Am 26. Oktober wurden in Moskau zeitgleich zwei föderale Projekte des Jugendrings der Russlanddeutschen (JdR) – die Akademie für junge Experten unter den Russlanddeutschen und das JdR-Forum – gestartet. Die Projekte endeten am 29. Oktober mit einer feierlichen Veranstaltung im Saal „Berlin“ des Deutsch-Russischen Hauses (DRH) in Moskau.
Solche Projekte sind eine Gelegenheit, neue Erkenntnisse über die Arbeit der russlanddeutschen Jugend und über die Anwendungsbereiche ihrer beruflichen Möglichkeiten zu gewinnen, sowie eine Plattform für den Erfahrungsaustausch zwischen Fachleuten aus verschiedenen Bereichen der Wissenschaft, Wirtschaft und Kunst. Darüber hinaus boten die Projekte den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich mit der Funktionsweise von Jugendklubs vertraut zu machen und mehr über die Arbeit des JdR-Rates zu erfahren.
Die Teilnehmenden der beiden Projekte kamen aus den verschiedensten Teilen Russlands: Das Deutsch-Russische Haus in Moskau brachte junge Menschen mit deutschen Wurzeln aus verschiedenen Regionen Russlands zusammen – von Kaliningrad bis Irkutsk und von Murmansk bis Pjatigorsk. Insgesamt nahmen 89 Personen an den Projektveranstaltungen teil. Vertreter von mehr als 40 russlanddeutschen Jugendorganisationen aus dem ganzen Land arbeiteten vier Tage lang an den Hauptaufgaben der Jugendarbeit.
Das 18. Deutsch-Russische Jugendforum begann mit der Vorstellung der Teilnehmenden und am nächsten Tag war der Projektplan mit den Sitzungen „JdR: gestern, heute, morgen“ gefüllt, in denen die Teilnehmenden Strategien für die Entwicklung der für den Jugendring der Russlanddeutschen relevanten Bereiche erarbeiteten: Sprache, Soziales, Ethno-kulturelles, regionale Arbeit, Partnerschaft und internationale Tätigkeiten, junge Familien und Informationsarbeit.
Zunächst definierten die Teilnehmenden in jedem Bereich die „aktuelle“ Situation: Welche Projekte und aktuellen Tätigkeiten werden durchgeführt? Jede Gruppe gab einen Kommentar zu jedem Bereich ab. Anschließend charakterisierten die Gruppen auf der Grundlage der erhaltenen Informationen ihre Arbeitsbereiche und ermittelten Stärken und Schwächen.
Daraufhin versuchten die Teilnehmenden folgende Frage zu beantworten: „Wie wollen wir diesen Bereich morgen sehen?“ Daraufhin präsentierten sich die Gruppen gegenseitig die Ergebnisse ihrer primären Forschung: Welche Probleme und Perspektiven gibt es, wie soll der Bereich in Zukunft aussehen? Anschließend arbeiteten die Teilnehmenden einen detaillierten Handlungsplan für die Entwicklung ihres Bereiches aus.
An den darauf folgenden Tagen des Forums wurden verschiedene Workshops durchgeführt. Die Teilnehmenden backten Kringel, hörten einen faszinierenden Vortrag über die Schaffung ethnokultureller Memes und humorvoller Traditionen der Russlanddeutschen und nahmen an einem Workshop teil, der Basteln mit einer sprachlichen Komponente verband: Anhand von Figuren aus Büroklammern verfassten die Teilnehmenden eine Geschichte und schrieben sie auf Deutsch in ein selbstgebasteltes Buch. Auf dem Programm standen natürlich auch die beliebten traditionellen Tänze und ein Shooting mit Volkstrachten.
Valeria Bühler, die Gastgeberin der Abendveranstaltungen des Projekts und Mitglied des JdR-Rates, schilderte ihre Eindrücke vom Forum:
„Was für mich die Bedeutung und der Stellenwert dieses Projekts ist?
Ich habe den Eindruck, dass solche großen Projekte in der Regel Menschen zusammenbringen, die sich wirklich dafür interessieren. In einer solch kreativen und aktiven Atmosphäre werden Ideen geboren, die sofort ausprobiert und getestet werden können und es werden Gleichgesinnte gefunden, die mit der Energie des Schaffens aufgeladen sind und dann nach Hause gehen und anfangen, ihre eigenen Ideen und die der anderen umzusetzen.
