In Taschkent ging der internationale Workshop zum Thema Medienkompetenz zu Ende, der im Kulturzentrum der Deutschen in Usbekistan „Wiedergeburt“ stattfand. – ein Projekt, das Teilnehmer aus verschiedenen Ländern und Regionen zusammenbrachte und mehrere Tage lang zu einem intensiven Laboratorium für Ideen und kulturellen Austausch wurde.
Wie alles begann
Das Programm begann mit einem einfachen, aber wichtigen Schritt – dem Kennenlernen. Die Teilnehmer tauschten ihre Erwartungen und Gedanken darüber aus, was Medienkompetenz für sie bedeutet. Im Arbeitsbereich herrschte eine Atmosphäre der Offenheit und des Vertrauens: Einige sprachen über ihren Wunsch, den Umgang mit neuen Formaten zu erlernen, andere über ihre Hoffnung, berufliche Kontakte zu knüpfen.
Theorie, die lebendig wird
Einige Stunden nach der Begrüßungsrunde diskutierten die Teilnehmer bereits über die Entwicklung der Medien und sozialen Netzwerke. Auf riesigen Plakaten zeichneten sie Karten ihres gewohnten Medienkonsums, diskutierten, stritten und brachten Beispiele. Diese Diskussionen führten zu unerwarteten Ergebnissen: Der Vergleich der Erfahrungen verschiedener Länder zeigte deutlich, wie unterschiedlich die Gewohnheiten beim Informationserhalt sind.
Besonderes Interesse weckte die Sitzung über Informationsressourcen und Plattformen deutscher Minderheitenorganisationen und deutschsprachiger Medien in Osteuropa und Zentralasien. Hier herrschte bereits Forschungsbegeisterung. Die Moderatoren sprachen auch darüber, vor welchen aktuellen Herausforderungen Redaktionen stehen: Desinformation, Druck durch schnelle Nachrichten, Konkurrenz durch soziale Netzwerke. „Die Diskussionen waren äußerst informativ und praxisorientiert“, bemerkte Nadeschda Pantschenko später. „Für mich war es besonders wertvoll zu hören, wie die Informationsbegleitung von Projektaktivitäten durch öffentliche Organisationen aus anderen Ländern erfolgt und welche effektiven Formate und Ansätze verwendet werden, um das Interesse der Zielgruppe aufrechtzuerhalten.“
Spielen – wie im Leben
Ein Höhepunkt des Programms war ein interaktives Rollenspiel, das auf einer aus der Kindheit bekannten Märchengeschichte basierte und sich in den Händen der Teilnehmer zu einer Übung im Umgang mit Erzählungen und versteckten Bedeutungen entwickelte. Die einen spielten fiktive „Journalisten” und überlegten, wie sie die Geschichte so erzählen könnten, dass sie Mitgefühl hervorruft, die anderen versuchten sich als „Redakteure” und setzten Akzente, die für das Publikum vorteilhaft waren. Die Teilnehmer tauchten maximal in den Prozess ein – mit Witzen, Gestik und Gelächter. Aber im Hintergrund der Diskussion klang eine wichtige Frage mit: Wie leicht lassen wir uns von Interpretationen beeinflussen und wie prägt der Mediencode die öffentliche Wahrnehmung?
Ekaterina bemerkte später: „Es schien alles spielerisch zu sein, aber in Wirklichkeit war es ein sehr ernsthafter Meisterkurs. Ich ertappte mich bei dem Gedanken: Selbst in der Art und Weise, wie ein Märchen erzählt wird, lassen sich Manipulationstechniken finden. Das hilft, Journalistik insgesamt mit anderen Augen zu sehen.“
Praxis und Erfahrungsaustausch
Die Schulungen zur Erstellung von Medienprodukten ließen niemanden unbeeindruckt. Die Lektionen zum Thema Mobile Journalismus, die Erstellung kurzer Videos und die Analyse von Nachrichtenformaten zeigten, wie Theorie hier und jetzt in die Praxis umgesetzt wird. Als Teams aus Russland und Kasachstan ihre Produkte vorstellten, gab es im Publikum lebhafte Reaktionen und eine inhaltliche Diskussion.
„Es war sehr nützlich, Empfehlungen von Kollegen zu erhalten, wie wir unsere Informationsprodukte verbessern können, und zu sehen, wie sie ihrerseits einfache, aber kreative Lösungen für die Erstellung von Informationsinhalten finden“, bemerkte Nadeschda. „Die Praxis zeigt, dass die Idee und die Energie, mit der sie umgesetzt wird, eine wichtige Rolle spielen.“
Kultur als Sprache des Vertrauens
Die Teilnehmer sammelten jedoch nicht nur im Hörsaal praktische Erfahrungen. Die von den Organisatoren in das Programm aufgenommene Exkursion durch Taschkent entwickelte sich zu einem Dialog der Kulturen. Die lutherische und die katholische Kirche wurden zu Symbolen der Offenheit und der historischen Schnittpunkte, die bedeutenden Orte und architektonischen Denkmäler der Stadt zu einer lebendigen Illustration der Geschichte Usbekistans. Für viele war dieser Spaziergang ein ebenso wichtiger Teil des Projekts wie das theoretische Material.
In der abschließenden Diskussion tauschten die Teilnehmer ihre Gedanken über die Zukunft der Medien aus: Welche Formate fehlen und wie können Projekte weiterentwickelt werden? Auch hier kamen wieder Emotionen zum Ausdruck: Freude über die verbrachte Zeit und das Bewusstsein, dass neue Schritte vor uns liegen.
„Ich denke, das Wertvollste, was wir von hier mitnehmen, sind die Kontakte und Eindrücke“, fasste Ekaterina zusammen. „Die Instrumente kann man erlernen, die Theorie kann man immer nachlesen. Aber persönliche Kontakte, gemeinsame Aktivitäten und der Austausch von Erfahrungen entstehen nur in der lebendigen Kommunikation. Ich bin überzeugt, dass dies ein wichtiger Impuls für eine vielversprechende Zusammenarbeit ist.“
Das Programm in Taschkent bot Raum für neue Informationen, offene Diskussionen, die Suche nach neuen Ideen und persönliche Begegnungen. Theorie, Praxis und Kultur verbanden sich hier so, dass jeder Teilnehmer mit etwas mehr als nur Wissen nach Hause fuhr – mit einer neuen Sichtweise auf die Medien und dem Glauben an die Kraft der Zusammenarbeit.
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der Deutscher Kultur im Rahmen des Förderprogramms der Russlanddeutschen realisiert.