Das Sommerlager für russlanddeutsche Kinder zum ersten Mal in „Orljonok“


Der Weg zum „Orljonok“ war lang. Und als das Ziel schon ganz nahe lag, dieses berühmte Allrussische Kinderzentrum, stellte es sich heraus, dass noch eine zweistündige Anmeldeprozedur bevorsteht. Und das nach dem Schema: ein Kind – ein Betreuer. Natalja Dempke, die Vorsitzende des überregionalen Koordinierungsrates der Begegnungszentren der Russlanddeutschen in Zentralrussland, kam mit 17 Kindern mit dem Zug aus Moskau. Und sogar nach 14 Tagen des ethnokulturellen Projekts für Russlanddeutsche, das zum ersten Mal im Lager „Orljonok“ stattfand, konnte sie die Unannehmlichkeiten ihres langen Aufenthaltes in der Aufnahmestation des Lagers und die ganze Anmeldeprozedur nicht vergessen.


Der Weg zum „Orljonok“ war lang. Und als das Ziel schon ganz nahe lag, dieses berühmte Allrussische Kinderzentrum, stellte es sich heraus, dass noch eine zweistündige Anmeldeprozedur bevorsteht. Und das nach dem Schema: ein Kind – ein Betreuer. Natalja Dempke, die Vorsitzende des überregionalen Koordinierungsrates der Begegnungszentren der Russlanddeutschen in Zentralrussland, kam mit 17 Kindern mit dem Zug aus Moskau. Und sogar nach 14 Tagen des ethnokulturellen Projekts für Russlanddeutsche, das zum ersten Mal im Lager „Orljonok“ stattfand, konnte sie die Unannehmlichkeiten ihres langen Aufenthaltes in der Aufnahmestation des Lagers und die ganze Anmeldeprozedur nicht vergessen.

Aber anscheinend lohnte sich der lange Weg. Der Internationale Verband der deutschen Kultur (IVDK) organisierte zum ersten Mal gleich drei Lagerschichten für Russlanddeutsche mit Themen Sport, Kreativität und Familie. Und das alles nicht irgendwo, sondern in dem berühmten „Orljonok“, bekannt durch seine Traditionen, Besetzung und ägyptischen Sand am Meeresstrand. Etwa hundert Jungen und Mädchen deutscher Herkunft und auch 13 Familien kamen aus verschiedenen Regionen Russlands und hatten die Möglichkeit, sich zu erholen, Deutsch zu lernen, Lieder, Tänze und Geschichte der Russlanddeutschen kennen zu lernen, Sport zu treiben oder sich kreativ zu beschäftigen. Ihnen standen auch alle im Lager vorhandenen Mittel zur Verfügung – Einrichtung und Ausrüstung für extreme Sportarten und Wanderungen mit Übernachtung, Wasserpark, Schwimmbad u.a. Nicht zu unterschätzen war auch die Erfahrung der Gruppenleiter. Zum ersten Mal war das Projekt von Russland und Deutschland gemeinsam organisiert, mit Unterstützung des Ministeriums für Regionalentwicklung der RF und des Bundesministeriums des Innern.

„Kinder sind motiviert, sie freuen sich auf viele Aktivitäten. Sie sind freundlich, passen sich einander schneller an, als die Kinder aus den anderen, nicht deutschen, Gruppen. Vielleicht, weil sie schon früher in solchen Lagern waren“, sagt Anna Konstantinowna; eine der Gruppenleiterinnen. Und tatsächlich kamen nach „Orljonok“ viele Kinder und Enkel der Aktivisten aus den Begegnungszentren. Manche Jugendliche haben schon 10 Jahre Erfahrung mit solchen Sprachlagern, wie z.B. die 15-jährige Anna Weiz. Ihre Eltern organisieren ethnokulturelle Lager für Russlanddeutsche, leiten das Begegnungszentrum. Allerdings sind Anjas Deutschkenntnisse fast auf der Nullstufe. Das Mädchen selbst kann das nicht erklären. Dies versucht Inna Garder, Gruppenleiterin im Lager: „Kennen Sie den Scherz von einem Dicken, der zum Tode durch den elektrischen Stuhl verurteilt wird? Damit er sich auf den Stuhl setzen kann, erproben die besten Diätologen einige Monate lang ihre Diäten an ihm. Aber vergeblich. Der Dicke behält sein Gewicht sogar nachdem er sich nur von Brot und Wasser ernährte. Als man ihn fragt, wie er das schafft, antwortet der Verurteilte seinen dicken Bauch streichelnd: „Zu wenig Motivation““.

