Der Deutsche Nationalrajon Asowo feiert sein 30-jähriges Bestehen

Am 17. Februar feierte der Deutsche Nationalrajon Asowo des Gebietes Omsk ein großes Jubiläum. Vor 30 Jahren wurde der zweite deutsche Nationalrajon in Russland gegründet. Die Entstehung des Stadtkreises Asowo im Jahr 1992 trug dazu bei, die Russlanddeutschen als Volk in der Zeit der Massenauswanderung zu erhalten.

Am 13. Oktober 1991 stimmten in einer Volksabstimmung, an der sich 71 Prozent der Einwohner des künftigen Stadtkreises beteiligten, 83 Prozent für die Gründung eines kompakten Siedlungsgebietes für Russlanddeutsche. Am 17. Februar 1992 wurde der Ukas des Präsidiums des Obersten Rates der Russischen Föderation über die Schaffung eines neuen Stadtkreises erlassen. Ermöglicht wurde dies durch Bruno Reiter, den ersten Leiter des Nationalrajons.

„Wir erinnern uns mit Dankbarkeit an diejenigen, die an den Ursprüngen des Nationalrajons standen. Wir verneigen uns vor denen, die die unvorstellbaren Qualen des Großen Vaterländischen Krieges und der Arbeitsarmee überlebt und die Kraft und Inspiration gefunden haben, das Leben zu verbessern. Wir sind stolz auf sie, wir erinnern uns an sie und ehren sie.

Durch die gemeinsamen Bemühungen der Regierung der Russischen Föderation und der Bundesrepublik Deutschland wurden Bedingungen geschaffen, um die Sprache, Kultur und Traditionen der deutschen Volksgruppe in Russland zu bewahren und weiterzuentwickeln. Heute ist der Deutsche Nationalrajon Asowo des Gebietes Omsk der ‚Ausgangspunkt‘ der Bewahrung des kulturellen Erbes und der historischen Erinnerung des deutschen Volkes, dessen Bedeutung nicht hoch genug eingeschätzt werden kann“, sagen Heinrich Martens, Präsident der Föderalen National-Kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen sowie Mitglied des Präsidiums des Rates für zwischennationale Beziehungen beim Präsidenten der Russischen Föderation, und Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur.

Heute gehört der Stadtkreis Asowo zur führenden Agrarindustrie der Region. Dort gibt es mehrere Dutzende landwirtschaftliche und bäuerliche Betriebe, und auch die Lebensmittel- und Bauindustrie entwickeln sich.

Seit seiner Gründung hat sich der Stadtkreis Asowo zu einem Zentrum für die Wiederbelebung und Erhaltung der russlanddeutschen Kultur entwickelt. Jährlich finden dort das deutsche Kulturfestival „Phönix“, das Kinder-Festival „Nachtigall“ und der Wettbewerb „Weihnachtsstern“ statt. Die Volksmusikgruppen „Heimatland“, „Maiglöckchen“, das Vokalensemble „Monika“, die vorbildliche Tanzgruppe „Bächlein“ und viele andere haben wohlverdiente Anerkennung erhalten. Ebenfalls hat sich in den letzten Jahren im Nationalrajon ein ethnografischer und kulinarischer Tourismus entwickelt, der für das Gebiet Omsk einzigartig ist.

Heute wird an allen 17 Schulen im Stadtkreis Asowo Deutsch unterrichtet. In vielen Schulen werden neben anderen Fächern auch die Geschichte, Literatur, Musik und Kunst der Russlanddeutschen behandelt, und es wird ein großer Wert auf das frühe Erlernen der deutschen Sprache gelegt. In acht Kindergärten, im Kinderklub – im Zentrum für Kinderkunst – und im Zentrum der deutschen Kultur in Pachomow sind Kindersprachklubs tätig.

„40 Prozent des Programms in allen Kindergärten des Stadtkreises Asowo sind der ethnokulturellen Arbeit gewidmet. Sie findet in Zusammenarbeit mit Erziehern, Musiklehrern, Leitern, Eltern und Kindern statt. In den Kindergärten finden Feste der deutschen Kultur, kreative Wettbewerbe und Familienfeste statt. Wir lassen die Traditionen der Russlanddeutschen wieder aufleben, angefangen bei der Familie“, betont Elisaweta Graf, Direktorin des Kultur- und Geschäftszentrums „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“.