Für mich persönlich war dieses Projekt wichtig, weil ich die Gelegenheit hatte, mit einer erstaunlichen Spezialistin, der Eventdirektorin Adelina Nejman, zusammenzuarbeiten.
Ich war von der Arbeit des JdR-Rates sehr beeindruckt und wollte mich ihm anschließen, um die soziale Bewegung der Russlanddeutschen besser unterstützen zu können. Ich habe mich sehr über die Unterstützung bei der Wahlkonferenz gefreut. Vielen Dank für das Vertrauen!“
Die Leiterin des Workshops, Irina Skwortzowa, äußerte sich zu ihrer Teilnahme an dem Forum wie folgt:
„Alle Mitglieder des JdR und ich als Teil davon erhalten neue Impulse, sprechen darüber, was bereits getan wurde, verstehen, wo wir stehen, erkennen, dass nicht wenig getan wurde und was noch getan werden muss, wie man es entwickeln kann.
Die Arbeit erwies sich als erfolgreich, es war mutig und leicht, unseren langen Weg fortzusetzen. Es ist sehr wichtig, nicht etwas neu zu erfinden, sondern zu verstehen, was funktioniert und wie es auf unsere Region angewendet werden kann.
Es war eine Freude zu sehen, wie die Teilnehmenden des Projekts ‚Junge russlanddeutsche Experten‘ mit denen des Forums interagierten, und indem sie ihnen zuhörten, hatten sie ein besseres Verständnis für die soziale Bewegung der Russlanddeutschen und den JdR. Vielen Dank an alle Teilnehmenden der beiden Projekte!“
Die Akademie „Junge russlanddeutsche Experten“ stand dem Forum in Bezug auf den Programmumfang und nützliche Tätigkeiten in nichts nach: Die Projektteilnehmenden hatten Zeit, an den Moderationsrunden „Ich bin ein Profi“, „Ich bin ein Mentor“ und „Ich bin ein Profi unter den Russlanddeutschen“ mitzumachen. Es gab eine Ladung kreativer Energie bei mehreren Workshops, unter denen ein Vortrag vom Kapitän auf großer Fahrt, Dmitrij Ral, und ein Workshop über die Psychologie des Stils von Olga Bondarenko hervorstechen. Das Programm umfasste auch eine Veranstaltung über die ethnische Identität „Deine Geschichte“.
Viktoria Wagner, die Programmdirektorin des Projekts und Leiterin der Veranstaltung über die ethnische Identität, beschrieb die Arbeit während des Projekts folgendermaßen:
„Das Projekt war ein Erfolg! Es war das erste Mal, dass ich als Organisatorin an diesem Projekt teilgenommen habe und dabei wurde mir klar, dass dieser Bereich genau das ist, was ich in dem JdR weiter machen möchte.
Ich sehe ein wirklich starkes Interesse sowohl der Leiter des JdR als auch der Teilnehmenden, den Bereich der ‚jungen Experten zu unterstützen und zu entwickeln. Es ist erfreulich, in den Ansichten der Teilnehmenden den Wunsch zu sehen, sich weiter an den Tätigkeiten der russlanddeutschen Organisationen zu beteiligen.
Dass nicht nur die berufliche Tätigkeit wichtig ist, sondern auch die Zugehörigkeit zu etwas Seelischem und Verbindendem, was wohl die Stärke und das Wesen des Jugendrings der Russlanddeutschen ist“.
Bei der feierlichen Abschlussveranstaltung im DRH in Moskau überreichten die Organisatoren unter der Leitung der Vorsitzenden des Jugendrings der Russlanddeutschen, Nelli Artes, den Teilnehmenden eindrucksvolle Urkunden. Der Abend wurde mit einem ethno-kulturellen Jugendfest fortgesetzt: mit Tänzen in Volkstrachten, einer mitreißenden Theateraufführung zum Thema der Bewahrung der Erinnerung und untermalt von wunderbarer Musik. Die Hymne des JdR wurde zum Abschluss der Veranstaltung von allen mit Freude und Begeisterung gesungen!
Der JdR baut weiterhin Brücken statt Mauern. Wir wünschen aktiven und kreativen jungen Menschen möglichst viele Anlässe und Gelegenheiten für Begegnungen, gemeinsame Arbeit und Kooperationen auf allen Ebenen und in allen Regionen.
Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge