Am 23. Juni konnten sich die Besucher des Kultur- und Geschäftszentrums des Deutsch-russischen Hauses in Omsk mit den Traditionen eines Volksfestes der Russlanddeutschen Johannistag bekannt machen. An den Feierlichkeiten nahmen junge Russlanddeutsche teil.
In der Nacht vom 23. auf den 24. Juni, der Johannisnacht, werden traditionell im Freien hohe Johannisfeuer, oder Sonnwendfeuer gemacht. Man glaubte, dass dieses Ritual die Fruchtbarkeit des Bodens fördert. Und die Familie, deren Mitglied am höchsten durch das Feuer sprang, würde dieses Jahr die reichste Ernte einfahren. Rund um das Feuer wurde auch getanzt. Außerdem sollten die Johannisfeuer laut Volksglauben böse Geister, Krankheiten und Unglück von Menschen und Vieh vertreiben. Manchmal wurde auch eine Strohpuppe symbolisch verbrannt. Das Fest ähnelt sich bei seinen Traditionen etwas dem Iwan-Kupala-Tag, der in Russland, Belarus, Polen und der Ukraine am 7. Juli gefeiert wird.
Auf dem Treffen im Russisch-Deutschen Haus in Omsk erzählte man den Teilnehmern über diese traditionellen Vergnügungen der Russlanddeutschen und über die Geschichte des Johannistages. Der Leiter des Kultur- und Geschäftszentrums des RDH in der Stadt Omsk, Paul Eckert, berichtete von seinen eigenen Erfahrungen – wie die Nacht vom 23. auf den 24. Juni im deutschen Dorf Zwetnopolje (zu Deutsch: Blumenfeld) verbracht wurde.
„Zuerst feierten die Esten diesen Feiertag in unserem Dorf und nannten ihn „Janow“ Tag, den Tag von Jan, dann schlossen sich die Russen an und ihr Feiertag hieß Iwan Kupala. Und als ich Leiter der Dorfverwaltung von Zwetnolopje wurde, begannen die Russlanddeutschen auch dieses Fest zu feiern, und er hieß Johannistag. Am 24. Juni gab es im Dorf einen offiziellen Feiertag, an dem die Vertreter aller Völker einen gemeinsamen Feiertag feierten, und manchmal nahmen alle Einwohner des Dorfes, mehr als zweitausend Menschen, an den Feierlichkeiten teil.
Die Esten haben die Traditionen dieses Feiertags aus Estland und die Deutschen aus der Wolga-Region mitgebracht, aber die Bedeutung dieses Feiertags ist bei allen dieselbe: ein Kranz, die Farnblume, ein hohes Feuer und ein gemeinsamer Tisch, der alle Völker vereint“, teilte Paul Eckert mit.
Die Teilnehmer flochten auch Kränze nach den Feiertagsbräuchen und schmückten sie mit Wildblumen.
Anschließend schlossen sich die Aktivisten der Jugendclubs der traditionellen Jahresaktion „PicnicJdR“ an und feierten so den Johannistag mit Brett- und Outdoorspielen. Außerdem wurden die Teilnehmer mit Gerichten der nationalen Küche der Russlanddeutschen verwöhnt.