David Löfflers Familiendynastie

„Niemand kann sein Schicksal wissen oder vorhersagen, wie sich alles in seinem Leben gestalten wird“, sagt David Löffler, der Unternehmer aus Slawgorod. So konnte auch er nach dem Industriellen Institut Pawlodar (jetzt Torajgyrow-Staatsuniversität Pawlodar) nicht wissen, dass er eine eigene Produktion gründen und sich zu einem erfolgreichen Unternehmer entwickeln wird. Seit 1992 steht David Löffler an der Spitze des Betriebs „Hermes“, das Metall-, Plast- sowie Gummierzeugnisse produziert. Und noch weniger ahnte David Löffler, dass sein Unternehmen zur Familiensache wird. Vor kurzem wurde die erfolgreiche „Hermes“-Tätigkeit nach den Ergebnissen des Jahres 2018 im regionalen Wettbewerb „Der beste Unternehmer des Jahres“ in der Nominierung „Unternehmerdynastie“ als die erfolgreichste anerkannt.

Das ganze Leben von David Löffler ist mit Metall verbunden. Seinen beruflichen Weg begann er bei einem Werk in Schymkent, Kasachstan. Nach zwei Jahren übersiedelte er mit seiner Frau Tatjana nach Slawgorod, wo sie beide vorerst im Werk für Schmiedenpressenausrüstung arbeiteten. Später übernahm David das Amt des stellvertretenden Chefingenieurs im Slawgoroder Radiopparaturenwerk. Als er 1991 diese Arbeit aufgab, stand er vor der Frage, womit er sich weiter beschäftigen könnte.

SECHS WERKZEUGMASCHINEN, ACHT MENSCHEN

Als David Löffler mit mehreren Gleichgesinnten den ersten Raum für seine Produktion mietete, war dort nur ein Müllhaufen. „Damit begann unser Betrieb“, lächelt der Unternehmer. Von Anfang an suchte er in verschiedenen Annahmestellen für Altmetall nach alten Werkzeugmaschinen und anderer für den Betrieb nötigen Ausrüstung, die dann eigenhändig rekonstruiert und dem Betrieb angepasst wurden. Auf solche Weise erstanden im Betrieb seine ersten sechs Werkzeugmaschinen. Acht Menschen produzierten hier vorerst verschiedenes Metallmöbelzubehör. Der Betrieb entwickelte sich schnell. Schon bald stellte man hier verschiedenartige kleine Waren aus Metall, Plastikerzeugnisse für den Haushalt, Gummierzeugnisse für medizinische Laboren wie auch Ausrüstung für die Fleisch- und Milchverarbeitungsbetriebe her.

Zurzeit besitzt „Hermes“ etwa 2000 Quadratmeter Produktionsfläche und mehr als 40 verschiedene Werkzeugmaschinen. Hauptproduktion ist Ausrüstung für Fleisch- und Milchverarbeitungsbetriebe und Zubehör für die Bierbrauereien. Unter den „Hermes“-Kunden sind größere wie kleinere Milch- und Fleischbetriebe der Altairegion. Aber die hohe Qualität der von „Hermes“ produzierten Ausrüstung spricht sich nicht nur im Altai, sondern auch weit über seine Grenzen herum. So produzierte „Hermes“ die Ausrüstung für solche große Betriebe wie die Firma „Brücke“ im Deutschen nationalen Rayon, das Fleischkombinat in Karassuk, Gebiet Nowosibirsk, sowie für das Slawgoroder Milchkombinat und für alle andere Milchwerke, die zur Holdinggesellschaft „Stoliza moloka“ (zu Deutsch: Milchmetropole) gehören. Noch produzierte „Hermes“ die Ausstattung für das Schlachthaus der Firma „Korowkino“ im Rayon Sonalnyj, für die Betriebe in den Gebieten Nowosibirsk, Krasnojarsk und in der Republik Altai. Sogar für Betriebe der Nachbarstaaten Kasachstan und Mongolei lieferte das Löffler-Unternehmen seine Ausrüstung, die dann auch von den „Hermes“- Fachleuten aufmontiert wurde. Im Betrieb „Hermes“ beschäftigt man sich stets mit Erarbeitung, Produktion und Einsetzung von neuen Arten der Produktion. Darunter sind beispielsweise der Dosator für Käsekorn, der Molkenseparator und die Waschanlage für Käseformen.