Die Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen des Stadtkreises werden das ganze Jahr über stattfinden. Die von Januar bis Dezember geplanten Veranstaltungen und Projekte werden viele Bereiche des täglichen Lebens im Nationalrajon abdecken.

Die jährlichen traditionellen Frühlings-Kulturfestivals fallen dieses Jahr mit dem Jubiläum des Stadtkreises zusammen. Darunter fallen das Festival „Frohe Ostern!“, das deutsche Kulturfestival „Kirmes der Talente“ für Vorschulkinder, das Festival für Volkskunst „Quelle“, das regionale Kinderfestival „Nachtigall“, der Wettbewerb „Klassik und Moderne“ und der Gesangswettbewerb „Weihnachtsstern“.

Ein besonderer Schwerpunkt wird in diesem Jahr auf der Kultur- und Bildungsarbeit liegen. Das ganze Jahr über wird die regionale Wanderausstellung für Geschichte „Insel der Hoffnung“ für Einwohner und Besucher des Nationalrajons zugänglich sein. Zwei Filmteams arbeiten derzeit an Filmen über den Stadtkreis Asowo: Einer von ihnen wird der Gründungsgeschichte des Nationalrajons gewidmet sein und der andere dem heutigen Leben. Außerdem werden das ganze Jahr über thematische Vorträge und Exkursionen für Schulkinder angeboten.

Im Stadtkreis sind mehrere Bildungsprojekte geplant: die regionale wissenschaftlich-praktische Konferenz „Deutscher Nationalrajon Asowo und deutsche kompakte Siedlungsgebiete in Omsk in der Irtysch-Mittelregion: Geschichte und Entwicklungsperspektiven“, die Olympiade in deutscher Muttersprache und Geschichte der Russlanddeutschen, historische und heimatkundliche Lesungen, Bildungswettbewerbe und Exkursionen.

Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des jüngsten Stadtkreises im Gebiet Omsk werden auch mehrere Verlagsprojekte durchgeführt. Dazu gehören die Veröffentlichung eines biografischen Buches über den Gründer des Stadtkreises, Bruno Reiter, und die Herausgabe eines Buches über die Geschichte und das moderne Leben des Nationalrajons.

Im Juni und Juli finden das 29. Regionale Sommersport- und Kulturfestival „Königin des Sports – 2022“, die Meisterschaft Sibiriens und des Fernen Ostens, Motocross-Wettbewerbe und die 10. regionale Spartakiade der deutschen lokalen National-Kulturellen Autonomien des Gebietes Omsk „Wir sind ein Team“ statt.

„Die wichtigsten Feierlichkeiten zum 30-jährigen Bestehen werden im Juli stattfinden. Die Einwohner von Asowo und Gäste dieses Stadtkreises werden die Möglichkeit haben, ein großes Galakonzert, das Festival der deutschen Kultur „Phönix“, eine Ausstellung über angewandte Kunst und die nationale Küche und eine Ausstellung über die Errungenschaften des Stadtkreises Asowo zu besuchen, die neue ethnografische Plattform „Zu Besuch bei den Sibiriendeutschen“ zu besichtigen und an Besichtigungstouren teilzunehmen“, sagt Marina Tarassowa, Leiterin der Kulturabteilung des Stadtkreises Asowo.

Während des Jubiläumsjahres wird an der Verbesserung der Infrastruktur des Nationalrajons gearbeitet. So sollen beispielsweise ein neuer Sportplatz in Sosnowka und das Sportkomplex „Bereit zur Arbeit und zur Verteidigung“ in Asowo im Jahr 2022 eröffnet werden. Ebenfalls werden neue Straßen in Betrieb genommen. Ferner ist geplant, das nach A. Wormsbecher benannte historisch-heimatkundliche Museum in Alexandrowka zu renovieren.

Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge

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