„Die Unbeugsamen“: der Dokumentarfilm über Zwangsarbeiter ist ins Deutsch übersetzt

Der Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ wurde im Rahmen des Gesamtrussischen Wettbewerbs „Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft – 2019“ ins Deutsch übersetzt. Das Projekt der Produktion der deutschsprachigen Version des Dokumentarfilms ist zum Preisträger des Wettbewerbs im Bereich „Kultur und Kunst“ geworden.

Die Premiere des Dokumentarfilms „Die Unbeugsamen“ fand 2018 am Vorabend eines der tragischsten Daten für die Russlanddeutschen statt. Der 28. August 1941 ist ein Tag, der das Schicksal der Familien der deutschen Siedlungen auf dem Territorium der Sowjetunion in zwei Teile gespalten hat. Das ruhige, gemessene, voller Arbeit und üblicher Freuden Leben brach über Nacht zusammen und öffnete den Weg zum Umherirren, Leiden, zur unrühmlichen Zwangsarbeit und zur Trennung von Verwandten und Freunden. Es ist auch symbolisch, dass die erste Massendemonstration des Films in Bogoroditsk am Tag des Bergarbeiters stattgefunden hat. Dieser Film ist nichts anderes als eine Hommage an diejenigen, die unter den schlimmsten Bedingungen die im 1941 zerstörten Kohlengruben des Moskauer Kohlebecken aus den Ruinen gehoben haben.

Die Premiere des Filmes sammelte mehr als hundertfünfzig Nachkommen von Zwangsarbeitern, die aus allen Teilen der zentralen und nordwestlichen Region nach Bogoroditsk kamen. Später fanden in vielen National-kulturellen Autonomien der Russlanddeutschen die Präsentationen des Filmes und die „runden“ Tische statt, wo es über den Film lebhaft diskutiert wurde. Jede solche Veranstaltung verursachte einen Anstieg der Erinnerungen an die Schicksale der Eltern, Großeltern und für jemanden auch Urgroßeltern. Viele dieser Geschichten können die eigentliche Grundlage für die weiteren historischen Werke sein.

Auf dem IV. Internationalen Filmfestival „Väter und Kinder“ wurde der Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ als Gewinner des 1.Grades in der Kategorie „Dokumentarfilm“ anerkannt. Mit dem Sonderpreis vom Musikjury des Festivals ist auch die Arbeit des Filmkomponisten Leonid Jeremin ausgezeichnet.

Bei einer Veranstaltung in Berlin fand die Demonstration der russischen Version von „Den Unbeugsamen“ statt. Die Partnerorganisationen des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur interessierten sich für den Dokumentarfilm und äußerten die Meinung über die Notwendigkeit seiner Übersetzung ins Deutsch, da das vom Filmteam gesammelte Material sowohl für die Russlanddeutschen, die nach Deutschland gezogen sind, als auch für die Ureinwohner von Interesse ist.

„Der Film erinnert an die tragischen Seiten der Geschichte Russlands, zeugt von der Widerstandsfähigkeit der Russlanddeutschen, die, nachdem sie Vergessenheit und Not erlebt hatten, einen unschätzbaren Beitrag zur Wiederherstellung und Entwicklung des Staates geleistet haben“, sagt Olga Martens, erste stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur. – „Die Jugendlichen müssen ihre Geschichte kennen, egal wie dramatisch sie auch sein mag. Denn Wissen ist wertvoll, weil es daran erinnert, wie zerbrechlich die Welt ist und wie wichtig heute starke, freundliche Beziehungen zwischen den Völkern sind. Das Projekt der Ausgabe der deutschsprachigen Version des Films ‚Die Unbeugsamen‘ wurde vom Organisationskomitee des Förderwettbewerbs ‚Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft – 2019’ aus mehreren Gründen unterstützt. Erstens, ist die Erhaltung des kulturellen und historischen Erbes eine Priorität für jedes Volk, und der Dokumentarfilm ermöglicht es, diese Aufgabe in vollem Umfang zu lösen.

Zweitens, erweitert die Existenz des Films in zwei Sprachenversionen das Publikum in Deutschland und Russland. Drittens, ist dieses Projekt überregional: das Team der Autoren des Films von der zentralen und nordwestlichen Region hat sich mit einer kreativen Gruppe von Übersetzern des Deutsch-Russischen Hauses in Tomsk zusammengetan, was ein Indikator für die Einheit der Russlanddeutschen Gemeinschaft ist.“

„In unserem Team haben sehr erfahrene Übersetzer gearbeitet”, führt Alexander Geyer, Leiter der Übersetzungsgruppe des Projekts „Die Unbeugsamen“, das Gespräch weiter. – „Dennoch haben wir mit dem neuen spezifischen Vokabular konfrontiert: Zwangsarbeit, Sondersiedlung, Kohlenbergwerk, Zusammenbruch, Schlachtung. Besonders heftigen Streit hat die Übersetzung des geographischen Namen ‚Moskauer Vorortskohlebecken‘ verursacht, das heute keine territoriale Beziehung zu den Vororten Moskaus hat. Heute befinden sich die geschlossenen Kohlenbergwerke auf den Territorien der Regionen Rjasan und Tula.

