Der Internationale Verband der deutschen Kultur feiert dieses Jahr sein 30-jähriges Jubiläum. Zusammen mit dem IVDK, der mehr als 500 öffentliche Organisationen der Russlanddeutschen vereint, werden 20 Organisationen ihre Jubiläen feiern. Darunter auch die öffentliche Organisation „Deutsche lokale National-kulturelle Autonomie“ in Magnitogorsk. Kurz vor dem 30-jährigen Jubiläum sprachen wir mit Swetlana Welikorodnjaja, der Vorstandsvorsitzenden der Organisation.
RD: Wie begann die Geschichte Ihrer Organisation?
S.W.: Eine Initiativgruppe der Lehranstalt Nr. 66 beschloss, eine Gesellschaft der deutschen Kultur zu gründen. Die Aktivisten haben diese Entscheidung auf einer Bürgerversammlung gefestigt, sodass die Gesellschaft „Wiedergeburt“ gegründet wurde. Daraufhin gaben die Deutschen aus Magnitogorsk auf einer Regionalkonferenz in Tscheljabinsk über ihre Existenz bekannt und vereinten sich zu einer großen Familie der Russlanddeutschen. Die Leitung übernahmen Pjotr Horst, Harry Wiens, Wladimir Jung und Viktor Grinimayer. Zu dieser Zeit befand sich die Organisation in der Lehranstalt Nr. 66, wo Weihnachten und Ostern gefeiert wurde. Im Jahre 1991 wurde unsere Gesellschaft erstmals groß bekannt gemacht, als in der Zeitung „Magnitogorskij rabotschij“ ein Artikel über die Gründung der Gesellschaft „Wiedergeburt“ erschien. Zur gleichen Zeit begannen wir mithilfe der Gesellschaft „Snanije“, Deutschkurse durchzuführen.
Im Jahre 1997 wurde die Deutsche lokale National-kulturelle Autonomie in Magnitogorsk gegründet und somit schloss sich ihr die Gesellschaft als deutsche Abteilung an. Anatolij Arndst leitete die Abteilung. Dort entstanden kreative Kurse und auch das Vokalensemble „Nachtigall“, das von Ljudmila Kusina-Dipperschmidt geleitet wurde. Das Ensemble nahm an regionalen und überregionalen Festivals in Slatoust, Ascha, Tscheljabinsk und anderen Städten teil.
Damals begannen unsere Leiter und die Leiter der Klubs, an Seminaren über die Geschichte und Kultur der Russlanddeutschen in Moskau teilzunehmen. Unsere Gesellschaft wurde von Deutschen aus Nowosibirsk, Moskau und Kurgan besucht.
Die nächste Etappe war das Jahr 2011. Bei uns bildete sich eine aktive Gemeinschaft in der Deutschen National-kulturellen Autonomie in Magnitogorsk. Es entwickelte sich eine enge Zusammenarbeit mit dem IVDK, der von Nikolaj Bart geleitet wurde.
Anatolij Krel wurde zum Leiter der Deutschen National-kulturellen Autonomie. Dies war tatsächlich eine neue Etappe in der Entwicklung und des Aufstiegs unserer Gemeinschaft, da sich die Sprachklubs erweitert und sich neue Menschen an uns angeschlossen haben, die neue Möglichkeiten mitbrachten.
Im Jahr 2013 wurde Anatolij Krel der Leiter von zwei unserer Organisationen und im darauffolgenden Jahr verschmolzen diese zu einer Gesellschaft. Somit wurde die Zusammenarbeit mit dem IVDK und dem Interregionalen Koordinierungsrat im Ural noch produktiver und es entstanden Möglichkeiten zur Erweiterung der Kompetenzen in den unterschiedlichen Bereichen. Wir besuchten Fortbildungsseminare auf föderaler Ebene und Deutschlehrer wurden in der Kultur und Geschichte der Russlanddeutschen geschult. Zur gleichen Zeit wurden die Jugendklubs „Magnet“ und „Geistesblitz“ gegründet und somit fanden sich immer mehr jugendliche Aktivisten. Außerdem wurde unsere Organisation zum Zuschussempfänger und wir begannen, Projektaktivitäten nicht nur auf lokaler, sondern auch auf regionaler Ebene zu entwickeln.
