Russland oder Deutschland?   Zugvögel haben zwei Heimatländer. Wenn man ihnen eines nimmt, sterben sie. Ihr gesamtes Leben lang müssen sie immer wieder wählen, und genau dieses Auswählen macht sie stärker. Kann man eine Parallele zu den Menschen ziehen? Eine ziemlich schwierige Frage. Eine Antwort darauf zu finden wurde in diesen Sommer im Altai im Ort Galbstadt des Deutschen Nationalen Bezirks bei dem Projekt „Zugvögel“ von Autoren, Regisseuren und anderen Teilnehmer versucht.  

Russland oder Deutschland? Wo ist mein Haus?

Zugvögel haben zwei Heimatländer. Wenn man ihnen eines entnimmt, sterben sie. Das ganze Leben lang sollen sie sich entscheiden und gerade diese Auswahl macht sie stark. Kann man eine Parallele zu den menschlichen Schicksalen durchführen? Eine ziemlich schwierige Frage. Die Antwort auf diese Frage versuchten die Autoren, Regisseure und Teilnehmer des Projekts „Zugvögel“ zu finden. Das Projekt „Zugvögel“ fand in diesem Sommer in der Region Altai in der Siedlung Halbstadt vom Deutschen Nationalen Rayon statt.
Vom 24. Juli bis zum 03. August 2009 versammelten sich 25 scheue Zöglinge aus Tomsk, Barnaul, Marx, Tschita, Syktywkar, Tscherepowez, Perm, Moskau, Taganrog und anderen Eckchen Russlands in der Siedlung Halbstadt unter den Flügeln der Theaterfamilie der Russlanddeutschen – Maria und Peter Warkentin, um zusammen mit „Zugvögeln“ ihren Bühnenflug zu begehen. Maria und Peter Warkentin sind Verdiente Schauspieler der Republik Kasachstan, vor kurzem Schauspieler des Deutschen Theaters in den Städten Temirtau und Alma-Ata (1987-1992) und heutzutage leiten zusammen das Deutsch-Russisches Theater in Niederstetten (Deutschland). Für kurze 10 Tage haben sie Ihren Zöglingen gelernt, „zu fliegen“, viele davon erst in diesem Projekt mitBestandteilen der Schauspielkunst bekannt gemacht. Der Tag begann immer mit einer schauspielerischen Gymnastik, die aus folgenden Teilen bestand: Übungen für Muskelerwärmen, Schulung richtiger Aussprache und Übungen für Phantasieentwicklung. Sofort während der ersten Tage wurden die Rollen verteilt und mit ernster Arbeit angefangen. Als Folge des 10-tägigen Treffens der Jugendlichen, die nach Halbstadt vom ganzen Russland kamen, war die erfolgreiche Aufführung des Theaterstücks mit dem Namen „Zugvögel“, wo über das schweres Leben und Schicksal der Russlanddeutschen erzählt wird.
Das Projekt wurde vom Internationalen Verband der deutschen Kultur zusammen mit Goethe Institut organisiert und folgende Partnerorganisationen wie der Fonds Altai, Jugendring der Russlanddeutschen, Landsmannschaft der Deutschen aus Russland, Informationsportal der Russlanddeutschen RusDeutsch und Moskauer Deutsche Zeitung haben daran auch aktiv teilgenommen. All diese Organisationen haben zusammen große wertvolle Hilfe bei der Realisierung hervorragender Idee dieses Theaterstücks in zwei Sprachen geleistet.
Es gab viele Interessenten für dieses Projekt aber die strenge und gerechte Juri hat nur 25 der besten Selbstpräsentationen ausgesucht und gerade diese 25 Glückspilze sind die Teilnehmer des Deutsch-Russischen Theaterwunders geworden! Professionelle Regisseure, sachkundiger Leiter, gutes Team und kreative Atmosphäre – all das haben wir in voller Masse gekriegt! Bei der Vorbereitung des Theaterstücks konnte jeder sich zeigen: beim Singen, Tanzen oder von der Bühne konnte man wichtige für jeden Dinge zum Ausdruck bringen.
