„Momentane Stimmungen“ von Robert Hettich


In Moskau werden Bilder des deutsch-russischen Künstlers ausgestellt Am 24. September wird in der Moskauer Kunstgelerie „Drewo“, Malaja Nikitskaja 16, die Ausstellung von Robert Hettich unter dem Titel „Momentane Stimmungen“ eröffnet. Robert Hettich ist deutsch-russischer Herkunft: Er wurde in Tadschikistan geboren und lebt seit 1988 in Deutschland.

In Moskau werden Bilder des deutsch-russischen Künstlers ausgestellt

Am 24. September wird in der Moskauer Kunstgelerie „Drewo“, Malaja Nikitskaja 16, die Ausstellung von Robert Hettich unter dem Titel „Momentane Stimmungen“ eröffnet. Robert Hettich ist deutsch-russischer Herkunft: Er wurde in Tadschikistan geboren und lebt seit 1988 in Deutschland.

Momentane Stimmungen überschreibt Robert Hettich seine Ausstellung. Sie zeigt mal ganz was Anderes.

Nah-Aufnahme – und doch aus so weiter Ferne. Robert Hettich, deutsch-russischer Herkunft, wurde 1964 in Taboschar in Tadschikistan geboren. Nur zur Orientierung: Tadschikistan ist ein kleines Hochgebirgsland zwischen Usbekistan, Kirgisistan, Afghanistan und China. Im Osten des Landes erhebt sich das Pamir-Gebirge auf fast 8.000 Meter. 1991 erklärte das Land mit seinen 7 Millionen Einwohnern seine Unabhängigkeit von der Sowjetunion. Im Nordwesten, im einzig fruchtbaren Tal des Landes, in der Provinz, die bis 1991 Leninabad hieß, liegt der Geburtsort Hettichs, die Kleinstadt Taboschar. In dieser Provinzhauptstadt, heute Chudschand (Lenin ist out), studierte Hettich bis zu seiner Umsiedlung Grafik, Design und Malerei und stellte erstmals seine Werke aus. Seit 1988 in der Bundesrepublik Deutsch-land, ist er nach einem Zweitstudium Kunst und Design in Hannover freiberuflich als Künstler und Designer tätig.

Was Sie beim Betrachten von Hettichs Bildern aus der Nähe aufnehmen können, sind also Werke seiner Entdeckung, seiner künstlerischen Auseinandersetzung, der Begegnung des schon ausgebildeten Künstlers mit dem HIER. Es ist der etwas verträumte Blick auf dieses HIER, auf Menschen, ihr Getriebe, ihr massenhaftes Auftreten zu bestimmten Anlässen, auf Innen- und Straßenräume. RÄUME UND TRÄUME, gewissermaßen. Den schon fertig ausgebildeten Maller hat dieses Entdecken, dieses Erleben nachhaltig geprägt, ist zu einer Hauptkomponente seines Schaffens geworden.

Da sind zunächst die Innenräume, hoch aufstrebende gotische oder neugotische Hallen, Treppenfluchten, architektonische Ensembles, die Bezugpunkt seiner Menschenansamm-lungen in ihrem gemeinsamen Tun sind. Sehr oft sind die Innenräume offenbar die des Hannoverschen Rathauses: ist es für Hettich das, was mutatis mutandis für Delaunay der Eiffelturm war? Auch die Straßenszenen spielen in Innenräumen, illustrieren die französische Rede von dans la rue, in der Straße, wo wir im Deutschen AUF der Straße sagen.

Für Hettich sind diese architektonischen Kulissen Flut-Tore für Licht, die die Farben in Szene setzen. Oft deutet der Lichteinfall, die Lichtflut die Glasdächer, Obergaden, Fensterlaibungen und Gewölbe, die dieses Licht in die Räume bringen, nur an: bei all dem Licht genügt schon die Andeutung eines Bogens, einer Säule, um das Szenario zum Innenraum zu machen.

Wo Licht ist auch Schatten, und zwischen beiden spielt sich Farbe ab, beide setzen Farbe in Szene.

Architektur und Licht inszenieren menschliche Wesen, überstreckt wie bei Modigliani, doch nie mit erkennbaren Gesichtszügen, allein als Farbsilhouette existent. Dabei vermitteln die Personen, obzwar ohne Gesicht und nur Schemen von Farben und Strich, den Eindruck großer Eleganz. Der Farbstrich, die Überstreckung korrespondieren mit dem von oben einfal-lenden Licht, den emporstrebenden architektonischen Elementen; sie ziehen die Figuren förmlich in die Höhe.

Je nach Anlass der Zusammenkunft, je nach Ereignis ist oft „Knäuelbildung“ zu beobachten: die dargestellten Menschen orientieren sich auf ein Event. Die Versammlung verdichtet, strukturiert sich, gruppiert sich um ein Zentrum.

Einen solchen Magnet im Bild, um den sich die Personen gruppieren, auf den sie sich ausrichten, ist oft eine Zentralfigur, meist weiß, oft durch Übergröße hervorgehoben, gelegentlich auch rot oder schwarz. Sie ist zugleich der Lichtpunkt im Bild, der Focus, in dem sich das einfallende Licht konzentriert, die zugleich vom Fehlen der Farbe oder durch Einfarbigkeit hervorgehoben wird.

So sind Hettichs Bilder dem Betrachter ganz nah: nicht nur erlauben sie ihm ungeahnte Ent-deckungen, Beziehungen, sondern sie ziehen ihn förmlich in den geselligen Raum hinein, nehmen ihn mit. Schaut man genau hin, findet man immer Personen in vorderer Reihe, die dem Betrachter zugewandt sind. „Hinter allen meinen Bildern verbirgt sich eine Moral, und der Betrachter muss den Freiraum haben, um sich selbst im Bild interpretieren zu können“, erläutert Hettich diese Beziehung zwischen Licht, Raum, Farbe und Betrachter. Also doch Nah-Aufnahme! Zugleich legt der Künstler seine Seele in diese Bilder hinein: „Ein Bild ist ein Abbild der Seele, ein Versuch aus der unendlichen Menge von Gedanken einen bestimmten hervorzuheben und weitergeben zu wollen. Die Stimmung, die daraus entsteht, macht dann das Wesentliche an einem Bild aus.“

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