Zusammen mit dem Internationalen Verband der deutschen Kultur, der mehr als 500 öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen vereint, werden dieses Jahr 20 Organisationen ihre Jubiläen feiern. Darunter auch die gesellschaftliche Jugendorganisation „Unit“ der Region Altai. Dieses Jahr feiern die jungen Aktivisten des Altai das 15-jährige Bestehen ihrer Vereinigung. Kurz vor dem 15. Jahrestag sprachen wir mit Jewgenij Martens, dem Gründer, Initiator und stetigen Leiter von „Unit“.
RD: Jewgenij, erinnern Sie sich an sich selbst vor 15 Jahren. Wer waren Sie, als Sie beschlossen, eine Jugendorganisation zu gründen?
J. M.: Ich war 20 Jahre alt.
Damals schien es mir, dass alle Jugendprojekte von Erwachsenen geleitet wurden. Sie organisierten Ferienlager, Seminare, Festivals und Foren für Jugendliche. Bei einem der Foren wurde uns angeboten, eine Jugendorganisation zu gründen, die später eigenständig Projekte für Jugendliche umsetzen sollte.
Das hat natürlich unser Interesse geweckt.
RD: Wer waren Ihre Gleichgesinnten? Wer unterstützte Sie und wer half Ihnen?
J. M.: Wir, die aktiven Jugendlichen, wurden von den Koordinatoren der Jugendarbeit unterstützt. Diejenigen, die die Gründung der Jugendorganisation angeregt haben, halfen uns auf jede erdenkliche Weise, auf die Füße zu kommen. Ihre Namen lauten: Natascha Haustowa (Huckele), Dina Poljakowa (Basargina) und Nina Bogowik.
RD: Erzählen Sie uns ein wenig von den wesentlichen Zielen und Aufgaben von „Unit“ vor 15 Jahren und heute. Haben sie sich verändert?
J. M.: Die wesentliche Aufgabe der Organisation damals und heute ist es, junge Menschen, ihre Ideen und Wünsche zu vereinen, um etwas Neues zu schaffen und um voranzuschreiten. Unsere Projekte sind Jugendprojekte, die von Jugendlichen selbst ausgedacht und für Jugendliche durchgeführt werden. „Unit“ ermöglicht die Vereinigung der Teilnehmer der Jugendclubs vom Altai, die Verwirklichung von sich selbst als der aktive Vertreter seines Ethnos sowie vieles mehr.
RD: Jewgenij, was sind die drei bedeutendsten Initiativen in der 15-jährigen Geschichte von „Unit“, die Sie umsetzen konnten?
J. M.: Das Sportprojekt „Unitiada“. Ein Projekt, das erfundene Sportstafetten mit der deutschen Sprache und Kultur der Russlanddeutschen verbindet. Die „Unitiada“ ist ein Beispiel für unkonventionelles Denken und originelle Möglichkeiten, seine Freizeit zu verbringen. Das Projekt ist kein Wettbewerb zwischen Jugendclubs, sondern eine Gelegenheit für Jugendliche aus verschiedenen Clubs, Kontakte zu knüpfen und sich auszutauschen. Jegliche Sportprojekte dienen dazu, das Interesse der Jungen an Jugendclubs zu wecken. Dies ist eines der Probleme, die wir mit unseren Projekten zu lösen versuchen. Weiterhin haben wir die soziale Fahrradtour „RadiHilfe“ als Projekt. Die Fahrradtour ist eine kleine Tour und hilft Russlanddeutschen in Not.
Das Hauptziel des Projekts ist es, die Verbindung zwischen den Generationen zu stärken. Im Laufe des Projekts legen die Teilnehmer nicht nur rund 100 Kilometer zurück, sondern leisten vor allem den bedürftigen Russlanddeutschen bei der Hausarbeit jegliche körperliche Hilfe.
In jedem der Dörfer, in denen wir Halt machen, treffen sich die Teilnehmer der Radtour mit den ortsansässigen Jugendlichen, sprechen über „Unit“ sowie das Projekt und integrieren sie in das Projekt selbst. Bei einer Exkursion durch das Dorf erfahren die Teilnehmer die Geschichte und das Schicksal der ortsansässigen Bewohner.
Zusätzlich haben wir das internationale Projekt „Brücke der Freundschaft“. Das Projekt war die erste Etappe eines internationalen Austausches, bei dem Mitglieder des soziokulturellen Vereins der Russlanddeutschen „Meridian“ aus Magdeburg Barnaul, Jarowoje, Gorno-Altaisk und die Dörfer des Deutschen Nationalrajons der Region Altai besuchten.
Im Rahmen des Projekts fand ein Erfahrungsaustausch über die Organisation der Jugendarbeit in Russland und Deutschland statt. Die Teilnehmer kommunizierten mit deutschen Muttersprachlern, was natürlich zu einer Art Motivation für das weitere Erlernen der Sprache wurde.
Das Projekt ermöglichte es den Gästen aus Deutschland, unsere Erfolge bei der Bewahrung der Traditionen und der Kultur der Russlanddeutschen zu präsentieren.