Tägliche Proben und Übungsstunden für die schauspielerische Leistung wurden vom markanten inhaltsvollen Unterhaltungs- und Ausflugsprogramm ergänzt. Die 100-jährige Feier des Heimatdorfs Kusak der Familie Warkentin, das Baden im See „Bolschoje Jarowoje“, Bekanntschaft mit Tierfarmen und Werken der Gegend Redkaja Dubrawa und Podsosnowo, Museumsbesuche in Halbstadt und Podsosnowo – all diese Schätze haben die Teilnehmer in der Freizeit während 10 Tage gesehen. Ich möchte mich noch ein Mal bei allen Organisatoren und Partnern dieses Projekts für den das vielseitige Programm mit dem umfangreichen Inhalt bedanken!
Endlich ist der langersehnte und aufregende Moment da… Noch 10 Minuten vor dem Anfang zitterten die frischgebackenen Schauspieler am ganzen Leibe und im Kopf war nur einen Gedanken, bitte den Text nicht vergessen! Aber auf der Bühne war die Aufregung wie hingezaubert verschwunden. Die Zauberei ging von den Zuschauern aus, sie halfen den Schauspielern mit ihrem Miterleben, ihrer Mitbeteiligung und positiven Energie, sich in die Rollen zu versetzen. Die ganze Stunde herrschten auf der Bühne deutsche und russische Gedichte, Lieder, Tänze, Musik – all das hat sich im einheitlichen Kunststrom zusammengeflochten, ewige Lebenswidersprüche lösend.
Die Zuschauer haben stehend geklatscht und ihre Gesichter waren von offenherzigen und innigen Lächeln mit Tränen gestrahlt. Vieles kann man in seinem Leben vergessen, aber der erste Triumph auf der Bühne, denke ich, vergisst man nicht. Was braucht denn ein Schauspieler oder Regisseur? Eigentlich nichts. Nur Anerkennung der Zuschauer. Hier hat man sie in voller Maße erhalten!
Die Aufführung ist zu Ende. Der Vorhang schließt sich zu, als ob es der riesige starke Vogel wäre, der nach einer Reise in seinem Heimatnest landet und seine Samtflügel langsam zusammenlegt. Unser kleines Theaterleben ist abgebrochen aber unsere Liebe zum Theater ist endlos und ewig. Nach Hause nehmen wir Herzwärme und bunte Gefühle des Sommers 2009 mit.
Alle Teilnehmer des Projekts haben eine Überraschung aus Russland für die Regisseure und einfach wunderbare Leute Maria und Peter Warkentin vorbereitet: jeder von uns schrieb Briefe, die Briefumschläge mit denen unsere Zauberer schon in seiner zweiten Heimat, in Deutschland öffnen sollten. Noch haben wir einen kleinen Film über unser Team, unsere Emotionen und Eindrücke von diesem Projekt gemacht. Heute, fast vor einem Monat stehen wir per Internet in ständigem Kontakt miteinander: schreiben Briefe unseren Regisseuren und einander, in denen geht es über die Kraft der Kunst und Unverbrüchlichkeit der schauspielerischen Freundschaft. Die richtige Wahl ist unsere Wahl! Wir wählen das Deutsch-Russisches Theater, wir wählen Positiv und Aktivität der Jugend! Wir sind Teilnehmer sommerlicher Theaterschule 2009!
Wenn jemand von uns sich gerne etwas wünscht, dann geht es unbedingt in Erfüllung! Jedes Ausatmen wird zum Einatmen für unruhige Herze in der gemeinsamen interessanten Tat! – sagten sich die Teilnehmer einander, als sie Halbstadt im großen Reisebus verließen. Wir alle erwarten neue Projekte und die Fortsetzung des schon angefangenen Projekts! Ein Traum noch von einem unvergesslichen Treffen lebt in unseren Herzen! Ein Zugvogel wird uns noch lange in unseren Träumen über Theater, Sommer und neue allmögliche Abenteuer besuchen!
Die Zugvögel haben zwei Heimatländer. Wenn man ihnen eines entnimmt, sterben sie. Das ganze Leben sollen sie sich entscheiden – für Süden oder Norden? Gerade die Auswahl macht sie stärker … und glücklicher! Sie haben doch zwei Heime, wo sie geliebt und immer erwartet werden!
Olga Subbotina
(Stadt Tschita, Deutscher Jugendklub “Jugendlicht”)

Rubriken: Eliteförderung/Avantgarde