„Die Russen kommen“


Eine eher geringe Rolle spielen sie in der heutigen Integrationsdebatte in Deutschland. Denn sie sind laut Grundgesetz deutsche Staatsangehörige und werden dementsprechend auch in den Statistiken als Deutsche erfasst. Dennoch sind sie, die sich Russlanddeutsche nennen, oft fremd in ihrer historischen Heimat. Auf der Bühne des Staatsschauspiels Nürnberg spielen sie nun die Hauptrolle: In ihrem Stück „Die Russen kommen“ setzt sich Berliner Autorin Gesine Schmidt mit dem Schicksal der Russlanddeutschen auseinander. Das Staatsschauspiel Nürnberg hat das Theaterstück in Auftrag gegeben und Ende Oktober uraufgeführt.

Eine eher geringe Rolle spielen sie in der heutigen Integrationsdebatte in Deutschland. Denn sie sind laut Grundgesetz deutsche Staatsangehörige und werden dementsprechend auch in den Statistiken als Deutsche erfasst. Dennoch sind sie, die sich Russlanddeutsche nennen, oft fremd in ihrer historischen Heimat. Auf der Bühne des Staatsschauspiels Nürnberg spielen sie nun die Hauptrolle: In ihrem Stück „Die Russen kommen“ setzt sich Berliner Autorin Gesine Schmidt mit dem Schicksal der Russlanddeutschen auseinander. Das Staatsschauspiel Nürnberg hat das Theaterstück in Auftrag gegeben und Ende Oktober uraufgeführt.

Aus der Stückbeschreibung

Vor langer Zeit zogen sie in das „gelobte Land“ nach Osten, später kamen sie zurück in das alte „Paradies“ des Westens. Wie kaum eine andere Bevölkerungsgruppe war ihr Schicksal seit Jahrhunderten immer abhängig von dem außenpolitischen Verhältnis zwischen Deutschland und Russland. Sie haben unter den Folgen von Krieg, Vertreibung und Diktatur besonders leiden müssen und sind ein Teil unserer Geschichte. Russlanddeutsche leben bis heute in einer Situation von doppelter Fremdheit. In ihren Herkunftsländern gelten sie als Deutsche, hier in der neuen alten Heimat als Russen. Hier wie dort müssen sie sich mit diffusen Vorurteilen auseinandersetzen, die eng mit dem historischen Erbe der beiden Länder zusammenhängen.

Seit den 50er Jahren sind rund fünf Millionen Menschen aus der heutigen GUS in die Bundesrepublik gekommen, allein in Nürnberg leben 44.000. Fast jeder zehnte Nürnberger ist demnach ein sogenannter Russlanddeutscher. Die meisten Russlanddeutschen leben in Langwasser, in St. Leonhard und Schweinau. Medienberichte zeichnen oft ein negatives Bild, suggerieren; sie würden sich schlechter integrieren, seien anfälliger für rechte Parolen und neigten häufiger zu Kriminalität als andere Migranten. Doch was wissen wir eigentlich über diese keineswegs homogene Gruppe von Menschen, die unsere Gesellschaft als Fremde wahrnimmt, obwohl sie ein Teil von uns sind?

Das Theaterstück von Gesine Schmidt, Berliner Autorin und Dramaturgin, basiert auf dem authentischen Material – Gesprächsprotokollen und Interviews mit Menschen aus unterschiedlichen Generationen und sozialen Schichten.

Weitere Informationen und Bilder unter www.staatstheater-nuernberg.de



Rezensionen

Fremde im eigenen Land
donaukurier.de, 26. Oktober 2010

Als Wanderer zwischen zwei Welten sitzen sie zwischen allen Stühlen – die Russlanddeutschen. In Russland werden sie als Deutsche diskriminiert und in Deutschland als Russen stigmatisiert. In der aktuellen Integrationsdebatte spielen sie keine Rolle und in Sarrazins Pamphlet „Die Deutschen schaffen sich ab“ kommen sie gar nicht erst vor, weil sich mit ihnen ja die Deutschen nicht abschaffen, sondern eher erhalten. Denn die so genannten Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion gelten gleichsam von Haus aus als Deutsche – mit deutscher Staatsbürgerschaft; und dennoch Fremde im eigenen Land, in dem sie oft die gleichen sozialen und sprachlichen Probleme haben wie die „fremden“ Ausländer.

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„Wenn die Russen kommen...“
Fränkischer Tag, 26. Oktober 2010

In Nürnberg befasst sich das Theater mit den Problemen von Russlanddeutschen, die zwar hier leben, aber doch noch nicht richtig angekommen sind.
„Was? Das sollen Deutsche sein, obwohl sie nicht mal die Sprache kennen?“ Man kennt die Schublade zur Genüge, in die Russlanddeutsche seit Jahrzehnten abgelegt werden – jene Spätaussiedler aus der ehemaligen Sowjetunion, die auch nach der Wende verstärkt bei uns Zuflucht suchten. Während „Die Russen kommen!“ in den Kriegs- und Nachkriegszeiten erst ein konkreter, dann ein politisch gemeinter Schreckensruf war, hat er heute einen anderen Klang. Positiv besetzt ist er immer noch nicht. Und das hat nicht nur mit Gewaltdelikten von jungen Russlanddeutschen zu tun.

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Fremde Heimat
„Die Russen kommen“ am Nürnberger Schauspiel

Nürnberger Nachrichten, 25. Oktober 2010

Deutschland riecht nach Kaffee und Spülmittel. Das fällt nur auf, wenn man Spülmittel nicht kennt und auch nicht die ewige Kaffeetrinkerei. Der jungen Frau, die als Jugendliche hierher kam, fiel das gleich auf, weil in der Ukraine das Geschirr noch mit Soda gewaschen wurde. Wo die Heimat ist? Der alte Mann zeigt nach oben, nach unten, kann sich nicht entscheiden zwischen der Krim, Leningrad und Berlin. Heimat ist kein Ort, sondern ein Gefühl. Er und seine Familie spüren es nur noch selten.

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