Engagement der Organisationsleiter ist schlüsselhaft für stabile Arbeit in der Region


Die Leiter und Aktivisten der öffentlichen Organisationen der Russlanddeutschen der Zentral- und Nordwestlichen Regionen Russlands sind zu einem Arbeitstreffen zusammengekommen, um die Ergebnisse von zwei Jahren ethnokultureller Arbeit in der Region zusammenzufassen und Pläne für zukünftige Aktivitäten zu besprechen.

Zu dem Arbeitstreffen waren unter anderem die Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur, Jelisaweta Graf, die stellvertretende Vorsitzende des IVDK, Jelena Geidt, und die leitende Managerin der Abteilung für regionale Maßnahmen, Tatjana Wewer, eingeladen.

Eine Aktivistin der sozialen Bewegung der Russlanddeutschen, Olga Ossetrowa, berichtete über die Aktivitäten in der Region. Sie betonte, dass die öffentlichen Organisationen der Russlanddeutschen der Zentral- und Nordwestlichen Regionen trotz der schwierigen Situation stabil arbeiten und alle wichtigen Sprach-, Jugend-, ethnokulturellen und sozialen Projekte aufrechterhalten würden.

Von 2021 bis 2022 wurden Dokumentarfilme zur Stärke der Arbeit in der Region. So fand am 28. August 2021 die Netzwerkpremiere des Films „Newybrannoje wremja, neschdannaja sudba“ (deutsch: „Ungewählte Zeit, unerwartetes Schicksal“) statt, der in der Region Archangelsk zum 80. Jahrestag der Deportation der Sowjetdeutschen gedreht und den Arbeitern der Arbeitsarmee (Trudarmee) – den Erbauern der Brücke über den Fluss Nördliche Dwina – gewidmet wurde. Die Premierenvorführung begann am 28. August in Kotlas, wurde in den Städten Kostroma und Sergijew Possad fortgesetzt und endete in Moskau.

Unter den Umständen der Einschränkungen im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Coronavirus fanden in Kolomna die Premieren der Dokumentarfilme „Der Mensch mit reinem Herzen“ und „Kolesnizy Progressa“ (deutsch: „Wagen des Fortschritts“) im gemischten Format statt.

Über die Premiere des Dokumentarfilms „Der Mensch mit reinem Herzen“ lesen Sie in unserem Artikel, der die Geschichte des Komponisten Nikolai Struwe in Kolomna berichtet.

Mehrere große Dokumentarfilmprojekte wurden von der regionalen öffentlichen Organisation der Russlanddeutschen „Gesellschaft Anfang“ in Rjasan produziert. So wurde im Jahr 2021 mit Unterstützung des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur das Videoprojekt „Verschiedene Schicksale eines Volkes“ über mehrere Generationen der herausragenden Russlanddeutschen Rjasans und den ersten Teil des Films „Ryzar dolga i tschesti“ (deutsch: „Ritter der Pflicht und Ehre“) über Wladimir von der Launitz präsentiert. Und bereits im Jahr 2022 wurde der zweite Teil des Films über von der Launitz mit Dreharbeiten auf seinem Anwesen im Dorf Kargaschino in der Region Rjasan präsentiert. Die „Gesellschaft Anfang“ veranstaltete auch ein groß angelegtes ethnokulturelles Projekt „Tanz ist Seele und Leben des Volkes“.

In diesem Jahr feierten die Russlanddeutschen von Rjasan außerdem zwei Jubiläen: Die „Gesellschaft Anfang“ wurde 25 Jahre alt und das deutsche Tanzensemble „Tanzdorf“ feierte 10 Jahre des Bestehens. Lesen Sie unter dem Link über die Geschichte des Kollektivs und die Feierlichkeiten zu seinem 10-jährigen Jubiläum.

Die Premiere des Exkursionsfilms „Multinationales Smolensk“ fand auf der Abschlusssitzung des Rates des Kongresses der Nationalen Organisationen des Gebietes Smolensk statt. Außerdem veranstaltete die Smolensker öffentliche Organisation „Deutsch-Russisches Haus“ einen Theater- und Literaturfestivalwettbewerb „Im Anfang war das Wort“.

