Ausstellung „Das Deutsche Wolgagebiet“ in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt eröffnet


Am 8. April wurde in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund in Berlin die Ausstellung „Das Deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“, gewidmet dem 100. Jahrestag der Wolgadeutschen Autonomie, eröffnet. Die Ausstellung, initiiert von der „Moskauer Deutschen Zeitung“, wurde durch einzigartige Dokumente, die sich auf die Aktivitäten von Ernst Reuter als Volkskommissar der Wolgadeutschen Republik beziehen, ergänzt.

Das ostdeutsche Bundesland Sachsen-Anhalt sei seit über 250 Jahren mit Russland, den Wolgadeutschen und Katharina der Großen verbunden, erklärte bei der Ausstellungeröffnung der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt Reiner Haseloff (CDU). „Wir sind das Land der Katharina der Großen. Sie ist schließlich in Zerbst aufgewachsen und von dort nach Russland gegangen. Viele folgten mit“, sagte er.

Die zweite länderverbindende Figur war Ernst Reuter, dem auch ein eigener Platz in der Ausstellung gewidmet war. Seit 1918 stand er als Volkskommissar an den Ursprüngen der Wolgadeutschen Autonomie. Anschließend war Ernst Reuter Oberbürgermeister von Magdeburg und nach dem Zweiten Weltkrieg der erste leitende Bürgermeister von West-Berlin.

Laut Reiner Haseloff kann jeder Besucher der Ausstellung mit der deutschen, europäischen und Weltgeschichte in Kontakt treten. Seine Rede zusammenfassend, betonte der Ministerpräsident: „Europa sei größer als die Europäische Union. Sondern Europa geht sozusagen geografisch bis zum Ural und kulturell bis nach Wladiwostok.“

Die erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur Olga Martens dankte in ihrer Begrüßungsrede dem Ministerpräsidenten von Sachsen-Anhalt Reiner Haseloff für die Gelegenheit, die einzigartige Ausstellung der Öffentlichkeit vorzustellen, und betonte, dass für die Russlanddeutschen, die fern von ihrer historischen Heimat leben, selbst die Tatsache der Durchführung einer solchen Ausstellung in Deutschland von großer Bedeutung sei. „Diese Ausstellung ist in Deutschland sehr gefragt, was darauf hindeutet, dass im deutschen Informationsraum ein gewisser Mangel über die in Russland lebenden Russlanddeutschen sowie über die Millionen von Deutschen, die nach Deutschland gezogen sind, besteht“, sagte sie.

Olga Martens stellte auch fest, dass sehr viele Fotos bei ihr persönlich besondere Gefühle hervorrufen, da sie die Gesichter von Menschen enthalten, auf die ihre Vorfahren stoßen könnten. Und obwohl ihre Namen verloren gegangen sind, erlaubt ihr Blick aus Fotos aus der Vergangenheit nicht, dass die Fäden der Geschichte der Sowjetdeutschen und jetzt der Russlanddeutschen gebrochen werden.

Thomas Konhäuser von der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland und Projektleiter bei der Kulturstiftung der Deutschen Vertriebenen, der auch an der Eröffnungszeremonie teilnahm, wies in seiner Rede auf das besondere Schicksal der Wolgadeutschen hin, die erst ihre Autonomie erlangten und dann verloren.

Die Fotoausstellung „Das Deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ in Berlin erregte die Aufmerksamkeit vieler Besucher. Unter den Gästen waren Vertreter des diplomatischen Corps und verschiedener Parteien in Deutschland, Universitätsprofessoren und der wissenschaftlichen Elite von Berlin sowie gewöhnliche Deutsche, die sich für das Schicksal ihrer Angehörigen, die einst an der Wolga lebten, interessierten.

Die Ausstellung wurde vom Internationalen Verband der deutschen Kultur und der „Moskauer Deutschen Zeitung“ vorbereitet und wird in Berlin mit Unterstützung des Landes Sachsen-Anhalt und von der Stiftung Verbundenheit mit den Deutschen im Ausland präsentiert.

Die Ausstellung wurde bereits in Moskau, Saratow, Bayreuth und Wiesbaden, sowie in Berlin im Bundesministerium des Innern, für Bau und Heimat gezeigt.

Die Fotoausstellung „Das Deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ ist in der Vertretung des Landes Sachsen-Anhalt beim Bund (Luisenstraße 18, 10117 Berlin) noch bis zum 24. April zu sehen. Der Eintritt ist frei. Eine vorherige Anmeldung (einschließlich der Einwilligung zur Verarbeitung der personbezogenen Daten gemäß Datenschutz-Grundverordnung) ist online oder per Mail unter veranstaltungen@lv.stk.sachsen-anhalt.de erforderlich. Bitte halten Sie den Personalausweis zur Einlasskontrolle bereit.

Für weitere Informationen anlässlich der Besichtigung oder Akkreditierung stehen wir Ihnen gerne per E-Mail: projekt_manager@ivdk.ru zur Verfügung (Valentina Smekalina).

Weitere Informationen finden Sie im Video zur Ausstellung „Das Deutsche Wolgagebiet. Eine unvollendete Fotogeschichte“ auf Deutsch.


Zur Kenntnis:

Die Ausstellung zeigt einzigartige historische Fotografien aus russischen und deutschen Staatsarchiven aus dem Leben der Wolgadeutschen. Viele der Fotografien wurden erstmals öffentlich gezeigt. Sie sind Zeugnis des traditionellen deutschen Lebens während der Hungersnot von 1921–1922, des Aufbaus und der Entwicklung von Landwirtschaft und Industrie der Republik und vieler anderen Aspekten des Lebens in der deutschen Autonomie.

Mit dem Manifest von Katharina der Großen im Jahr 1763, das Ausländern erlaubte, sich im Russischen Zarenreich niederzulassen, siedelten tausende Europäer in den Folgejahren in das Wolgagebiet. Ein erheblicher Teil der Einwanderer stammte aus dem heutigen Deutschland, und im Jahr 1918 wurde auf dem Territorium der Wolgaregion eine national-territoriale Autonomie geschaffen. Ursprünglich erhielt sie den Namen „Autonome Region der Wolgadeutschen“. Von Januar 1924 bis September 1941 hieß sie „Autonome Sozialistische Sowjetrepublik der Wolgadeutschen“. Nach Beginn des Zweiten Weltkriegs in der UdSSR erließ Stalin ein Dekret, wonach Sowjetdeutsche nach Sibirien und Kasachstan zu deportieren sind. Die Ausstellung erzählt auch vom Schicksal der deportierten Russlanddeutschen und wie es ihnen gelang, ihre deutschen Traditionen über die Jahrhunderte zu bewahren.

Begleitet wird die Ausstellung von einem Fotoalbum, das die Geschichte deutscher Autonomie an der Wolga mit ihren Höhe- und Tiefpunkten dokumentiert. Dies können die Besucher ebenfalls besichtigen.

Rubriken: Veranstaltungen