Eduard Hill, ein demokratischer Mensch, der in der Lage ist, sich kritisch von der Seite zu betrachten, legt keinen besonderen Wert auf die Auszeichnungen. Sie finden den Mister Trololo, wie ihn seine Fans nennen, selbst. So wie vor Kurzem: Eduard Hill wurde als Laureat des Wettbewerbes „Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft“ mit dem Anna-German-Förderpreis in der Kategorie „Die besten deutschen Namen Russlands 2011“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb wurde 2011 vom Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, russlanddeutsche Elite zu fördern.
Eduard Hill, ein demokratischer Mensch, der in der Lage ist, sich kritisch von der Seite zu betrachten, legt keinen besonderen Wert auf die Auszeichnungen. Sie finden den Mister Trololo, wie ihn seine Fans nennen, selbst. So wie vor Kurzem: Eduard Hill wurde als Laureat des Wettbewerbes „Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft“ mit dem Anna-German-Förderpreis in der Kategorie „Die besten deutschen Namen Russlands 2011“ ausgezeichnet. Der Wettbewerb wurde 2011 vom Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK) ins Leben gerufen, mit dem Ziel, russlanddeutsche Elite zu fördern.
Eduard Anatoljewitsch, wenn Sie in der postsowjetischen Zeit geboren wären und Ihre Karriere angefangen hätten, wie würde sich dann Ihr schöpferischer Weg vom heutigen unterscheiden?
Wenn ich meine Karriere heute angefangen hätte, dann hätte ich Sponsoren suchen müssen, um ohne große Anstrengungen ins Fernsehen zu kommen, weil genau das einen Künstler heute berühmt machen kann. Wenn man in einer Fernsehsendung neben berühmten Künstlern und Interpreten erscheint, dann wird man wahrgenommen. In den 1960er Jahren, als ich das Konservatorium absolvierte, galten sehr strenge Regeln bei der Bewerberauswahl. Man musste ein großes und vielseitiges Repertoire, von klassischer Musik samt verschiedenen Arien, Volksliedern, alten und neuen Romanzen bis zur Unterhaltungsmusik vorweisen.
Was bedeuten für Sie in einem Lied der Text und die Melodie?
Beides, sowohl der Text als auch die Melodie, sind in einem Lied wichtig. Es werden irgendwelche charakteristische Textzeilen gemerkt, die dann vor sich hin gesungen und wiederholt werden. Es ist wichtig, dass diese Zeilen nicht nur eine Reimkombination, sondern einen grammatikalisch und inhaltlich richtig erstellten Text ergeben. Man muss die Melodie mit der Seele fühlen und im Inneren fließen lassen und dabei möglichst maximal die Stimmung der Musik verstehen.
Der wahre Dichter hat seine eigene Stimme. So nannte Maximilian Woloschin die Stimme von Sinaida Gippius eine „glasklare, stachelige Stimme“; die von Alexander Blok bezeichnete er als eine „auf alles verzichtende, lauschende, betende“ Stimme. Versuchen Sie, die poetische Stimme des Dichters – des Autors des von Ihnen gesungenen Liedtextes – beim Singen wiederzugeben?
Nein, ich versuche nicht, die Stimme des Dichters wiederzugeben, weil es dann nach einer Parodie aussehen würde. Ich bemühe mich, den Sinn des Lieds und meine eigene Interpretation der Musik zu vermitteln. Die harmonische Zusammensetzung von Text, Musik und Gesang muss sich offenbaren.
In Ihrer Sammlung sind verschiedene Auszeichnungen zu finden, unter anderem der Preis der Freundschaft der Völker, die Auszeichnung „Für Verdienste um das Vaterland“, der Ehrentitel des Volkskünstlers der RSFSR, der Preis des Internationalen Songfestivals Sopot. Welche Auszeichnung von den genannten spielt eine besondere Rolle für Sie?
Jeder Preis, den ich habe, ist eine Stufe weiter in meinem Schaffen, deswegen sind mir alle Auszeichnungen wichtig.