Das Format des Sprachlagers für Russlanddeutsche gilt als eines der erfolgreichen und beliebten Formate. Es bleibt unverändert seit 1996, als die ersten ähnlichen Projekte durchgeführt wurden. Ende der 90er Jahre führte allein der IVDK an einem Sommer sechs föderale Lagerschichten durch – in Samara und Borowoje (Kasachstan), dann in Omsk. Das Ziel des Sprachlagers ist die Teilnehmer zum weiteren Erlernen der deutschen Sprache zu bewegen. Dafür reicht nur ein Sommerlager natürlich nicht. Danach müssen die Kinder in die Sonntagschule oder Sprachkurse der Begegnungszentren gehen, damit die Sommererfahrungen nicht verloren gehen. Aber so erfolgt es nicht immer. Dieselbe Anja sagt, dass es in ihrem Begegnungszentrum schon zwei Jahre keinen Deutschlehrer gibt.

Heute wird besonders auf das Systemvorgehen im Deutschunterricht geachtet. „Wir brauchen ein Stufenprogramm für die Kinder. Noch haben wir keins“, sagt Olga Martens, stellvertretende Vorsitzende des IVDK für Sprach-und Informationsarbeit, und führt fort: „Die Termine für die regionalen Lager müssen genau festgelegt werden. Die Besten von den Jugendlichen müssen dann Ende Sommer ins föderale Lager kommen. Wir brauchen auch ein kombiniertes System der Teilnehmerauswahl – einige kommen auf Empfehlung der Begegnungszentren, die anderen auf Grund des Wettbewerbs. So bekommt auch das Kind, das noch kein Begegnungszentrum besucht, die Chance ins Lager zu kommen. Die überregionale Koordinationsrate empfingen aber die Information über die Teilnehmerauswahl auf Grund der Olympiaden zunächst ungern“. Olga Martens weist auch darauf hin, dass es beschlossen wurde, die Zahl der regionalen Lager zu verringern, denn manche davon halten sich nicht an das ethnokulturelle Programm (gelernt wird, zum Beispiel, die Landeskunde Englands und die englische Sprache, und die Kompetenz der Lehrer und der Betreuer lässt viel zu wünschen übrig.

In diesem Jahr wurde das ethnokulturelle Lager des IVDK für zwei Augustwochen zum Teil „Orljonoks“, genauer gesagt zum Teil eines seiner Lager – „Komsomolskij“, wo noch etwa 500 Kinder sich erholten. Daran gibt es sowohl Vor-, als auch Nachteile. Zu den letzten zählen die Schwierigkeiten bei der Koordinierung des gesamten Programms, der Mangel an Räumen. Aber diese Nachteile verblassen im Vergleich zu den Vorteilen, die auf Grund solcher Kombination hervortreten – „Orljonok“-Erfahrungen, sein Programm in Verbindung mit dem traditionellen Programm des Lagers für Russlanddeutsche, die Chance, nächstes Jahr im Rahmen des Bildungsministeriumprogramms zu kommen und Hunderten von Jugendlichen zu erzählen, wer Russlanddeutsche sind.

Olga Silantjewa



Die Sage vom deutschen Orljonok

„Es lebten in uralten Zeiten an der paradiesischen Küste des MeerLandes zwei sehr große Familien. Beide Familien stammten von einem Vorfahren, sie lebten in der gleichen Gegend, sogar die Sprache hatten sie fast dieselbe. Sie lebten in Frieden und Eintracht. Die Familien Land und Meer waren für ihre Talente, Verstand, Findigkeit und Gutherzigkeit bekannt.

Einmal kam der große „Taifun der Veränderungen“ und brachte alles durcheinander. Die Familien hatten nun ganz unterschiedliche Interessen! Familie Land hatte einen sportlichen Menschen zum Ideal, ohne Sport, Wettbewerb und Training war das Leben sinnlos. Den ganzen Tag hindurch trainierten sie und spielten Sportspiele.

