„Russlands herausragende Deutsche“: Ein Blick auf die Nominierten im Bereich der Kunst


Der Dokumentarfilmer Wladimir Eisner und der Akkordeonspieler sowie Mitbegründer des Philharmonischen Orchesters „Tagilskije garmoniki“, Jakow Gert, nehmen an der nach Anna German benannten Nominierung im Bereich der Kunst des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ teil. Vergessen Sie nicht, dass Sie noch bis zum 19. August Zeit haben, um Ihre Stimme für die Lieblingsnominierten abzugeben!

Jakow Gert wurde am 7. Juli 1956 in Nischni Tagil geboren. Seine Familie war sehr musikalisch: Sein Vater spielte Akkordeon und seine Mutter sang besonders gut. Jakow absolvierte die Musikhochschule in Nischni Tagil im Akkordeonspiel und später das Kulturinstitut in Tscheljabinsk mit der Spezialisierung zum „Leiter des Volkschors“. Außerdem unterrichtete er an einer Musikschule für Kinder in Nischnjaja Tura. Nach der Rückkehr in seine Heimatstadt begann er im Kulturpalast „Jubilejnyj“ als Chorleiter und später als Leiter des Ensembles „Belaja Tscherjomuschka“ (dt.: Weiße Traubenkirsche) zu arbeiten.

Auf seine Initiative hin wurden im Jahr 1988 zwei Künstlergruppen gegründet: der Chor der Veteranen und das Folkloreensemble „Horoschki“ für Kinder. Und im Jahr 1993 wurde Jakow Gert einer der Gründer des philharmonischen Orchesters „Tagilskije garmoniki“, wo er bis heute als Solist des Orchesters (Akkordeon, Gesang) tätig ist.

Er ist der Songwriter vieler Lieder, die in das Repertoire der russischen Volkschöre aufgenommen wurden. Seit mehr als 30 Jahren leitet er den deutschen Gesangschor „Feiertag“, den einzigen im Ural mit einem deutschsprachigen Repertoire, der die Liedtradition der Russlanddeutschen bewahrt.

Jakow leitet drei populäre Künstlergruppen des Kulturpalastes „Jubilejnyj“: den Chor „Belaja Tscherjomuschka“, den Veteranen-Chor und die Folkloregruppe „Horoschki“ für Kinder. Er ist Verdienter Kulturschaffender der Russischen Föderation und wurde vom Kulturministerium der Russischen Föderation mit dem Verdienstzeichen für Kultur ausgezeichnet.

Fünf Fragen von RusDeutsch an Jakow Gert:

1. Was wollten Sie als Kind mal werden?

Schon als Kind habe ich davon geträumt, Musiker zu werden, Akkordeon zu spielen und Menschen beim Singen zu begleiten. Der Freund meines Vaters, ein hervorragender Akkordeonspieler, war ein Vorbild für mich. Und so ist es geschehen. Seit nunmehr 40 Jahren diene ich der Sache, die ich liebe.

2. Wen würden Sie als Ihren Helden bezeichnen?

Ich denke, jeder, der anderen Gutes tut und versucht, den einfachen Menschen zu verstehen, kann als Held bezeichnet werden.

3. Welche drei Bücher würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Ich denke, Bücher wie „DIY“ und „Wie man ein Haus baut“ würden sich auf der Insel als nützlich erweisen. Und ich würde die Geschichten von Wassili Schukschin mitnehmen.

4. Welche der Filme, Konzerte oder Theaterstücke, die Sie in letzter Zeit gesehen haben, haben bei Ihnen einen großen Eindruck hinterlassen?

Vor Kurzem habe ich ein Konzert des Kosaken-Volkschors vom Kuban unter der Leitung von Wiktor Sachartschenko gesehen. Ich arbeite selbst in einem Volkschor und wünschte, es gäbe mehr so talentierte Sängerinnen und Sänger in meinem Chor.

5. Welche historische Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen und worüber würden Sie mit ihr sprechen?

Ich würde mit dem Marschall der Sowjetunion, Georgi Schukow, sprechen. Ich würde ihn fragen, wie der Krieg wirklich ist. Ich möchte die Wahrheit erfahren, ohne jegliche Beschönigung.


Wladimir Eisner wurde am 6. Dezember 1955 in Perm in eine russlanddeutsche Familie geboren und wuchs in einem Kirchdorf im Altai auf. Er absolvierte im Jahr 1985 sein Studium an der Fakultät für Regie des VGIK (Gerassimow-Institut für Kinematographie) ab. Er arbeitete als Regisseur im ostsibirischen Studio der Wochenschau in Irkutsk.

