Zusammen mit dem Internationalen Verband der deutschen Kultur, der mehr als 500 öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen vereint, werden 2021 zwanzig Organisationen ihre Jubiläen feiern. Darunter auch die gesellschaftliche Organisation „Zentrum der deutschen Kultur“ der Region Altai. Kurz vor dem 25-jährigen Jubiläum sprachen wir mit Margarita Molokowa, der Gründerin und Leiterin des Zentrums.
Margarita Molokowa absolvierte das Staatliche Pädagogische Institut in Barnaul als Lehrerin der deutschen und englischen Sprache. Sie absolvierte mehrfach Praktika und Kurse am Goethe-Institut in Deutschland und Moskau sowie Fortbildungsseminare für Deutschlehrer an deutschen Bildungszentren in Moskau, Krasnojarsk, Nowosibirsk und Barnaul.
Dank der Bemühungen von Margarita Molokowa haben die Deutschen in Bijsk ihre eigene Organisation. Margarita wurde mit einer Ehrenurkunde der Verwaltung von Bijsk und einem Dankesschreiben des Leiters der Verwaltung der Region Altai für ihren großen Beitrag zur Entwicklung der sozioökonomischen und kulturellen Grundlage der Wiederbelebung der Russlanddeutschen und für ihr aktives soziales Engagement ausgezeichnet. Zusätzlich erhielt sie eine Medaille des Deutsch-Russischen Forums für die Entwicklung der partnerschaftlichen Beziehungen zwischen Russland und Deutschland.
RD: Wie begann die Geschichte Ihrer Organisation?
M. M.: Die Organisation wurde im Oktober 1993 gegründet. Zu Beginn boten wir Deutschkurse für Russlanddeutsche an und wir feierten traditionelle deutsche Feiertage wie Weihnachten und Ostern. Am 20. Dezember 1996 wurde unser Zentrum als die regionale gesellschaftliche Organisation „Zentrum der deutschen Kultur“ registriert. Ich war die Initiatorin und Organisatorin der Organisation.
Das Hauptziel war die Erhaltung und Entwicklung der deutschen Sprache und Kultur, die Qualifizierung von Deutschlehrern sowie die Arbeit mit jungen Menschen. In den ersten Jahren wurde die gesamte Arbeit in unserem Lyzeum in Bijsk unter Beteiligung des gesamten Lehrkörpers durchgeführt.
RD: Konnte die massenhafte Ausreise von Deutschen nach Deutschland durch die Gründung der Organisation verhindert werden?
M. M.: Die massenhafte Ausreise von Deutschen konnten wir nicht stoppen und außerdem war es auch nicht unser Ziel.
RD: Margarita, welche waren die interessantesten Jahre in der Entwicklung der Organisation?
M. M.: Die interessanteste Zeit in der Entwicklung der Organisation waren die ersten zehn Jahre. Es gab viele Anregungen und Möglichkeiten. Damals war für uns alles neu und äußerst interessant. Die Deutschkurse wurden sowohl von Kindern als auch von Erwachsenen besucht. Innerhalb der ersten Jahre arbeiteten drei Zweigstellen in der gesamten Stadt. Als wir das Projekt „Breitenarbeit“ gestartet haben, haben wir damit die nächstgelegenen Landkreise mit einbezogen. Mit uns arbeiteten 17 weitere Lehrer aus verschiedenen Kirchendörfern. In unserem Zentrum haben wir mit Unterstützung von „Breitenarbeit“ und dem Goethe-Institut Fortbildungsseminare für sie organisiert und gemeinsam mit dem Goethe-Institut haben wir sechs Seminare mit bis zu 30 Teilnehmern durchgeführt.
Im Sommer organisieren wir ethnokulturelle Treffen im Altaigebirge und im Sanatorium „Rasswety nad Bijej“. Bis 1999 haben wir dies dank der Finanzierung durch „Breitenarbeit“ veranstalten können, aber seit 2000 arbeiten wir kostendeckend und mussten somit auch die englische Sprache in das Programm einbinden. Wir boten immer zwei Sprachen und zogen damit ständig Muttersprachler an. Über den gesamten Zeitraum arbeiteten bei uns sechs Muttersprachler und in den Ferienlagern 19 Sprachassistenten. Einmal hatten wir eine Gruppe von acht Personen! Für unsere kleine Stadt ist das natürlich überraschend. Es waren Assistenten aus verschiedenen Ländern wie Deutschland, der Schweiz, Italien (Tirol), England, den USA und Frankreich dabei. Es bestand eine Bedingung für alle, und zwar die Kenntnis von zwei Sprachen.
