Cheftrainer der RusDeutsch-Fußballmannschaft über Ergebnisse des Turniers in Moskau und weitere Pläne

Am 17. Juni endete das jährliche Turnier der internationalen Fußballliga in Moskau. Die Mannschaft der Russlanddeutschen belegte souverän den dritten Platz auf dem Siegerpodium. Der Cheftrainer der Mannschaft, Andrei Rotermehl, sprach mit dem Portal RusDeutsch über die Ergebnisse des Turniers sowie die Ziele und die nächsten Pläne der Mannschaft.

Wir gratulieren Ihnen und den Jungs zu einer hervorragenden Leistung im Turnier. Was war Ihrer Meinung nach der Grund für dieses gute Ergebnis?

Ich habe den Eindruck, dass die Jungs wirklich ein zusammenhaltendes Team waren. Sie sind mit vollem Einsatz auf das Spielfeld gegangen. Jeder hat so viel getan, wie er konnte. Einer hat sogar mit einer Verletzung mitgemacht.

Aber im Allgemeinen war die Stimmung unerbittlich, der Wille riesig und die Disziplin auf einem hohen Niveau. Die Mannschaft hat sich, wenn es nötig war, gut an die Gegebenheiten im Spiel angepasst und hat das Beste aus sich herausgeholt.

All diese Komponenten haben es uns ermöglicht, ein so gutes Ergebnis zu erzielen.

Mit welchen Problemen wird die Mannschaft konfrontiert?

Im Grunde genommen ist es sehr schwierig, sich von der gewohnten Lebensweise zu lösen, weil jeder von uns zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt ist. Die Jungs arbeiten, viele spielen in ihren Vereinen, in verschiedenen Meisterschaften, jemand in halbprofessionellen Ligen, jemand in Amateur-, Studenten- und anderen Ligen. Es ist also ziemlich schwierig, aus diesem üblichen Kreislauf auszubrechen und jeden Samstag am Turnier teilzunehmen. Ich bedanke mich bei den Jungs, dass sie sich die Zeit genommen und ihre Prioritäten für diesen Zeitraum angepasst haben. Die Jungs, die in den Play-offs spielten, spielten auch regelmäßig während des Turniers.

Außerdem ist zu verstehen, dass wir keine ständig spielende Mannschaft haben und wir trainieren nicht ständig wöchentlich, geschweige denn mehrmals pro Woche, wie es andere Mannschaften tun. Wir nehmen nicht ständig an Turnieren und Meisterschaften teil, deshalb ist die Mannschaft mit der Tatsache konfrontiert, dass der Spielzusammenhang und die „Tuchfühlung“ verloren geht und wir in kurzer Zeit das Spiel umstellen müssen, um ein positives Ergebnis zu erzielen.

Was ist Ihr Gesamteindruck vom Turnier?

Das Turnier war stark und interessant. Die Mannschaften, die es bis ins Finale geschafft haben, waren ziemlich stark. Die Jungs spielen professionell. Wir haben auch geschickte Jungs, aber in gewisser Weise fehlte uns das Zusammenspiel der Mannschaft. Das Turnier begann schwierig: Zwei Unentschieden nach den ersten beiden Spielen gaben uns im Großen und Ganzen nicht die Möglichkeit, weiterzukommen, und obwohl wir in diesen Spielen im Vorteil waren, hatten wir Pech, kassierten in der letzten Minute einen Gegentreffer und am Ende ein Unentschieden. Aber dank der Jungs, die aus anderen Städten kamen (David Togoew aus Wladikawkas und Wladimir Gerdt aus Sankt Petersburg), haben wir das Unentschieden aufgelöst. Mit der Hilfe der beiden Jungs haben wir den ersten Platz in der Gruppenphase belegt. Das hat uns sogar einen gewissen Vorteil im Hinblick auf den weiteren Verlauf des Turnierplans verschafft. All diese kleinen Dinge haben zum Erfolg geführt und im letzten Spiel haben wir uns im Elfmeterschießen die Bronzemedaille gesichert.

In Anbetracht der Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Mannschaft in der ersten Phase bin ich der Meinung, dass wir bei diesem Turnier erfolgreich waren. Das Niveau des Turniers war dieses Jahr sehr gut.

Sie haben gesagt, dass es in der Anfangsphase Schwierigkeiten bei der Zusammenstellung der Mannschaft gab, dennoch haben sich Jungs gefunden. Was motiviert Ihrer Meinung nach die Spieler am meisten?

In erster Linie ist es die Basis, die wir haben, und zwar die Mannschaft der Russlanddeutschen.

Viele Jungs waren bei uns in der Mannschaft und die Atmosphäre, die dort herrscht, der Wunsch, wieder dorthin zu kommen, überträgt sich auf Spieler in anderen Städten.

Wir haben nicht nur eine Mannschaft in Moskau. In anderen Städten versammeln sich viele Jungs und in der Regel bilden sie unter dem Eindruck dieser Atmosphäre neue Mannschaften und nehmen an neuen Turnieren teil.

Ich hoffe, dass unsere systematischen Trainingseinheiten fortgesetzt werden und wir uns einmal im Jahr treffen. Das letzte Jahr war eine sehr positive Erfahrung. Unsere Mannschaft begann sich auch in anderen Städten zu treffen. Die Stadt Omsk wurde einmal als Begegnungsort ausgewählt. Wir haben mit lokalen Mannschaften und mit der Mannschaft der Russlanddeutschen des Gebiets Omsk gespielt und zusätzlich haben wir den Deutschen Nationalrajon Asowo besucht. So konnten wir unser Wissen über unsere gesamtrussische Mannschaft erweitern. Es kamen neue Jungs dazu. Und viele wissen bereits von der Mannschaft. Ich denke, dass dadurch unser Team jünger wird und es eine Auffrischung unserer Mannschaft bringt.

