"Deutsche Sloboda 2024": Ein Fest der Verständigung und Freundschaft


Vom 6. bis 8. September fand in Nowosibirsk das IX. Internationale Festival «Deutsche Vorstadt» statt. Dieses helle und große Ereignis hat Menschen verschiedener Altersgruppen und Berufe zusammengebracht, um das einzigartige kulturelle Erbe eines der zahlreichsten Völker unserer multinationalen Heimat, die Russlanddeutschen, zu bewahren und zu vermitteln. Das Festival hat rund 400 Teilnehmer aus den Regionen Westsibiriens und der Republik Kasachstan zusammengebracht, und die Festivalplätze wurden von mehreren tausend Novosibirsk-Besuchern und Gästen der Hauptstadt Sibiriens besucht.

Der ständige Organisator dieser für alle Russlanddeutschen bedeutenden Veranstaltung ist das Russisch-Deutsche Haus Nowosibirsk, das von der Regierung des Gebiets Nowosibirsk, dem Kulturministerium des NSO, der Föderalen Nationalen Kulturautonomie der Russlanddeutschen und dem Internationalen Bund deutscher Kultur unterstützt wird.

Festivaltraditionen

Auswärtige Konzerte in sozialen Einrichtungen in Nowosibirsk zu veranstalten, ist eine der Traditionen der «Deutschen Vorstadt». Am 6. September wurde das ethnokulturelle Programm «Unsere Wurzeln sind unser Stolz» im Sozial- und Gesundheitszentrum «Mondstein» vorgestellt. Das Folklore-Ensemble ABER der RND "Begeisterung" schenkte dem Publikum eine warme Atmosphäre und helle Emotionen und sang Lieder, die mit dem musikalischen Erbe der Russlanddeutschen verbunden waren.

Eine weitere Festivaltradition besteht darin, interessante informative Veranstaltungen für die Teilnehmer vorzubereiten. Am selben Tag, am 6. September, fand eine Exkursion «Auf den Spuren der Russlanddeutschen» statt, bei der Delegationen aus anderen Regionen über den Beitrag der Russlanddeutschen zur Entstehung und Entwicklung von Nowosibirsk erfuhren. Die Tour ermöglichte es nicht nur, in die Geschichte einzutauchen, sondern auch durch das Prisma des kulturellen Erbes einen neuen Blick auf bedeutende Orte der Stadt zu werfen.

Informelle Kommunikation und Erfahrungsaustausch

Die feierliche Eröffnung des IX. Internationalen Kulturfestivals der Russlanddeutschen «Deutsche Sloboda» fand am 7. September im Konzertsaal des RND statt. Und diese Zeremonie findet auch ihre Traditionen – im dritten Jahr in Folge beginnt sie mit der offiziellen Hymne des Festivals.

Und lass mich durch das Blut ein Fremder sein!
Ich bin Russlanddeutsch.
Das vielseitige Russland!
Sie ist unsere Mutter, sie hat uns großgezogen.

Was ist die Heimat?
Das is‘ ein besonderes Wort!
Heimat ist die Einigkeit,
Russlanddeutscher Ort!

Diese kraftvolle Komposition, die in zwei Sprachen – Russisch und Deutsch - aufgeführt wird, kann sicher als echter Hit bezeichnet werden – schleicht sich in Gänsehaut ein. Mit Blick auf die Zukunft stellen wir fest, dass die Hymne bei der Eröffnung des Hauptfestivals immer ein obligatorischer Teil des Prologs ist und von einer großen stimmlich-choreografischen Nummer begleitet wird.

Die Eröffnung wurde durch die Präsentation der Moderatorin fortgesetzt, die Fakten und Zahlen brachte, die die Bedeutung des Festivals für das gesamte Gebiet Nowosibirsk unterstreichen – von der Anzahl der Gäste und Teilnehmer bis zum Umfang der Medienberichterstattung und den verdienten Auszeichnungen auf föderaler und regionaler Ebene. Anschließend sprachen die Organisatoren und Ehrengäste Grußworte. Jeder der Referenten betonte die besondere Rolle des Festivals bei der Entwicklung des internationalen Dialogs und der Unterstützung kultureller Initiativen.

Direktor des regionalen russisch-Deutschen Hauses in Nowosibirsk, Vizepräsident der Föderalen nationalkulturellen Autonomie der Russlanddeutschen, Alexander Kiel:

2024 wird in Russland zum Jahr der Familie erklärt. Denken Sie daran, dass es in großen, freundlichen Familien besondere Ereignisse gibt, auf die sich die ganze Familie vorbereitet. Alle Verwandten kommen zusammen, teilen interessante Geschichten, erzählen von ihren Errungenschaften, teilen Erinnerungen. Heute ist ein solches Ereignis. Liebe Freunde, ich freue mich sehr, dass unsere große und freundliche Familie wieder zusammenkommt. Vielen Dank dafür!

