Der 35. Jubiläum ist ein bedeutender Tag für die Deutschen in Anschero-Sudschensk


Der Internationale Verband der deutschen Kultur feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Zusammen mit dem IVDK, der mehr als 500 öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen vereint, werden dieses Jahr 20 Organisationen ihre Jubiläen feiern. Darunter auch das Zentrum der Nationalkultur in Anschero-Sudschensk im Gebiet Kemorowa. Die Arbeit an der Wiederbelebung der deutschen Kultur begann 1986. Der 35. Jubiläum ist ein bedeutender Tag für die Deutschen in Anschero-Sudschensk!

Das wichtigste Projekt des Zentrums der Nationalkultur in Anschero-Sudschensk im Jahr 2020 war die Herausgabe des Buches „Geschichte der Russlanddeutschen über das Schicksal der Bewohner von Anschero-Sudschensk“.

„Durch gemeinsame Arbeit und gegenseitige Hilfe konnten wir die deutsche Kultur und das schwere Schicksal des deutschen Volkes kennenlernen, dessen Vertreter in Anschero-Sudschensk leben.

Unsere Arbeit wurde in zwei Blöcke geteilt: Der erste ist mit den Schicksalen und Erinnerungen unserer Mitbürger verbunden, der zweite Block steht im Zusammenhang mit den Ereignissen aus der Geschichte unseres Staates, die mit dem deutschen Volk verbunden sind. Jeder von ihnen ist auf seine eigene Weise wichtig.

Es gelang uns, die Erinnerungen von vier noch lebenden Trudarmisten aufzuschreiben. Diese sind Arnold Gabriel, Emma Gottfried (Feit), Olga Murschel (Olinda Wacker) und Marija Peters (Wunsch). Die Erinnerungen spiegeln die Schicksale aller Russlanddeutschen wider“, so die Organisatoren des großen Projekts.

Im Kapitel „Soziales und kulturelles Leben der Deutschen aus Anschero-Sudschensk am Ende des 20. Jahrhunderts“ erzählen die Autoren über die Gründung der ersten deutschen öffentlichen Organisation in Anschero-Sudschensk, einer Kleinstadt im Gebiet Kemerowo.

„Die Tradition, sich zu versammeln, deutsche Lieder zu singen und sich an seine Geschichte und Kultur zu erinnern, entwickelte sich so weit, dass im Jahre 1986 der Klub ‚Wiedergeburt‘ gegründet wurde.

Zu Beginn versammelten sich die Menschen inoffiziell im Haus der Kultur des Bergwerks. Der Geheimdienst wurde darauf aufmerksam und bei jedem Treffen war ein KGB-Agent anwesend. Als man jedoch begriff, dass davon keine Gefahr für die sowjetischen Behörden ausging, wurde auf Beschluss der Stadtbehörden der Klub ‚Wiederbelebung‘ gegründet, der eine der ersten deutschen öffentlichen Organisationen in der Zeit der Perestroika in Russland war ...

In einer der Fernsehsendungen vom Juli 1986 wurde eine Reportage über Deutsche mit dem Ensemble ‚Volksstimme‘ aus Anschero-Sudschensk aufgezeichnet. In der Sendung wurde zum ersten Mal im Kusbass die Wahrheit über die Russland- (Sowjet-)deutschen im Fernsehen ausgestrahlt und es wurden fast vergessene deutsche Lieder gesungen. Dies inspirierte die deutsche Bevölkerung, lokale Strukturen der Gesellschaft ‚Wiedergeburt‘ in Kemerowo, Leninsk-Kusnezki und Belowo zu gründen. Damit war ein guter Start für den Aufbau deutscher öffentlicher Organisationen in dem Gebiet gegeben“, heißt es im Buch.

Im Jahr 1994 hat sich der Klub zum Zentrum der deutschen Kultur entwickelt. Geleitet wurde das Zentrum von Wera Starowojtowa, die sich seit über 30 Jahren der Kulturarbeit gewidmet hat. Dank ihr traten im Jahre 1997 Kosaken, Tataren, Kirgisen und Ukrainer dem Zentrum bei, und die Vereinigung wurde zum Zentrum der Nationalkultur des Stadtkreises Anschero-Sudschensk.

Nach und nach hat sich die Arbeit zur Wiederbelebung nationaler Traditionen ausgeweitet. Heute belebt und bewahrt das Zentrum die deutsche, kosakische, armenische, tatarische und russische Nationalkultur.

Das Zentrum der Nationalkultur entwickelt derzeit unterschiedliche Estraden- und Choraktivitäten, wie zum Beispiel das volkstümliche deutsche Laienensemble „Volksstimme“, das volkstümliche kosakische Laienensemble „Rasdolje“, das deutsche Ensemble „Loreljaj“, das armenische Ensemble „Nairi“, das russische Ensemble „Pesni Rossii“ und andere. Am beliebtesten sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen sind Gesangsgruppen, Ensembles und Sologesangsgruppen, die der Selbstverwirklichung und der Verwirklichung des kreativen Potenzials dienen. Mehr als 600 Bürgerinnen und Bürger sind regelmäßige Teilnehmer der kreativen Vereine.

Das Zentrum der Nationalkultur veranstaltet in der Stadt jährlich das Festival der Nationalkulturen. Traditionell können Menschen aller Nationalitäten, die in Anschero-Sudschensk leben, auf dem Festival die Kultur ihres Volkes präsentieren. Die Stadt veranstaltet auch das Kinderfestival der Nationalkulturen, bei dem neben nationalen Verbänden und Solisten auch Kindergruppen und Solisten aus verschiedenen Bildungseinrichtungen auftreten.

„Die Bewahrung und Wiederbelebung nationaler Traditionen baut zu einem großen Teil auf folkloristischem Material auf. Deshalb sind die meisten Aktivitäten und die Arbeit der meisten Klubs genau in dieser Richtung angelegt. Unsere Arbeit basiert auf der theatralischen Folklore: Wir inszenieren feierliche Programme und führen orthodoxe und katholische Feste durch“, sagt die Direktorin des Zentrums der Nationalkultur, Jekaterina Polkanowa.

Unbezahlbare Hilfe bei der Erhaltung der deutschen Traditionen leisteten die Trudarmisten wie Andrej Dick an die Bewohner aus Anschero-Sudschensk. Bereitwillig gab er unseren Mitarbeitern seine Notizbücher mit Erinnerungen, Gedichten, Liedern sowie eigenen Schriften“, sagte Jekaterina Pawlowna.

Heute vereint das Zentrum der deutschen Kultur mehrere große Sprach- und ethnokulturelle Klubs, wie das volkstümliche deutsche Laienensemble „Volksstimme“, das Kinderensemble „Loreljaj“, der Jugendklub der deutschen Kultur „Edelweiß“, der Klub der unterdrückten Deutschen „Trudarmejez“, die Kinder- und Erwachsenenklubs der Deutschen aus Sibirien „Obschtschenije“ sowie die Sprachklubs „Wiedergeburt“.

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