Apostel der Russlanddeutschen „Onkel Horst, Onkel Horst!“, so begrüßten Kinder den zu Weihnachten nach Friedland gekommenen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen. Horst Waffenschmidt kam nicht mit leeren Händen – hinter seinem Auto fuhren Laster mit Süßigkeiten und Geschenken auf das Territorium des Aufnahmelagers für Aussiedler. Deutsche aus Russland, Polen, Rumänien, für die dieser Mann „das Tor nach Deutschland“ geöffnet und denen er versprochen hatte, es nicht mehr zu schließen. Sie drängten sich um den Beauftragten, dankten ihm und erzählten ihm von ihren Problemen. Sie sahen ihn zum ersten Mal und doch wussten sie, dass er sie erhören wird. Schon damals wurde viel Gutes über ihn gesagt. Heute ist Waffenschmidt beinahe eine Legende.

Apostel der Russlanddeutschen

„Onkel Horst, Onkel Horst!“, so begrüßten Kinder den zu Weihnachten nach Friedland gekommenen Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen . Horst Waffenschmidt kam nicht mit leeren Händen — hinter seinem Auto fuhren Laster mit Süßigkeiten und Geschenken auf das Territorium des Aufnahmelagers für Aussiedler. Deutsche aus Russland, Polen, Rumänien, für die dieser Mann „das Tor nach Deutschland“ geöffnet und denen er versprochen hatte, es nicht mehr zu schließen. Sie drängten sich um den Beauftragten, dankten ihm und erzählten ihm von ihren Problemen. Sie sahen ihn zum ersten Mal und doch wussten sie, dass er sie erhören wird. Schon damals wurde viel Gutes über ihn gesagt. Heute ist Waffenschmidt beinahe eine Legende.


Am 10. Mai wäre Horst Waffenschmidt 75 alt geworden. In Düsseldorf geboren, machte Waffenschmidt sein Abitur in Waldbröl, absolvierte sein Jurastudium an den Universitäten Bonn und Köln und schrieb danach seine Doktorarbeit. 1954 trat er der Christlich-Demokratischen Union bei. Nach Helmut Kohls Amtsantritt wurde Waffenschmidt zum Parlamentarischen Staatssekretär beim Bundesministerium des Inneren ernannt.1988erhielt er eine neue Aufgabe: Auf Beschluss der Bundesregierung vom 28. September trat er das neue Amt des Beauftragten der Bundesregierung für Aussiedlerfragen an.


"Es wurde für mich das Amt, das mir die meisten Herausforderungen brachte, aber auch die schönsten Erlebnisse und sehr viele Gebetserhörungen, schrieb Waffenschmidt im Buch „Gesegnete Erfahrungen“. Wenn ich allerlei Schwierigkeiten zu überwinden hatte, weil die Aussiedlerintegration oft schwierig wurde, so habe ich manchmal in großen Versammlungen der Aussiedler in die denkbaren Entschädigungen für manchen Ärger, den ich zu bewältigen hatte“.


In seine Arbeitsjahre in dieser Position fielen die globalen Wandlungsprozesse in Europa wie die Wiedervereinigung Deutschlands, der Zerfall der Sowjetunion und die Bildung neuer Staaten in Osteuropa. Im Kontext dieser Ereignisse nahm die Zahl derjenigen, die in das wohlhabende Deutschland ziehen wollten, kontinuierlich zu. In den Jahren 1991-1995 siedelten jährlich 220-230 Tausend Menschen aus osteuropäischen Ländern, vor allem aus ehemaligen sowjetischen Republiken, in die Bundesrepublik um. Eine der wichtigsten Aufgaben des Beauftragten für Aussiedlerfragen war daher die Lösung des Wohnproblems: Mehr als zwei Millionen neuer Bundesbürger benötigten dringend eine Wohnung. Den Aussiedlern eine Unterkunft zu sichern, war allerdings nicht genug. Voraussetzung für eine erfolgreiche Integration war das Beherrschen der deutschen Sprache. Aus diesem Grund wurden Milliarden Mark für Sprachkurse zur Verfügung gestellt.