Die Stadt Tula wurde zum Zentrum der Spracharbeit. Die Leiter und Aktivisten der Regionalen deutschen national-kulturellen Autonomie Tula überarbeiteten mehrere traditionelle Projekte im Rahmen der Spracharbeit in neuen Formaten. Im Jahr 2021 veranstalteten die Leiter der ethnokulturellen Klubs in Tula einen Netzwerk-Sprachmarathon „Spiel mit uns. Lerne mit uns.“ An dem Projekt beteiligten sich Organisationen aus dem Gebiet Tula und dem Gebiet Moskau. Im Jahr 2022 fanden in Jasnaja Poljana erstmals Sommersprachtreffen für Kinder und Eltern statt. Die national-kulturelle Autonomie der Deutschen Petrosawodsk führten auch eine Reihe der Sprachprojekte durch. Zum ersten Mal fand in Tula ein Klub für Liebhaber der deutschen Sprache im intensiven Format für Leiter und Aktivisten öffentlicher Organisationen und Jugendklubs in der Zentral- und Nordwestlichen Regionen statt (lesen Sie hier darüber). Mehrere Generationen von Aktivisten trafen sich an einem Ort, um die Redefähigkeit zu verbessern und sich gegenseitig die nationalen Traditionen der deutschen Volksgruppe beizubringen. Das Projekt war für Leiter der Sprachklubs und Studenten von Sprachuniversitäten aus dem Kreis der Russlanddeutschen interessant. Es war eine sehr erfolgreiche Erfahrung, sowohl ein Arbeitstreffen als auch einen Klub im intensiven Format abzuhalten. Das von den Projektorganisatoren gesetzte Ziel, möglichst viel neues methodisches Material auf Deutsch bereitzustellen, wurde erfolgreich erreicht. In der Region werden bereits neue Praktiken angewendet. Der Höhepunkt der Aktivitäten der Organisation war das Jugendsprachenprojekt, das es ermöglichte, die Hochzeit der Russlanddeutschen zu rekonstruieren – von der Begegnung mit dem Brautpaar bis hin zum Abnehmen des Brautkranzes.

In diesem Jahr wurde Kostroma zum Austragungsort des Kulturfestivals der Russlanddeutschen und vereinte die interessantesten kreativen Gruppen der Region.

Für die National-kulturelle Autonomie der Russlanddeutschen Kotlas hatte die Teilnahme am Festival eine besondere Bedeutung: Nachdem die die Gesangs- und Tanzgruppe in die Heimatstadt zurückgekehrt war, erhielt sie zahlreiche Einladungen zu verschiedenen Veranstaltungen in der Region Archangelsk. Letztes Jahr feierte die NKA Kotlas ihr 25-jähriges Bestehen. Und in diesem Jahr feiert die Leiterin des Begegnungszentrums der Russlanddeutschen, Galina Petrowa (Rakko), gleich zwei Jubiläen: ein persönliches, ihren Geburtstag, und ein mit ihrem sozialen Engagement verbundenen – den zwanzigsten Jahrestag der Leitung des Zentrums.

Die Lokale deutsche national-kulturelle Autonomie Bogorodizk leistet hervorragende Arbeit. Ihre Leiterin Ljudmila Besborodowa (Gerber) initiiert trotz gesundheitlicher Probleme Veranstaltungen zu traditionellen Feiertagen. Das sind immer spannende Ereignisse. Und immer ein Triumph der deutschen Küche! Der Stolz der Organisation ist der Museumsraum über das Leben der Russlanddeutschen-Trudarmisten. Die Ausstellung wird ständig mit neuen Exponaten aktualisiert. Autonomieaktivisten führen regelmäßig Exkursionen für Schüler durch.

Die Tätigkeit der Leiterin der Skopinskij-Zweigstelle der Rjasaner regionalen öffentlichen Organisation der Russlanddeutschen „Gesellschaft Anfang“ Swetlana Schneider umfasst hauptsächlich die Aktivitäten zur Seniorenpflege. Es gibt eine erstaunliche Person in der Organisation – die Aktivistin Olga Judina. Aufgrund des Alters und gesundheitlicher Probleme hat sie das Haus mehrere Jahre lang nicht verlassen. Aber jedes Jahr werden zum traditionellen Fest der Volkskulturen die Nationalgerichte der deutschen Küche zubereitet und präsentiert.

