In Moskau wurden Filme über Russlanddeutsche von Wladimir Eisner und Olga Ossetrowa gezeigt

Am 30. September wurden im Rahmen der „Filmwoche der Russlanddeutschen“ im Gulag-Museum in Moskau die Filme „Rigert“ (Regie: Wladimir Eisner) und „Unerwünschte Zeit, unvorhergesehenes Schicksal…“ (Regie: Olga Ossetrowa) gezeigt.

Olga Silantjewa, stellvertretende Chefredakteurin der „Moskauer Deutschen Zeitung“, Kandidatin der philologischen Wissenschaften und Autorin mehrerer Bücher über die Geschichte der Russlanddeutschen, sprach über die Filme der diesjährigen Filmwoche:

„Insgesamt wurden acht Filme gezeigt, welche die Geschichte der Russlanddeutschen im 20. Jahrhundert erzählen. Die Geschichte wird jedes Mal auf eine unterschiedliche Weise erzählt. Nicht alle handeln von der Deportation der Sowjetdeutschen. Einige befassen sich nur indirekt mit diesem Thema. Das bedeutet aber nicht, dass diese Filme damit nicht verbunden sind. Im Gegenteil, sie zeigen, dass die Filmhelden unter den schwierigen Bedingungen von Exil und Deportation zu würdigen Menschen werden konnten“.

Olga Silantjewa zufolge hat die Tragödie der Deportation eine neue Nation hervorgebracht, und zwar die Nation der Russlanddeutschen. „Davor lebten die Menschen getrennt voneinander in verschiedenen Regionen des Landes wie auf der Krim, in der Ukraine, in Moskau, in Leningrad, in der Wolgaregion und im Kaukasus.

Aber die Deportationen und die Arbeitsarmee vermischten all diese deutschen Gruppen und somit begann sich eine neue, einheitliche Nation von Sowjet- und später Russlanddeutschen zu bilden. Und heute nennen wir Historiker die in Kasachstan, Usbekistan und Kirgisistan lebenden Deutschen auch Russlanddeutsche.

Denn sie alle sind Nachfahren jener Deutschen, die von den Zaren Peter dem Großen und Katharina der Großen nach Russland eingeladen wurden, dort sesshaft wurden und ihr Leben mit Russland verbanden. Leider verlief das Schicksal ihrer Nachfahren tragisch“.

Die Dreharbeiten des Films „Unerwünschte Zeit, unvorhergesehenes Schicksal...“ von Olga Ossetrowa fanden in Kotlas im Gebiet Archangelsk statt. Der Film basiert auf den Erinnerungen derer, die in die nördlichen Gebiete Russlands deportiert wurden, und ihrer Nachfahren.

Der Film erzählt die Geschichte dreier Gruppen von ethnischen Deutschen, die zu unterschiedlichen Zeiten nach Kotlas kamen. Zu der ersten Gruppe gehörten die in den 1930er-Jahren Entkulakisierten. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um die Menschen, die in die Arbeitsarmee mobilisiert wurden und die am Bau der Brücke über die Nördliche Dwina beteiligt waren. Die dritte Gruppe schließlich waren diejenigen, die in den von der Wehrmacht besetzten Gebieten verblieben und zwischen 1943 und 1944 in das Dritte Reich deportiert wurden. In Deutschland erhielten sie die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Männer wurden in die Wehrmacht geschickt und die Frauen arbeiteten. Nach dem Krieg wurden fast alle in ihre Heimat geschickt, aber nicht in die Orte, in denen sie vor dem Krieg gelebt hatten, sondern meist in den Norden, in die Gebiete Archangelsk, Kemerowo und Krasnojarsk.

Die Idee des Films entstand 2018, als der Film „Die Unbeugsamen“, der anlässlich des 75-jährigen Bestehens der Arbeitsarmee gedreht wurde, in Kotlas gezeigt wurde. Während der Präsentation begannen die Zuhörer, die Geschichten ihrer Väter und Großeltern zu erzählen. Daraufhin wurde beschlossen, einen Film zu drehen, der auf ihren Geschichten basiert.

Der Großteil der Dreharbeiten fand im Februar dieses Jahres bei klirrender Kälte statt. Diese Kälte ist auch im Film zu spüren, sobald das Filmteam zusammen mit den Filmhelden den Friedhof im Dorf Makaricha besucht. Bei -36 °C fror sogar die Kamera ein, und es war unmöglich, sich draußen aufzuhalten. Diese Atmosphäre versuchten die Filmemacher auch im Film zu vermitteln.

Der zweite Film, der im Gulag-Museum gezeigt wurde, war Wladimir Eisners Dokumentarfilm „Rigert“, der dem herausragenden sowjetischen Gewichtheber und Olympiasieger Dawid Rigert gewidmet ist. Der Film zeigt, wie der Sportler heute lebt und was ihn beschäftigt.

„Dawid Rigert wollte zunächst nicht gefilmt werden und hat es sich besonders schwergetan“, erzählte die Filmproduzentin Walentina Fedortschenko. „Aber Wladimir Eisner hat ihn doch überreden können. Wir fuhren nach Taganrog und trafen diesen wunderbaren Menschen und seine Familie.

Rigerts Persönlichkeit ist einfach unglaublich. Er strahlt eine außergewöhnliche Energie aus. Er ist ein intelligenter und gebildeter Mensch.

Es trafen sich zwei talentierte Russlanddeutsche und daraus entstand ein so wunderbarer Film“.

Das Thema „Russlanddeutsche“ liegt Wladimir Eisner selbst sehr nah. Ebenfalls drehte der Regisseur den Film „Russlanddeutsche“ über seine Eltern, der auch im Rahmen der „Filmwoche der Russlanddeutschen“ gezeigt wurde.

„Ich arbeite schon 26 Jahre mit Wladimir Eisner zusammen. Er erzählte von diesen schwierigen Zeiten. Als er geboren wurde, arbeiteten seine Eltern in einem Bergwerk in Perm und im Säuglingsalter brachten sie den Jungen in den Altai.

Die Eltern waren äußerst fleißig, was auch an den Regisseur selbst vererbt wurde. Wladimir Eisner kann tagelang am Computer sitzen und einen Film schneiden. Er taucht von Anfang bis Ende in den Arbeitsprozess ein. Er dreht und schneiden die Filme selbst.

Er weiß, wie es am besten gemacht wird und macht es dementsprechend auch perfekt“.


Die „Filmwoche der Russlanddeutschen“, ein föderales Projekt des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation, fand vom 14. bis 30. September in den Regionen Russlands statt. Auf der Projektseite sind Informationen über die Filme sowie Links zu den Filmen, die online angesehen werden können, zu finden.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

Rubriken: 80. Jahrestag der DeportationFilmwoche der Russlanddeutschen