Zwischen Eltern und eigener Familie: Traditionen, die Generationen verbinden

Junge Menschen ziehen oft bei ihren Eltern aus, wenn sie ihre eigene Familie gründen. Aber zwischen Eltern und erwachsenen Kindern bleibt immer etwas – die Verbindung zwischen Generationen. Wie kann man die Fäden, die Familienmitglieder miteinander verbinden, nicht verlieren und sogar stärken? Familienbräuche pflegen! WarumDarum erzählt über Traditionen in den Familien der Russlanddeutschen.

Warum ist es wichtig, Traditionen zu pflegen?

Die Behutsamkeit beim Pflegen von Familientraditionen ist wirklich sehr wichtig. Familienwerte sind das, was eine Familie von der anderen unterscheidet, es ist dem Familiengedächtnis gleich. Indem man Traditionen befolgt, so erhält man sozusagen den wahren Sinn der Familienexistenz. Die Familienbräuche verbinden, unterstützen und stärken die Familie, es entsteht der Wunsch, nach Hause zurückzukehren. Unterstützung, Stabilität und Toleranz sind sowohl für Kinder als auch für Erwachsene wichtig. Und je stabiler die Familie ist, desto ruhiger und erfolgreicher fühlt sich jedes Familienmitglied. So, wenn deine Familie sich auf wunderbare Traditionen stützt, dann bemühe dich, sie zu bewahren.

Tradition 1: Zu Sprachcamps zu fahren

„Blättern Sie mit Ihren Kindern ein Familienalbum durch. Haben Sie kein Familienalbum, erzählen Sie den Kindern über die Verwandten und überlegen Sie, ob ihre Schicksale etwas Ähnliches haben“, – rät Maria Denissowa.

Maria ist Mutter von drei Kindern. Sie hat zwei Söhne und eine Tochter. Maria unterrichtet Deutsch im Cadet Corps Omsk. „Wir haben zwei Kulturen in unserer Familie – die russische und die deutsche. Zwei Jungen kennen die Geschichte unserer Familie seit ihrer Kindheit. Niemand hat Fragen, warum wir zwei Ostern feiern, warum wir zwei Weihnachten haben und warum Nikolaus am 6. Dezember nur zu meinen Jungen aus der ganzen Klasse kommt“, – sagt Mascha. „Das liegt daran, dass wir Russlanddeutsche sind“.

Jeden Sommer motiviert Maria ihre Söhne, an ethnokulturellen Sprachcamps für Russlanddeutsche teilzunehmen. „Im ersten Jahr haben wir mit ihnen über das Camp gesprochen. Ich habe erzählt, wie alles dort arrangiert ist, und sie gewarnt, dass sie täglich drei Stunden Deutsch haben werden. Dann waren die Jungen erst einmal schüchtern, hatten ein bisschen Angst. Und jetzt freuen sie sich auf den Sommer, denn das Sprachcamp ist für sie der coolste Urlaub“, – sagt Maria. Ljoscha und Roma lernen gerne Deutsch zu Hause. „Ich versuche, einfaches Vokabular in den gewohnheitsmäßigen Familienlebensstil einzuführen. So merken sich die Jungen Sätze sofort“, – bemerkt Mascha. Im Sprachcamp lernen die Jungen weiterhin spielerisch ihre zweite Muttersprache. Im Sommer ergänzen sie ihren Wortschatz, und dann wird er im Laufe des Jahres zu Hause und in der Schule gefestigt und in Sprache gebracht.

„In meiner Jugend habe ich den Sommer in einem ethnokulturellen Sprachcamp verbracht. Ich mochte so einen lehrreichen und kulturellen Urlaub. Dort fühlte ich mich wohl. Jetzt haben meine Kinder diese Tradition übernommen“, – sagt Maria.

Tradition 2: Weihnachten zu feiern

Irina Eckert und Andrey Skwortsow trafen sich bei einem der Projekte der Organisation „JUGENDRING der Russlanddeutschen“, arbeiteten in Moskau zusammen und kehrten dann in die Region Omsk, Ira's kleine Heimat, zurück. Ira wurde im deutschen Dorf Tsvetnopolje geboren und ist dort aufgewachsen. Ihre Eltern leben immer noch hier und haben ständig Gäste. Die Kinder, die aufgewachsen sind, leben in Omsk, aber am Wochenende kommt die ganze Familie immer zusammen. Dies ist eine Tradition.

„Ich erinnere mich gut an unsere Familientraditionen von Kind an. Eltern haben immer Magie für uns Kinder getan. Ich habe damals Weihnachten besonders geliebt, auch jetzt hat sich nichts geändert. Früher war der 24. Dezember in Tsvetnopolje immer ein freier Tag und wir kamen alle als große Familie zusammen. Jetzt machen wir dasselbe. Wir alle, vielbeschäftigte und arbeitende Menschen, finden die Gelegenheit, uns zu Weihnachten in Tsvetnopolje oder in unserer Stadt Omsk mit unseren Eltern zu treffen“, – erzählt Ira.