Am Vorabend zweier weiterer großer Jubiläen hatte ein Arbeitstreffen von Leitern und Aktivisten der Organisationen der RD der Zentral- und Nordwestlichen Regionen stattgefunden. Die Stiftung zur Förderung und Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen „Deutsch-Russisches Begegnungszentrum in der Petrikirche von St. Petersburg“ feiert ihr 30-jähriges Bestehen! Dank der Aktivitäten der Organisation begannen Tausende Russen fließend Deutsch zu sprechen. Das Begegnungszentrum der RD brachte Menschen unterschiedlichen Alters zusammen. Mitarbeiter und Aktivisten der Organisation kümmern sich um die Senioren und legen dabei einen besonderen Wert auf die Sorge für Soldaten der Arbeitsarmee und die Überlebenden der Belagerung Leningrads. Großartige Projekte werden von Mitgliedern des Jugendklubs „Jugendblitz“ umgesetzt. Im Jubiläumsjahr entstand in der nördlichen Hauptstadt ein neuer Familienklub „Von klein bis groß“, in dem sich Eltern und Kinder wohlfühlen. Besondere Aufmerksamkeit verdienen die Forschungsaktivitäten der Organisation. Gemeinsam mit dem Museum für Anthropologie und Ethnographie Peter des Großen (Kunstkammer) der Russischen Akademie der Wissenschaften wurden mehr als zwanzig Konferenzen zum Thema „Die Deutschen von St. Petersburg: ein biografischer Aspekt“ vorbereitet und abgehalten.

Das deutsche Liederensemble „Lorelei“ tritt seit zwanzig Jahren erfolgreich auf und ist zum Markenzeichen der Volksmusikkultur der Russlanddeutschen geworden. Das 2013 im Rahmen der Stiftung zur Förderung und Entwicklung der russisch-deutschen Beziehungen „Russisch-Deutsches Begegnungszentrum“ gegründete Ensemble war die erste russische Gruppe, die Lieder in zwei Sprachen gleichzeitig aufführte – Russisch und Deutsch. In dieser Zeit erschienen acht Sammelbände „Beliebte deutsche Lieder“, die sich bei Leitern von Gesangsgruppen in Russland und Deutschland großer Beliebtheit erfreuen.

Petrosawodsk ist zur Hauptstadt der ethnischen Mode der Russlanddeutschen und zur wichtigsten Plattform der Region für wichtige Jugendprojekte geworden. Die Leiterin der National-kulturellen Autonomie der Deutschen Petrosawodsk Lydia Knoll arbeitete zusammen mit den Designerinnen Olga Gorjunowa und Jewgenia Makkojewa daran, das authentische Volkstracht der Wolgadeutschen nachzubilden und neue Konzertkostüme für das ethnografische Ensemble „Volkskarussell“ zu schaffen. Jetzt tragen auch Künstler kreativer Gruppen aus dem Ural und Sibirien diese historisch korrekten Nationalkostüme.

Valeria Bühler, Koordinatorin und Vorsitzende des Rates für Jugendarbeit der Zentral- und Nordwestlichen Regionen, hielt einen Vortrag über die Jugendarbeit. Sie wies darauf hin, dass es aktuell in der Region neun Jugendklubs und -organisationen tätig sind. Initiativgruppen und Aktivisten gibt es in Sergijew Possad, Jaroslawl, Archangelsk und Wologda. Die Jugendorganisationen der Zentral- und Nordwestlichen Regionen arbeiten über ihre geplanten Ziele hinaus. So waren im Jahr 2022 vier Projekte geplant und zehn umgesetzt. Darunter sind das überregionale Festival „Jugend in der ethnokulturellen Welt“, die Kreativwerkstatt in Iwanowo, die Erstellung eines Postkartensets „365 Tage Tanzen“. Sehen Sie sich Postkarten in unserem Material an. Besonders bemerkenswert ist das Interregionale Projekt zur Bewahrung des historischen Gedächtnisses der Russlanddeutschen, das in Medweschjegorsk stattfand und die Erinnerung an die gefallenen Landsleute an der Hinrichtungsstätte Sandarmoch aufrechterhielt.

