Ethnokulturelle Sprachtreffen in Omsk: Wie deutsche Sprache, Wissenschaft und Traditionen Familien vereinten


Vom 1. bis 8. Juli fanden in Omsk Ethnokulturelle Sprachtreffen für Familien der Russlanddeutschen statt – eines der Schlüsselprojekte des Kultur- und Geschäftszentrums „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“. Die siebentägige Veranstaltung brachte mehr als 40 Teilnehmer aus verschiedenen Orten des Gebiets Omsk zusammen: Kinder, Jugendliche, Eltern und Großmütter – alle, die sich für die deutsche Sprache und Kultur interessieren und mehr über ihre Wurzeln und die Geschichte des Volkes, dem sie angehören, erfahren möchten.

Hauptthemen der Woche waren wissenschaftliche Entdeckungen, Forschungen und der Beitrag der Russlanddeutschen zur Erforschung von Natur, Geographie und Kultur unseres Landes. Jeden Tag vertieften sich die Teilnehmer in ein bestimmtes Thema: Sprache, Wissenschaft, Kultur, Ökologie, Traditionen und schöpferische Tätigkeit – all dies war Teil einer großen einwöchigen Reise.

Am Eröffnungstag lernten sich die Teilnehmer kennen, teilten sich in Teams auf, gestalteten ihre Gruppen und entwarfen Fahnen. Diese Symbole wurden Teil der Teamidentität und verbanden die Teilnehmer für die gesamte Woche. Jedes Team wählte einen Namen, der mit dem Namen eines berühmten deutschen Reisenden.

Besondere Aufmerksamkeit wurde auf das wissenschaftliche und kulturelle Erbe der Russlanddeutschen gelegt. Die Themen der Aktivitäten und Treffen umfassten Naturgeschichte, Botanik, geographische Entdeckungen, Biografien bedeutender Persönlichkeiten und deren Verbindung zur Geschichte Sibiriens und der Region Omsk. Während des Deutschunterrichts lernten die Teilnehmer gleichzeitig die Schicksale derjenigen kennen, die diese Sprache zu ihrer Zeit sprachen, und Brücken zwischen den Kulturen bauten.

Das Arbeitsformat war vielfältig: Es fanden Clubs für Freunde der deutschen Sprache in kleinen Gruppen, kreative Projekte, ethnokulturelle Clubs, Workshops und Exkursionen statt. Das gesamte Programm basierte auf den Prinzipien der Integration von Sprache und Inhalt – die deutsche Sprache wurde nicht abstrakt, sondern anhand bedeutungsvoller Themen aus Leben, Wissenschaft und kulturellem Gedächtnis erlernt.

Schwerpunkt des Treffens war die Schaffung eines generationsübergreifenden und interdisziplinären Raums, in dem die deutsche Sprache in einem wissenschaftlichen, praktischen und persönlichen Kontext erlebbar wurde. Es war nicht nur eine Begegnung, sondern ein Dialog: mit der Vergangenheit, mit der Familie, mit der Gemeinschaft.

Ein besonderer Teil des Programms waren Kreativ- und Forschungsprojekte, die die Teilnehmer während des Treffens vorbereiteten. Sie erstellten Comics und literarische Skizzen basierend auf Werken von Russlanddeutschen, entwickelten Fragen für ethnokulturelle Quiz, sammelten Rezepte und kulinarische Geschichten ihrer Familien und erstellten Routen zu kompakten Siedlungsorten der Russlanddeutschen im Gebiet Omsk.

Die Leiter von Clubs der Freunde der deutschen Sprache hatten zum Ziel, dass die Kinder und Erwachsene nicht nur die Sprache lernen, sondern durch gemeinsame Aktivitäten eine persönliche Verbindung zur Kultur aufbauen und ihre Identität und Geschichte verstehen. Deshalb fügten sich im Programm die Sprache, Geschichte, Traditionen, Natur und kollektive Kreativität zu einem harmonischen Ganzen.

„Von Anfang an war klar, dass die Teilnehmer es ernst meinten. Sie waren nicht nur wegen eines Projekts gekommen, sondern um die Sprache, sich selbst und ihre Familiengeschichte kennenzulernen“,

sagt Jewgenija Gamowa, die Organisatorin der ethnokulturellen Arbeit, Verantwortliche für den organisatorischen Teil des Treffens.

„Für Kinder ist es wichtig zu erkennen, dass die Wissenschaft nichts Fernes ist. Wenn sie erfahren, dass ein Botaniker oder Geologe in der Nähe gelebt oder in Omsk gearbeitet hat, erfüllt sie das mit einem Gefühl der Verbundenheit und Stolz“,

bemerkt die Methodikerin für Spracharbeit Lidia Bauer.

Eines der wichtigsten Ereignisse der Woche war eine Exkursion zum dendrologischen Garten, benannt nach Herbert Gense, einem legendären Selektionsforscher und Agrarwissenschaftler deutscher Herkunft, der sein Leben der Begrünung von Omsk widmete. Die Teilnehmer sahen einzigartige, von Gense persönlich gezüchtete Baumarten und hörten Geschichten darüber, wie sein Schicksal mit Deportation, Arbeit und wissenschaftlicher Leidenschaft verbunden war.

Die Exkursion wurde von einem interaktiven Quiz und einer Aufgabe begleitet – bestimmte Baumarten zu finden und sie auf Deutsch zu beschreiben. Im Anschluss an die Exkursion diskutierten und reflektierten die Teams.

Eine wichtige Rolle spielten die ethnokulturellen Blocks – Treffen, Workshops und ethnografische Aktivitäten zur Kultur der Russlanddeutschen. Die Teilnehmer lernten die Biografien deutscher Forscher und Wissenschaftler kennen, die trotz schwerer Schicksale, Deportationen und Verluste einen bedeutenden Beitrag zur Entwicklung des Landes leisteten.

„Wir sprechen oft abstrakt über Wurzeln, aber wenn ein Kind die Sprache seiner Urgroßmutter hört, hat das eine emotionale und pädagogische Wirkung, die durch nichts zu ersetzen ist“, sagt der Koordinator für Jugendarbeit des Deutsch-Russisches Hauses, Leiter des Projekts „Ethnokulturelle Sprachtreffen für Familien der Russlanddeutschen“ Andreas Dell.

Bei der Abschlussfeier präsentierte jedes Team sein Projekt. Gedichte, Lieder und Aufführungen wurden vorgetragen. Dankesbriefe, Souvenirs und Fotos wurden überreicht. Die Teilnehmer tauschten sich über die schönsten Momente der vergangenen Woche aus.


Das Projekt wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation realisiert.

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