Eine neue Erfahrung für uns war auch die Vertonung des Filmes. Für jeden von uns war es wichtig, nicht nur den Text auf Deutsch vorzulesen, sondern auch die Worte der Helden zu begreifen und zu versuchen, ihre Gefühle und Emotionen mit Stimmfärbung zu vermitteln. So klang, zum Beispiel, der Text im Original ziemlich trocken, der Sprecher konstatierte historische Ereignisse, und die Rede von Filmheldinnen Maria Seifert und Anna Denk, die alle Nöten der Zwangsarbeit bestanden hatten, unterschied sich im Gegenteil durch Intonationsgefühle. Und wir haben versucht all diese Besonderheiten in der deutschen Version des Filmes zu vermitteln.

Die Geschichte der Deportation und der Zwangsarbeit ist mir als Russlanddeutschen gut bekannt, aber meine Übersetzerkollegen Nikolai Loginow, Elena Lissunenko und der Tontechniker Alexander Reschetnikov haben für sich neue Seiten der Geschichte entdeckt. Und man muss sagen, dass die gemeinsame Arbeit an der Produktion der deutschsprachigen Version des Dokumentarfilms zu einer gewissen Einheit und Verständigung beigetragen hatte.“

„Die deutschsprachige Version des Films ‚Die Unbeugsamen‘ ist eine Gelegenheit, für die Nachkommen die wahre Geschichte über das Leben der Russlanddeutschen in den Sondersiedlungen zu bewahren. Eine Geschichte, über die man noch vor kurzem unmöglich zu sprechen war“, so die Projektleiterin, die stellvertretende Vorsitzende des Zwischenkoordinationsrates der Begegnungszentren der Russlanddeutschen für Sozialarbeit der zentralen und nordwestlichen Region Russlands Natalia Dempke. – „Viele Russlanddeutsche, die die Zwangsarbeit bestanden haben oder in einer Sonderansiedlung geboren wurden, sind nach Deutschland umgezogen. Für uns war es sehr wichtig, ihre Geschichte für die in der BRD lebenden Nachkommen zu bewahren, denn die Generation der Enkel und Urenkel beherrscht fast keine russische Sprache mehr.

Der Dokumentarfilm ‚Die Unbeugsamen‘ ist nicht nur eine Übersetzung des russischsprachigen Materials. Dies ist eine neue Version des Filmes in deutscher Sprache. Dem Film wurde ein sehr rührendes Gedicht hinzugefügt, das auf Plattdeutsch gedichtet und im Filmrahmen von einer der Filmheldinnen Maria Seifert vorgetragen wurde. Sie erzählt mit Nostalgie in poetischen Zeilen von ihrer lieben Heimat an der Wolga.

Darüber hinaus haben wir die deutschsprachige Version mit einzigartigen Fotos über das Vorkriegsleben in der Wolga-Region ergänzt. Auf den Bildern sind glückliche Gesichter von Arbeitern und Kolchosbauern. Sie zeigen in aller Pracht und Fülle die Früchte ihrer Arbeit auf landwirtschaftlichen und industriellen Ausstellungen. Von den Fotos lächeln uns die spitzbübische Kinder im Kindergarten, in der Schule und im Pionierlager an. Sie sind satt, gut gekleidet und von der Liebe und Fürsorge der Eltern geheizt. Und daraus wird in der deutschsprachigen Version der Kontrast zwischen dem glücklichen, gemessenen, wohlhabenden, ‚bürgerlich-sowjetischen‘, ich würde so sagen, Leben im Wolga-Gebiet und der unmenschlichen Existenz der Zwangsarbeit hinter Stacheldraht schriller.“

Die elektronischen Kopien von Fotos des Wolga-Gebietes in der Vorkriegszeit wurden von Museumsfonds des Saratower Bezirksheimatkundemuseums, des Heimatkundemuseums von Marx – Filiale des Saratower Bezikrsheimatkundemuseums, des Heimatkundemuseums der Stadt Engels und des Staatlichen historischen Archivs der Wolgadeutschen zur Verfügung gestellt.

„Für unsere gesamte kreative Gruppe ist dieses Projekt eine einzigartige Erfahrung“, teilt die Autorin des Drehbuchs, Olga Ossetrowa, ihre Eindrücke mit. – „Keiner in unserer Mannschaft hat mit einem fremdsprachigen Material gearbeitet, deshalb setzten wir eine große Hoffnung auf unsere Linguistin und Beraterin, Spracharbeitkoordinatorin der zentralen und nordwestlichen Region Elena Roshchupkina. Sie hat uns geholfen, eine ziemlich schwierige Aufgabe zu lösen: die Gesten- und Mimikakzente der Helden in der deutschen Version des Films zu behalten. Wir danken den Experten des Gesamtrussischen Wettbewerbs ‚Russlanddeutsche in der Avantgarde der Zukunft‘ und dem Internationalen Verband der deutschen Kultur für die Unterstützung von Projekten zur Erhaltung des Kulturerbes der Russlanddeutschen.“

Es ist erwähnenswert, dass die Dokumentaristen in einer schwierigen Zeit der Selbstisolierung nicht untätig sitzen. Das kreative Team beschloss, die russischsprachige Version des Films „Die Unbeugsamen“ mit Fotos über das Vorkriegsleben der Russlanddeutschen an der Wolga zu ergänzen.

Der Dokumentarfilm „Die Unbeugsamen“ wurde mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur im Rahmen des Unterstützungsprogramms für Russlanddeutsche in der Russischen Föderation nach dem Beschluss der Deutsch-Russischen Regierungskommission für die Angelegenheiten der Russlanddeutschen geschaffen. Die Premiere der russischsprachigen Version des Filmes fand am 25. August 2018 in Bogoroditsk des Gebiets Tula statt.

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