In den ersten zehn Jahren haben wir zwei große Jugendfestivals „Frühjahrs-Dialog“ organisiert und durchgeführt. Die Teilnehmer waren Jugendliche aus Bijsk und den nächstgelegenen Stadtkreisen, in denen es keine Begegnungszentren für Russlanddeutsche gab. Der Jugendklub „Cliecke“ wurde mehrfach zum Preisträger und Gewinner von Jugendfestivals ernannt.
Wir führen ständig traditionelle Feste durch: oft auf großen Plätzen und mit Einbeziehung von SchülerInnen der Stadt und benachbarten Kirchendörfern von Smolensk und dem Altai.
RD: Welche Tätigkeitsbereiche und Projekte haben sich in den 25 Jahren produktiver Arbeit als besonders wichtig erwiesen?
M. M.: Die Spracharbeit ist für uns seit 25 Jahren grundlegend. Außerdem sind wir auch in der ethnokulturellen und sozialen Arbeit tätig. Dies sind die Bereiche, die wir in unserer Organisation weiterentwickeln. Schon fast zehn Jahre nehmen wir an dem Projekt „Pakethilfe“ teil und decken damit elf Stadtkreise im Umkreis von bis zu 150 km ab. Heute arbeiten wir zusammen mit dem Internationalen Verband der deutschen Kultur. Gemeinsam organisierten wir die Arbeit der Klubs der Liebhaber der deutschen Sprache: von der Frühförderung bis zu den Senioren. Außerdem haben wir eine ethnokulturelle Plattform und feiern alle traditionellen Feiertage mit einer ethnokulturellen Komponente.
RD: Welchen Herausforderungen mussten Sie sich als gesellschaftliche Organisation bei Ihrer Arbeit stellen?
M. M.: Die Organisation ist gemeinnützig und somit hatten wir Probleme mit der Räumlichkeit. Wir danken Georgij Klassen sehr für die Unterstützung und Hilfe bei der Erlangung einer langfristigen Vorzugsmiete für die Räumlichkeit.
RD: Margarita, was haben Sie zum 25-jährigen Bestehen der Organisation erreicht?
M. M.: Das wichtigste ist unser Team. Heute beschäftigt das Zentrum qualifizierte und engagierte junge Lehrer, die ihre Qualifikationen ständig verbessern. Alle erhielten Stipendien oder absolvierten Praktika in Deutschland und Österreich.
RD: Welche Ziele haben Sie sich für die nahe Zukunft gesetzt?
M. M.: Unser Zentrum verfolgt weiterhin seine Ziele. Da unser Zentrum vollständig selbstfinanziert ist (außer die Projekte des IVDK), bieten wir auch Englischkurse an.
Wir planen, unsere Arbeit fortzusetzen. Sicherlich ist die Arbeit sehr schwer, da es keine bezahlten Stellen gibt. Der Unterhalt der Räumlichkeiten, zu dem die Nebenkosten wie die Miete, Reparaturen und die Reinigung gehören, liegt ganz bei uns. Dieses Problem zu lösen ist ebenfalls ein wichtiges Ziel für uns.
RD: Wie planen Sie das 25-jährige Jubiläum zu feiern?
M. M.: Mitte Juni veranstalten wir mit Unterstützung des Goethe-Instituts ein Seminar für Deutschlehrer zum Thema „Interaktiver Unterricht der deutschen Sprache“. Im September werden wir gemeinsam mit der Stadt Barnaul ein ethnokulturelles Sportcamp für Jugendliche durchführen. Im Oktober haben wir ein großes Rätsel für unsere aktiven Teilnehmer geplant.
Weiterhin veranstalten wir im November das musikalische Battle „Klassische vs. Moderne deutsche Musik“ und am Ende des Jahres im Dezember planen wir ein großes Weihnachtskonzert.