Die nächste Region, die wir besuchen wollen, ist die Region Altai, sofern Unterstützungsmaßnahmen und Finanzmittel gefunden werden und die Region in der Lage ist, unser Team aufzunehmen. Wir würden uns freuen, den Nationalrajon zu besuchen und mit lokalen Mannschaften zu spielen. Wir haben viele Jungs aus der Region Altai in unserer Mannschaft. Wir haben im Vorfeld mit den Vorsitzenden aus dem Gebiet Krasnojarsk gesprochen, die wir ebenfalls gerne besuchen würden. Auch aus diesem Gebiet haben wir Jungs in unserer Mannschaft. Und traditionell erhoffen wir uns, dass unsere Trainingseinheiten im Süden Russlands stattfinden.

Daher die Gruppen, die sich nach solchen Veranstaltungen wieder trennen. Und nun verteidigen die Jungs die Ehre der Russlanddeutschen lokaler und regionaler Organisationen bei verschiedenen internationalen Turnieren, die von den Behörden vor Ort veranstaltet werden. Dadurch werden die Gemeinschaft der Russlanddeutschen, der Sport und die gesunde Lebensweise popularisiert. Aus diesem Bereich lassen sich viele Vorteile ziehen.

Wie ist die Stimmung in der Mannschaft nach dem Turnier? Seid ihr bereit für neue Turniere?

Die Stimmung in der Mannschaft ist gut. Wir haben das letzte Spiel gewonnen und uns die Bronzemedaille geholt. Natürlich gibt es den Wunsch, sich regelmäßig zu treffen, jede Woche zu trainieren, ständig zu spielen und an einer Meisterschaft teilzunehmen aber wir müssen mit unseren eigenen Mitteln auskommen. Wir haben keine materielle Unterstützung von irgendwelchen Partnern. Deshalb sehen wir auch keine Voraussetzungen dafür, hier in Moskau eine ständig spielende Mannschaft aufzubauen. Wenn sich die Bedingungen ändern und wenn es andere Möglichkeiten gibt, können wir uns sicherlich darum bemühen. In der Zwischenzeit haben wir vereinbart, uns von Turnier zu Turnier zu treffen und in den Pausen miteinander zu kommunizieren.

Unsere Jungs sind ehrgeizig und das Ziel für alle ist es, zu gewinnen.

Welche Aufgaben stellen Sie für die nahe Zukunft? Haben Sie vielleicht schon konkrete Pläne?

Für mich als Cheftrainer der Mannschaft der Russlanddeutschen sind dieses Turnier und Turniere in anderen Städten, die wir verfolgen, dazu da, eine Auswahl von Kandidaten für die Hauptmannschaft zu treffen. Im Rahmen des Turniers in Moskau haben wir neue Spieler gefunden, die bereits zu Kandidaten geworden sind. Wir werden auf die Möglichkeit warten, ein Turnier für die Hauptmannschaft zu veranstalten, und die Jungs einladen, die an diesem Turnier teilgenommen haben, um sie für die Hauptmannschaft auszuwählen. Natürlich spielt die Mundpropaganda in der Fußballwelt eine große Rolle.

Es gibt einige Jungs, die nicht mal vermutet haben, dass sie russlanddeutsche Wurzeln haben. Aber es hat sich herausgestellt, dass sie welche haben. Nun sind sie bereit, an den nächsten Turnieren teilzunehmen und sich in der Hauptmannschaft zu versuchen.

Unsere Pläne sind also fest. Ich würde mir wünschen, dass dieser Bereich zu den Prioritäten in der Selbstorganisation der Russlanddeutschen gehört.

Auf jeden Fall danke ich Ihnen allen für Ihre Unterstützung! Wir haben ein Team, das fähig, freundlich und ehrgeizig ist. Ich hoffe, dass wir auch weiterhin unsere Fans erfreuen werden, all jene, die ihr Herz und ihre Zeit in unsere Mannschaft investieren. Bis zum nächsten Mal! In der nächsten Etappe, so hoffe ich, wird es neue Turniere und eine gesamtrussische Trainingseinheit unserer großen RusDeutsch-Mannschaft geben.


Vom 15. April bis zum 17. Juni fand im Stadion „Ostankino“ das Fußballturnier zwischen den Mannschaften der nationalen Kulturverbände und -gemeinschaften der Stadt Moskau statt, bei dem die Mannschaft „RusDeutsch“ die Bronzemedaille gewann. An dem Turnier nahmen teil und trugen zu dem hohen Ergebnis bei: Timur Dsebissow, Stanislaw Zoller, Alexej Sedow, Alexander Noskow, Wadim Blinow, Alexander Oldenburger, Jewgenij Oldenburger, Rochus Schoch, Maxim Horoschew, Andrej Schreiner, Alexej Martschenko, Denis Kakorin, Wladimir Gerdt, Dawid Togojew, Sergej Panjugow, Dmitrij Schleicher, Dmitrij Ral, Andrej Maximow, Iwan Odinzow, Dmitrij Minin, Ilja Lopatin, Alexander Sorokin, Dschalolidin Raupow und Dmitrij Kowalew.

Ein großes Dankeschön an die Jungs für die spannenden und interessanten Spiele und weiterhin viel Erfolg bei der Eroberung sportlicher Ziele!

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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