Bis zum 9. August werden Bewerbungen für die Teilnahme am Gesamtrussischen Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche 2019“ angenommen. Die Gewinner des Wettbewerbs sind berühmte russlanddeutsche Persönlichkeiten, die in ihrem Beruf allgemein anerkannte Erfolge erzielt haben. Hier ist die Information über einen der Gewinner der letzten Jahre – den berühmten Musiker, Volkskünstler Russlands Friedrich Lips.
Am 26. Mai fand im Rahmen des 4. Kultur- und Geschäftsforums „Made by Deutschen aus Russland“ in München die Aufführung „Tango ...und nicht nur“ des berühmten Instrumentalensembles „Piazzolla Studio“ statt. Der künstlerische Leiter und einer der Teilnehmer des Quartetts ist der bekannte Interpret von Volksmusik in Russland und im Ausland, der Knopfakkordeonist, Volkskünstler Russlands und Professor an der Russischen Gnessin-Musikakademie Friedrich Lips. Im Jahr 2016 wurde er der Gewinner des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ in der Kategorie „Kunst“ (Anna-German-Preis). Der Wettbewerb hat zum Ziel, bedeutsame Persönlichkeiten unter den Russlanddeutschen zu ermitteln und diese für herausragende Leistungen in Bereichen der Kunst, Wissenschaft, Bildung, des zivilen Engagements sowie Sports auszuzeichnen.
Vor dem Konzert im Deutschen Museum in München sprach Dr. Bernd Fabritius, Beauftragter der Bundesregierung für Aussiedlerfragen und nationale Minderheiten, und widmete seine Begrüßungsrede dem Genie Friedrich Lips.
Er erzählte über die Familie, das Leben und die berufliche Tätigkeit des berühmten Musikers. Ihm zufolge liegt der Erfolg vom Professor Lips im Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche“ nicht nur an seinen außergewöhnlichen musikalischen Fähigkeiten, insbesondere am Knopfakkordeon, sondern auch an seinem Talent als Professor an der renommierten Gnessin-Musikakademie in Moskau – unter seinen Studenten befinden sich mehr als 60 Preisträger russischer und internationaler Wettbewerbe.
Um die Persönlichkeit von Friedrich Lips zu verstehen, muss man laut Bernd Fabritius auf seine Biografie verweisen, die wie ein Buch die Geschichte der Russlanddeutschen erzählt. Seine Eltern, Robert Lips und Emma Helt, wurden im Wolgagebiet geboren, wo 1765 105 Familien aus der Pfalz, Isenburg und Wimpfen die deutsche Kolonie Balzer gründeten. Seit Beginn des Großen Vaterländischen Krieges trat Robert Lips an die Front, im August 1941 wurde er von der aktiven Armee abberufen und in die Arbeitsarmee nach Jemanzhelinsk verbannt, wo er als Bergmann arbeitete. Im Herbst 1941 wurden Emma Helt und ihre Familie nach Sondersiedlung in die Region Krasnojarsk verbannt. Später suchte Robert Lips Emma auf und erhielt die Erlaubnis, damit sie und ihre Familie an seinen Platz im Ural ziehen konnten. Dort wurde Friedrich Lips 1948 geboren.
Der berühmte Musiker erbte das musikalische Talent seines Vaters, der verschiedene Musikinstrumente spielte. Im Lips-Haus gab es immer Geige, Gitarre und Knopfakkordeon. Der Vater selbst baute Hackbretter und spielte damit, bei Amateurauftritten. Friedrich Lips lernte seit seinem fünften Lebensjahr das Knopfakkordeon nach Gehör zu spielen. Und erst im Alter von 11 Jahren besuchte er die Musikschule, als sie in Jemanzhelinsk eröffnet wurde. Das spätere Studium führte ihn an das Konservatorium in Magnitogorsk und dann an die Russische Gnessin-Musikakademie in Moskau, wo er später Professor wurde.
„Was mich besonders freut, ist Friedrich Lips großer Einsatz für die Gemeinschaft der Russlanddeutschen, etwa in der Künstlervereinigung der Russlanddeutschen und im Rahmen des Werner-Musikwettbewerbes der Russlanddeutschen. Der Werner-Musikwettbewerb dient dem Ziel, junge russlanddeutsche Musiktalente aus den Dörfern und Kleinsiedlungen im westsibirischen Gebiet Kemerowo zu fördern. So wird gleichsam der Staffelstab von einer russlanddeutschen Generation an die nächste weitergegeben. Solches Engagement finde ich vorbildlich, zumal es anderen Russlanddeutschen dabei hilft, die eigene Identität zu bewahren und weiter zu entwickeln“, sagte Dr. Bernd Fabritius.
Friedrich Lips trat in den größten Konzertsälen der Welt auf, nahm an gemeinsamen Konzerten mit vielen prominenten Musikern teil, nahm über 100 Werke für die Radioarchive auf und war der erste, der über 80 Werke russischer Komponisten für das Knopfakkordeon aufführte. Er schrieb auch drei Bücher über die Kunst des Knopfakkordeonspiels und ist Initiator und künstlerischer Leiter des internationalen Festivals „Bajan und Bajanisten“ in Moskau.
Friedrich Lips hat eine Vielzahl von Titeln und Auszeichnungen. Darunter sind: Volkskünstler Russlands (1994), Träger des Ordens der Freundschaft (2001), die Goldmedaille des Moskauer Verbands der Komponisten (2008), Ehrenprofessor der Londoner Musikakademie (2010), Preisträger des Internationalen Ippolitow-Iwanow-Preises für Musikpädagogik (2015) und andere. Und 2005 bekam die Kinderkunstschule Nummer 1 in Jemanzhelinsk den Namen von dem Professor Lips, ihrem ersten Absolventen.
Für die Teilnahme am Gesamtrussischen Wettbewerb „Russlands herausragende Deutsche 2019“ muss man eine Online-Anmeldung an das Büro des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (bis 9. August) einreichen. Die Gewinner des Wettbewerbs sind die Kandidaten, die die meisten Stimmen zu den Ergebnissen der offenen Internet-Abstimmung auf der Seite des Wettbewerbs erhalten.