„Russlands herausragende Deutsche“: Bekanntschaft mit Künstlerinnen Ljudmila Baltzer und Rosalia Menschenina


Wir setzen die Bekanntschaft mit den Nominierten des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ im Bereich Kunst fort. Ljudmila Baltzer ist eine Künstlerin, deren Werke von Licht, philosophischer Tiefe und erstaunlicher Energie erfüllt sind. Von Ural-Juwelen bis zu monumentalen Gemälden, von Sibirien bis zu Weltgalerien – ihr künstlerischer Weg besticht durch seine Vielseitigkeit. Rosalia Menschenina widmet sich seit jeher der Bewahrung des kulturellen Erbes der Russlanddeutschen. Dank ihrer Arbeit sind das „Edelweiß“-Ensemble und das Deutsche Kulturzentrum Korkino zu wichtigen Kulturzentren im Ural geworden.

Ljudmila Baltzer wurde am 25. September 1954 im Dorf Mironowka des Gebietes Omsk geboren – dem Ort, an dem sich ihre Vorfahren, deutsche Siedler, im 19. Jahrhundert niederließen. Anders als viele ihrer Landsleute, die an die Wolga gingen, entschied sich die Familie Baltzer für Sibirien. Sie kauften Land vom Gutsbesitzer Mironow, gründeten eine starke Gemeinschaft und lebten von den Früchten ihrer Arbeit. Hier, inmitten der endlosen Weiten Sibiriens, entwickelte Ljudmila ihre Liebe zur Malerei. Von Kindheit an fühlte sie sich zu Pinseln und Farben hingezogen, und ihr Talent bestimmte schließlich ihren gesamten Lebensweg.

Kreativer Weg: Vom Ural nach Europa

Ljudmila Baltzers berufliche Tätigkeit war schon immer mit der Kunst verbunden. Sie arbeitete als Künstlerin, Designerin und Juwelierin in einer experimentellen Gruppe zur Herstellung von Schmuck mit Ural-Edelsteinen und entwickelte Verpackungen für Souvenirs aus Ural-Steinen. Eine wichtige Rolle in ihrer Entwicklung spielte der Ural-Künstler W. Djakow, dessen Einfluss in ihren Werken spürbar ist. Von 1995 bis 2018 lebte Ljudmila in Europa, wo sie über 700 Gemälde schuf, ihre Fähigkeiten verfeinerte und einen einzigartigen Stil entwickelte.

Kreative Besonderheiten

Baltzer arbeitet in verschiedenen Genres: Landschaften (ihre sibirischen und uralischen Motive sind besonders poetisch), Stillleben und Genrebilder voller Symbolik und philosophischer Reflexionen. Für ihre Technik verwendet sie raue Leinenleinwände und eine spezielle Grundierung, die den Werken Relief verleiht. Ihre Bilder strahlen ein inneres Licht aus, erfüllt von Lebensfreude und positiver Energie. Das Understatement und das Mysteriöse ihrer Werke wecken beim Betrachter tiefe persönliche Assoziationen.

Neben ihrer Malerei ist Ljudmila Baltzer Autorin der Bücher „Unter den Planeten“, „Stilles Gespräch“ und „Malerei als Schicksal“, in denen sie ihre kreative Suche offenbart. Sie illustrierte außerdem das Buch „Kostüme der Völker der Wolgaregion“ für die Staatliche Universität Samara und „Briefe an eine Fremde“ der amerikanischen Schriftstellerin Irena Ssace.

Ausstellungen und Anerkennung

Ljudmila Baltzer hat an zahlreichen Ausstellungen in Russland und im Ausland teilgenommen und diese organisiert. 1994 wurden ihre Werke in Samara im Ausstellungssaal des Museums für Geschichte und Heimatkunde präsentiert. Von 2000 bis 2011 fanden ihre Ausstellungen in Deutschland statt. 2004 wurden ihre Werke im Internationalen Expocentre in Österreich und 2006 in Moskau in der A. Solschenizyn-Stiftung für Russland im Ausland ausgestellt. 2008–2009 wurden ihre Gemälde in Spanien ausgestellt. Von 2012 bis 2025 fanden ihre Einzelausstellungen in den russischen Städten Anapa, Krasnodar, Sotschi und Kaliningrad statt.

2006 erhielt sie in Moskau den Preis „Blume des Erfolgs“ für ihren Beitrag zur russischen Kultur (die Serie „Mein geheimer Garten“). Seit 2018 ist Ljudmila Baltzer Mitglied des Künstlerverbandes des Kuban. Die Werke der Künstlerin befinden sich im Marina-Zwetajewa-Hausmuseum in Moskau, im Anapa-Museum für Heimatkunde, in der A.-Solschenizyn-Stiftung für Russland im Ausland sowie in Privatsammlungen in Russland, Europa, den USA, der Türkei und China.

