapeut (Theater- und Dramatherapeut), Forscher für die Geschichte des deutschen Volkstheaters der Sowjetunion (Zeitraum 1929–1941 und 1975–1991), Russlands (Zeitraum 1995–2005) sowie des Deutschen Akademischen Staatstheaters Kasachstan (Zeitraum 1992–2004). Seit 2019 war Viktor Pretzer Vorsitzender des internationalen Kreativvereins INTERBÜHNE Lübeck e.V., die Vertreterinnen und Vertreter der professionellen Kunst und Kultur der Wolgadeutschen und Russlanddeutschen vereinte. Seit 1987 ist er Mitglied der Truppe des Deutschen Schauspieltheaters (Temirtau, Alma-Ata) und einer der Gründer und Intendanten des Deutschen Volkstheaters Russland (1995-2005, Kaliningrad).

Ziel des Theaterblocks war es, die Klubleiter, Deutschlehrer und Aktivisten der Begegnungszentren der Russlanddeutschen in den Regionen Ostsibirien und Fernost die Ursprünge der traditionellen Kalenderrituale der Russlanddeutschen durch Eintauchen in Theateraufführungen mit Einbeziehung der ethnokulturellen Komponente näher zu bringen. Drei Tage lang wurden ausgewählte Szenen aus dem historischen und ethnografischen Theaterstück „Der Baum des Lebens“ von Viktor Pretzer geprobt, das dem 260. Jahrestag der Umsiedlung der Deutschen nach Russland gewidmet war. Im Prozess intensiver Co-Kreation zwischen Referenten und Projektbeteiligten entstanden die Inszenierungen „Ernte. Erntedankfest“, „Adventszeit. Weihnachten“. Dank der hohen Professionalität und des pädagogischen Talents des Regisseurs und des gesamten Produktionsteams der Projektreferenten konnten die Teilnehmer einen bunten Volksfeiertag auf der Bühne veranstalten. Ein besonderer Teil der Komposition waren die Kostüme, die von den Projektteilnehmern unter der Anleitung der unübertroffenen Meisterin und Expertin für Nationaltracht der Wolgadeutschen, Elena Arndt, angefertigt wurden. Alle Teilnehmer zeigten sich bei der Inszenierung, entdeckten neue Facetten von sich selbst auf der Bühne, sangen und tanzten, leicht und natürlich, obwohl einige von ihnen zum ersten Mal auf der Bühne auftraten. Die Teilnehmer der Theaterrichtung des Projekts meisterten die gestellten Aufgaben energisch und stellten ihre hervorragenden Kenntnisse der deutschen Literatursprache und ihr hervorragendes Schauspiel unter Beweis. Das Publikum war vom letzten Akt des Projekts, der feierliche Präsentation der Inszenierung, begeistert und schenkte den Künstlern langen Applaus.

Neben traditionellen Richtungen wie Gesang, Tanz und Theaterkunst gab es in der Arbeit der historischen und ethnografischen Richtungen sowie beim Kunsthandwerks neue Aktivitäten. So stellte Referentin Elena Arndt den Projektteilnehmern erstmals interessantes Material zu den Besonderheiten und Traditionen der Kindererziehung der Russlanddeutschen vor, begleitet von einzigartigen Fotos und Dokumenten, von denen viele zum ersten Mal gezeigt wurden. Der Vortrag zur Tracht der Deutschen verband Theorie und Praxis, denn im Rahmen dieses Arbeitstreffens entstand schließlich ein internationaler kreativer Verband zwischen Elena Arndt (Saratow, Russland) und Galina Balinger (Bischkek, Kirgisistan). Theoretisches Material, Bekanntschaft mit Rekonstruktionen von Kostümen von Elena Arndt, Darstellung authentischer Objekte und historischer Kostüme wurden durch die sorgfältige Arbeit der Projektteilnehmer unter der Leitung der erfahrenen Modedesignerin Galina Balinger ergänzt. Der Zeitmangel schränkte die Möglichkeiten des Kunstlabors für Herstellen des Kostüms ein, nämlich: Zuschneiden, Nähen, Verzieren einer Mütze in klassischer Form, Anfertigen einer Gürteltasche und einer Weste mit asymmetrischem Verschluss. Wenn am Ende des Projekts die Mützen und Taschen in ihrer endgültigen Form dem bewundernden Publikum präsentiert wurden, waren die Westen noch fertigzustellen. Dennoch hatte jedes Gruppenmitglied das Vergnügen, sich persönlich eine universelle Weste „anzupassen“, und vor allem den unvergleichlichen Spaß, mit eigenen Händen eine Tracht herzustellen. Die Näherinnen arbeiten unter der Online-Anleitung von Elena Arndt und Galina Balinger weiter an der Fertigstellung ihrer Kostüme.

