In Petrosawodsk wurde das Postkartenset „365 Tage tanzen“ mit Volkstrachten des Ensembles „Volkskarussell“ veröffentlicht.
„Im letzten Herbst haben wir in Petrosawodsk das Projekt ‚Kreativ-Workshops für junge russlanddeutsche Künstler‘ durchgeführt“, sagt Valeria Bühler, Koordinatorin für Jugendarbeit der Zentral- und Nordwestregionen Russlands und Vorsitzende des Jugendrates. „Während des großen Konzerts des Ensembles ‚Volkskarussell‘ fertigte Marina Jakuschewa (Nowak) aus Sankt Petersburg mehrere Skizzen an, in denen sie die Tänzer des Ensembles in ihren Volkstrachten darstellte.
Die Skizzen sind sehr lebendig und ausdrucksstark geworden. Daraufhin kam die Idee auf, Postkarten zu veröffentlichen. Doch warum Postkarten? Das sind offene Briefe! Stellen Sie sich vor, Sie verschicken Grüße auf Karten mit Volkstrachten.
Es gibt viele Amateurgruppen in den Deutschen National-Kulturellen Autonomien in Russland. Die Postkarten ‚365 Tage tanzen‘ sind ein hervorragender Leitfaden für die kompetente Gestaltung von Konzertkleidung, denn die Skizzen sind sehr detailliert. Außerdem kann man auf den Postkarten sehen, wie sich das Kostüm beim Tanzen bewegt, wie sich die Röcke drehen, wie die Ärmel eines Hemdes ‚fliegen‘. Marina Jakuschewa (Nowak) hat, inspiriert von der Aufführung des Ensembles ‚Volkskarussell‘ und der Idee, Postkarten zu veröffentlichen, eine Reihe von Aquarellen gemalt. Die Designerin Ewgenija Makkojewa vervollständigte das Gesamtbild.“
„Tanz und Kostüm sind untrennbar miteinander verbunden“, sagt Lidia Knoll, Vorsitzende der deutschen lokalen National-Kulturellen Autonomie in Petrosawodsk und Intendantin des Ensembles „Volkskarussell“.
„Wir sind sehr akribisch, was unsere Konzertkleidung angeht, und arbeiten jedes Detail sorgfältig aus. Alle Elemente, von der Verzierung am Hut bis zur Schnalle an den Schuhen, müssen ein stimmiges Bild ergeben und das Publikum auf die Stadt oder das Dorf verweisen, in der die Volkstracht historisch entstanden ist.
Die Veröffentlichung des Postkartensets ‚365 Tage tanzen‘ ist eine wunderbare Idee! Es ist vor allem eine Hilfe für die Leiter von Tanzklubs bei der Auswahl ihrer Konzertkleidung. Eine Tracht zu entwerfen ist keine leichte Sache. Wir haben viele schlaflose Nächte mit der Recherche von historischem Material verbracht. Viel Mühe und Zeit wurde in die Auswahl der Stoffe und die Verzierungen investiert. Einiges musste von Fachleuten nach unseren Entwürfen bestellt werden, und etwas musste aus Deutschland mitgebracht werden. Besonders stolz sind wir auf die männlichen und weiblichen Kostüme der Wolgadeutschen. Mehrere Jahre lang haben wir mit Forschern, Designern und Konstrukteuren zusammengearbeitet, um das authentische Aussehen eines Wolgadeutschen nachzubilden.
Heute besteht die Garderobe des Ensembles ‚Volkskarussell‘ nicht nur aus leichter Kleidung, darunter Hemden, Röcke, Hosen und Westen. Da wir sehr oft unter freiem Himmel auftreten, haben wir beschlossen, die Kostüme mit Kaftanen (eine Art Gewand) der Wolgaregion zu vervollständigen, die ebenfalls nach historischen Zeichnungen angefertigt wurden.
Wir freuen uns, dass die jungen Leute der Region so lebhaftes Interesse an der kreativen Arbeit unserer ethnografischen Gruppe zeigten und ein äußerst ausdrucksstarkes Projekt vorschlugen, das auf die Erhaltung und Popularisierung des einzigartigen historischen und kulturellen Erbes der deutschen Volksgruppe in Russland abzielt.“
„Die Arbeit an der Schaffung von Volkstrachten ist nicht nur ein kreativer, sondern auch ein Forschungsprozess“, so die Designerin Ewgenija Makkojewa. „Hier braucht man nicht nur ein umfangreiches Wissen über die Geschichte der Tracht, sondern auch eine klare Vorstellung von der Entwicklung der Textilherstellung. Der Schnitt der Kleidung hing direkt von den Stoffen ab, die in der einen oder anderen Epoche in diesem oder jenem Land in Gebrauch waren.
Es ist kein Zufall, dass wir für die Kleidung der Wolgaregion selbst gesponnene Stoffe verwendet haben, die auf alten Webstühlen von Webern aus Olonets nach historischen Skizzen hergestellt wurden. Wir sind sehr froh, dass sich die Erfahrung der Arbeit an der Volkskleidung in einer Reihe von künstlerischen Postkarten widerspiegelt.
Auch der Entstehungsprozess der Postkarten selbst hat uns in die Atmosphäre der Kreativität eintauchen lassen.“
Auf den Postkarten „365 Tage tanzen“ werden die Volkstrachten des Dorfes Gutach im Schwarzwald, Bayern und der deutschen Wolgaregion vorgestellt. In den Zeichnungen sind die wichtigen Details der einzelnen Kostüme wunderschön dargestellt. So trugen die Frauen im Schwarzwald große Bollenhüte, bayerische Frauen schmückten ihre Korsetts mit frischen Blumen und nähten dafür kleine Wasserflaschen in ihre Kleider ein, und die Wolgadeutschen Frauen zeigten einzigartige Westen mit abgerundeten Vorderteilen und figurbetonten Schnitten an den Nähten.
Das Postkartenset „365 Tage tanzen“ wurde von der Deutschen National-Kulturellen Autonomie in Petrosawodsk gemeinsam mit dem Jugendrat der Zentral- und Nordwestregionen Russlands und mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der Deutschen Kultur erstellt und veröffentlicht.
Übersetzt aus dem Russischen von Evelyn Ruge