Dialog auf Augenhöhe

Nach dem offiziellen Teil fand ein informeller «Dialog auf Augenhöhe» statt, bei dem die Ehrengäste unerwartete Fragen über die Identität der Russlanddeutschen, ihre Traditionen und kulturellen Werte beantworten mussten. Zum Beispiel wurde humorvoll darüber gesprochen, wie das deutsche Sloboda-Festival in 50 Jahren sein kann oder welches Gericht aus der Küche der Russlanddeutschen einen ausländischen Gast treffen sollte und welche drei Sehenswürdigkeiten in seiner Heimatstadt ihm unbedingt gezeigt werden sollten. Dieses »leichte" Format des Treffens gab dem Festival eine besondere vertrauensvolle Atmosphäre, und das aufrichtige Lachen im Saal war eine Belohnung für seine Teilnehmer – für Witz und Improvisationsfähigkeit.

Der nächste Punkt des Festivals war der Erfahrungsaustausch – Vertreter jeder Delegation erzählten von ihren Aktivitäten und erfolgreichen Projekten, die auf die Erhaltung und Popularisierung des kulturellen und historischen Erbes des Ethnos abzielten.

Gleichzeitig fand ein Arbeitstreffen der Leiter der russlanddeutschen Selbstorganisationen statt, bei dem die Teilnehmer Erfahrungen austauschten, neue Wege der Zusammenarbeit und Pläne für die Zukunft erörterten.

Auch am 7. September fand ein runder Tisch zum Erfahrungsaustausch zwischen Jugendclubs in Westsibirien statt. In einem Live-Chat-Format erzählten die jungen Aktivisten von ihren Projekten, von der Umsetzung verschiedener Programme für Schüler und Studenten und planten zukünftige gemeinsame Initiativen. Und sie haben auch voneinander gelernt, zündende Ethnopausen durchzuführen.

Die Kultur der Russlanddeutschen an den ikonischen Orten in Nowosibirsk

Das Konzert «Unsere Wurzeln sind unser Stolz» am 7. September im berühmten Zoo von Nowosibirsk war der helle Abschluss des Festivalprogramms. Eine Stunde lang traten Gesangs- und Choreografieteams aus den Regionen Westsibiriens und Kasachstans vor den zahlreichen Besuchern auf und sorgten für eine Atmosphäre des Festes und der Zusammengehörigkeit. Außerdem luden die Künstler Einwohner und Gäste von Nowosibirsk ein, am 8. September den Hauptfestivalplatz im Park «Birkenhain» zu besuchen.

Vorsitzende des Deutschen Jugendverbandes, stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Bundes der Deutschen Kultur, Vizepräsidentin der Föderalen Nationalkulturellen Autonomie der Russlanddeutschen, Nelly Artes:

Das Festival findet bereits zum neunten Mal statt und ich bin sehr froh, dass ich endlich zum ersten Mal hierher kommen konnte. Ich möchte meinen Kollegen für die Einladung danken. Es ist uns sehr wichtig, die Jugend zu unterstützen und die Jugendbeziehungen zu stärken, und ich freue mich sehr, so viele junge Menschen hier zu sehen. Ich wünsche dem Festival, sich weiter zu entwickeln und dem russisch-deutschen Haus in Nowosibirsk, produktiv zu arbeiten und neue Erfolge zu erzielen! Viel Glück für euch alle!

Hauptfestspielplatz: Geschichte, Kunsthandwerk und Küche

Trotz des bewölkten und manchmal regnerischen Wetters hat sich der Hauptplatz des riesigen Parks «Birkenhain» am 8. September in den frühen Morgenstunden zu einem stilisierten Ort entwickelt, an dem Geschichte, Kultur, Sprache, Traditionen, Kreativität, Kunsthandwerk und Küche der Russlanddeutschen in aller Vielfalt präsentiert wurden.

Einen Teil des Vorplatzes nahmen die Handwerksbetriebe ein. Die Besucher des Festivals konnten die Arbeit eines Töpfers sehen, der Produkte nach alter Technologie herstellt. Ein Schmied schmiedete Hufeisen - ein Symbol des Festivals. Der Schuhmacher schuf «wie in alten Zeiten» Schler, traditionelle Schuhe mit einer Holzsohle. Hier wurden die feinsten Spitzen nach den Skizzen der Großmütter gewebt und eine besondere Festivalmünze geprägt. Die Handwerker aus der Stadt Omsk, die sich mit der Wiederherstellung nationaler Traditionen und Handarbeiten beschäftigen, präsentierten einzigartige Spitzen und Stickereien – eine Art Volkskunst, in der traditionelle Elemente, die Symbole der Ethnie sind, erhalten bleiben.