Ihre Kunst inspiriert und fasziniert bis heute. 2025 findet in Kaliningrad eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin statt, die bestätigt, dass Ljudmila Baltzers Werk bis heute relevant und beliebt ist.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Seit meiner Kindheit träumte ich davon, Künstlerin zu werden. Darüber habe ich in meinem Buch „Malerei als Schicksal“ geschrieben. Doch das Leben hielt viele Prüfungen und unerwartete Wendungen für mich bereit. Diese Schwierigkeiten haben meinen Charakter geprägt und mich zu einer harten Nuss gemacht. Heute kann ich stolz sagen, dass mein Traum wahr geworden ist: Ich habe über 700 Ölgemälde, über tausend Aquarelle, Pastelle und Grafiken geschaffen. Ein weiteres Buch von mir ist „Stilles Gespräch“. Es ist eine Sammlung von Essays, die ich mit meinen eigenen Grafiken illustriert habe.

Bemerken Sie typisch deutsche Charakterzüge an sich?

Ja, das tue ich auf jeden Fall. Das zeigt sich besonders beim Malen.

Ich halte mich immer strikt an die Technik: Ich verdünne die Farben richtig und bereite die Grundierung der Leinwand sorgfältig vor. Es ist mir äußerst wichtig, dass meine Werke viele Jahre halten und nicht vorzeitig verderben. Dieselben Eigenschaften zeigen sich auch im Alltag. Ich achte sehr auf Ordnung bei der Aufbewahrung von Dingen und Lebensmitteln.

In unserem Eingangsbereich habe ich zum Beispiel eigenhändig Mosaikplatten an die Wände gemalt. Jetzt kommen die Leute, um sie gezielt zu fotografieren – sie haben wirklich Museumsqualität. Die Nachbarn verstanden meine Idee zunächst nicht, sie fanden sie sogar seltsam. Doch ich machte hartnäckig weiter und verwandelte graue, schmutzige Wände in Kunstwerke.

Wie haben Ihre deutschen Wurzeln Ihre berufliche Tätigkeit beeinflusst?

Natürlich haben meine deutschen Wurzeln meine Arbeit stark beeinflusst. Ich stamme aus einer Handwerkerfamilie, die in Deutschland einzigartige Eichenmühlen gebaut hat – sie haben sie ohne einen einzigen Nagel gebaut! Diese Tradition der Präzision und Handwerkskunst wurde mir genetisch vererbt.

Das zeigte sich besonders deutlich bei meiner Großmutter väterlicherseits. Sie war eine erstaunliche Frau – sie zeichnete nicht nur wunderschön, sondern bewahrte sich auch die wahre deutsche Eleganz, indem sie mit Hut und Skizzenbuch durchs Dorf lief. Gleichzeitig zog sie neun Kinder groß, und jedes von ihnen zeigte kreative Fähigkeiten. Offensichtlich ist diese erstaunliche Kombination aus praktischem Denken und künstlerischem Talent mein deutsches Erbe, das ich mein ganzes Leben lang trage und in meinen Werken zum Ausdruck bringe.

Welche historische Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen?

Mein Traum ist es, Vincent van Gogh kennenzulernen. Als ich im Alter von neun Jahren eine Reproduktion seines Gemäldes „Nach dem Regen in Auvers“ sah, hatte ich eine wahre Offenbarung – ein Wendepunkt in der Erkenntnis meines Lebensziels. Seitdem habe ich die gesamte verfügbare Literatur über ihn studiert, bin extra nach Amsterdam gefahren, um das ihm gewidmete Museum zu besuchen, und habe das Musée d’Orsay in Paris besucht, das mehr als dreißig seiner Werke beherbergt.

Van Gogh wurde für mich nicht nur ein Künstler, sondern ein spiritueller Lehrer, ein Leitstern auf meiner eigenen Suche nach einem Platz in der Welt der Malerei.

Wenn sich die Gelegenheit bieten würde, würde ich ihn fragen: „Hat es sich gelohnt, diesen dornigen Weg zu gehen, obwohl Sie in Ihrem Leben nur ein einziges Gemälde verkaufen konnten? Bereuen Sie Ihre Entscheidung, als Anerkennung und Ruhm erst nach dem Tod kamen?“ Diese Fragen sind für mich besonders wichtig, denn jeder Künstler wird irgendwann mit Zweifeln konfrontiert und muss seinen Glauben an die Kunst bestätigen.