Der Beauftragte für Aussiedlerfragen war jedoch nicht nur für die Aufnahme und Integration von neuen Bundesbürgern zuständig. Zu seiner Kompetenz gehörte außerdem die Koordinierung zur Unterstützung der deutschen Minderheit in mittel- und osteuropäischen Ländern sowie in Mittelasien.


„Waffenschmidt war tatsächlich ein Freund der deutschen Minderheit in der ganzen Welt“, so Heinrich Kroll, Präsident des Verbandes der deutschen sozial-kulturellen Gesellschaften in Polen. „Mit ihm hatten sie einen Trumpf in der Hand.“ „Der größte Verdienst von Horst Waffenschmidt besteht darin, dass er eine Atmosphäre des Vertrauens zwischen den Regierungen Deutschlands und Russlands, Kirgisiens, Kasachstans und der Ukraine schaffen konnte“, so Alfred Eisfeld, einst Waffenschmidts rechte Hand. „Ohne die von ihm hergestellte Verständigung wären die in den 90er Jahren angefangenen Unterstützungsprogramme gar nicht möglich gewesen.“


Als Co-Vorsitzender der Regierungskommisionen für Angelegenheiten der deutschen Minderheit hat Waffenschmidt einen großen Beitrag zur Lösung der Probleme von Deutschen in deren Herkunftsländern geleistet. Wladimir Auman, der mehrere Jahre das Bildungs- und Informationszentrum in Mamontowka bei Moskau leitete, ist überzeugt, die Russlanddeutschen hätten es in vielerlei Hinsicht Waffenschmidt zu verdanken, dass 1993-2000 ein Departement für ihre Angelegenheiten existierte und dass Probleme der Russlanddeutschen überhaupt auf höchster Ebene diskutiert wurde. „Die russische Regierung war gezwungen, sich stärker für die Lösung dieser Probleme zu engagieren, weil sie den Parlamentarischen Staatssekretär als Verhandlungspartner hatte“, so Auman.


„Er war ein starker Politiker und würdiger Partner“, sagt Heinrich Martens, Vorsitzender des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur, über Waffenschmidt. „Wir alle fanden es schade, als er 1998 sein Amt niederlegte. Waffenschmidt formulierte seine Ziele klar und deutlich. Mit seiner Beteiligung wurde das System der Begegnungszentren gegründet und eine solide Grundlage für die Selbstorganisation der Russlanddeutschen geschaffen.“


Einen herausragenden Beitrag hat der erste Beauftragte für Aussiedlerfragen zur Gründung und Entwicklung zweier deutscher nationaler Rayons in Westsibirien geleistet. Laut Bruno Reiter, Landrat des deutschen nationalen Rayons Asowo, ist Waffenschmidt bereits Teil der Geschichte des Rayons Asowo — eine Straße trägt hier seinen Namen. „Sobald wir unsere Probleme mit den Kindergärten und Wohnungen bewältigt haben, werden wir einen Obelisk errichten, auf dem unter anderem der Name Waffenschmidts verewigt wird.“


Die deutschsprachige Ausgabe der Wikipedia-Enzyklopädie behauptet, Waffenschmidt würde als „Apostel der Russlanddeutschen“ genannt. „Für viele, denen es nicht gut ging, war er Seelsorger und Helfer“, sagt Eisfeld. „Eine Kraft, die wollte, dass wir uns von den Knien erheben“, so Reiter.


"Manchmal habe ich mich gefragt: "Warum musste das schwere Amt in Deine Hände fallen? Heute bin ich sehr dankbar, dass ich die Möglichkeit bekam, vielen Menschen in ihrer Lebenssituation entscheidend zu helfen. Solche Möglichkeiten sehe ich auch als ein Geschenk Gottes an unser Leben an und ich bin heute dafür sehr dankbar", schrieb Waffenschmidt 1998.

Er starb im Jahre 2002, drei Tage vor seinem Geburtstag.

Rubriken: Verschiedenes