Eine Reihe von Vorträgen über Kalenderfeiertage von Wladimir

Winogradow aus Omsk erregte die Aufmerksamkeit von Teilnehmern und Referenten. Die Projektteilnehmer erkannten viel Neues über das zyklische System von Feiertagen im Leben der Russlanddeutschen aus Sicht des Kirchenkalenders, lernten die wichtigsten Daten des Kirchenjahres unter Russlanddeutschen, die Osterzeit, wichtige Fastentage und Festlichkeiten im Leben der Russlanddeutschen. Neben interessanten Geschichten brachte der Referent zum Projekt eine Kunstausstellung „Ich steige von den Höhen des Himmels herab ...“ mit, die den lutherischen Kirchen Russlands (der Stadt Marx und dem Bezirk Marxowski des Gebietes Saratow) und zeitlich dem 500. Jahrestag der Reformation im Jahr 2017 gewidmet war. Die Gemälde für diese Ausstellung wurden von Teilnehmerinnen und Teilnehmern des Art-Labor-Projekts geschaffen, den russlanddeutschen Künstlern, die aus dem ganzen Land nach Marx kamen. Zu den Teilnehmern dieses Projekts gehörten auch die Künstler aus der Region Krasnojarsk, Nadeschda Wirt (Krasnojarsk) und Juri Gintner (Atschinsk). Seit 2017 wird die Wanderkunstausstellung einem breiten Publikum von Kunstkennern in Deutschland und im zentralen Teil Russlands präsentiert. Für das Arbeitstreffen kam sie zum ersten Mal nach Ostsibirien, in die Region Krasnojarsk. Nach Abschluss des Projekts wurde die Ausstellung auch von Besuchern der evangelisch-lutherischen Gemeinde Krasnojarsk besichtigt.

Und natürlich vereinten alle Projektteilnehmer die Workshops von Larissa Kulakowa aus Krasnojarsk zur Phonetik der deutschen Sprache. Begrüßungen, Spiele zum Kennenlernen, Spiele mit ethnokulturellen Materialien, Meisterkurse zu den Themen „Hochzeit der Russlanddeutschen“ und „Küche“ wurden von den Projektteilnehmern problemlos und mit großem Interesse angenommen. Alle Blöcke, Spiele, Meisterkurse stellten fertige Entwicklungen zur Einführung neuer Formen und Technologien in die Aktivitäten ethnokultureller Klubs dar, um den Einsatz der deutschen Sprache in der Arbeit ethnokultureller Klubs und Kreativgruppen zu steigern und zu verbessern.

Für hochwertig organisierte Tätigkeit der ethnokulturellen Klubs gehörte zum Projektprogramm der Block „Arbeiten mit einer Programmsammlung und der Sprachkomponente für ethnokulturelle Klubs. Der Einsatz ethnokultureller Materialien bei Klubtreffen in Begegnungszentren der Russlanddeutschen für Leiter der Sprach- und ethnokulturellen Klubs“. Referentin des Instituts für ethnokulturelle Bildung – BiZ Tamara Artamonowa stellte die vom Institut erstellte methodische Literatur vor und machte alle mit notwendigen Informationen zu ethnokulturellen Materialien vertraut. Sie erklärte auch Änderungen beim Ausfüllen von Antrags- und Meldeunterlagen von ethnokulturellen Klubs, demonstrierte erfolgreiche Berichte, analysierte die schwierigsten Situationen und Fehler sowie beantwortete Fragen der Leiter der ethnokulturellen Klubs.

Zum Schluss des Projekts wurde die kreative Inszenierung eines Fragments der historischen und ethnografischen Produktion „Der Baum des Lebens“ auf der Bühne gezeigt, als eine Demonstration der Ergebnisse der ethnokulturellen Workshops. Es war eine kleine Feier mit einer Show von Kostümen, Liedern, Tänzen, der Überreichung von Dankesbriefen und Geschenken, nämlich Jubiläumskatalogen der Meister des Kreativvereins „Deutsche Künstler Sibiriens“.

Die Teilnehmer und Referenten des Projekts verabschiedeten sich mit guter Laune, einem großen Gepäck an ethnokulturellen Materialien, neuen Ideen und Kenntnissen sowie Plänen für zukünftige Treffen.


Das Projekt wurde mit Unterstützung der Assoziation gemeinnütziger Organisationen „Internationaler Verband der Deutschen Kultur“ im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation durchgeführt.