Wovon träumen Sie heute?

Ja, ich habe einen großen Traum. Ich stelle mir oft einen Kreis gleichgesinnter Künstler vor, in dem eine Atmosphäre des kreativen gegenseitigen Verständnisses ohne Neid und Vorurteile herrscht. Ich träume von einer wahren Freundschaft, in der wir aufrichtig Ideen austauschen, uns gegenseitig inspirieren und gemeinsam unsere Fähigkeiten weiterentwickeln können. Mir ist ein lebendiger, fruchtbarer Austausch wichtig, in dem jeder seine Individualität bewahren, sich aber gleichzeitig von den Erfahrungen der Kollegen bereichern kann. Kunst ist schließlich ein Dialog, und es ist so wichtig, Menschen um sich zu haben, die dieselbe Sprache sprechen.


Rosalia Menschenina (geb. Jakob) wurde am 28. Februar 1958 in Korkino, Gebiet Tscheljabinsk, geboren. Seit ihrer Kindheit ist ihr Leben von Musik geprägt. Sie erinnert sich, dass sie zu singen begann, sobald sie sprechen lernte. Nach dem Schulabschluss trat Rosalia Menschenina in die Fernabteilung des regionalen Kultur- und Bildungskollegs Tscheljabinsk ein, das sie 1979 erfolgreich mit der Spezialisierung „Clubmitarbeiterin – Leiterin eines Amateur-Volkschors“ abschloss. Von diesem Moment an ist ihre berufliche Tätigkeit untrennbar mit Kultur und Kunst verbunden.

Ensemble „Edelweiß“

Im April 1990 wurde das deutsche Musikensemble „Edelweiß“ in Korkino gegründet. Seit 1992 ist Rosalia Menschenina seine ständige Leiterin. Unter ihrer Leitung bewahrte und erweiterte das Ensemble seine Traditionen und wurde zu einem wichtigen Bestandteil des kulturellen Lebens nicht nur der Stadt, sondern der gesamten Region Tscheljabinsk. 1992 wurde dem Ensemble der Titel „Volkskollektiv“ verliehen, den es seit über 33 Jahren ehrenvoll trägt.

Das Repertoire von „Edelweiß“ umfasst Volkslieder der Russlanddeutschen über Heimat, Natur und Liebe sowie russische Musikwerke. Das Ensemble tritt an verschiedenen Orten auf, von Konzertsälen bis hin zu offenen Sommerbühnen, und hat im Laufe seiner Tätigkeit mehr als 250 Konzerte gegeben.

Das Ensemble wurde wiederholt mit Preisten und Diplomen renommierter Festivals ausgezeichnet. Zu seinen Erfolgen zählen der Sieg beim Gesamtrussischen Wettbewerb der deutschen Kultur in Moskau im Jahr 1991 und erfolgreiche Auftritte beim Festival für Volksmusik und Gesang in Tjumen und Tobolsk im Jahr 2001. Das Ensemble nahm auch am Internationalen Festival zum 206. Jahrestag der ersten Siedler in Russland im Jahr 2005 in Saratow teil und wurde 2006 Diplomgewinner des Internationalen Festivals für Deutsche Musik in Nowosibirsk. Darüber hinaus ist „Edelweiß“ Gewinner des Festivals für Deutsche Musik und Gesang in Perm im Jahr 1993, des Festivals für Deutsches Lied in Kurgan im Jahr 2000 sowie des dem Werk von F. Schubert gewidmeten Festivals in Slatoust im Jahr 2001.

Leiterin des Deutschen Kulturzentrums Korkino

Rosalia Menschenina ist nicht nur eine talentierte Chorleiterin, sondern auch eine virtuose Musikerin, die mehrere Instrumente spielt. Ihre fundierten Kenntnisse der russlanddeutschen Kultur, ihre unermüdliche Energie und ihr Engagement inspirieren ihre Kollegen und Studierenden.

Seit 2014 leitet Rosalia Menschenina das Deutsche Kulturzentrum Korkino und hat dessen Arbeit deutlich intensiviert. Unter ihrer Führung hat sich das Zentrum zu einer Plattform für die Bewahrung der Sprache, Traditionen und Geschichte der Russlanddeutschen sowie zu einem Ort entwickelt, an dem Menschen verschiedener Nationalitäten die deutsche Kultur kennenlernen können.