Ira erinnert sich daran, dass, als sie und ihre Schwester Kinder waren, der Heilige Nikolaus immer zu ihnen kam und Geschenke mitbrachte: „Es hat uns immer amüsiert. Eine solche Kleinigkeit, die von den Eltern erfunden wurde, blieb mir für immer in Erinnerung“, – gesteht Ira. Heute kommt Nikolaus zu ihren Kindern.

Für die Familie Eckert, und jetzt für die Familie Skwortsow, ist die Wartezeit auf Weihnachten die schönste. „Eine unserer Familientraditionen ist, den Weihnachtsbaum gemeinsam zu schmücken. Dies ist ein besonderer Brauch. Und wir haben wundervolle Adventskalender, die niemand mehr hat. Großmutter strickte 24 kleine Fäustlinge mit Ornamenten für jede Familie, die wir in einem Kalender zusammengestellt haben. Mein ältester Sohn Artem erzählt bereits dem jüngsten, Sasha, von unserer Tradition. Jetzt stecken wir zweimal mehr Süßigkeiten in Fäustlinge ein“, – sagt Irina.

Tradition 3. Kochen nach Familienrezepten

Kulinarische Familienrezepte sind für Irina Eckert ein sehr wichtiges Thema. Ihre Familie hat viele von denen angesammelt, weil die beliebtesten von Generation zu Generation weitergegeben werden. Ira´s Großmutter und Mutter haben ihr die Liebe zur Küche anerzogen. Diese Vorliebe wurde nun auch der Familie Skwortsow eigen. Ira und ihr Mann Andrei sammeln Familienrezepte mit neuen Technologien – sie hosten den kulinarischen Kanal EckArtRezept auf der YouTube-Plattform. Hier haben sie bereits mehrere Hundert Rezepte für Gerichte der Russlanddeutschen gesammelt. Der Kanal ist längst über ihre Familie hinausgewachsen. Die Initiative wurde vom „JUGENDRING der Russlanddeutschen“ unterstützt. Nach den Familienrezepten von Eckert wird nun nicht nur in Russland, sondern auch in Deutschland gekocht. „Ich experimentiere mit den traditionellen Gerichten meiner Familie. Als Grundlage nehme ich natürlich die Rezepte meiner Großmutter und Mutter und bringe manches Eigene mit. Dies ist auch eine Fortsetzung der Traditionen“, – sagt Ira.

Tradition 4: Zusammenzukommen

Vor einigen Jahren entstand eine neue Richtung in den Aktivitäten der öffentlichen Organisation „JUGENDRING der Russlanddeutschen“ – das Projekt „Eltern sind aktiv“. Die Aktivisten der öffentlichen Organisation sind groß geworden, haben Familien gegründet, sie haben nun Kinder – und jetzt sind sie junge Eltern geworden. Familien vereinigen sich aufgrund ihrer Interessen. Jeder möchte seine Identität, Sprache und Kultur bewahren, innerhalb einer Gemeinschaft ist dies viel einfacher. Und seit einigen Jahren finden in verschiedenen Regionen Russlands Familientreffen junger Russlanddeutschen regelmäßig statt. Väter, Mütter und laute Kinder, deren Anzahl einer Kindergartengruppe reichen würde, bilden den Stamm solch einer Vereinigung. Gemeinsam nehmen die Teilnehmer an verschiedenen sprachlichen, kreativen und ethnokulturellen Veranstaltungen teil, die sie selbst organisieren. Pavel Blume, Projektteilnehmer und Referent der Sektion „Literatur der Russlanddeutschen“, sagt dies darüber: „Es ist wirklich sehr wichtig, Bücher zu lesen und die Schriftsteller der Russlanddeutschen zu kennen, deren Anteil viele tragische Seiten hat. Ich denke, dass wir uns alle an das Projekt „Eltern sind aktiv“ erinnern werden.“

Daher ist es heute wichtig, nationale Traditionen von Familien zu bewahren. In der heutigen abwechslungsreichen Welt vergessen wir es mitunter. Traditionen machen die Familie einig, das Leben erfüllter, stabiler und glücklicher.

5 Ideen für Familientraditionen:

Gemeinsame Freizeitgestaltung. Ein Picknick beim warmen Wetter, Spaziergang im Wald oder im Park, Brettspiele zu Hause, Kino- oder Theaterbesuche.

Gemeinsames Essen. Beim Essen, Teetrinken in der Küche zu sitzen und im Familien- und Freundeskreis über alles auf der Welt zu diskutieren ist eine gute Idee.

Familien- und persönliche Ereignisse gemeinsam zu feiern, zum Beispiel Geburtstage, Neujahr, den 8. März, Eintritt in den Kindergarten, in die Schule - all diese Anlässe tragen zur Einheit und Freude in der Familie bei.

Ein Familienfotoalbum, die Erstellung des Stammbaums, des Familienwappens machen dich auf deine Familie, ihre Leistungen, ihre Geschichte und ihre Verbindung zu den Familienwurzeln stolz. Man fühlt sich sicher und aufgehoben.

Familienerbstücke: Manuskripte, Ring oder Kleid der Großmutter, Grammophon - diese Familientalismane vermitteln die Botschaft früherer Generationen und bewahren eine lebendige Erinnerung an sie.

Rubriken: Verschiedenes