Der Regionale Jugendrat ist Initiator von Online-Veranstaltungen, an denen junge Männer und Frauen aus ganz Russland teilnehmen. So fanden Veranstaltungen zum Tag der Russischen Wissenschaft und eine Reihe literarischer Abende per Videokonferenz statt. Auch dieses Jahr endet damit, dass die Zahl der erfolgreich umgesetzten Projekte die Planungen übersteigt.

Erwähnenswert ist, dass Valeria Bühler vor etwas mehr als zwei Jahren zur Koordinatorin für Jugendarbeit gewählt wurde. In dieser kurzen Zeit brachte sie die Aktivitäten der Region auf ein qualitativ neues Niveau und vereinte aktive Führungskräfte um sich. Ihre Bemühungen wurden mit dem ersten Preis des Jugendrings der Russlanddeutschen in der Kategorie „Aktivistin des Jahres“ gewürdigt.

Die Koordinatorin der Sozialarbeit, Polina Lenz, sprach emotional über die Notwendigkeit, die Unterstützungsmaßnahmen für ältere Menschen zu entwickeln. Historisch gesehen gibt es in der Region Städte und Gemeinden, in denen massenhaft Russlanddeutsche leben, die Repressionen überlebt haben. Dabei handelt es sich um die Gebiete ehemaliger Bergwerke des Kohlebeckens des Gebietes Moskau in den Regionen Tula und Rjasan. Während des Krieges arbeiteten mehr als fünfzehntausend Arbeiter der Trudarmee der Russlanddeutschen in den Kohleunternehmen von Kemerowo, während insgesamt mehr als siebzehntausend Menschen in den Minen des Kohlebeckens des Gebietes Moskau arbeiteten. Heute leben in diesen Städten und Arbeitersiedlungen die Kinder von Soldaten der Trudarmee, die die Bitterkeit des Exils mit ihren Eltern teilten. Den meisten von ihnen war aufgrund ihrer Nationalität keine angemessene Ausbildung möglich. Sie waren gezwungen, sich mit schlecht bezahlter nicht qualifizierten Arbeit zufrieden zu geben. Die Gesundheit der meisten von ihnen ist seit ihrer Kindheit beeinträchtigt: Sie lebten in feuchten Baracken. Daher wird in der Zentral- und Nordwestlichen Regionen der Sozialarbeit große Aufmerksamkeit geschenkt.

Die erfolgreiche Umsetzung sozialer Projekte ist dank der Erfahrung und Verantwortung lokaler Leiter möglich geworden, die die Mitglieder ihrer Organisationen sowie deren Bedarf an bestimmten Formen der Sozialhilfe gut kennen. Besonderen Dank drückte Polina Lenz der Leiterin aller großen Sozialprojekte, der Vorsitzenden der Lokalen deutschen National-Kulturellen Autonomie der Stadt Kolomna, Marina Lass, und den Freiwilligen aus, die für die Sammlung und Bearbeitung der notwendigen Unterlagen verantwortlich sind für die Bereitstellung sozialer Hilfe für bedürftige Rentner.

Die Ergebnisse des Arbeitstreffens fasste die stellvertretende Vorsitzende des Internationalen Verbandes der deutschen Kultur, Jelena Geidt, zusammen:

Es ist erfreulich, dass in den Zentral- und Nordwestlichen Regionen fürsorgliche und verantwortungsbewusste Menschen arbeiten, die sich dafür einsetzen, das soziale Leben von Organisationen erfüllend und produktiv zu gestalten. Ich möchte die aktive Arbeit des Jugendrates und die kompetente Informationsarbeit in der Region zur Popularisierung des ethnokulturellen Erbes unserer Volksgruppe hervorheben. Ich bin sicher, dass wir in enger Zusammenarbeit brillante Projekte umsetzen und die kühnsten Pläne realisieren können.

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