Die andere Familie hingegen schwärmte für Poesie, stand auf Hochgefühl und Schönheitssinn. In der Familie Meer war es angebracht, Sagen zu schreiben, in Gedichtform zu sprechen, Szenen aus Dramen zu spielen – das war nicht nur ihre Lieblingsbeschäftigung, sondern sogar ihre Lebensweise. Der große Taifun trennte diese Familien. Aber auch das konnte sie voneinander nicht scheiden. Der gemeinsame Lebensraum, Sprache, Traditionen und Kultur ließen die Beziehungen zwischen den Stämmen Land und Meer nicht abbrechen.“

Mit dieser schönen Sage begann das ethnokulturelle Sprachlager „Deine Zeit“, organisiert von dem Internationalen Verband der deutschen Kultur in dem Allrussischen Kinderzentrum „Orljonok“ in Tuapse.

Im Rahmen des Projekts, unterstützt von dem Ministerium für Regionalentwicklung der RF und dem Bundesministerium des Innern, hatten 79 Kinder im Alter von 8 bis 16 Jahren, die aus ganz Russland kamen, die Möglichkeit, vom 12. bis zum 25 August sich an der Küste des Schwarzen Meeres zu erholen, Deutsch zu lernen, Sport zu treiben, sich kreativ zu beschäftigen. Für diese zwei Lagerschichten wurden 21 ausgebildete und erfahrene Lehrer für Deutsch, Kunst und Sport eingeladen. An dem Projekt teilnehmen konnten die Gewinner des Essay-Wettbewerbs.

Alle Teilnehmer wurden in zwei Familien geteilt – zwei Schichten: kreative und sportliche. Diese zwei Schichten lebten von einander etwas abgesondert, denn ihre Programme waren unterschiedlich: für die Sportler gab es Sportartengruppen, Artistik- und Tourismustrainings. Und kreativ konnte man sich mit Theater, Tanz und Gesang beschäftigen.

Gemeinsam für die beiden Familien waren der Wohnraum und die Sprache – dem Deutschunterricht wohnten sie zusammen bei. Um den Sprachkurs intensiver und authentischer zu machen, nahmen an dem Projekt Sprachassistenten aus Deutschland teil. Die Lehrer und die Assistenten arbeiteten im Tandem und versuchten einen deutschen Sprachraum zu schaffen, Deutsch in den Alltag einzuschließen. Drei Stunden Deutschunterricht am Tag verliefen in Form eines anregenden Spieles. Neben Russisch wurde Deutsch auch während des Sportunterrichts oder bei der Vorbereitung der Veranstaltungen gesprochen.

Die zwei Projektwochen waren reich an Veranstaltungen. Die Eröffnungsfeier, das Festival der deutschen Kultur, das Liedermacherwettbewerb, die Wanderung auf den Berg „Indjuk“, die Spartakiade, der Gedenkabend gewidmet den Deportationsopfern, die Sprachspiele „Schatzsuche“, „Kreuz und Null“, die deutsche Spracholympiade, die Abschlussfeier. Die Kinder hatten die Möglichkeit, nicht nur die Kultur der Russlanddeutschen kennen zu lernen und sich mit den Muttersprachlern zu unterhalten, sondern auch verschiedene extreme Sportarten zu treiben. Brettsegeln, Wasseraerobik und Kletterwand machten das Leben im Sprachlager noch interessanter. Außerdem besuchten die Kinder den Aqua-Park in der Siedlung Dschubga und das Planetarium, wo sie durch das echte Teleskop Sterne beobachten konnten. Und natürlich nicht zu vergessen sind die Sonne, das Meer, die freundliche Unterhaltung. Zwei Wochen verliefen sehr schnell, es kam Zeit Abschied zu nehmen. Alle verließen das Lager nur ungern, aber voll von Eindrücken, positiven Emotionen und neuen Freundschaften!

А. Schewzow



Film über „Orljonok“ auf RusDeutsch

Vom 12. bis zum 25. August fanden in dem Allrussischen Kinderzentrum „Oljonok“ an der Schwarzmeerküste die Schichten des ethnokulturellen Sprachlagers des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur (IVDK) statt– Kunst-, Sport- und Familienschicht. Wie lebten die Jugendlichen und die Familien? Wie lernten sie Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen kennen? Darüber berichtet der Film, der während der ganzen Schicht gedreht wurde. Der Film ist in der Rubrik „Video“ auf RusDeutsch zu finden. Viel Spaß beim Sehen, und viele schöne Andenken für die Projektteilnehmer!

Rubriken: Verschiedenes