Experten: Dramaturgie des Kinos und der Ausstellung hat eines gemeinsam: den Wunsch, die Zuschauer zu faszinieren


Am 8. Juni fand im Heimatmuseum in Marx im Rahmen der Internationalen Konferenz für Museumskunde die Podiumsdiskussion zum Thema „Moderne Technologien zur Schaffung von Museumsausstellungen. Erfahrung von Museen in Russland und Deutschland“ unter Beteiligung von Experten und Museumsmitarbeitern aus Russland, der GUS und Deutschland statt.

Historikerin und Ethnographin aus Saratow Elena Arndt begann die Diskussion. Sie stellte die Möglichkeiten von 3D-ar markers vor und demonstrierte deren Verwendung in der Museumsarbeit. Sie sprach auch über das einzigartige holographische Projektionssystem, das im Gegensatz zum traditionellen Hologramm ermöglicht, das Ausstellungsobjekt nicht nur in allen Projektionsebenen zu betrachten, sondern auch das Objekt während des Vortrags vollständig zu verändern. „Dieses holographische Projektionssystem wurde in Skolkovo getestet. Nirgendwo auf der Welt gibt es so etwas!“, sagte sie stolz.

Dr. Ariane Karbe, Kuratorin und Dramatikerin von Ausstellungen in Berlin, stimmte zu, dass sehr wichtig sei, das Interesse an den präsentierten Materialien aufrechtzuerhalten. Hier sind alle Mittel gut, sowohl digitale als auch traditionelle. Noch wichtiger ist jedoch die Dramaturgie der Ausstellung. „Für mich als Ausstellungskuratorin mit 20 Jahren Erfahrung war es wichtig, eine neue Präsentationstechnik für die Ausstellung zu entwickeln. Und für diese Erfahrung habe ich mich an Drehbuchautoren gewandt. Natürlich muss die Filmdramaturgie nicht immer mit der Realität korrespondieren, oft ist es eine Fantasie. Die Ausstellung sollte uns zwar in die Realität eintauchen und historischen Tatsachen entsprechen, aber dennoch haben die Dramaturgie des Kinos und der Ausstellung etwas gemeinsames – den Wunsch, die Zuschauer zu faszinieren, ihre Neugier zu wecken“, schloss sie ihre Rede ab.

Edwin Warkentin, Kulturreferent des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold, sprach über seine Erfahrungen im Zusammenhang mit dem zunehmenden Interesse an der Geschichte der Russlanddeutschen. Er sah sich mit bestimmten Anforderungen konfrontiert, wie und mit welchen Mitteln er in Deutschland zu diesem Thema sprechen konnte. Gleich zu Beginn des Projekts mussten junge Menschen anhand von Museen und in Übereinstimmung mit den Ausstellungsthemen dieser Museen über die Geschichte der Russlanddeutschen informiert werden.

„Das spezifische Thema unseres Projekts, das der Geschichte der Spätaussiedler gewidmet ist, hat jedoch zu viel Aufmerksamkeit hervorgerufen. Die deutsche Gesellschaft hatte den Eindruck, dass in diesen Siedlungen etwas Verdächtiges geschah. Aus diesem Grund haben wir in der Schule ein Museum für die ursprüngliche Kultur der Russlanddeutschen eingerichtet. Und es war bereits mit dem Lehrplan der Schule verbunden und niemand stellte mehr Fragen“, fügte Edwin Warkentin hinzu.

In seinen Ausstellungen verwendet das Museum aktiv QR-Codes, die es den Schülern ermöglichen, alle Phasen der Geschichte mit einem Tablettrechner in der Hand zu durchlaufen.

Die Diskussion wurde vom Kurator der Ausstellungen, dem leitenden Referenten des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold Nico Wiethof fortgesetzt: „Ich bin sicher, dass keine Digitalisierung das echte Exponat ersetzen wird. Ein solches Objekt hat keine Aura, keine Geschichte. Dies ist nicht der Effekt, den das Original erzielt“, sagte er am Ende seines Berichts. Fast alle Teilnehmer der Podiumsdiskussion waren sich einig, dass die Digitalisierung in der Museumsarbeit die Exponate eher ergänzen als ersetzen sollte.

Im Gegensatz dazu hielt die Rede Ljudmila Rossenko, Leiterin der Abteilung Perspektivenentwicklung des Geschichtsparks „Russland – meine Geschichte“ (Saratow), in der sie sofort feststellte, dass kein einziges Original in ihrem Museum ausgestellt sei. „Unser Park ist eine solide Digitalisierung. Dies ist eine interaktive Plattform, die vollständig auf Multimedia-Medien kompiliert ist“, sagte sie.


Zur Kenntnis:

Die Geschichte des Rayons Marx ist eng mit der Geschichte der Russlanddeutschen verbunden. Die Stadt Marx (ehemals Marxstadt) war eines der Zentren des sozialen und kulturellen Lebens der Wolgadeutschen Republik. Das erste Staatliche Heimatmuseum in Marxstadt wurde 1919 gegründet. Das Museum befindet sich in einem Ziegelsteinhaus Anfang des 20. Jahrhunderts. Die Museumssammlung umfasst heute mehr als 6000 Exponate. Von besonderem Wert ist die Sammlung von Objekten der Ethnographie: weit vorgestellt sind Berufe, Handwerk und Gewerbe der Stadtbewohner, es gibt die einzigartige Möbelsammlung sowie die Ausstellung, die von der dramatischen Geschichte der Deportation der Wolgadeutschen berichtet. Organisatoren der Veranstaltungsreihe sind Internationaler Verband der deutschen Kultur, „Institut für Ethnokulturelle Bildung – BiZ“ und National-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen in Marx mit Unterstützung der Föderalen national-kulturellen Autonomie der Russlanddeutschen und des Jugendrings der Russlanddeutschen.

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