Die Ausstellung «Haus des Russlanddeutschen» vom Museum für Geschichte und Ethnographie des RND, Pavillons mit handgefertigten Produkten und Exponaten der regionalen Zentren der deutschen Kultur des RND, Ausstellungen mit Museumsausstellungen und Werken von Handwerkern des dekorativen und angewandten Schaffens vom Kemerowo Regionalverband der Sozialverbände «Koordinierungsrat der Deutschen» und des Russisch-Deutschen Regionalhauses von Tomsk wurden ebenfalls vorgestellt.

Ein separater großer Pavillon wurde für Workshops und Quiz zur Gelehrsamkeit reserviert. Es war von der ersten bis zur letzten Minute der Arbeit des Festivalgeländes überfüllt. Erwachsene und Kinder bastelten leidenschaftlich das Symbol der «Deutschen Vorstadt» – ein helles, stilisiertes Hufeisen und Papierpuppen in traditioneller Kleidung. Die Menschen lernten auch neue Fakten über den Beitrag der Russlanddeutschen zur Entstehung und Entwicklung der Hauptstadt Sibiriens kennen.

Die großzügige Bewirtung für die Gäste des »Deutschen Schlosses" ist eine weitere Festivaltradition. Der Fluss von Menschen zu den Tischen mit traditionellen Gerichten der Russlanddeutschen war endlos. Ein Teil dieser Gerichte wurde hier zubereitet – Waffeln wurden nach einem besonderen alten Rezept auf lebendem Feuer gebacken.

Ein bemerkenswerter Punkt auf der Karte unserer Siedlung war der Ort, an dem sich das Folkloreensemble NO RND «Begeisterung» befand. Trotz des soliden Alters zündeten alle Mitglieder des Teams wirklich an und zogen die Festivalgäste in ihren Kreis. Niemand kam vorbei und wurde wenigstens kurz in diese fröhliche und gut gelaunte Gesellschaft hineingezogen.

Hauptfestivalgelände: "Intern nationaler Jugendprospekt"

Ein Teil des Festplatzes wurde von der facettenreichen Ausstellung unserer Partner, der Jugendvereinigung «Rückenwind», eingenommen. Sie wurde im Rahmen des Projekts «Intern nationaler Jugendprospekt» entwickelt. Die Gäste tauchten auf eine Reise durch die Kulturen der in Nowosibirsk lebenden Völker ein: Vertreter von zehn Nationalitäten stellten ihre Sprachen, Traditionen und kulturellen Besonderheiten vor. Erwachsene und Kinder nahmen mit Interesse an Sprachquizspielen, Brettspielen, Philvorden und anderen Aktivitäten teil, tauchten in die Welt des multinationalen Sibiriens ein und schafften eine einzigartige Erfahrung der interkulturellen Kommunikation.

Hauptfestivalgelände: Eröffnung und Konzert

Die Eröffnung des Hauptplatzes begann mit der vokal-choreographischen Komposition «Russland» und der Aufführung der Hymne des Festivals, woraufhin die Ehrengäste Begrüßungsworte sprachen. Danach begann ein großes Konzertprogramm mit Gesangs- und choreografischen Gruppen aus den Regionen Nowosibirsk, Kemerowo, Tomsk und Omsk, dem Altai-Gebiet und der Republik Kasachstan.

An dem mehrstündigen Festivalkonzert nahmen neben den kreativen Kollektiven der Russlanddeutschen auch Künstler teil, die die Völker des multinationalen Gebiets Nowosibirsk repräsentieren.

Ergebnisse des Festivals

Das Deutsche Sloboda Festival ist nicht nur ein Feiertag, sondern eine Gelegenheit, mehr über die Kultur und Traditionen der Russlanddeutschen, eines der zahlreichsten Völker Russlands, zu erfahren. Es ist auch eine Chance für alle Teilnehmer und Besucher des Festivals, ihr Wissen und ihre Erfahrungen auszutauschen, eine Atmosphäre der Freundschaft und des gegenseitigen Verständnisses zwischen den Vertretern verschiedener Völker zu schaffen.

Das Deutsche Sloboda-Festival, das bereits zum neunten Mal stattfand, war zweifellos ein markantes Ereignis im kulturellen Leben von Nowosibirsk und der gesamten Region. Es hat Menschen verschiedener Nationalitäten und Altersgruppen zusammengebracht, die die Kultur des anderen schätzen und respektieren. Das Festival hat gezeigt, dass Kultur und Traditionen eine Brücke zwischen den Menschen bilden und gegenseitiges Verständnis und Freundschaft fördern können.


Wir sehen uns im Jahr 2025 in Nowosibirsk beim X. Internationalen Kulturfestival der Russlanddeutschen «Deutsche Sloboda» zum Jubiläum!