Vom 12. bis 14. September fand in Omsk das regionale Projekt „Familientreffen ‚Eltern sind aktiv‘“ statt, das bereits zum sechsten Mal in Folge junge Familien Russlanddeutscher zusammenbringt. In diesem Jahr stand das Erntedankfest im Mittelpunkt der Treffen – eines der bedeutendsten kulturellen Ereignisse im Kalenderjahr der Russlanddeutschen und Symbol der Dankbarkeit für die Früchte ihrer Arbeit.
Organisiert wurde das Projekt vom Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus in Omsk“. Teilgenommen haben 14 junge Familien aus der Stadt und der Region, die drei Tage lang nicht nur neues Wissen über Geschichte und Kultur erworben haben, sondern auch gemeinsam kreativ waren, gespielt, diskutiert und die Traditionen ihrer Vorfahren gelebt haben.
Tag eins: Kennenlernen und Familiengeschichten
Das Projektprogramm begann mit einer feierlichen Eröffnung. Die Direktorin des Deutsch-Russischen Hauses, Jelisaweta Graf, begrüßte die Teilnehmer und betonte, dass gerade solche Treffen dazu beitragen, die familiäre und kulturelle Kontinuität zu bewahren.
„Solche Treffen sind besonders wichtig, denn gerade durch die Familie wird die Geschichte und Kultur der eigenen ethnischen Gruppe bewahrt und weitergegeben. Wir sehen, dass das Interesse an nationalen Traditionen wächst und die Kinder dieses Wissen gerne aufnehmen“, betonte sie.
Nach dem offiziellen Teil nahmen die Familien an einem Kennenlernen und einer ethnokulturellen Pause teil: Eltern und Kinder lernten gemeinsam traditionelle Tänze der Russlanddeutschen und schufen so eine Atmosphäre der Einheit und Unbeschwertheit.
Ein wichtiger Bestandteil des Tages waren die Präsentationen der Familien. Jede Familie hatte eine kreative Darbietung vorbereitet: Geschichten über das Schicksal ihrer Vorfahren, selbstverfasste Gedichte, Videoclips und Familienaktivitäten. So konnten die Teilnehmer nicht nur einander kennenlernen, sondern auch erkennen, wie vielfältig und reichhaltig die kulturelle Erfahrung der Russlanddeutschen ist.
Besonderes Interesse weckte der historische Teil, in dem die Familien ihr Wissen über die Vergangenheit der russischen Deutschen vertieften und über die Bedeutung der Bewahrung der Erinnerung durch Familiengeschichten diskutierten.
Tag zwei: Erntedankfest
Der zweite Tag war der Höhepunkt des Projekts. Am Morgen nahmen Eltern und Kinder an interaktiven Deutschkursen teil, in denen sie auf spielerische Weise die Traditionen des Erntedankfestes kennenlernten.
Am Nachmittag fanden Workshops zum Thema angewandte Kunst statt. Unter der Leitung von Referentin Marina Fink bastelten die Jugendlichen verschiedene Dekorationselemente – von Kerzenhaltern bis hin zu kleinen Kränzen.
„Das Basteln eines Kranzes ist nicht nur ein schönes Dekoelement. Es ist ein Ritual, das Generationen verbindet. Wenn Eltern gemeinsam mit ihren Kindern etwas mit ihren eigenen Händen basteln, wiederholen sie nicht einfach nur eine Tradition, sondern sie leben sie, prägen sie sich ein und machen sie zu einem Teil ihrer Familiengeschichte“, erklärte Marina Fink.
Der Höhepunkt des Tages war das Familienpicknick „Wir feiern Erntedankfest“. Auf der Straße gab es Stationen, an denen Familien die traditionelle Küche der russischen Deutschen kennenlernen, nationale Gerichte probieren, Spiele auf Deutsch spielen und an ethnokulturellen Tänzen teilnehmen konnten.
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„Durch die Sprache entdecken Kinder und Erwachsene Traditionen auf neue Weise. Wir haben versucht, den Unterricht so zu gestalten, dass Deutsch natürlich klingt und den Kindern hilft, die Kultur nicht zu lernen, sondern zu erleben. Es ist wichtig, dass die Eltern sich aktiv in den Prozess einbringen und ihren Kindern ein persönliches Beispiel geben“, erklärte Maria Denisowa, Referentin für deutsche Sprache und Geschichte der Russlanddeutschen.
Tag drei: Zusammenfassung
Der letzte Tag war der Austausch von Eindrücken und das Reflektieren der Erfahrungen gewidmet. In zwei vollen Tagen konnten die Familien nicht nur ihr Wissen über die Kultur erweitern, sondern sich auch als Teil einer Gemeinschaft fühlen.
„Unsere Aufgabe bestand nicht nur darin, eine kulturelle Veranstaltung durchzuführen, sondern einen Raum zu schaffen, in dem sich die Familien als Gemeinschaft und die Kinder als Träger von Traditionen fühlen können. Für mich war es wichtig zu sehen, wie Eltern und Kinder sich gemeinsam engagieren und Verantwortung für die Erhaltung der Sprache und Kultur übernehmen. Das ist das wichtigste Ergebnis des Projekts“, betonte Projektleiter Andrej Del.
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Das Projekt „Familientreffen ‚Eltern sind aktiv‘“ in Omsk wurde nicht nur zu einer Plattform für den Erfahrungsaustausch, sondern auch zu einem Instrument für die Erziehung der zukünftigen Generation Russlanddeutscher.
„Das Format der Familientreffen ist einzigartig. Hier lernen die Kinder von ihren Eltern und die Eltern von ihren Kindern. In einer solchen Atmosphäre ist Kultur nicht mehr etwas Museumhaftes, sondern wird Teil des echten Alltags“, fasste eine der Teilnehmerinnen zusammen.
Die Organisatoren betonten, dass das Interesse an dem Projekt von Jahr zu Jahr wächst. Viele Familien kommen immer wieder hierher zurück, was bedeutet, dass die Traditionen der russischen Deutschen weiterleben und bei der neuen Generation Anklang finden.
Das Projekt wurde vom Internationalen Verband Deutscher Kultur im Rahmen des Programms zur Unterstützung der Russlanddeutschen unterstützt.