In „Hermes“ sind derzeit 25 Menschen tätig. Mit typisch deutscher Verantwortung und dem Streben nach Ordnung leitet David Löffler seinen Betrieb. „Disziplin und Ordnung ist bei uns sehr wichtig“, so Löffler. Leider kann man nicht sagen, dass auch im gesamten Industriebereich im Lande Ordnung herrscht. Es gibt viele Probleme. Das größte ist mit dem Steuersystem verbunden. „Von jedem erarbeiteten Rubel, muss ein Unternehmer die Hälfte für verschiedene Steuer abzweigen“, berichtet David Löffler. „Es ist in unserem Land sehr schwierig, alle Steuer zu entrichten und sich dabei noch über Wasser zu halten.“ Aber trotz diesen Schwierigkeiten erfüllt der Betrieb seine Steuerverpflichtungen für die lokale, regionale und föderale Budgets rechtzeitig und im vollen Maße.

DER APFEL FÄLLT NICHT WEIT VOM STAMM

David Löffler ist Gründer einer Arbeiterfamiliendynastie. Fast alle Löfflers Familienmitglieder arbeiten mit ihm Hand in Hand. Seine zwei Söhne traten in Vaters Fußstapfen und absolvierten in Barnaul die Altaier Staatliche Technische Polsunow-Universität. Als erster trat der älteste Sohn Konstantin 1997 ein. Er begann seinen beruflichen Weg als Konstrukteur und ist jetzt stellvertretender Direktor des Familienbetriebs. Seine Ehegattin Irina ist Buchhalterin im Familienbetrieb. Davids zweiter Sohn Denis arbeitet im Betrieb seit 2002 und leitet den Produktionsprozess. Aber das Gehirn, Rationalisator und Initiator aller Ideen ist im Betrieb David Löffler selbst. „Hoffentlich werde ich in Zukunft solche Möglichkeit haben, das Familiengeschäft den Kindern und Enkelkindern zu übergeben“, so das Familienoberhaupt.

David Löffler hält sich auch des gesellschaftlichen Lebens nicht abseits. Er war aktiver Teilnehmer der russlanddeutschen Gesellschaft „Wiedergeburt“, Mitglied der regionalen Handelskammer und Abgeordneter der Stadtversammlung der Volksdeputierten. Jetzt ist David Löffler bei vielen städtischen Veranstaltungen behilflich.

David Löffler wurde 1949 im Rayon Fjodorowka, Gebiet Kustanaj in Kasachstan geboren. Seine Eltern Gustav und Emma Löffler wurden während des Krieges noch als Kinder mit ihren Familien nach Kasachstan zwangsausgesiedelt. „Unsere Vorfahren sprachen die berliner Mundart. Sie war dem Hochdeutschen ähnlich“, erinnert sich David. Bedauerlicherweise hat die Familie den Dialekt im Laufe der Zeit schon eingebüßt, aber beide Davids Söhne lernten in der Schule und im Sprachkurs der Gesellschaft „Wiedergeburt“ Deutsch. Es ist für die Familie Löffler auch heute noch üblich, zweimal Weihnachten und Ostern (nach deutscher und russischer Art) zu feiern und deutsche wie russische Speisen zu kosten.

Als Unternehmer träumt er davon, dass die Industriezweige in Russland, sein Betrieb miteingeschlossen, sich frei entwickeln können. Als Bürger wünscht er sich für sein Land Wohlergehen, und als Russlanddeutscher schwärmt er für den Erhalt der Kultur und der Traditionen seiner Vorfahren. Als einfacher Mensch wünscht sich David Löffler Glück für seine Kinder und Enkelkinder und auch, dass sie ihre Wurzeln nicht vergessen und den Familienbetrieb weiter entwickeln.

*Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitung für Dich.

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