Das regionale Projekt „Kreativwerkstatt für Jugendliche“ ist im Kultur- und Geschäftszentrum „Deutsch-Russisches Haus“ in Omsk realisiert worden.
Drei Tage lang lernten die Teilnehmer das kulturelle Erbe der Russlanddeutschen kennen, entdeckten neue kreative Formen und erkundeten die Möglichkeiten moderner Technologien.
Eintauchen in Traditionen und neue Formate
Die feierliche Eröffnung des Projekts war von Anfang an als Festlichkeit gestalten: Die Teilnehmer wurden vorgestellt, nationale Lieder wurden aufgeführt und die Teilnehmer machten ihre ersten kreativen Schritte. Die Jugendlichen wurden in Interessengruppen aufgeteilt. Die Theatergruppe begann mit der Arbeit an der literarisch-dokumentarischen Komposition „Wenn Bilder sprechen könnten …“, basierend auf den Werken des Künstlers Alexander Wormsbecher. Die Gruppe für angewandte Kunst erlernte die Technik der Herstellung von Spruchbändern aus kaltem Porzellan, und die Musikgruppe lernte alte Lieder der Russlanddeutschen.
Anschließend wurde den jungen Teilnehmern vorgeschlagen, Workshops für verschiedene Themenbereiche einen nach dem anderen zu besuchen. Einige lernten die Tradition der Herbstfeste der Russlanddeutschen kennen, während andere in einen modernen Bereich eintauchten, der sich mit künstlicher Intelligenz und den Möglichkeiten der Arbeit mit neuronalen Netzen beschäftigte.
Mir gefiel besonders das Format, in dem wir Geschichte und moderne Technologie verbinden. Ich hätte nie gedacht, dass es möglich wäre, mithilfe neuronaler Netze Videos basierend auf den Büchern unserer Autoren zu erstellen. Das eröffnet eine völlig neue Perspektive, über Kultur zu sprechen, teilte Workshop-Teilnehmerin Anna mit, Studentin an der Staatlichen Pädagogischen Universität Omsk.
Zweiter Tag: Brot, Geschichte und Kochen
Der zweite Tag des Projekts bot ein abwechslungsreiches Programm. Die Jugendlichen arbeiteten weiter in Kreativgruppen und erkundeten einen neuen Bereich: „Brot bei Russlanddeutschen. Aussagen in Sprüchen“. Hier ging es um die Symbolik des Brotes, seine Bedeutung für das Schicksal von Familien und wie es sich in Sprichwörtern widerspiegelt.
Ein spannender Höhepunkt des Tages war ein kulinarischer Workshop für Küche der Russlanddeutschen. Die Jugendlichen lernten, traditionelle Gerichte zuzubereiten und diskutierten gleichzeitig darüber, wie man nationale Traditionen in der modernen, schnelllebigen Welt bewahren kann.
Es stellte sich heraus, dass Küche nicht nur aus Rezepten besteht, sondern auch aus Familienerinnerungen. Bei uns zu Hause backte meine Großmutter auch Brot, und als wir in der Gruppe darüber diskutierten, wurde mir klar, wie wichtig solche Zusammenkünfte sind, bemerkte Projektteilnehmerin Milana.
Theater und Künstliche Intelligenz
Besondere Aufmerksamkeit erregte der Theaterteil. Unter der Leitung von Anna Koslowskaja, Leiterin des Jugendtheaters „SchuMiM“, bereiteten die Teilnehmer eine Inszenierung mit dem Titel „Wenn Bilder sprechen könnten …“ vor, die auf dem Leben des Künstlers Alexander Wormsbecher basiert. Anhand seiner Gemälde und Dokumente konnte das Publikum das Drama der Deportation der Sowjetdeutschen nachempfinden.
Ebenso aktuell war die Arbeit mit künstlicher Intelligenz. Unter Anleitung von Referent Erik Kähm erstellten die Schülerinnen und Schüler einen Video-Essay zum Kinder- und Jugendbuch „Das Tor in eine bunte Welt/Auf den Pfaden wunderbarer Bücher“. Dadurch konnte man anschaulich zeigen, wie moderne Technologien zur Bewahrung des kulturellen Erbes eingesetzt werden können.
„Anfangs waren wir skeptisch gegenüber der Idee, neuronale Netze einzusetzen. Aber als wir das Video schneiden konnten, war klar: Es funktioniert wirklich! Jetzt möchte ich versuchen, diese Fähigkeiten in anderen Projekten anzuwenden“, sagte Workshop-Teilnehmer Matwej.
Abschluss: Lieder, Diskussionen und neue Horizonte
Der Abschlusstag begann mit einer deutschsprachigen Diskussionsrunde zum Thema „Russischdeutsche Küche. Modern oder altmodisch?!“ Die Jugendlichen diskutierten, wie traditionelle Gerichte heute adaptiert werden können und welchen Platz sie in der zeitgenössischen Kultur einnehmen.
Das Projekt gipfelte in der Präsentation ihrer Abschlussarbeiten. Die Theatergruppe präsentierte ihre Inszenierung, die Musikgruppe trug Lieder vor, darunter die lyrische Hymne der Russlanddeutschen „Wir fahren ruhig an der Wolga entlang“, und die Bastelgruppe präsentierte ihre selbst gebastelten Sprüche.
Juri Naumkin, Dozent an der Russischen Gnessin-Musikakademie, war ein besonderer Gast des Projekts. Er leitete Express-Workshops und berichtete über das reiche musikalische Erbe der Russlanddeutschen. Seine Teilnahme war ein Höhepunkt des Projekts.
Das Projekt endete mit der Übergabe von Dankesbriefen und einem Gruppenfoto. Wie die Teilnehmer selbst betonten, waren jedoch die Erfahrungen und Emotionen, die sie mit nach Hause nehmen würden, das Wertvollste.
Projektleiter Andreas Dell betonte die Bedeutung der Veranstaltung: „Es war uns wichtig, jungen Menschen zu zeigen, dass die russlanddeutsche Kultur nicht Vergangenes ist, sondern eine lebendige Tradition, die zeitgemäß neu interpretiert werden kann. Wir haben Geschichte, Kunst, Kulinarik und moderne Technologie kombiniert – und es wurde zu einer wahren Zukunftswerkstatt.“
Das Projekt wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der Deutscher Kultur im Rahmen des Förderprogramms der Russlanddeutschen realisiert.