Das erste große Werk des jungen Dokumentarfilmers war der Film „Schili-byli sem Simeonow“ (dt.: Es waren einmal sieben Simeons) über das berühmte Musikensemble der Familie Owetschkin aus Irkutsk, die am 8. März 1988 versuchten, das Flugzeug TU-154 zu entführen. Der Film wurde in der gesamten Sowjetunion in die Kinos gebracht und gewann zahlreiche Preise auf ausländischen Festivals.

Wladimir Eisner hat sich in seinem Werk wiederholt mit dem Thema der Russlanddeutschen auseinandergesetzt. Sein Film „Russkije nemzy“ (dt.: Russlanddeutsche) (2014) erzählt die Geschichte der Eltern des Regisseurs. Und der Film „Rigert“ (2019), der dem herausragenden sowjetischen Gewichtheber Dawid Rigert gewidmet ist, erhielt den ersten Preis beim russischen Filmfestival in Mailand und gewann einen Preis bei einem Festival in Kenia.

Wladimir Eisner ist der Drehbuchautor von mehr als 50 Filmen. Er wurde mit dem Orden der Freundschaft für seinen großen Beitrag zur Entwicklung der nationalen Kultur und Kunst ausgezeichnet.

„Ich bin der festen Überzeugung, dass man über fast jeden Menschen einen Film drehen kann. Man muss nur einen bestimmten Ansatzpunkt finden, wo man durch diese Person ein Thema beleuchten kann, das auch für andere Menschen interessant ist“, sagt der Regisseur in einem Interview mit RusDeutsch.

Fünf Fragen von RusDeutsch an Wladimir Eisner:

1. Was wollten Sie als Kind mal werden?

Überraschenderweise träumte ich schon als Kind davon, Regisseur zu werden und Filme zu drehen. Ich lebte in einem Dorf im Altai und wir hatten nichts anderes als Filme. Dafür wurden im Klub jeden Tag Filme gezeigt. Das hat mir so gut gefallen, dass ich selbst welche erschaffen wollte.

2. Wen würden Sie als Ihren Helden bezeichnen?

Es gibt, glaube ich, kein Ideal, das ich anstreben würde. Aber ein gutes Vorbild ist für mich der herausragende sowjetische Gewichtheber Dawid Rigert. Das ist der Mann, der ich auch gerne werden möchte. Ich bewundere seine Willenskraft, seine Tatkraft und seine Fähigkeit, Ergebnisse zu erzielen. Also habe ich einen Film über diesen legendären Sportler gedreht. Er ist ein großartiger Sportler und ein wunderbarer Mensch.

3. Welche drei Bücher würden Sie auf eine einsame Insel mitnehmen?

Es gibt eine Menge guter Bücher. Ich würde Bücher von Tolstoj, Tschehow und Dante mitnehmen. Ihre Werke können viele Male gelesen werden. Grundsätzlich sind drei Bücher aber zu wenig. Kein Buch umfasst alles, außer vielleicht die Bibel. Aber aus der Belletristik würde ich Werke dieser Autoren mitnehmen.

4. Welche der Filme, die Sie in letzter Zeit gesehen haben, haben bei Ihnen einen großen Eindruck hinterlassen?

Leider gar keiner. Denn die modernen Filme, insbesondere Realfilme, sind meiner Meinung nach im Niedergang begriffen. Dafür gibt es zahlreiche Gründe. Außerdem haben die Filme, die herauskommen, keinen Erfolg, vor allem nicht für mich als Zuschauer. Die Menschen sehen sich Filme aus der Sowjetzeit wie Komödien, Dramen und Krimis mit großem Interesse an. Sie zeichnen sich durch gute Inszenierung und Schauspielerei aus. Denn zu dieser Zeit wurden Filme von Profis gemacht. Und heute gibt es eine Menge Amateure. Das ist besonders stark zu erkennen. Von den alten Filmen mag ich die Filme von Wassili Schukschin und Marlen Huzijew sehr, und von den ausländischen Filmemachern gefallen mir Antonioni und Fellini.

5. Welche historische Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen und worüber würden Sie mit ihr sprechen?

Ich würde gerne Lenin treffen und über soziale Gerechtigkeit und eine sozial orientierte Gesellschaft sprechen. Daran mangelt es derzeit in unserer Gesellschaft.


Die Gewinner werden diejenigen sein, die bei der offenen Online-Abstimmung die meisten Stimmen in einer der Nominierungen erhalten. Bis einschließlich 19. August können Sie auf der offiziellen Website des Wettbewerbs für Ihre favorisierten Nominierten abstimmen. Die Preisverleihung des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ findet am 10. September in Moskau statt.


Der Wettbewerb findet im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation statt.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

Rubriken: Eliteförderung/AvantgardeRusslands herausragende Deutsche 2022Wettbewerbe, Ausschreibungen