Sommerreiseziel Sibirien - Als Praktikantin in Tomsk

Fabienne Moser (22), Studentin und angehende Übersetzerin aus Österreich, verbrachte in diesem Sommer drei aufregende Wochen als Sprachassistentin im Sprachlager für russlanddeutsche Kinder und Jugendliche „Sommercamp“ in Tomsk. In einem Artikel berichtet sie über ihre Erlebnisse und Eindrücke. 

Fabienne Moser (22), Studentin und angehende Übersetzerin aus Österreich, verbrachte in diesem Sommer drei aufregende Wochen als Sprachassistentin im Sprachlager für russlanddeutsche Kinder und Jugendliche „Sommercamp“ in Tomsk. In einem Artikel berichtet sie über ihre Erlebnisse und Eindrücke.

„Drei Wochen lang wirst du freiwillig in Sibirien arbeiten? Ist das dein Ernst?“ – Sätze wie diese bekam ich vor meiner Abreise aus Österreich des Öfteren zu hören. Die Worte von Freunden und Bekannten waren voller Skepsis, gemischt mit Ungläubigkeit und Verwunderung darüber, dass sich jemand freiwillig dafür entscheiden kann, den Sommer im „weit entfernten, bitterkalten, verschneiten und lediglich von wilden Bären bewohnten Sibirien“ zu verbringen. Vom 16. Juli bis 06. August 2014 fand in Tomsk das deutsch-russische Kindersprachlager „Sommercamp“ des IVDK statt, bei dem ich als Praktikantin und Sprachassistentin mitwirken durfte.

Dass die misstrauischen Meinungen meiner Bekannten nichts als Stereotype sind, war mir zwar durchaus vor meiner Abreise bewusst, wurde mir aber auch gleich nach meiner Ankunft in Tomsk immer wieder vor Augen geführt: Weit entfernt von Österreich – ja, das trifft zu, aber was das Wetter und die ausschließlich haarigen, vierpfotigen Bewohner Sibiriens betrifft, lagen meine Freunde und Bekannten völlig falsch. Temperaturen über 30 Grad (plus wohlgemerkt) standen auf der Tagesordnung und auch Bären habe ich während meines Aufenthaltes in Tomsk keine gesehen. Dafür habe ich aber unglaublich aufgeschlossene, gastfreundliche, offene und interessante Menschen getroffen, die meine Zeit in Tomsk unvergesslich gemacht haben.

Nach meiner Ankunft im Sommercamp wurde ich – als einzige Nicht-Russin – sofort von allen umlagert und mit neugierigen Blicken begutachtet. Nach einer kurzen anfänglichen Scheu begannen die Kinder im Alter von 7 bis 17 Jahren schnell mir auf Deutsch – oder, diejenigen, die der deutschen Sprache noch nicht mächtig genug waren, auf Russisch – Fragen zu stellen. Das Interesse an mir und meiner Heimat war während meines gesamten Aufenthaltes groß!

Die Gespäche waren jedoch nicht nur für die Kinder interessant und aufschlussreich, sondern auch ich konnte etliches über die russische, und speziell die sibirische, Kultur erfahren. Auch die täglichen Deutschstunden der Kinder waren für mich durchaus sehr lehrreich, da ich immer wieder neue russische Begriffe zu hören bekam. Abgesehen vom Deutschunterricht gab es für die Kinder jeden Tag zudem auch noch zahlreiche weitere Möglichkeiten die deutsche Sprache zu üben und über die deutsche Kultur zu lernen: Neben deutschen Liedern, Filmen, Volkstänzen und Spielen, waren auch die verschiedenen Nachmittagsaktivitäten, wie „Basteln“, „Theater“, „Fußball“ oder „Gitarreunterricht“, sowie die Abendveranstaltungen von deutschen Einflüssen geprägt.

Alles in allem bot das deutsch-russische Sprachlager in Tomsk den Kindern eine wundervolle und unterhaltsame Möglichkeit Deutsch zu üben sowie Deutschland und Österreich spielerisch näher kennenzulernen. Und auch für mich stellte das Sommercamp 2014 in Sibirien eine einmalige Gelegenheit dar, eine neue Seite Russlands zu entdecken und Erfahrungen zu sammeln, die ich um nichts in der Welt missen möchte.

Mag die Anreise aus Österreich auch lange sein, ich werde mit Sicherheit wieder einmal nach Tomsk reisen...und wer weiß, vielleicht bekomme ich dann ja die von Europäern so gefürchtete sibirische Kälte zu spüren oder wilde Bären zu sehen.

Fabienne Moser

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