Auszeichnungen und Anerkennungen

Für ihre langjährige Arbeit und ihre herausragenden Leistungen erhielt Rosalia Menschenina zahlreiche Auszeichnungen. Im Jahr 2000 wurde sie mit dem Gouverneurspreis des Gebietes Tscheljabinsk für Bildungsschaffende ausgezeichnet. 2003 erhielt sie die Auszeichnung „Für kulturelle Verdienste“ des russischen Kulturministeriums. Im Jahr 2018 erhielt sie den Preis der gesetzgebenden Versammlung des Gebietes Tscheljabinsk im Bereich Kultur und Kunst. Im Jahr 2020 wurde Rosalia Menschenina Trägerin des Preises „Nationale Anerkennung“ des Kulturministeriums des Gebietes Tscheljabinsk. Im Jahr 2025 erhielt sie ein Dankesschreiben des Gouverneurs des Gebietes Tscheljabinsk „für herausragende Ergebnisse ihrer beruflichen Tätigkeit und ihren bedeutenden persönlichen Beitrag zur Entwicklung der Kultur“.

Was war Ihr Traumberuf als Kind?

Seit meiner Kindheit habe ich mich zur Musik hingezogen gefühlt. Wenn Lieder gespielt wurden, nahm ich mir einen kleinen Stuhl oder einen Besen – in meiner Vorstellung verwandelten sie sich in ein Akkordeon oder eine Balalaika – und spielte dazu, während ich mich als Musiker vorstellte. Ich hatte also nur einen Traum: mein Leben mit Musik zu verbinden.

Bemerken Sie typisch deutsche Charakterzüge an sich?

Natürlich.

In erster Linie ist es die den Deutschen innewohnende Organisation – ich lege großen Wert auf Ordnung in allem. Pünktlichkeit ist für mich nicht nur eine Regel des guten Benehmens, sondern ein natürliches Bedürfnis: Ich kann es mir körperlich nicht leisten, zu spät zu kommen.

Vielleicht fällt auch eine gewissenhafte Herangehensweise an jede Aufgabe auf – wenn ich etwas in Angriff nehme, erledige ich es gründlich und bis zum Ende.

Wie haben Ihre deutschen Wurzeln Ihre berufliche Tätigkeit beeinflusst?

Wissen Sie, die deutsche Kultur war ein natürlicher Teil meiner Kindheit. Bei uns zu Hause war ständig Deutsch zu hören – meine Eltern kommunizierten ausschließlich in ihrer Muttersprache. Und wie viele schöne Lieder, Polkas und Volkstänze habe ich von ihnen gelernt! Sie waren wunderbare Künstler. Als ich anfing, Musikinstrumente zu erlernen, saß mein Vater neben mir und sang Melodien, die ich auf dem Instrument nachspielte.

So wurde die Liebe zur deutschen Musiktradition schon in meiner Kindheit in mir wach – und lebt bis heute in mir weiter, was sich in meiner Arbeit widerspiegelt.

Welche historische Persönlichkeit würden Sie gerne einmal treffen?

Ehrlich gesagt habe ich nie davon geträumt, historische Persönlichkeiten zu treffen.

Für mich ist es das Wichtigste, ein ehrlicher und anständiger Mensch zu bleiben. Diesem Grundsatz bin ich mein ganzes Leben lang gefolgt.

Wenn wir aber über musikalische Idole sprechen, würde mich natürlich ein Gespräch mit Johann Strauß interessieren. Seine Musik ist wahre Magie, und ich würde gerne erfahren, wie seine unsterblichen Walzer entstanden sind.

Wovon träumen Sie heute?

Ja, ich habe einen großen Traum: das 40-jährige Jubiläum des „Edelweiß“-Ensembles würdig zu feiern. Für mich ist dies nicht nur ein Datum, sondern eine ganze Ära voller Musik, Kreativität und Hingabe an die Kultur der Russlanddeutschen.

Ich möchte, dass dieses Jubiläum zu einem echten Feiertag wird – sowohl für das Team als auch für alle, die uns all die Jahre unterstützt haben. Damit es für seine brillanten Auftritte, herzlichen Begegnungen und natürlich neue Pläne für die Zukunft in Erinnerung bleibt.


Das Ziel des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ besteht darin, Russlanddeutsche zu identifizieren und zu fördern, die in ihrer beruflichen Tätigkeit allgemein anerkannte Erfolge erzielt haben. Er findet in diesem Jahr bereits zum 15. Mal statt. Veranstalter des Wettbewerbs sind der Internationale Verband der deutschen Kultur und die Föderale National-Kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen. Um die Lieblingskandidaten zu unterstützen, stimmen Sie einmal pro Tag auf der offiziellen Webseite des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche“ bis zum 18. August ab.

Rubriken: Eliteförderung/AvantgardeWettbewerbe, Ausschreibungen