Gewinnerin des Wettbewerbs „Freunde der deutschen Sprache“ teilt ihre Erfahrungen


Seit dem 20. Mai werden die Bewerbungen für einen der interessantesten Wettbewerbe für Liebhaber der deutschen Sprache entgegengenommen. Die Autorin des Informationsportals RusDeutsch und Gewinnerin des Wettbewerbs „Freunde der deutschen Sprache“ Maria Sedowa (Albert) teilt in diesem Artikel mit, wie die Teilnahme ihr Leben und ihren beruflichen Weg beeinflusste.

Für viele Russlanddeutsche (und nicht nur) ist die Teilnahme an dem Projekt „Freunde der deutschen Sprache“ zur Tradition geworden, und ich bin da keine Ausnahme. Darüber hinaus hat der Wettbewerb maßgeblich meinen weiteren beruflichen und kreativen Weg bestimmt...

Im Jahr 2019, als ich Studentin im 5. Studienjahr an der Fakultät für Fremdsprachen der Staatlichen Universität Kursk war, bemerkte ich in einer VK-Gemeinschaft auf die Ankündigung des VII. Gesamtrussischen Wettbewerbs „Freunde der deutschen Sprache“. Ich überging auf die Webseite des Wettbewerbs, studierte sorgfältig die Nominierungen und beschloss, in zwei Kategorien teilzunehmen: in der journalistischen und literarischen Nominierungen. Es sei auch großartig, dass diese Option verfügbar war.

Ich war von der Neugier und dem Wunsch getrieben, mich in etwas Neuem zu testen.

Das Thema der Kategorie Journalismus war sehr ernst. Ich habe mich intensiv mit diesem Thema auseinandergesetzt. Gleichzeitig arbeitete ich im Rahmen der Kategorie Literatur mit der literarischen Übersetzung einer Kurzgeschichte. Das waren völlig unterschiedliche Arten von Kreativität, was die Arbeit nur noch interessanter machte.

Ich kann mich gut daran erinnern, wie lange ich die Aufgaben nicht abschicken konnte, weil ich immer noch etwas verbessern, etwas korrigieren wollte... Daraufhin habe ich den Artikel durch einen Gedicht auf Deutsch erweitert.

Ich hatte noch nie zuvor Gedichte auf Deutsch geschrieben und das war für mich ein wichtiger Schritt nach vorne. Ich ergänzte die literarische Übersetzung der Geschichte durch eine als Zusatzaufgabe vorgeschlagene Übersetzung des Gedichts ins Russische und entdeckte so die Tätigkeit der literarischen Übersetzung von Gedichten für mich. Heute kann ich sagen, dass dies der Ausgangspunkt meiner kreativen Übersetzungstätigkeit war und ich in Zukunft meine Fähigkeiten bei der Übersetzung literarischer Werke im Rahmen anderer Projekte weiter verbessern konnte.

Aber das ist eigentlich nicht das Beste, was mir die Teilnahme am Wettbewerb gebracht hat. Zu meiner Überraschung wurden meine Arbeiten in beiden Kategorien ausgezeichnet. Der Preis für den 2. Platz in der Kategorie Journalistik war eine Reise nach Deutschland zu einem Sprach- und Landeskundeseminar. Bemerkenswert ist, dass eine der Städte, die die Teilnehmer besuchten, die Kleinstadt Büdingen war, die die Geschichte der Russlanddeutschen sorgfältig bewahrt. Büdingen spielte eine Schlüsselrolle bei der Umsiedlung der Deutschen nach Russland im 18. Jahrhundert, und ich war besonders daran interessiert, etwas über diesen Teil der Geschichte zu erfahren und den Ort zu besuchen, an dem sich die Kolonisten auf den Weg gemacht hatten. Während der Reise habe ich coole Leute aus verschiedenen Städten getroffen, mit denen wir auch Jahre später noch in Kontakt bleiben.

Nach der Rückkehr wurde ich zur Preisverleihung nach Moskau eingeladen.

Ich besuchte zum ersten Mal das Deutsch-Russische Haus und lernte den Internationalen Verband der deutschen Kultur (IVDK), den Jugendring der Russlanddeutschen (JdR), das Institut für ethnokulturelle Bildung – BiZ und ihre enorme Arbeit zur Bewahrung der Geschichte, Kultur und Traditionen der Russlanddeutschen kennen, die nicht nur in Moskau, sondern auch in verschiedenen Regionen Russlands geleistet wird. Im Ernst, für mich hat sich eine neue Welt aufgetan.

Da ich zuvor mein ganzes Leben in Städten gelebt hatte, in denen es leider keine Gemeinschaften von Russlanddeutschen gab, wusste ich wenig über die Organisationen der Deutschen in Russland.

Und auf die häufigen Fragen von Gleichaltrigen: „Was bedeutet Dein ungewöhnlicher Nachname?“ (In meiner Region und Umgebung war der Nachname tatsächlich ungewöhnlich) antwortete ich einfach, dass der Nachname deutsch sei und dass meine Vorfahren väterlicherseits Russlanddeutsche seien. Und das wäre es.

Was für eine Freude war es zu erfahren, wie viele solcher deutschen Nachnamen es in Russland gibt und welche Maßnahmen zur Unterstützung der deutschen Minderheit unternommen werden!

