Im Vorfeld der Sprachkonferenz Es ist uns wichtig, über die russlanddeutsche Minderheit ein aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln Das Goethe-Institut (GI) ist seit Jahren einer der Hauptakteure bei der Förderung der deutschen Minderheit in Russland, vor allem was die Sprachförderung angeht. Im Vorfeld der Konferenz „Sprache als Grundlage für die Identitätssicherung der Russlanddeutschen“, die Ende Oktober in Moskau stattfindet, erklärt der neue Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts in Moskau, Dr. Christoph Veldhues, und die Beauftragte für Minderheitenförderung, Dr. Maria Lukjantschikowa, im Interview mit der MDZ, welche Ziele das GI bei der Förderung der DMI in Russland verfolgt.
Es ist uns wichtig, über die russlanddeutsche Minderheit ein aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln
Das Goethe-Institut (GI) ist seit Jahren einer der Hauptakteure bei der Förderung der deutschen Minderheit in Russland, vor allem was die Sprachförderung angeht. Im Vorfeld der Konferenz „Sprache als Grundlage für die Identitätssicherung der Russlanddeutschen“, die Ende Oktober in Moskau stattfindet, erklärt der neue Leiter der Sprachabteilung des Goethe-Instituts in Moskau, Dr. Christoph Veldhues, und die Beauftragte für Minderheitenförderung, Dr. Maria Lukjantschikowa, im Interview mit der MDZ, welche Ziele das GI bei der Förderung der DMI in Russland verfolgt.
Das Goethe-Institut fördert im Auftrag des Auswärtigen Amtes die Deutsche Minderheit in Russland. Was sind die Richtlinien dieser Förderung?
L.:Ende der 1990er Jahre hat das Goethe-Institut vom Auswärtigen Amt den Auftrag erhalten, die deutschen Minderheiten in den Regionen Mittel- und Südosteuropa, der GUS und dem Baltikum zu unterstützen. Im Jahr 2000 wurde ein gemeinsames Konzept zur Förderung der deutschen Minderheiten in diesen Regionen ausgearbeitet. Es sieht vor allem den Auf- und Ausbau interkultureller Kompetenz vor, setzt also insbesondere auf die Vermittlerrolle der deutschen Minderheit zwischen zwei Kulturen – der deutschen und der des jeweiligen Gastlands. Dabei geht es zumal um die Vermittlung eines aktuellen Deutschlandbildes. Außerdem leisten wir einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensperspektiven der deutschen Minderheit in Russland, vor allem durch Angebote im sprachlichen Bereich – Förderung der sprachlichen Kompetenz und Unterstützung des Personals für diese Förderung, d.h. Fortbildung von Deutschlehrern und Angebote im Bereich Sprachkurskooperation.
V.: Ich würde gern unterstreichen, warum es uns so wichtig ist, auch über die russlanddeutsche Minderheit ein aktuelles Deutschlandbild zu vermitteln. Das Auswärtige Amt hat dem Goethe-Institut zwei Aufträge gegeben: Weltweit repräsentiert es Deutschland als die moderne Kulturnation, die es jetzt, im Jahr 2009 ist. Dieser Aspekt soll auch in den anderen Auftrag, die Förderung der deutschen Minderheit in Russland, eingehen. D.h., hier müssen wir über bloße Traditionspflege hinausgehen, gelegentlich auch vorhandene Deutschlandbilder verändern. Hier genau kommt der DMI in Russland, in ihrer besonderen bikulturellen Situation, eine wichtige Vermittlerrolle zu, als Gruppe russischer Staatsbürger, die zwischen Deutschland heute und Russland heute eine Brücke schlagen kann.
In unserer Arbeit muss man manchmal einen Spagat machen zwischen Traditionspflege und Aktualität – wie sehen Sie das?
V.: Man kann mit den von uns angebotenen Programmen durchaus verschiedene Interessen bedienen. Die Nachfrage geht häufig nach traditionellen Themen, das ist ein legitimer Wunsch; jedoch legen wir Wert darauf, dass auch eine Vorstellung von Deutschland vermittelt wird, wie es heute ist, nicht nur, was es früher war. Darum sollte z.B. im Sprachbereich der Schwerpunkt auch nicht auf dem Erlernen von Dialekten liegen, ohne sie ganz ausblenden zu wollen. Insgesamt müssen wir überlegen, in welche Richtung gerade die Sprachförderung gehen soll: Das ist eines der Themen unserer Konferenz.
Was erwartet das Goethe-Institut von der Sprachkonferenz?
L.: Wir versprechen uns sehr viel von dieser Konferenz. Sie gibt uns eine gute Gelegenheit zu erfahren, was von den anderen Mitspielern im Feld der Förderung der deutschen Minderheit in Russland angeboten wird. Wir sollten besprechen, wie man noch besser kooperieren kann, wo Synergieeffekte möglich sind, wo wir einander ergänzen sollten, wo wir uns noch besser abstimmen müssen.
Als ich mir das Programm angeschaut habe, haben mich sehr viele interessante Ansätze beeindruckt. Und nicht nur im Bezug auf die Sprache. Ich nenne nur Begriffe wie Qualitätsmanagment, Programmmonitoring, Evaluationsansätze. Man hat bisher schon vieles erreicht, wir sind jetzt zum Punkt gekommen, daraus Konsequenzen zu ziehen.
Das AA stellt in diesem Jahr fast eine Million Euro für die Förderung der deutschen Minderheit in Russland. Wie wird diese Geldsumme verteilt?
V.: Die Zuschüsse vom AA werden vor allem unter der Deutschen Botschaft, dem Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD), dem Goethe-Institut und dem Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) verteilt. Die Projektmittel des Goethe-Instituts liegen bei ungefähr der Hälfte dieser Summe. Ein klarer Schwerpunkt ist dabei die Sprachförderung – v.a. Sprachkurse und Schüleraustausch.
L.: Ein umfangreicher Betrag geht davon in das Programm „Deutsch-russischer Jugendaustausch“. Die Gruppen für dieses bilaterale Programm werden in einem Wettbewerb ermittelt, der sich thematisch auf die Leistungen von Russlanddeutschen bezieht. Das läuft aus meiner Sicht hervorragend. Die Schulen aus Russland bewerben sich sehr tüchtig, es gibt immer die Möglichkeit, die Besten auszuwählen.
An dieser Ausschreibung für die Russlanddeutschen darf jede Schulgruppe teilnehmen, ob mit Russlanddeutschen oder nicht. Inwiefern kann man dabei um die Minderheitenförderung sprechen?
V.: Mir scheint das nicht falsch zu sein. Wir wollen nicht die Russlanddeutschen als eine besondere Gruppe markieren, sie abgrenzen. Wenn die Mitschüler mehr über die Russlanddeutschen erfahren, ist das auch nicht schlecht.
Welche anderen Projekte des GI kann man „Leuchtturmprojekte“ nennen?
L.: Mir scheint das breite Angebot an Stipendien, sei es für Sprachkurse oder für Prüfungen, sehr interessant zu sein. Es kommen jetzt neue Elemente dazu. Die Vertreter der deutschen Minderheit, die im Bereich Sprachkurse, Sprachkursbetriebe tätig sind, werden von uns unterstützt, damit sie ein Praktikum an einem gut funktionierenden Sprachkursbetrieb leisten können, in ihrer Region oder sogar über ihre Region hinaus. Es geht nicht um die Förderung einer Person in ihrem individuellen Potenzial, sondern die Weitergabe von Know-how. Auf der Konferenz werden wir diese methodisch-didaktische Beratung im Bezug auf die Sprachkurse präsentieren.