Das Zentrum der deutschen Kultur in Kineschma feiert sein 20-jähriges Bestehen


Der Internationale Verband der deutschen Kultur feiert dieses Jahr sein Jubiläum. Seit 30 Jahren wird mit Begegnungszentren, Zentren der deutschen Kultur, Deutsch-Russischen Häusern, Kultur- und Geschäftszentren, regionalen und lokalen National-Kulturellen Autonomien der Deutschen in Russland und anderen Ländern der ehemaligen Sowjetunion zusammengearbeitet.

Zusammen mit dem Internationalen Verband der deutschen Kultur, der mehr als 500 öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen vereint, werden 20 Organisationen ihre Jubiläen feiern. Darunter auch die lokale öffentliche Organisation „Deutsche national-kulturelle Autonomie in Kineschma“.

Kineschma ist eine kleine Stadt im Gebiet Iwanowo. Sie erstreckt sich über knapp 11 km entlang des rechten Ufers der Wolga. Heute leben etwa 130 Russlanddeutsche in Kineschma. Davon sind etwa 100 Menschen in der lokalen Deutschen National-Kulturellen Autonomie beschäftigt.

Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Andrej Misjura über die Arbeit der öffentlichen Organisation.

RD: Wann wurde die öffentliche Organisation der Russlanddeutschen in Kineschma gegründet? Was ist ihre Hauptaufgabe?

A. M.: Die lokale Deutsche National-Kulturelle Autonomie wurde im Jahr 2000 gegründet, um die Deutschen, die aus Kasachstan nach Kineschma kamen, zu vereinen. Das Museum „Glauben“ sieht die Hauptaufgabe in der Bewahrung der nationalen Identität der Russlanddeutschen, im Erlernen der deutschen Sprache sowie der Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen.

RD: Andrej, welche Projekte haben sich in den 20 Jahren produktiver Arbeit als besonders wichtig erwiesen?

A. M.: Zu unseren Zielen gehören die soziale Unterstützung der Russlanddeutschen, die Hilfe für ältere Menschen und Kinder in einkommensschwachen Familien, die Einführung in unsere Kultur sowie das Erlernen der deutschen Sprache für Jung und Alt. Wir arbeiten an kleinen, aber bedeutenden Projekten, um unsere Zielsetzungen zu erreichen. Außerdem bieten wir Sprach- und ethnokulturelle Klubs an. Im Jahr 2003 eröffneten wir in Kineschma das kleine Museum „Glauben“, dessen Exponate die Rolle der Russlanddeutschen bei der Entwicklung der Kultur und Wirtschaft der Stadt zeigen. Die Organisation führt ständig die Chronik „Russlanddeutsche und ihr Schicksal“. Natürlich feiern wir jedes Jahr gemeinsam Weihnachten, Ostern und den Muttertag. Zu unseren Veranstaltungen sind immer alle Einwohner eingeladen und gemeinsam versuchen wir, einen Beitrag zum sozialen Leben in unserer Heimat Kineschma zu leisten.

RD: Arbeiten Sie mit anderen lokalen öffentlichen, kulturellen und bildenden Organisationen zusammen?

A. M.: Natürlich! Wir arbeiten immer mit dem Ausschuss für Kultur und Tourismus, dem Ausschuss für Sozial- und Jugendpolitik, der Zentralbibliothek und den nationalen Gemeinschaften der Stadt zusammen. Seit 2003 veranstalten wir eine wissenschaftlich-praktische Konferenz über Tourismus und Heimatkunde. Gemeinsam führen wir das Exkursionsprogramm „Russlanddeutsche für die Stadt Kineschma“ durch.

RD: Ist das eine Exkursion, bei der die Besucher deutsche Stätten in Kineschma erkunden?

A. M.: Nein, wir haben ein großes Exkursionsprogramm erarbeitet, das aus mehreren Touren besteht:

- „Aufbau und Entwicklung des Schiffsverkehrs auf der Wolga“: die Arbeit der bekannten Reederei „Samoljot“ (dt. Flugzeug), bei der auch Deutsche aktiv waren;

- „Andrej Büchsenmeister: Gründer der ersten Fabrik zur Herstellung von Steinkohleprodukten“;

- „Deutsche beim Bau von Kineschma“: Beteiligung am Bau der Brücke, eines Backwarenkombinats und von Wohnhäusern;

- „Bildung und Erziehung“: Deutschlehrer und die einzige Fremdsprache in den lokalen Schulen bis in die 1960er-Jahre;

- „Deutsche Kultur“: nationale Küche und Kleidung sowie das Alltagsleben.

Außerdem haben wir eine spezielle Karte zu den deutschen Stätten der Stadt entwickelt. Kineschma ist sehr anziehend für Touristen. Die Stadt liegt an der Wolga und somit reisen Touristen auch mit Schiffen an.

RD: Sie haben das Jubiläum gefeiert und die letzten 20 Jahre Revue passieren lassen. Welche Pläne haben Sie für die nahe Zukunft?

A. M.: Das Erstere ist die Ausbreitung. Wir sind auf der Suche nach aktiven Mitgliedern für unsere Organisation. Ich bin sicher, dass es unter der lokalen Bevölkerung Russlanddeutsche gibt, die wir nicht kennen und wir möchten, dass sie Teil unserer kleinen und freundschaftlichen Autonomie werden. Das Zweitere ist die Fortsetzung der Forschungsarbeit über das Leben und die Tätigkeit der Russlanddeutschen in unserer Stadt und unserem Gebiet.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

Rubriken: Jubiläumsjahr