Als ich auf den Tag der Preisverleihung zurückblicke, erinnere ich mich auch, dass ich mit einer Botschaft im Namen aller Teilnehmer auf die Bühne gehen musste. Das Gefühl der Aufregung vermischte sich mit einem Gefühl des Glücks, dass ich zu diesem Zeitpunkt dort war. Ich erinnere mich, wie nach dem Auftritt fremde Leute auf mich zukamen, wir uns unterhielten und Kontakte austauschten. Damals konnte ich mir nicht einmal vorstellen, dass diese unbekannten Gesichter im Saal zwei Jahre später meine Kollegen und Freunde werden würden.

Ich kehrte inspiriert nach Hause zurück. Ich habe Konten in allen möglichen sozialen Netzwerken erstellt und begonnen, Seiten der Projekte zu verfolgen, an Online-Aktionen und Veranstaltungen teilzunehmen. Im Jahr 2021 wurde der Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ wieder durchgeführt und ich, im 2. Jahr meines Masterstudiums, nahm erneut daran teil. Außerdem habe ich meine Nichte eingeladen, am Wettbewerb teilzunehmen. Im Gegensatz zu meiner Nichte, die in der Kategorie Kunst den 3. Platz belegte, gehörte ich nicht zu den Finalisten, aber dieser Wettbewerb brachte mich dazu, in die Geschichte meiner Familie einzutauchen. Es ist erstaunlich, wie weit ein Mensch es bringen kann, wenn man sich für etwas leidenschaftlich interessiert.

Während ich meine Wettbewerbsbewerbung vorbereitete, kontaktierte ich entfernte Verwandte in Deutschland und fand heraus, dass der Cousin meines Vaters sich seit vielen Jahren mit dem Stammbaum beschäftigt und ein Buch zur Geschichte unserer Familie geschrieben hatte.

Ich erinnere mich, wie meine Tante die Seiten dieses Buches fotografierte und Fotos mir schickte, und ich kapriziös darum bat, es noch einmal zu fotografieren, damit jedes Wort klar zu sehen wäre. Es hat geklappt! Nun hielt ich einen kleinen Schatz in meinen Händen, den es zu studieren und sorgfältig aufzubewahren galt. Und wir begannen ihn zu studieren – als Familie ihn studieren. Die Nominierung des Wettbewerbs „80 Jahre Deportation: Die Geschichte meiner Familie“ hat uns viele Entdeckungen beschert.

Und jetzt verstehe ich, dass der Sieg nicht der erste Platz auf dem Podium ist, sondern die Erkenntnis, dass die geleistete Arbeit Sie besser gemacht hat: weiser, geduldiger und Sie haben etwas entdeckt, was Sie vorher nicht wussten.

Nachdem ich meine Masterthese verteidigt hatte, machte ich mich auf die Suche nach einer Stellung. Und natürlich habe ich sofort an den IVDK gedacht. Ich hatte Glück, es gab eine freie Stelle in der Organisation. Ich habe das Vorstellungsgespräch bestanden und begann, neue und interessante Aufgaben zu meistern. Dadurch bin ich noch tiefer in die Gemeinschaft der Russlanddeutschen eingetaucht, habe wunderbare Menschen kennengelernt und enorme Erfahrungen in der Projektarbeit gesammelt. Der Wettbewerb „Freunde der deutschen Sprache“ hat mir also viel mehr gegeben, als ich mir hätte vorstellen können.

Für mich geht es beim Wettbewerb nicht um Gewinnen oder Verlieren – es geht darum, sich selbst zu finden, einen neuen Freundeskreis zu bilden, über eigene Wurzeln nachzudenken, kreative Fähigkeiten zu entwickeln und sich selbst wirklich zu verbessern.

Verschwenden Sie also keine Zeit. Sie fliegt sehr schnell. Verschieben Sie es nicht auf morgen oder das Wochenende. Bewerben Sie sich! Heute ist die beste Zeit!

Und zum Schluss meiner Geschichte möchte ich zukünftigen Teilnehmerinnen und Teilnehmern noch 3 einfache Ratschläge geben:

  1. Haben Sie keine Angst zu verlieren. Der Prozess kann viel mehr als nur das Ergebnis liefern. Manche kommen den Familienmitgliedern näher, manche stärken Freundschaften und manche verbessern ihre Fähigkeiten, und das ermöglicht ihnen, schneller voranzukommen. Daher erhält jeder Teilnehmer einen „Preis“, der meiner Meinung nach wichtiger ist als Auszeichnungen.
  2. Kommunizieren. Auch wenn das Arbeitsformat individuell ist, finden Sie immer Menschen, die Sie unterstützen und Ihnen helfen, Details zu erkennen, die Ihnen nicht auffallen. Besprechen Sie Ideen, Formate, Geschichten und genießen Sie die Kommunikation.
  3. Warten Sie nicht bis zur letzten Minute. Banal, aber glauben Sie mir, das ist ein wichtiger Rat. Je früher Sie mit der Vorbereitung beginnen, desto mehr Ergebnisse werden Sie erzielen.

Ich wünsche allen Freunden der deutschen Sprache viel Glück, Inspiration und viele interessante Entdeckungen!

Rubriken: Wettbewerbe, Ausschreibungen