Wir setzen unsere Vorstellung der Gewinner des Allrussischen Wettbewerbs „Die besten Namen der Deutschen in Russland” fort. Irina Georgiewna Gensler – ein Name, der für Ballettliebhaber gleichbedeutend ist mit höchster Kunstfertigkeit, makellosem Geschmack und unglaublicher Lebensfestigkeit.
Diese herausragende sowjetische Ballerina, Pädagogin und Professorin widmete sich fast 75 Jahre lang der Kunst des russischen Balletts und schaffte es von der Solistin des legendären Kirow-Theaters zur Meisterin, die mehr als eine Generation von Künstlern ausgebildet hat.
Der Beginn ihrer Karriere, überschattet vom Krieg
Irina Gensler wurde am 22. Juli 1930 in Leningrad in einer deutsch-russischen Familie geboren. Ihre Kindheit auf der Petrograder Seite war von herzlichen Familienfeiern und Musik geprägt. 1940 wurde sie in die Leningrader Choreografieschule aufgenommen – heute die Waganowa-Ballettakademie, doch ihre unbeschwerte Kindheit fand ein tragisches Ende.
Der Beginn des Krieges fiel für die zehnjährige Irina mit einer schrecklichen persönlichen Tragödie zusammen. Im November 1942 wurde ihr Vater, Georgi Iwanowitsch Gensler, aus politischen Gründen verhaftet. Einige Monate später wurde er zu sieben Jahren Lagerhaft verurteilt, und später wurde der Familie mitgeteilt, dass er „auf dem Weg gestorben“ sei. Die Repressionen machten auch vor anderen Verwandten nicht Halt: Zwei Brüder ihres Vaters starben ebenfalls in den Lagern, und ihre Großmutter wurde in eine Sonderkolonie in Baschkirien geschickt. Trotz dieser unglaublich schweren Prüfungen setzte Irina nach ihrer Rückkehr aus der Evakuierung ihre Ballettausbildung fort.
Ein glänzendes Debüt und eine Starkarriere auf der Bühne
1948, als Absolventin der berühmtesten pädagogischen Klasse – der Klasse von Agrippina Jakowlewna Waganowa – debütierte Irina Gensler brillant auf der Bühne des Kirow-Theaters – heute Mariinski-Theater – und führte in der Abschlussvorstellung einen energiegeladenen Krakowiak aus der Oper „Ein Leben für den Zaren“ auf
Ihre Theaterkarriere begann mit intensiver Arbeit im Corps de ballet, aber ihr einzigartiges Talent als Charaktertänzerin brachte sie schnell zu Hauptrollen. Von 1948 bis 1981 war Irina Gensler die führende Solistin des charakteristischen Repertoires. Wie Kritiker bemerken, wurde das gesamte charakteristische Repertoire des Balletts des Kirow-Theaters in den 50er bis 70er Jahren von ihrem emotional-dramatischen Talent als Tänzerin und Schauspielerin geprägt.
Ihre Rollenpalette beeindruckt durch Vielfalt und Tiefe. Sie war die erste Darstellerin vieler Rollen: die junge Zigeunerin in „Die steinerne Blume”, die gaditanische Jungfrau in „Spartacus”, die Hofdame in „Die Legende von der Liebe”. Irina Georgiewna spielte viele Schlüsselrollen: Mercedes und den Zigeunertanz in „Don Quixote“, Teresa in „Das Feuer von Paris“, spanische, ungarische und polnische Tänze in „Schwanensee“ und „Raimonda“, den russischen Tanz in „Der eherne Reiter“ und Dutzende andere.
Ihr Talent wurde mit hohen staatlichen Auszeichnungen gewürdigt: dem Titel „Verdienstvolle Künstlerin der RSFSR“ (1960) und dem Orden „Ehrenzeichen“ (1981). Sie wurde Preisträgerin internationaler Jugend- und Studentenfestivals in Moskau (1957) und Wien (1959). Ihren Abschiedsauftritt auf der Bühne ihres Heimat-Theaters gab Irina Georgiewna 1981 im Alter von 51 Jahren mit einer brillanten Darbietung des Krakowiak, mit dem sie ihre Karriere begonnen hatte.
Pädagogische Leistung: Bewahrung des Erbes
Nach Beendigung ihrer Karriere als Tänzerin verließ Irina Gensler das Ballett nicht. Seit 1972, als sie noch auf der Bühne stand, begann sie, an der Waganowa-Ballettakademie Charaktertanz zu unterrichten. Von 2002 bis Dezember 2023 gab sie ihr Wissen als Professorin für Charaktertanz, historischen Tanz und Schauspielkunst an der pädagogischen Fakultät weiter.
Die feierliche Jubiläumspreisverleihung findet in Moskau am 20. September statt. Die Organisatoren des gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlands herausragende Deutsche – 2025“ sind der Internationale Verband der deutschen Kultur und die Föderale national-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen.