RD: Gibt es unter den Jugendlichen solche, welche die Praktiken von „Unit“ absolviert haben und zu Führungspersönlichkeiten in professionellen Gesellschaften oder im öffentlichen Leben geworden sind?
J. M.: Die Personen, die im Vorstand der Organisation waren, haben sich in verschiedenen Richtungen verwirklicht. Bei uns sind erfolgreiche Unternehmer, Schauspieler des Theaters, Musiker, Dichter, Spezialisten für Sozialtechnologien, Tänzer, Projektmanager und viele andere tätig. In der Tat haben wir viele Menschen, auf die wir stolz sein können. Man kann mit Sicherheit sagen, dass in vielerlei Hinsicht die Entwicklung zum Experten seiner Tätigkeit bei „Unit“ begann.
RD: Ihre Organisation ist also ein gewisser Faktor für die Entwicklung eines jungen Menschen zu einer gefragten Fachkraft?
J. M.: Die Jugend, die die Welt heute braucht, sind engagierte, ehrgeizige und kreative Menschen, die etwas schaffen, die nützliche Projekte für die Entwicklung der Gesellschaft entwickeln und die tief in ihre Fachrichtung einsteigen und Profis werden. In „Unit“ lernen die jungen Menschen genau das: etwas schaffen! Jeder Aktivist engagiert sich in gesellschaftlich wichtigen Projekten und geht seinen eigenen Weg vom Teilnehmer zum Organisator. Dies ist eine gute Schule, die jedem guttut.
RD: Welche Schritte sind notwendig, um Teil Ihres Teams zu werden?
J. M.: Es muss nicht wirklich viel getan werden. Die Mitglieder von „Unit“ sind Vertreter der Jugendclubs der örtlichen Zentren der deutschen Kultur. Wenn jemand in seinem Jugendclub aktiv ist, wird er/sie sicher auch an unseren Projekten teilnehmen und sich dann an unser großes Team anschließen.
RD: Was bringt die Mitgliedschaft in Ihrer Organisation für einen jungen Menschen?
J. M.: „Unit“ gibt einem die Entwicklung. Jeder kann in den Aktivitäten der Organisation Wichtiges und Interessantes für sich selbst finden. Die Jugendprojekte sind immer vielfältig gestaltet. Wir fördern die Sprache, die Kultur, den Sport, die Umweltbildung und die modernen Technologien. Jeder Aktivist kann sich in einem Projekt bewähren und Mitglied im Vorstand der Organisation werden, der alle Aktivitäten plant und umsetzt.
RD: Welche Ergebnisse haben Sie innerhalb von 15 Jahren erreicht? Nennen Sie ein paar der wichtigsten Leistungen. Ist es Ihnen gelungen, den Zusammenhalt der Jugendclubs im Altai aufrechtzuerhalten?
J. M.: Alle Projekte sind einzigartig für unsere Region. Sie werden von jungen Menschen erfunden und umgesetzt. Die Abgänger von „Unit“ arbeiten in der regionalen Autonomie „Deutsche im Altai“ und entwickeln Projekte, die für die ganze Gemeinschaft der Russlanddeutschen wichtig sind. Wir pflegen Kontakte zu Jugendorganisationen in Deutschland und es gibt zwei unterzeichnete Vereinbarungen über eine Partnerschaft. Außerdem haben wir die Erfahrung eines Jugendaustausches.
Der Jugendclub „Perspektiv“ auf dem Jubiläum der gesellschaftlichen Jugendorganisation „Unit“ der Region Altai
RD: Jewgenij, welche Projekte werden von Ihrer Jugendorganisation im kommenden Jahr umgesetzt?
J. M.: Unser neues Projekt ist das Sprachcamp „Humboldts Entdeckungsreise“. Die Aktivisten der Jugendclubs sind eingeladen, an Humboldts Expedition teilzunehmen, bei der sie den Spuren des Wissenschaftlers folgen, ungesehene Orte Sibiriens besuchen, die Flora kennenlernen und Entdeckungen machen werden.
Die Expedition erfordert Kenntnisse des deutschen Wortschatzes im Bereich der Botanik, daher verbessern die Teilnehmer ihr Sprachniveau im Deutschunterricht. Unser Sprachcamp wird in einem einzigartigen Gebiet in der Natur stattfinden, was uns ermöglicht, den Unterricht in einer ungewöhnlichen Weise durchzuführen und somit mehr Zeit in der Natur zu verbringen.
Unser bedeutendes regionales Projekt ist das Forum der Jugendclubs im Altai. Das große Forum finden einmal in zwei Jahren statt und ist dafür da, um Ideen zu generieren. Gleichzeitig ist das regionale Forum eines der Projekte, welches die wichtigsten Richtungen der Entwicklung der Jugendbewegung der Russlanddeutschen widerspiegelt: Wie organisiert man Projektaktivitäten ohne zusätzliche finanzielle Investitionen? Wie können die vorhandenen Ressourcen effektiv genutzt werden? Wie baut man ein Team in seinem eigenen Jugendclub auf und wie kann die eigene Arbeit im Informationsraum besser präsentiert werden? All diese Fragen werden während des Forums angesprochen. Natürlich können die Aktivisten der Jugendclubs das gewonnene Wissen in ihrer Arbeit anwenden.