An besonderer Popularität gewann Ihre Vocalise „Ich bin sehr froh, weil ich endlich nach Hause zurückkomme“ (Musik von Arkadij Ostrowskij). Dieses „Lied ohne Text“ sangen zu ihrer Zeit Walerij Obodsinskij, Muslim Magomajew, Janosch Koosch. Was ist Ihrer Meinung nach so besonders an dieser von Ihnen ausgeführten Vokalise, an dem berühmten und von den Zuhörern geliebten „Tro-lo-lo“?
Früher habe ich oft die Cavatine des Figaro aus der Oper „Der Barbier von Sevilla“ vorgesungen. Der Komponist Arkadij Ostrowskij versprach mir einmal: „Ich komponiere für dich ein Lied, das Cavatine des Figaro ersetzen kann“. So komponierte er die Vokalise ohne Text über gute Stimmung.
Hatte Ihre Videobotschaft mit dem Aufruf, den Text zu dieser Melodie zu liefern, in der Zwischenzeit Erfolg?
Es wurden mehrere Texte aus verschiedenen Ländern zur Melodie dieses Liedes zugesandt. Jeder schrieb ihn so, wie er konnte und wie er den Text fühlte. Es fand ein Auswahlwettbewerb statt. Die Texte waren in Chinesisch, Tatarisch und Französisch. Die Finalisten wurden ausgezeichnet. Aber allen diesen Texten fehlte die Kernaussage „Ich bin froh, weil ich endlich nach Hause zurückkomme!“
Danach sind zahlreiche Parodien zu dieser Vocalise erschienen, was man wieder mal als Popularität deuten kann. Einer der Parodieautoren ist sogar der österreichische Schauspieler und Oskarpreisträger Christoph Waltz. Wie finden Sie das?
Auf Parodien reagiere ich gelassen. Der wunderbare Christoph Waltz nahm die Vocalise als einen Witz wahr und das ist sein Recht.
Kannten Sie Anna German persönlich? Was bedeuten für Sie die Lieder dieser bekannten Russlanddeutschen?
Ich bin Anna German für ihre Ratschläge während des Wettbewerbs in Sopot sehr dankbar. Hinter den Kulissen herrschte eine aufregende wettkämpferische Stimmung zwischen den Teilnehmern aus der ganzen Welt, weil das ein sehr bedeutsames Ereignis des Jahres 1965 war. Die russischen Lieder, die Anna German gesungen hatte, waren besonders hell und zart; sie wurden zum Vorbild der Ausführung der Lieder. Die Klangfarbe ihrer Stimme mit der einzigartigen Intonation ging tief unter die Haut. Diese Sängerin bleibt für immer in Erinnerungen der Zuhörer, die sie mal gehört haben.
Eduard Anatoljewitsch, Sie haben sich entschieden, den Anna-German-Förderpreis bzw. seine Dotierungssumme in Höhe von 100.000 Rubel für einen guten Zweck an die Petersburger Wohltätigkeitsstiftung für krebskranke Kinder „Swet“ zu spenden. Wir sind von Ihrer Entscheidung gerührt und danken Ihnen sehr dafür. Vielen Dank auch für das inhaltsreiche Interview!
Das Interview führte Elena Seifert.
Aus dem Russischen von Ludmila Monin.
Zur Kenntnis
Der Wettbewerb „Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft“ wird vom Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK) durchgeführt. In der Kategorie „Die besten deutschen Namen Russlands 2011“werden Kulturschaffende, Wissenschaftler, Lehrer, Sportler und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens gewürdigt. Weitere Preisträger in dieser Kategorie neben Eduard Hill (Anna-German-Förderpreis) sind der verdiente Wissenschaftler Russlands Vladimir Falzman (Boris-Rauschenbach-Förderpreis) und der Weltmeister in Powerlifting Michail Weber (Rudolf-Plückfelder-Förderpreis). Der Viktor-Klein-Förderpreis im Bereich Pädagogik und der Artur-Karl-Förderpreis im Bereich Gesellschaftliches Engagement wurden in diesem Jahr nicht verliehen.