Im Jahre 2018 wurde ich zur Leiterin der Organisation. Mit meiner Übernahme liegt jetzt der Schwerpunkt der Arbeit bei der kulturellen Entwicklung der Gesellschaft und es entstanden neue interessante Projekte und Veranstaltungen.
RD: Swetlana, welche waren die interessantesten Jahre in der Entwicklung der Organisation?
S.W.: Jedes Jahr gab es etwas Besonderes. Während der letzten Jahre können wir zehn Festivals des deutschen Liedes, die Fernsehbrücke mit Brandenburg, deutsche Lesewettbewerbe, literarisch-musikalische Weihnachtsaufführungen, Familientreffen, ethnokulturelle Sprachtreffen für Kinder und verschiedene soziale Projekte hervorheben.
RD: Welche Tätigkeitsbereiche haben sich in den 30 Jahren produktiver Arbeit als besonders wichtig erwiesen?
S.W.: Für uns ist der sprachliche, ethnokulturelle und soziale Bereich besonders wichtig.
RD: Wie viele Deutsche aus Magnitogorsk sind heute in der Organisation vereint?
S.W.: Damals, in den 90-er Jahren versammelten sich an Feiertagen bis zu 200 Personen. Jetzt sind jedoch deutlich weniger Deutsche in unserer Stadt. Heute versammeln sich bei großen Veranstaltungen etwa 60 Personen.
RD: Welche Namen der Deutschen aus Magnitogorsk wollen Sie hervorheben?
S.W.: Die Gründer der Gesellschaft Pjotr Horst, Harry Wiens, Wladimir Jung und Viktor Grinimayer. Nikolaj Bart, den Leiter von 2011 bis 2014, und Anatolij Krel, den Leiter von 2014 bis 2017. Außerdem möchte ich Elena Semljanuhina und Tatjana Koscheljowa, unsere Leiterinnen der Sprach- und ethnokulturellen Klubs, sowie Natalia Iwanowa, Wasilina Warjuha und Anastasia Skripitschnikowa, die Führenden unter den Jugendlichen, hervorheben. Auch Elena Woskobojewa, Leiterin des Vokalensembles der Russlanddeutschen „Edelsteine“ sowie unsere Musikanten Sergej Krinizkij und Sergej Janzen sind uns eine große Hilfe.
RD: Wer hat die Entwicklung der Organisation unterstützt? Wer ist Ihre rechte Hand?
S.W.: Oleg Strahler, Vorsitzender des Interregionalen Koordinierungsrates im Ural; Oleg Salo, Leiter des Koordinierunsgrates des Gebietes Tscheljabinsk; Heinrich Martens, Vorsitzender des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur; Faina Glasunowa, Vize-Präsidentin der Föderalen National-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen; und Natalja Matschuga, Koordinatorin des IVDKs.
RD: Swetlana, was haben Sie zum 30-jährigen Bestehen der Organisation erreicht?
S.W.: Wir kooperieren mit vielen Partnern: dem Haus der Freundschaft, dem Goethe-Institut, der Staatlichen Technischen Universität Magnitogorsk und dem Lehrstuhl der romanisch-germanischen Übersetzung, der Vereinigung der Bibliotheken in Magnitogorsk, der Konzertvereinigung, dem Konservatorium in Magnitogorsk, der Mir-Bibliothek, Bildungseinrichtungen und vielen anderen.
Unsere Partner nehmen an allen großen Projekten teil. Ein starkes Partnernetzwerk ist das, was wir innerhalb von 30 Jahren produktiver Arbeit in Magnitogorsk erreicht haben.
RD: Welche Ziele haben Sie sich für die nahe Zukunft gesetzt?
S.W.: Unser Ziel ist es, das Interesse der Deutschen in Magnitogorsk an der Sprache, der Geschichte und dem kulturellen Erbe zu erhalten.
RD: Wie planen Sie das 30-jährige Jubiläum zu feiern?
S.W.: Die Feier wird nicht pompös und grandios sein. In dem Haus der Freundschaft werden wir die Fotoausstellung „Retrospektive der Entstehungsgeschichte der Organisation“ veranstalten. Außerdem werden wir ein feierliches Konzert organisieren und laden Ehrengäste, die in den ganzen Jahren die Organisation geleitet haben, die Stadtverwaltung und natürlich unsere ständigen Partner ein.